Die Arbeit widmet sich einer gesellschaftstheoretisch und psychoanalytisch fundierten Deutung des islamischen Geschlechterverhältnisses. Eine islamisch geprägte Vergesellschaftung erweist sich bis heute als prägend für die Menschen in der islamischen Welt bis hin zu MuslimInnen in westlichen Ländern und schlägt sich in einer spezifischen Art und Weise auf deren Psyche nieder. Der Anspruch der Arbeit geht daher über disziplinäre Grenzen hinaus und begreift sich in der Tradition kritischer Gesellschaftstheorie: Die psychische Struktur der islamischen Subjekte wird in ihrem Zusammenhang mit den kulturellen, ökonomischen und sozialen Bedingungen, deren Ausdruck sie ist, dargestellt. Dabei wird ihre historische, kulturelle und ökonomische Genese nachgezeichnet. Aus einer psychoanalytischen Perspektive werden die unterbewussten Dimensionen des Ursprungs der islamischen Geschlechterordnung beleuchtet und ihre Auswirkung auf die männliche, sowie weibliche Subjektkonstitution. Die Konfrontation der islamischen Welt mit der Moderne hat auch Auswirkungen auf die traditionelle islamische Geschlechterordnung. In der islamischen Welt zeigt sich ein ambivalentes Verhältnis zur Moderne, welches unter kulturellen, politischen und sozioökonomischen Gesichtspunkten herausgearbeitet wird. Darauf basierend werden Konsequenzen für das Geschlechterverhältnis und die Psyche der Subjekte dargestellt. Ein Augenmerk liegt dabei auf dem Islamismus als derzeit wirkmächtigster Ausdrucksform der Krise des Islams in der Moderne. Dieser wird in seiner psychischen Funktion für das krisengebeutelte Subjekt analysiert, und die zentrale Rolle des Geschlechterverhältnisses für den islamistischen Versuch der Krisenbewältigung dargestellt. Die Arbeit eröffnet abschließend eine sozialpsychologische Deutungsperspektive anhand theoretischer Überlegungen der Kritischen Theorie zum autoritären Charakter: Auf der Basis theoretischer Ähnlichkeiten wird die Rolle des islamischen Geschlechterverhältnisses für eine spezifisch islamische Form der autoritären Revolte beleuchtet, um schließlich die Überlegungen der Arbeit zu Elementen einer sozialpsychologischen Theorie über das islamische Geschlechterverhältnis zusammenzuführen.