Das Adenokarzinom der Prostata ist in Deutschland die am häufigsten diagnostizierte Krebserkrankung bei Männern. Die derzeitige Therapie umfasst operative, strahlen- und chemotherapeutische Ansätze und bringt ein breites Nebenwirkungsspektrum mit sich. Ein vielversprechender neuer Therapieansatz gegen maligne Erkrankungen ist der gezielte Angriff auf Tumorgefäße unter Verwendung des perivaskulär lokalisierten Neoangiogenesemarkers ED-B als Target, da solide Tumore auf Neoangiogenese angewiesen sind, um ihr Wachstum aufrechtzuerhalten. Bislang wurde ED-B schon in einigen Karzinomarten, nicht jedoch im Prostatakarzinom nachgewiesen. Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung der ED- B-Expression im Adenokarzinom der Prostata und Lymphknotenmetastasen im Vergleich zu normalem Prostatagewebe und der benignen Prostatahyperplasie. Es wurden 68 Präparate verschiedener Differenzierungsgrade des Adenokarzinoms der Prostata, 5 Präparate mit Lymphknotenmetastasen, 4 Präparate mit benigner Prostatahyperplasie und 6 vollständig resezierte gesunde Prostatae, die keine pathologischen Veränderungen aufwiesen, analysiert. Die Doppelfluoreszenzfärbung an Paraffinschnitten erfolgte mit den monoklonalen Antikörpern !CD34 (Gefäß- /Endothelmarker) oder MX1 (ED-B), anschließender Markierung mit Fluoreszenzfarbstoffen und Auswertung am konfokalen Mikroskop. Die immunhistochemische Färbung an Paraffinschnitten wurde ebenfalls mit den oben aufgeführten Antikörpern, anschließender Entwicklung mittels APAAP und Auswertung am Lichtmikroskop durchgeführt. Die Ergebnisse der immunhistochemischen Färbungen wurden unter Verwendung der Software SPSS statistisch ausgewertet. Mittels der durch konfokale Mikroskopie ausgewerteten Doppelfluoreszenzfärbung konnte das Vorhandensein von ED-B, ebenso wie seine Ko-Lokalisation mit dem endothelialen Gefäßmarker CD34, qualitativ in allen untersuchten Prostatakarzinompräparaten und in den Lymphknotenmetastasen nachgewiesen werden, während sich im Normalgewebe der Prostata und in den Präparaten mit Prostatahyperplasie nur eine sehr geringe oder gar keine ED-B-Expression nachweisen ließ. Durch immunhistochemische Färbung des Endothelmarkers CD34 konnte quantitativ eine signifikant höhere Gefäßdichte im Prostatakarzinom aller drei Differenzierungsgrade im Vergleich zu angrenzendem normalen Prostatagewebe nachgewiesen werden. Die Anzahl der ED-B-positiven Gefäße pro 1 mm2 war bei allen drei Differenzierungsgraden des Prostatakarzinoms ebenfalls jeweils signifikant höher als im angrenzenden normalen Prostatagewebe. Auch die Gefäßneubildungsrate, also der prozentuale Anteil ED-B- positiver Gefäße an der Gesamtzahl der Gefäße, war in allen drei Differenzierungsgraden des Prostatakarzinoms jeweils signifikant höher als im angrenzenden normalen Prostatagewebe. Die durchschnittliche Gefäßneubildungsrate im schlecht differenzierten Karzinom erreichte über 70%, während der Wert in allen untersuchten Proben von normalem Prostatagewebe maximal 30% betrug. Mit der Entdeckung des Neoangiogenesemarkers ED-B eröffneten sich neue Wege in der Diagnostik und Therapie maligner Erkrankungen, da gegen ED-B gerichtete Antikörper wie L19 eine gezielte Lokalisation des erkrankten Gewebes ermöglichen. In der vorliegenden Untersuchung zur ED-B-Expression beim Adenokarzinom der Prostata konnte gezeigt werden, dass die Expression von ED-B ein spezifisches Diskriminierungsmerkmal zwischen normalem oder hyperplastischem und tumorös verändertem Prostatagewebe ist. Zum einen ergeben sich dadurch möglicherweise neue Ansätze in der (Primär-)Diagnostik des Adenokarzinoms der Prostata, z.B. durch den Einsatz von 124Jod- L19 Immuno-PET, zum anderen lassen sich neue, gezielte Therapien wie z.B. mit Immunkonjugaten (L19-IL2) oder die kombinierte Therapieform L19-PDT entwickeln. Anders als bei der alleinigen Gabe von an L19 gekoppelten Antitumorsubstanzen, die trotz gezielter Reaktion mit dem Karzinomgewebe dennoch auch systemisch wirken können, wäre mit der L19-PDT eine doppelte Selektion möglich, da die eigentliche Angriffsreaktion nur dort stattfindet, wo auch Licht zur Aktivierung eingestrahlt wird.
Prostate cancer is one of the most frequent malignancies of male patients. Current treatment of prostate carcinoma amongst others including surgery, chemotherapy, and radiation therapy often produces unwanted side effects. New therapy approaches against malignant diseases focus on the possibility to discriminate between malignant and unaltered, normal tissues rather than to use unspecific treatment. The Extradomain B of fibronectin (ED-B) is a promising target for specific therapy of malignancies, being expressed in newly formed blood vessels of solid cancers, but not in normal tissues. Double-fluorescence staining qualitatively showed the expression of ED-B as well as its co-localization with the endothelial marker CD34 in adenocarcinoma of the prostate of all differentiation types and also lymph node metastases of prostate carcinoma. Normal tissue of the prostate and benign prostatic hyperplasia showed no or very little expression of ED-B. Immunohistochemical methods quantitatively showed that vessel density, amount of ED-B-positive vessels and rate of neoangiogenesis were much higher in all differentiation types of prostate carcinoma than in adjacent tumor- free tissue of the prostate. Therefore, ED-B is a good distinguishing mark able to discriminate between malignant and non-malignant prostate tissues including benign prostatic hyperplasia. These results again qualify ED-B as a promising target for antibody-based therapy of prostate carcinoma.