Governing Poor Spaces. Homeless encampments and the new management of housing insecurity in the US The financial and urban crisis of 2008 highlighted once again the sustained problem of homelessness in the US. The iconic image of housing crisis and insufficient welfare provision are the growing homeless encampments or tent cities which pose a significant problem for local governance. Focusing on the local responses to homeless encampments this dissertation analyzes the transformation of homeless management in the neoliberal welfare state, and inquires how spatial practices of informal survival conflict but also resonate with new forms of managing the non-propertied in propertied space. In contrast to the dominant strategies of criminalizing homeless survival, several cities in the US have legalized camps and established them as alternative shelter spaces. Such regulatory experiments are interpreted in ambiguous ways: where some identify this as pragmatic and humane policy to expand capacity of shelter at low cost, others interpret it as progressive policy that recognizes the informal self-help as valuable resource, some recognize these self-help communities as act of collective empowerment of the non-propertied to claim a first step to the human right to housing, others fear the emergence of new substandard shelter that fit the neoliberal imperatives of austerity. This dissertation responds to the call of critical geographers for more nuanced analysis of homeless management and the local state by analyzing how poverty is governed through space. It re-visits central debates on the governance of urban marginality, highlights explanatory strengths and weaknesses, and conceptualizes homeless management as specific project of poverty governance. Drawing on theories of hegemony, homeless management is understood as political strategy that is not limited to manage the homeless populations with more or less coercion or care, but aims to neutralize the nexus of homelessness and housing insecurity in order to stabilize the hegemony of propertied citizenship. The struggle over the legalization of homeless camps presents a sharp lens to examine the current re-calibration of state governance of urban marginality, i.e. the current mix of penal, welfare and informal strategies that are used to manage (and neutralize) homelessness. A critical and relational policy analysis is applied to examine comparatively the process of policy-making in the local state: addressing the roles of homeless advocates and activists, charitable and non-profit service providers, and local government actors in co-shaping the process of regulatory experimentation. Highlighting path-dependent corridors of contingency the three empirical cases of Seattle, Fresno and Ontario show how the legalization of homeless camps emerges as result of multiple distinct crises of homeless management. The legalized camps depict new welfare state spaces with different socio-spatial compromises between state control and homeless claims for a right to shelter and self-determination. Specifying how the neoliberal and paternalist components of homeless management are re-worked and searching for a paradigmatic case, the comparison shows why self-governed camps are more likely to stabilize local hegemony than top-down governed camps. To contextualize the case studies, the last chapter discusses why such solutions were viable in some cities but remain marginal. Re-questioning the neoliberal policy fit of legalized homeless camps as cheap and self-managed shelter extension of homeless relief, the case studies allow to trace the emergence of a new national hegemonic project to determine local policy-making: focused on “ending homelessness” through housing first. Despite its failures evidenced by growing numbers of unsheltered homeless, the promise for “ending homelessness” is successful in addressing the unresolved crises of homeless management in a new way. But in the name of an ideal to come, local compromises that respond to immediate shelter need are marginalized. Analyzing local struggles for necessary and adequate shelter and housing in relation to the national policy developments this dissertation explains how in the current conjuncture homelessness is dealt with and structural housing insecurity is neutralized again. While the political terrain for local compromises contracts as claims for recognizing spaces of survival with more decency through autonomy are marginalized again, the work concludes by pointing to a new perspective developed by movements: they continue to challenge their neutralizing by claiming space through a legal right for survival.
Über das Regieren der Räume der Armen. Zeltlager Wohnungsloser und das neue Management der Wohnungsnot in den USA. Die 2008 einsetzende globale Finanzkrise hat ein Schlaglicht auf das anhaltende Problem der Wohnungsnot in den USA geworfen. Zum ikonischen Bild dieser Wohn- und Wohlfahrtskrise sind die Zeltlager oder Zeltstädte Wohnungsloser geworden, die ein signifikantes Problem für lokale Regierungen darstellen. Mit dem Fokus auf den lokalen Umgang mit diesen Zeltlagern analysiert diese Dissertation die Transformation des Wohnungslosenmanagements im neoliberalen Wohlfahrtstaat und lotet aus, in welcher Weise informelle sozial-räumliche Praktiken des Überlebens in Konflikt geraten aber auch konstitutiv werden für neue Bearbeitungsweisen der Besitzlosen. Im Unterschied zu den vorherrschenden Strategien der Kriminalisierung von Wohnungs-losigkeit haben mehrere Städte begonnen, solche Zeltlager als alternative Formen der Wohnungslosenunterkünfte zu legalisieren. Diese regulatorischen Experimente rufen kontrastierende Deutungen hervor: wo die einen eine pragmatische humane Politik sehen, um kostengünstig mehr Unterkünfte zu ermöglichen, andere die gemeinsame Selbsthilfe als eine wichtigen Akt der Selbstermächtigung anerkennen, wo informelle Zeltlager ein erster Schritt zur Einforderung des Menschenrechts auf Wohnen sind, erkennen andere in dieser Institutionalisierung eines neuen Substandards vor allem eine dem Austeritätszwang entsprechende neoliberale Deformation des Wohlfahrtstaats. Als Beitrag zur politischen Geographie folgt diese Dissertation der Aufforderung kritischer Geographen, Wohnungslosenmanagement und den lokalen Staat nuancierter zu analysieren indem sie untersucht, wie Armut durch Raum regiert wird. Die Arbeit greift zentrale Debatten über das Regieren der urbanen Marginalität auf, betont Stärken und Schwächen der jeweiligen Erklärungskraft, und konzeptionalisiert Wohnungslosenmanagement als spezifisches Projekt des Regierens der Armut. Mit Bezugnahme zu Theorien der Hegemonie wird Wohnungslosenmanagement als politische Strategie verstanden, die nicht nur wohnungslose Populationen mit mehr oder weniger Zwang und Fürsorge managt sondern bestrebt ist, den Zusammenhang von Wohnungslosigkeit und Wohnungsnot zu neutralisieren, um die Hegemonie des Besitzbürgertums zu stabilisieren. Die Auseinandersetzungen über die Legalisierung von Wohnungslosenlagern bietet ein Brennglas zur Untersuchung der gegenwärtigen Rekalibrierung des Regierens der Armen als Mischung von strafenden, wohlfahrtsbasierten und informellen Strategien zur Bearbeitung der Wohnungslosigkeit. Durch eine kritische und relationale Politikanalyse wird der Prozess der Politikgestaltung im Lokalstaat vergleichend untersucht. Drei Fallstudien zeigen wie die Legalisierung von Wohnungslosenlagern in Reaktion auf multiple Krisen des Wohnungslosenmanagement entsteht. Die Analyse der regulatorischen Experimente berücksichtigt insbesondere die Rolle der Interessenverbände Wohnungsloser und Aktivisten, der wohltätigen Organisationen und Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe, und der lokalen Regierungen und Verwaltungen. Die legalisierten Lager stellen neue Räume des Wohlfahrtstaates dar mit unterschiedlichen Kompromissen zwischen staatlichen Kontrollansprüchen und den Forderungen der Wohnungslosen für ein Recht auf Unterkunft und Selbstbestimmung. Während die Dissertation zeigt, wie neoliberale und paternalististische Elemente des Wohnungslosenmanagements neu zusammengesetzt werden, wird weiter geprüft inwieweit die Fallstudien eine paradigmatische Neuerung lokalen Wohnungslosenmanagements aufzeigen: der Vergleich der drei empirischen Fallstudien von Seattle, Fresno und Ontario zeigt warum selbstverwaltete Lager eher zur Stabilisierung lokaler Hegemonie beitragen als top-down regulierte Lager. Zur Kontextualisierung der Fallstudien greift das letzte Kapitel die Frage auf, warum diese lokalen Experimente Ausnahmen bleiben. Die Annahme hinterfragend, dass regulierte Wohnungslosenlager den neoliberalen Politikanforderungen entsprechen, da sie eine billige und selbst-verwaltete Ergänzung der Wohnungslosenhilfe darstellen, zeigen die Fallstudien wie lokale Politikgestaltung zunehmend durch ein neues nationales Hegemonieprojekt bestimmt wird: Wohnungslosigkeit soll durch housing first beendet werden. Gleichwohl die steigende Zahl der Wohnungslosen ohne Unterkunft das Scheitern dieses Versprechens verdeutlicht, zeigt es sich erfolgreich, da es die ungelösten Krisen des Wohnungslosen-managements in einer neuen Weise anpackt. Im Namen dieses angestrebten Ideals werden lokale Kompromisse, die auf die unmittelbare Not Wohnungsloser eingehen, erneut marginalisiert. Mit dieser Analyse der Auseinandersetzungen um notwendige und angemessene Unterkünfte und Wohnungen im Lokalstaat zeigt die Dissertation wie in den Jahren vor und nach der globalen Finanzkrise in den USA strukturelle Wohnungsnot bearbeitet und erneut politisch neutralisiert wird. Während sich im Kontext des neuen Hegemonieprojektes die politischen Möglichkeitsfenster zur Aushandlung lokaler Kompromisse für besseres Überleben durch Autonomie der Wohnungslosen verengen, endet die Arbeit mit Blick auf aktuelle Bewegungskämpfe Wohnungsloser: die Besitzlosen stellen ihre Neutralisierung erneut in Frage, indem sie ihren Platz durch einen Rechtsanspruch auf Überleben einfordern.