dc.contributor.author
Hullmeine, Clara
dc.date.accessioned
2019-12-12T12:06:19Z
dc.date.available
2019-12-12T12:06:19Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/26135
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-25895
dc.description.abstract
Einleitung: Der „Lebensborn e.V.“ wurde 1935 als SS-Organisation gegründet mit dem Ziel, die Geburtenzahl der im Sinne der Rassenhygiene „wertvollen“ Bevölkerung zu steigern. Mit der Einrichtung von Entbindungsheimen sollte besonders der unverheirateten Mutter ein sicherer und geheimer Rahmen zur Geburt geschaffen werden. Die Geburtshilfe in den Heimen sollte vornehmlich nicht-operativ sein und wurde von sog. beratenden Fachärzten regelmäßig ausgewertet. Während Studien bereits den Lebensborn in den nationalsozialistischen Staatsapparat einordneten, fehlt bisher eine wissenschaftliche Analyse und kritische Einordnung der geburtshilflichen Ergebnisse der deutschen Lebensbornheime.
Zielsetzung: Erstmalig erfolgte eine Auswertung der geburtshilflichen Arbeit in den Lebensbornheimen und Einordnung in den medizinhistorischen Kontext. Zudem soll die Funktion der sog. beratenden Fachärzte dargestellt werden.
Methoden: Im Rahmen einer umfassenden Datenerhebung wurden Perinataldaten der Lebensbornheime digitalisiert, ausgewertet und durch anonymisierte Handeingabe der Geburten eines Lebensbornheimes ergänzt. Erfasst wurden maternale Daten, Geburtenzahlen, Geburtsmodus, geburtshilfliche Maßnahmen und peripartale Komplikationen. Als Vergleichswerte dienten Daten über Haus- und Klinikgeburten im Deutschen Reich der 1930er und 1940er Jahre.
Ergebnisse und Diskussion: Insgesamt verzeichnete der Lebensborn von 1936-1945 im Großdeutschen Reich mindestens 7089 Geburten. Die Lebensbornmütter waren überwiegend ledige, erstgebärende Frauen, die durchschnittlich jünger waren als Vergleichsgruppen an Frauenkliniken der damaligen Zeit.
Maternale Komplikationen (vorzeitiger Blasensprung, Wehenschwäche, Dammrisse und Uterusatonien) traten in den Lebensbornheimen insgesamt in einem vergleichbaren Prozentsatz wie in Vergleichsgruppen im Deutschen Reich auf. Die Rate mütterlicher Komplikationen im Wochenbett lag in zwei Lebensbornheimen bei 6-12% (Vergleichskliniken im Deutschen Reich 7-18%).
Fetale/kindliche Asphyxien traten im Lebensbornheim „Harz“ in einem vergleichbaren Rahmen auf, wohingegen Nabelschnurkomplikationen in geringerem Ausmaß auftraten als in deutschen Frauenkliniken. Die Säuglingssterblichkeit im Lebensborn (knapp unter 4%) war geringer als im Reichsdurchschnitt (6-7%), ebenso wie die perinatale Mortalität (Lebensborn 1-2% vs. Reichsdurchschnitt 5%).
Die Rate an operativ beendeten Geburten war teilweise auf dem Niveau der Vergleichsgruppen, teilweise darunter. Die häufigsten geburtshilflichen Maßnahmen waren Forcepsentbindungen, Wendungen und Extraktionen sowie manuelle Plazentalösungen.
Schlussfolgerung: Die geburtshilfliche Arbeit in den Lebensbornheimen stellt sich hinsichtlich der peripartalen Komplikationsraten auf einem vergleichbaren Niveau zum Deutschen Reich dar. Die deutlich niedrigere Säuglingssterblichkeit lässt sich zum einen auf die insgesamt niedrigere Rate an Frühgeburten, zum anderen auf das geburtshilflich günstigere Patientinnenkollektiv der Lebensbornheime zurückführen, in dem weniger Risikoschwangerschaften vorhanden waren. Den Heimärzten wurden beratende Fachärzte aus der SS zur Seite gestellt, die regelmäßig die medizinische Versorgung und praktizierte Geburtshilfe in den Heimen überwachten. Im Lebensborn setzten diese überzeugten Nationalsozialisten die rassenhygienischen und bevölkerungspolitischen Ziele des NS-Staates um.
de
dc.description.abstract
Introduction: The SS organization ‘Lebensborn e.V.’ was founded in 1935 to increase the birth rate of the "valuable" population in terms of eugenics. Maternity homes were established to create a safe and secret environment for unmarried mothers in particular. Obstetrics in the facilities was to be primarily non-surgical and regularly evaluated by so-called consulting specialists. While studies already classified the role of Lebensborn in the National Socialist state, a critical analysis of the obstetric results does not exist.
Objective: For the first time, an evaluation of the obstetric work in the Lebensborn facilities and classification in the medical-historical context took place. In addition, the function of the consulting specialists is to be described.
Methods: Within the scope of a comprehensive data collection, perinatal data of the Lebensborn were digitized and evaluated. Maternal data, birth rates, birth mode, obstetric interventions and peripartal complications were recorded. Data on home and clinic births in the German Reich in the 1930s and 1940s served as comparative values.
Results and discussion: In total, the Lebensborn recorded at least 7089 births in the German Reich from 1936-1945. The mothers were predominantly single, first-birth women, who were on average younger than comparable groups at gynaecological hospitals.
Maternal complication rates (premature membrane rupture, weak contractions, perineal laceration and atonia) were comparable to those in the German Reich. Complications in the puerperium occurred in 6-12% in two facilities (hospitals in the German Reich 7-18%).
Fetal/child asphyxia occurred in the Lebensborn facility ‘Harz’ to a comparable extent, whereas umbilical cord complications were fewer than in gynaecological hospitals. Infant mortality in Lebensborn (just under 4%) was lower than the German average (6-7%), as was perinatal mortality (1-2% vs. German average 5%).
The rate of surgical births was partly at the level of comparable groups, partly below it. The most frequent obstetric interventions were forceps deliveries, cephalic versions, extractions and placental separations.
Conclusion: Obstetric work in the Lebensborn is comparable to that of the German Reich regarding peripartal complications. The significantly lower infant mortality rate can be attributed to the lower rate of premature births as well as to the more favorable collective of Lebensborn mothers in terms of obstetrics due to fewer high-risk pregnancies. The facility doctors were accompanied by consulting specialists from the SS who regularly evaluated the medical work in the facilities. In Lebensborn, these convinced National Socialists implemented the racial-hygienic and political goals of the Nazi state.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
obstetric work
en
dc.subject
medical analysis
en
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Das Lebensborn-Projekt als Teil der nationalsozialistischen Geburtenförderung - eine Auswertung der geburtshilflichen Ergebnisdaten der deutschen Lebensbornheime im „III. Reich“
dc.contributor.gender
female
dc.contributor.firstReferee
N.N.
dc.contributor.furtherReferee
N.N.
dc.date.accepted
2019-12-13
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-refubium-26135-3
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access
dcterms.accessRights.proquest
accept