In einer Zeit, in der Anforderungen, Leistungsdruck und Belastungen stetig zunehmen und psychische Störungen wie Depressionen oder das Burn-out-Syndrom zu Volkskrankheiten deklariert werden, steigt auch die Nachfrage nach Interventionen, mit deren Hilfe wir die Auswirkungen dieser negativen Entwicklung abfedern bzw. von vorne herein verhindern können. Eine vielversprechende Möglichkeit, der Zunahme psychischer Störungen entgegenzuwirken, liegt darin, das Wohlbefinden der Menschen präventiv zu stärken. Bisherige Interventionsstudien konnten zeigen, dass Übungen auf Grundlage der Positiven Psychologie (PP), so genannte Positiv-Psychologische Interventionen (PPI), das Subjektive Wohlbefinden (SWB), also die allgemeine Lebenszufriedenheit und die Balance aus positivem und negativem Affekt (Diener, Lucas & Oishi, 2002), steigern und depressive Symptome verringern können. Unbekannt ist hingegen, ob und wie sich solche Übungen auf das Psychologische Wohlbefinden (PWB) nach Carol Ryff (1989) auswirken. Da das PWB, das optimale psychische Leistungsfähigkeit wiedergibt, mit einer Vielzahl gesundheitlicher Vorteile in Verbindung gebracht wird und u. a. mit einem sieben Mal geringeren Risiko, an einer Depression zu erkranken, einhergeht (Wood & Joseph, 2010), ist dessen präventive Erhöhung von zentraler Bedeutung. Nicht nur, um Menschen glücklicher und gesünder zu machen, sondern auch, um so möglicherweise der beständigen Zunahme psychischer Störungen entgegenwirken zu können. Im Rahmen der vorliegenden Dissertation sollte daher erstmalig ermittelt werden, ob mit Hilfe verschiedener bekannter Interventionen auf Grundlage der PP das PWB erhöht werden kann. Die simultane Erhebung des SWB und des PWB sollte darüber hinaus ermöglichen, mehr über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten dieser beiden Wohlbefindenskonzepte zu erfahren, die noch immer kontrovers diskutiert werden. Zur Beantwortung der Fragestellungen wurde eine Onlinestudie durchgeführt, an der über 1500 Personen teilgenommen haben. Diese wurden randomisiert vier experimentellen Bedingungen (Three Good Things: TGT; Best Possible Self: BPS; Using Signature Strengths in a New Way: USS und eine kombinierte Übung: KOM) sowie zwei Kontrollgruppen (Warteliste-KG: WL und Plazebo-KG: LD) zugeteilt und gebeten, verschiedene Inventare zur Erfassung ihres Wohlbefindenszustandes auszufüllen. Im Anschluss an den Prätest wurden die Teilnehmer aufgefordert, ihre jeweiligen Übungen eine Woche lang täglich für ca. fünf Minuten auszuführen und im Anschluss ein zweites Mal alle erforderlichen Fragebögen auszufüllen. Im Abstand von einem, drei und sechs Monaten wurden die Teilnehmer erneut befragt, um potenzielle Langzeiteffekte der Interventionen erfassen und ein umfangreiches Wirkdiagramm der einzelnen Übungen erstellen zu können. Eine hohe Abbruchquote, die sich bedeutsam zwischen den Gruppen unterschied und von unterschiedlichen Ergebnisvariablen beeinflusst wurde, führte dazu, dass sich die Teilnehmer, trotz erfolgreicher Randomisierung zu Beginn, systematisch in ihren Ausgangsvariablen unterschieden. Um die Gruppen in ihren Ausgangswerten wieder vergleichbar zu machen, wurde ein Propensity Score Weighting durchgeführt (McCaffrey et al., 2013) und nachfolgende Analysen mit den gewichteten Daten gerechnet. Im Ergebnis zeigte sich, dass die Befunde früherer Studien z. T. repliziert werden konnten, nach denen die ausgewählten PPI mit signifikanten Anstiegen im Wohlbefinden sowie signifikanten Reduktionen depressiver Symptome einhergehen. Wie postuliert, zeigten sich neben Auswirkungen auf das Authentische Glück (AG) und SWB auch bedeutsame Effekte auf das PWB. Im Vergleich zur Warteliste gingen alle drei PPI zum Posttest mit signifikanten Anstiegen im AG und signifikanten Reduktionen der depressiven Symptomatik einher. Der Vergleich zur Plazebo-KG wurde lediglich für die USS-Intervention im Hinblick auf das AG signifikant. In allen drei PPI kam es darüber hinaus zum Posttest im Vergleich zur Warteliste zu signifikanten Anstiegen im positiven Affekt der Teilnehmer. Bedeutsame Unterschiede in der Lebenszufriedenheit der Teilnehmer ergaben sich erst zum 1-Monats-Follow-up zwischen der TGT-Intervention und der Warteliste. Zu diesem Zeitpunkt wiesen Teilnehmer aller drei PPI ein höheres AG auf als Teilnehmer der Warteliste. Bedeutsame Anstiege im SWB sowie signifikante Reduktionen der depressiven Symptome lagen zum 1-Monats-Follow-up lediglich noch für Teilnehmer der TGT-Intervention im Vergleich zu Teilnehmern der Warteliste vor. Das PWB war für Teilnehmer der TGT-Intervention signifikant im Vergleich zur Warteliste erhöht und zwar unmittelbar nach Durchführung der Intervention ebenso wie zum 1-Monats- und zum 3-Monats-Follow-up, wobei insbesondere die PWB-Facetten Kontrollierbarkeit der Umwelt, Autonomie und Selbstakzeptanz signifikante Anstiege aufwiesen. Der Vergleich zur Plazebo-KG wurde für Teilnehmer der TGT-Intervention nur zu den Follow-up-Messungen und auch hier nur multivariat signifikant. Teilnehmer der USS-Übung wiesen unmittelbar nach Durchführung im Vergleich zu beiden Kontrollgruppen signifikant höhere Anstiege im PWB auf und zwar insbesondere in den PWB- Subskalen Kontrollierbarkeit der Umwelt, Lebenssinn und Positive Beziehungen zu Anderen. Die unstandardisierten Mittelwertsveränderungen betragen auf einer Skala von 1 bis 6 jedoch nicht mehr als 0.25 Skalenpunkte und sind somit als gering einzustufen. Langzeiteffekte konnten für die USS-Gruppe nur multivariat im Vergleich zur Plazebo-KG festgestellt werden. Die BPS-Intervention ging unmittelbar nach Durchführung der Intervention im Vergleich zur Warteliste mit signifikanten Verbesserungen im positiven Affekt, im AG und den depressiven Symptomen der Teilnehmer einher, jedoch nicht mit Veränderungen im PWB. Es ist möglich, dass sie in der vorliegenden Studie nicht intensiv genug ausgeführt wurde. Vielleicht wurde ihre Effektivität und ihr Einfluss auf zentrale Komponenten des PWB in der Vergangenheit jedoch auch überschätzt. Die kombinierte Ausführung der PPI blieb ebenfalls hinter den Erwartungen zurück, da sie zum Posttest lediglich mit signifikanten Anstiegen im AG sowie signifikanten Reduktionen der depressiven Symptomatik im Vergleich zu Teilnehmern der Warteliste einherging, jedoch nicht mit bedeutsamen Veränderungen im SWB oder PWB und darüber hinaus keine Langzeiteffekte aufwies. Diese Ergebnisse lassen sich u. U. auf eine Überlastung der Teilnehmer, möglicherweise aber auch auf die Inklusion der weniger effektiven BPS-Übung zurückführen. Zu guter Letzt verhielt sich die Plazebo-KG teilweise wie eine effektive PPI, indem sie zum Posttest (sowie tlw. zum 1-Monats- und 3 -Monats-Follow-up) mit signifikanten Anstiegen im AG und SWB einherging, wenn auch die Effektstärken sehr gering ausfielen. Das lässt sich möglicherweise über einen Effekt auf die Selbstregulation der Teilnehmer erklären. Insgesamt zeigt die vorliegende Dissertation, dass mit der TGT- und USS-Intervention zwei einfache und kostenlose Übungen bereitstehen, die einen Beitrag dazu leisten können, ausgewählte Facetten des PWB signifikant zu erhöhen. Allerdings sind die mittleren Zuwächse als gering einzustufen, so dass die Interventionen das PWB nur begrenzt erhöhen können. Im Hinblick auf die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Wohlbefindenskonzepte deuten die Ergebnisse darauf hin, dass es sich bei SWB und PWB um bezogene, aber unterscheidbare Konstrukte handelt. Die Limitationen der vorliegenden Studie werden diskutiert und Empfehlungen für künftige Studien ausgesprochen.
In a time, where demands, performance pressure, and stresses and strains are continually increasing and mental disorders like depression and burnout are widespread, the need for interventions, that could help reduce or even prevent these negative developments, rises. A promising opportunity to counteract the increase of mental disorders is to strengthen a person’s well-being preemptively. Previous studies were able to show that interventions rooted in Positive Psychology (PP), so-called positive psychological interventions (PPI), are effective in decreasing depressive symptoms and enhancing subjective well-being (SWB), that is life satisfaction and the balance of positive and negative affect (Diener, Lucas & Oishi, 2002). However, it is still unclear, whether and how these interventions affect psychological well- being (PWB) as defined by Ryff (1989). PWB reflects optimal psychological functioning and is associated with a variety of health advantages. As people with high PWB are seven times less likely to develop a major depression (Wood & Joseph, 2010), the preventive enhancement of PWB is of high importance - not only to make people happier and healthier, but also to potentially counteract the consistent prevalence increase of mental disorders. Thus, this dissertation examines whether various known interventions based on PP are able to enhance PWB. The simultaneous examination of SWB and PWB aims at enabling a deeper understanding of the differences and similarities between these two well-being-constructs that are still controversially debated. To investigate the efficacy of different PPI, an online study was conducted which randomly assigned more than 1500 people to one of four treatment conditions (Three Good Things: TGT; Best Possible Self: BPS; Using Signature Strengths in a New Way: USS as well as a combined intervention: KOM) and two control groups (waitlist control group: WL and placebo control group: LD). Participants were asked to fill out various questionnaires regarding their well-being. Following pretest participants were asked to perform their given exercise every day for about five minutes for the course of one week and then to complete the questionnaires once more. They were invited to do so three more times, one month, three months and six months after the intervention, in order to investigate possible long-term effects and to produce a comprehensive picture of every intervention’s impact. A high dropout-rate that differed significantly between the groups and was influenced by different outcome variables, resulted in significant pretreatment imbalances on observed variables across the treatment and control groups. In order to correct for these imbalances a propensity score weighting (McCaffrey et al., 2013) was conducted and subsequent analyses were performed using the matched data. Results showed that findings from previous studies were partly replicated in that certain PPI are associated with increases in well-being and decreases in depressive symptoms. As hypothesized, significant effects could be detected not just for authentic happiness (AG) and SWB, but also for PWB. Compared to the waitlist control group, all three PPI were associated with significant increases in AG and significant decreases in depressive symptoms at posttest. In comparison with the placebo control group significant differences only emerged for participants of the USS-intervention regarding AG. At posttest, all three PPI were also associated with significant increases in positive affect compared to waitlist control group. Significant differences regarding life satisfaction could only be detected at 1-month-follow-up between participants of the TGT-intervention and the waitlist control group. At this time of assessment participants of all PPI possessed a higher AG in comparison to the waitlist control group. However, significant increases in SWB as well as significant decreases in depressive symptoms could only be observed between TGT-intervention and waitlist control group at 1-month-follow-up. Participants of the TGT-intervention showed significant enhancements in PWB in comparison to the waitlist-control at posttest as well as at 1-month- and 3-months- follow-up. Enhancements could be observed for environmental mastery, autonomy and self-acceptance. Significant differences in comparison to the placebo- control only emerged multivariate at follow-up assessments. The USS- intervention was associated with significant increases in PWB compared to both control groups at posttest. Enhancements could be observed in environmental mastery, as well as in purpose in life and positive relations with others. Unstandardized changes in the mean scores however only accounted for 0.25 points on a scale from 1 to 6 and thus are considered small. Long-term-effects only emerged multivariate in comparison to the placebo-control. The BPS- intervention was associated with small improvements in participant’s positive affect, AG and depressive symptoms at posttest compared to the waitlist- control, but showed no effect whatsoever on PWB. This may be due to the specific completion of the exercise in the present study which might not have been intense enough. It is also possible however, that the effectiveness of the BPS-intervention and its influence on central aspects of PWB have been overestimated in the past. The combined intervention also achieved worse effects than expected, as significant improvements could only be detected at posttest compared to the waitlist-control regarding AG and participant’s depressive symptoms. However, the combined intervention was not associated with enhancements in SWB or PWB and did not result in any long-term improvements. These results may have been caused by overload or the inclusion of the less effective BPS-intervention. Finally, the LD-group, that served as a placebo-control, partly behaved like an effective PPI by being associated with significant improvements in AG and SWB at posttest (and partly at 1-month- and 3-months-follow-up), although effect sizes were quite low. This might be explained by an effect on participant’s self-regulation. Overall the present dissertation proves TGT- and USS-intervention as two simple and cost- free exercises to contribute to the improvement of several PWB-aspects. However, average increases are considered small showing that PPI are only of limited effectiveness in enhancing PWB. Regarding the similarities and differences between the two well-being-constructs results of the present dissertation indicate, that PWB and SWB are distinct, but related. Limitations are discussed and an outlook for future studies is presented.