dc.contributor.author
Schultka, Wolfgang
dc.contributor.other
Hilger, Hartmut H.
dc.date.accessioned
2020-07-11T21:19:46Z
dc.date.available
2020-07-11T21:19:46Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/27528
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-27284
dc.description
Im Folgenden werden die Ergebnisse der Vegetationsuntersuchungen am Mt. Kulal und im Gebiet von Engare Ondare zusammengefasst:
Die Bergwälder des Mt. Kulal
Der Bergwald der oberen Lagen ist charakterisiert durch das dominante Auftreten des Pfeilerbaums (Cassipourea malosana). Auf der feuchteren Ostseite wird Ocotea kenyensis und auf der trockeneren Westseite Teclea nobilis ein bestimmendes Element der Bestände. In den vergangenen Jahrhunderten prägten Störungen großen Ausmaßes, wie extreme Trockenzeiten und Brände, den Charakter des Waldes. Wenn man die wichtigsten ostafrikanischen Waldtypen ähnlicher Standorte miteinander vergleicht, kommt man zu dem Schluss, dass es sich bei dem Bergwald der oberen Lagen des Mt. Kulal um eine verarmte Ausbildungsform der Podocarpus- Wälder handelt.
Der nachhaltigste Einfluss auf die Vegetation während der letzten Jahrzehnte bestand in der Waldweide. Dieser Einfluss wird besonders in der Feldschicht deutlich. Auffallend hoch ist hier der Anteil der epizoochoren Arten. Ein Teil dieser Arten ist weit verbreitet wie Desmodium repandum, Oplismenus hirtellus und Drymaria cordata. Ein anderer Teil, wie Impatiens meruensis subsp. septentrionalis, hat eine begrenzte Verbreitung, kann aber stellenweise vorherrschende Art der Feldschicht werden. An einigen Stellen treten sogar Arten auf, die als Zeiger für extreme Störungsintensitäten gelten, wie zum Beispiel Girardinia condensata.
Junggehölze sind in der Feldschicht auffällig wenig vertreten. Die beobachtete Dichte reicht für eine Regeneration dieses Waldtyps nicht aus. Die meisten Arten werden vom Weidevieh verbissen. Cassipourea malosana ist die einzige Baumart, die in der Feldschicht in nennenswerten Anteilen vertreten ist. Lichtliebende Pionierarten, wie Nuxia congesta und Apodytes dimidiata, deuten darauf hin, dass besonders auf natürlich entstandenen Lichtungen sich der Bergwald über Sukzessionsstadien regenerieren kann.
Der größte Teil der immergrünen Bergwälder der unteren Lagen ist durch Olea africana und
Juniperus procera geprägt. Stellenweise sind Teclea simplicifolia und Olea hochstetteri von Bedeutung. Die wesentlichsten Störeinflüsse sind hier Brände. Dies hat folgende Ursachen: Erstens sind diese Standorte schon wesentlich trockener. Zweitens befinden sich die Wuchsorte häufig in der Nähe der Siedlung Gatab. Drittens ist Juniperus procera, eine der bestandsbildenden Arten, leicht brennbar. Nach den Bränden bleiben in der Regel die Bestände der feuerresistenteren Olea africana erhalten. In den entstandenen Lücken entwickeln sich häufig lichtliebende immergrüne Gebüsche mit Euclea schimperi als häufigster Art. Daneben können sich aber auch lichtliebende Pionierbaumarten ansiedeln und heranwachsen, wie Schrebera elata, Nuxia congesta, Apodytes dimidiata und Pittospermum viridiflorum.
Sowohl Olea africana als auch Juniperus procera können sich nicht im Schatten etablieren, so dass auch andere Waldtypen an diesen Standorten entstehen können. Eine besondere Bedeutung kommt dabei Teclea simplicifolia zu. Nach Bränden kann sie neben Olea africana zur dominierenden Art werden. In nicht zu trockenen Gebieten mit geringer Beweidung kann auch Olea hochstetteri häufig werden. Da Jungpflanzen dieser Art bevorzugte Weidepflanzen sind, konnte diese Entwicklung nur an abgelegenen Waldstücken beobachtet werden. Für viele Gebiete dieser Zone kann angenommen werden, dass sich aus dem Juniperus-Olea africana-Wald ein Wald mit Teclea simplicifolia und Olea hochstetteri entwickelt.
In der Feldschicht ist der Anteil der epizoochoren Arten deutlich geringer als in den oberen, feuchteren Lagen. Verbreitet sind lediglich die standortvagen Arten Achyranthes aspera und Pupalia lappacea. Auffallend häufig sind Acanthaceen, besonders Justicia nyassana.
de
dc.description
Die montanen Rasen als Ersatzgesellschaften des Bergwaldes
In den Bereichen der oberen und unteren Waldstufen, insbesondere auf der Westseite des Berges, hat sich ein ausgedehntes Grasland entwickelt, mit Themeda triandra als vorherrschender Art. Dieses Grasland ist als Ersatzgesellschaft der Bergwälder einzustufen. Durch Rodung, anhaltende Beweidung und Feuer konnte sich dieses Grasland fest etablieren.
Neben Themeda triandra prägen Bothriochloa insculpta und auf flachgründigeren Standorten
Hyparrhenia hirta die anthropozoogenen Rasenflächen. Durch ein nicht zu intensives Weidemanagement und durch gelegentliche Brände können diese Ersatzgesellschaften sehr stabil sein. Bei anhaltender Überweidung machen sich Störeinflüsse bemerkbar. Dazu gehört zunächst das Entstehen von Viehtreppen, verbunden mit dem Einsetzen von Erosion, gefolgt von der Ausbreitung des Störzeigers Diplolophium africanum und dem vereinzelten Auftreten von Gehölzen.
Bei anhaltender Überbeweidung, wie im Umfeld der Siedlung Gatab, kommt es zu wesentlichen Veränderungen der Graslandvegetation; von den charakteristischen Rasenelementen bleiben nur wenig übrig. Zunächst bestimmen Überweidungszeiger, wie Solanum incanum und Conyza pyrrhopappa das Bild. Bothriochloa insculpta und Themeda triandra treten nur noch vereinzelt auf. Eragrostis braunii und besonders Digitaria scalarum gewinnen an Bedeutung. Mit zunehmender Erosion, verbunden mit dem Freilegen von Steinen, kommt es dann zu völlig neuen Artenkombinationen mit einem hohen Anteil an Dyschoriste radicans und Hypoestes verticillaris. Stark eutrophierte Standorte, insbesondere im Umfeld von Wasserstellen, sind durch Whitania somnifera charakterisiert.
Bei weit fortgeschrittener Erosion ist es fraglich, ob sich, bei ausbleibenden Störeinflüssen, das Themeda-Grasland wieder entwickeln kann. Auf mäßig gestörten Flächen konnte nach zwei Jahren Weideausschluss durch Einzäunung zunächst ein vermehrtes Therophytenaufkommen festgestellt werden. Arten des montanen Graslandes , wie Themeda triandra können sich von Restbeständen her wieder ausbreiten. Bei einer achtjährigen Einzäunung konnte eine starke Ansammlung von Nekromasse festgestellt werden. Die Vitalität der Gräser, insbesondere die von Themeda triandra, ging stark zurück. Neue Artenkombinationen konnten jedoch noch nicht beobachtet werden.
de
dc.description
Die Regeneration des Bergwaldes über Gebüsche
Gebüsche aus vorwiegend immergrünen Arten sind in den oberen Lagen des Mt. Kulal im Bereich der Bergwälder verbreitet. Nach Waldbränden etabliert sich häufig Euclea schimperi, wobei dichte Bestände entstehen können, die die weitere Ansiedlung von Bäumen zunächst erschweren. Werden diese Gebüsche offen gehalten, wie im Bereich von Viehpfaden, so können sich zusätzlich Pionierbaumarten wie Apodytes dimidiata ansiedeln. Bei mäßiger Beweidung kann an diesen Stellen auch Olea africana in großer Zahl heranwachsen, während bei stärkerer Beweidung und unter Ausschluss von Bränden Juniperus procera auftritt.
Gebüsche sind im Untersuchungsgebiet häufig auch an Waldrändern ausgebildet. Diese Mantelgebüsche werden wieder durch Pionierbäume geprägt. Daneben können sich auch Olea africana und Juniperis procera ansiedeln und somit Vorwaldstreifen bilden. Außer diesen flächenhaft auftretenden Gebüschen existieren Gebüschgruppen, die sich insbesondere im mäßig gestörten Grasland entwickeln. In Bestandeslücken der montanen Rasen siedeln sich Pioniergehölze wie Rhus vulgaris, aber auch Euclea schimperi, Osyris abyssinica und andere Gehölze an.
Abhängig von den Standortverhältnissen, insbesondere der Wasserversorgung, werden die Gebüsche durch unterschiedliche Arten geprägt. Durch eine weite Amplitude zeichnen sich die Gehölze Euclea schimperi, Carissa edulis und Rhus natalensis aus. In den trockeneren, unteren Lagen ist der Anteil laubabwerfenden Arten, wie Ormocarpum trichocarpum und Grewia-Species, relativ hoch. Hinzu kommen einige Trockenheit ertragende Arten, wie Tarenna graveolens und Pavetta gardenifolia. Auf der feuchteren Ostseite des Berges werden die Gebüsche durch Pistacia aethiopica geprägt, in den oberen Lagen (> 1.750 m) durch Rhamnus prinoides.
In älteren, ausgedehnten Gebüschen gewinnen Pionierbäume, wie Apodytes dimidiata, aber auch Schlusswaldarten wie Juniperus procera und Teclea simplicifolia an Bedeutung. Olea africana ist ebenfalls vertreten, wird in der Regel aber so stark verbissen, dass er wohl kaum zu einem Baum heranwachsen wird. Um die Gebüsche ist in der Regel ein Gebüschmantel mit lichtliebenden Arten, wie Myrsine africana, Turraea mombasana, Osyris abyssinica u.a. ausgebildet.
Bei mäßigen Störeinflüssen können sich diese Gebüsche in das Grasland ausbreiten, so dass benachbarte Gebüsche zusammenwachsen und somit größere Gebüschkomplexe bilden können. Diese Komplexe bilden die Basis zur Regeneration des Bergwaldes. Wegen der zur Zeit bestehenden relativ starken Belastung konnte die Sukzession bis zu geschlossenen Gesellschaften allerdings nur selten beobachtet werden.
de
dc.description
Die laubabwerfenden Trockengehölze am Mt. Kulal
Ab einer Höhe von 1.450 m bestimmen zunehmend laubabwerfende Gehölze das Landschaftsbild. Im oberen Bereich dieser Zone sind es besonders die Sträucher Ormocarpum trichocarpum und Grewia bicolor. Weiterhin sind noch vereinzelt Olea africana, Euclea schimperi, Osyris abyssinica und andere immergrüne Gehölze zu beobachten. Bald werden jedoch laubwerfende Gehölze häufiger, wie die Bäume Acacia etbaica (zur geänderten Nomenklatur der im ursprünglichen Manuskript genannten Acacia siehe weiter unten - Kapitel 3.4) und Erythrina burtii und die Sträucher Croton dichogamus und Acalypha fruticosa. In der Feldschicht dominiert das perenne Gras Chrysopogon plumulosus. Auf schlechter dränierten Böden treten an Stelle der oben genannten Arten Acacia drepanolobium und das Gras Pennisetum mezianum. Fleckenweise herrscht der Zwergstrauch Duosperma eremophilum vor.
Die anthropozoogene Belastung war in dieser Zone zur Zeit der Untersuchung aufgrund ethnischer Konflikte, aber auch aufgrund der großen Entfernungen von Wasserstellen generell gering. An bevorzugten Stellen finden sich jedoch „Foras“, das sind temporäre Vieheinhegungen. In ihrem Umfeld kommt es auch zu stärkerer Beweidung. Ein Beweidungsindikator dieser Zone ist Plectranthus ignarius.
In Höhen zwischen 950–800 m werden Acacia etbaica und Acacia drepanolobium durch Acacia mellifera und Acacia tortilis ersetzt. Daneben prägen auffallend viele Commiphora Arten, Boswellia neglecta und Delonix elata die Gehölzvegetation. In dieser Zone sind stellenweise auch sukkulente Arten wie Kleinia spec. und Sarcostemma viminalis häufig. Insbesondere Kleinia spec. wird durch anhaltende, mäßige Störeinflüsse gefördert.
In Höhen von 800–700 m dominieren schließlich Acacia mellifera und Acacia reficiens. Commiphora-Arten sind kaum noch vertreten. In der Feldschicht hat Chrysopogon plumulosus immer noch eine große Bedeutung. Stellenweise herrschen aber auch Zwergsträucher vor, insbesondere Duosperma eremophilum und Indigofera spinosa. Fleckenweise gewinnen auch schon annuelle Arten, wie Aristida adscensionis an Bedeutung.
de
dc.description
Die Ersatzgesellschaften im Bereich der Trockengehölze des Untersuchungsgebiets von Engare Ondare
Als der im Gebiet von Engare Ondare vorherrschende Vegetationstyp darf ein Acacia-Commiphora-Trockengehölz (Buschland) mit Chrysopogon plumulosus als dominanter Art in der Feldschicht angenommen werden. In seinem Erscheinungsbild entspricht dieser Vegetationstyp weitgehend der Dornsavanne im Sinne von Walter (1964). Er ist, mit Ausnahmen von Tonböden, besonders im Bereich der landschaftsbestimmenden Vulkanitdecken verbreitet. Auf den Tonböden herrschen Acacia-Gesträuche vor, und die eher sandigen Tallagen werden natürlicherweise von Acacia-Trockengehölzen mit halbhohen perennen Gräsern eingenommen. Kleinere, in der Zusammensetzung abweichende Trockengehölze sind schließlich an den permanent und saisonal wasserführenden Bachläufen entwickelt.
Durch einen anhaltenden, zum Teil starken Weidedruck, ist es zu einer wesentlichen Veränderung der Vegetation gekommen. Die geringsten Veränderungen fanden in den bachnahen Bereichen statt. Dies trifft für beide der vorgefundenen Auengehölztypen zu. Sowohl bei den Acacia xanthophloea-Auengehölzen an permanent wasserführenden Bachläufen als auch bei den Acacia tortilis-Cordia crenata-Ufergehölzen an den saisonal wasserführenden Bachläufen ist die Gehölzartenzusammensetzung als weitgehend naturnah einzuschätzen. Störzeiger, wie Lycium europaeum, sind von untergeordneter Bedeutung. Möglicherweise wird die Ausbreitung der Capparacee Cadaba farinosa durch Auflichtung und Eutrophierung gefördert.
Auf den übrigen Standorten machen sich die Störeinflüsse unter den Gehölzen insbesondere durch Reduktion der Artenzahlen bemerkbar. Im Bereich der sandig-lehmigen bis lehmigen Vulkanitdecken und der entsprechenden Hanglangen sind es zunächst die Commiphora-Arten, die allmählich verschwinden. Die Ausbreitung von Acacia tortilis wird hingegen durch die Beweidung gefördert. Das geht zum einen auf die endozoochore Ausbreitung der Samen durch Weidetiere zurück, zum anderen auf die Widerstandsfähigkeit der Jungpflanzen gegenüber Verbiss und Tritt. Bei anderen Akazien-Arten, insbesondere bei Acacia reficiens, Acacia horrida und Acacia mellifera führt der vorhandenen Weidedruck vielfach zu Dickichtbildungen.
Am stärksten macht sich der Weidedruck jedoch in der Feldschicht bemerkbar. Hier kann es zu völlig neuen Artenkombinationen kommen. In der Regel geht der Wechsel allmählich vonstatten. Zu völliger Vegetationsvernichtung mit anschließender Neubesiedlung kommt es nur im Bereich temporärer Wohnplätze (Manyattas). Nach dem Verlassen dieser Plätze siedeln sich besonders nitrophile Arten der Familien Amaranthaceae und Chenopodiaceae an. In den meisten Fällen sind die vom Weidedruck ausgelösten Veränderungen zunächst rein quantitativer Art. Eine qualitative Verschiebung, d.h. eine Änderung der Artenkombination, steht erst am Schluss der Entwicklungsreihe.
Die Degeneration der Vegetation beginnt damit, dass die natürlicherweise dominierenden perennen Gräser, insbesondere Chrysopogon plumulosus, lückiger werden. In den Lücken siedeln sich zunächst annuelle Gräser an. Auffallend oft sind es Arten, die sich durch eine rasche Diasporenausbreitung auszeichnen. Es sind dies insbesondere das anemochore therophytische Gras Tetrapogon cenchriformis und das epizoochore therophytische Gras Tragus berteronianus. Im weiteren Verlauf der Degeneration breiten sich Zwergsträucher aus, insbesondere Lippia carviodora. Allmählich treten ausgesprochene Störzeiger hinzu, die entweder durch Weidetiere ausgebreitet werden, wie Tribulus terrestris oder die an eutrophierten Standorten auftreten, wie Cyathula orthacantha und Zaleya pentandra. Am Ende dieser Degenerationskette ist das perenne Gras Chrysopogon plumulosus völlig verschwunden. Stattdessen beherrschen Zwergsträucher und Therophyten das Bild der Vegetation. In den letzten Jahren breiten sich zusätzlich epizoochore Arten aus höheren Lagen wie Pupalia lappacea aus. Dies wird durch die Zunahme des Weideauftriebs aus den südlich vom Untersuchungsgebiet gelegenen Bergländern erklärt.
Auf grusigen, häufig flachgründigen, besser dränierten Standorten gelangen niedrige, trittfeste Horstgräser wie Sporobolus nervosus und Oropetium minimum neben Zwergsträuchern wie Indigofera spinosa und Heliotropum albohispidum zur Vorherrschaft. Eine ähnliche Entwicklung ist in den Tallagen zu beobachten. Auch hier dürften natürlicherweise perenne Gräser in der Feldschicht vorgeherrscht haben. Auf den vorwiegend sandigen, ebenfalls besser dränierten Böden breiten sich zunächst therophytische Gräser aus, besonders Tragus berteronianus und Tetrapogon cenchriformis. Im weiteren Entwicklungsverlauf werden dann niedrige, trittfeste Horstgräser, insbesondere Sporobolus nervosus und Zwergsträucher, insbesondere Indigofera spinosa die vorherrschenden Arten. Bei anhaltender Trittbelastung und Eutrophierung verläuft die Entwicklung ähnlich wie auf den Plateauflächen: Tribulus terrestris, Cyathula-Arten und Zaleya pentandra breiten sich aus.
Auf den Tonböden, den Vertisolen, hat sich die Gehölzartenzusammensetzung kaum verändert. Unabhängig vom Weidedruck prägen Acacia mellifera-Acacia paolii-Gesträuche die Gehölzschicht. In der Feldschicht sind dagegen erhebliche Veränderungen zu verzeichnen. Natürlicherweise dürften auch hier perenne Gräser vorherrschend gewesen sein, insbesondere Lintonia nutans, stellenweise auch Pennisetum mezianum. Derzeit wird die Feldschicht jedoch von einem therophytischen Gras, Setaria acromelaena, bestimmt. Stellenweise können aber auch therophytische Dikotyledonen, wie Digera muricata vorherrschend sein. Dieser komplette Wechsel in der Artenkombination wird durch eine besonders hohe Empfindlichkeit der tonigen Standorte gegenüber Störeinflüssen erklärt. Die bei Regen stark aufquellenden und während der Trockenzeiten stark schrumpfenden Böden bieten vielen Pflanzenarten ohnehin nur schlechte Wuchsbedingungen. Bei stärker werdender und anhaltender Störung breiten sich auch hier nitrophile Arte, insbesondere der Gattung Cyathula aus. Auf stärker begangenen Fläche wird Tribulus cistoides zur vorherrschenden Art. Zwergsträucher spielen auf den Tonböden nur eine untergeordenete Rolle. Barleria acanthoides, Ruellia patula und Abutilon-Arten treten hier nur vereinzelt auf.
de
dc.description.abstract
Über die Vegetationsverhältnisse der nordkenianischen Trockengebiete informieren bisher nur formationsbezogene Kartierungen. Artenbezogene Vegetationsuntersuchungen liegen nur für wenige Punkte vor. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Beitrag zur Entwicklung einer vegetationskundlich ausgerichteten Vegetationsgliederung Nordkenias zu leisten. Der Untersuchungsansatz begründet sich auf die Erfahrungen, die der Verfasser bei formationsbezogenen Kartierungen gewonnen hatte. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass der Beweidungsdruck als einer der entscheidenden Faktoren für die Vegetationsdifferenzierung anzusehen ist. Bei der Analyse der anthropozoogenen Ersatzgesellschaften galt es jedoch zunächst, den von den natürlichen Bedingungen gegebenen Rahmen abzuschätzen. Da dieser in den Trockengebieten von der Wasserversorgung gesetzt wird, mussten die Untersuchungen entlang eines Niederschlagsgradienten durchgeführt werden. Als besonders geeignet erschien hier der inmitten von Halbwüsten und Wüsten gelegene, bis in die Bergwaldregion aufsteigende Mt. Kulal. Da sowohl die oberen als auch die unteren Lagen der Bergwälder des Kulal im mehr oder weniger starken Umfang als Rinder- und Kleinviehweide genutzt werden, konnten so die Ersatzgesellschaften der Waldregion erfasst werden.
Für die sich nach unten anschließenden Dornstrauchformationen stellt der Mt. Kulal jedoch nur in einer Hinsicht ein lohnendes Untersuchungsobjekt dar. Die Beweidung war hier aufgrund ethnischer Konflikte und größerer Entfernungen zu Wasserstellen so schwach, dass die Vegetationsanalyse nur das Bild eines weitgehend naturnahen Zustandes zeichnete. Um den Einfluss des Weidedrucks zu bestimmen, musste daher ein Ersatzgebiet in gleicher Höhenlage und mit vergleichbaren Bodenverhältnissen gesucht werden. Ein solches fand sich weiter südlich gelegenem Isiolo Distrikt. Es handelt sich dabei um eine ebenfalls von Rindern und Kleinvieh genutzte semiaride Naturweide an dem Flusslauf Engare Ondare. Ausgehend von Wasserstellen existieren dort unterschiedlich stark belastete Flächen, so dass auch für den Bereich der Dornstrauchformationen die anthropozoogenen Ersatzgesellschaften beschrieben werden konnten.
Da Vegetationsdegradationen im semiariden Bereich bekanntermaßen mit der Ausbreitung xerophiler
Arten von Statten gehen, wurde zusätzlich die Vegetation der weiter nördlich gelegenen Halbwüstenvegetation charakterisiert. Dabei zeigte sich, dass insbesondere therophytische Gräser, die in den Halbwüsten nahezu einheitliche Bestände aus einer oder zwei Arten bilden (Tetrapogon cenchriformis und Aristida adscensionis) und in den semiariden Gebieten nur als Begleiter der perennen Grasfluren auftreten, durch zunehmenden Beweidungsdruck stark gefördert werden. Vergleichbares trifft für Indigofera spinosa zu, einem Zwergstrauch, der in den ariden Gebieten Nordkenias ein Hauptelement der kontrahierten Vegetation darstellt. Die Kennzeichnung der Halbwüstenvegetation kann somit als eine Interpretations- und Bewertungsgrundlage für den Weideeinfluss in den semiariden Gebieten herangezogen werden. Ein weiterer Wertmaßstab, insbesondere im Hinblick auf die Entfernung vom Naturzustand, stellt die nur wenig beeinflusste Vegetation der Dornstrauchformationen am Mt. Kulal dar.
de
dc.publisher
Freie Universität Berlin
dc.rights.uri
https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
dc.subject
Pflanzengeographie
de
dc.subject
plant geography
en
dc.subject
Vegetationskunde
de
dc.subject
vegetation science
en
dc.subject
species list
en
dc.subject.ddc
500 Naturwissenschaften und Mathematik::580 Pflanzen (Botanik)::580 Pflanzen (Botanik)
dc.title
Zum Einfluss intensiver Weidenutzung auf die Vegetationsstruktur in den Bereichen nordkenianischer Bergwälder und Trockengehölze
dcterms.spatial
Kenia nördlich des Äquators: Mt. Kulal, Lake Turkana, Isiolo District
dcterms.temporal
1980 bis 1995 Untersuchungzeitraum (mit Unterbrechungen)
dcterms.temporal
1995 bis 1997 Manuskripterstellung
dc.contributor.type
data_manager
dc.coverage
37°35' O (Isiolo)
dc.coverage.pointLatitude
2°38' N (Gatab)
dc.coverage.pointLatitude
0°21' N (Isiolo)
dc.coverage.pointLongitude
36°55' O (Gatab)
dc.date.collected
1980 bis 1995
dc.title.translated
On the Effects of Intensive Pasturing on the Vegetation Structure of Montane Wet and Dry Forest Zones of Northern Kenya
en
refubium.affiliation
Biologie, Chemie, Pharmazie
refubium.affiliation.other
Systematische Botanik und Pflanzengeographie
refubium.funding.funder
dfg
refubium.funding.project
UNESCO Projekt: Integrated Project in Arid Lands (IPAL)
dcterms.accessRights.openaire
open access