dc.contributor.author
Rohrmann, Karen Magdalena Alma
dc.date.accessioned
2018-06-07T16:26:45Z
dc.date.available
2010-03-08T09:55:50.644Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/2545
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-6746
dc.description.abstract
Die Blauzungenkrankheit, eine ursprünglich aus Afrika kommende Virusinfektion
der Wiederkäuer, trat nach einer schnellen Verbreitung über den Mittelmeerraum
im August 2006 erstmals auch in Deutschland auf. Das ubiquitäre Vorkommen
potenzieller Virusüberträger (Gnitzen, Ceratopogonidae, Culicoides spp.), in
der Tendenz ansteigende Temperaturen, insbesondere milde Winter, begünstigen
das Überleben von Gnitzen und erhöhen somit das Übertragungsrisiko. Das
Blauzungenvirus gehört zur Familie der Reoviridae und weltweit existieren
derzeit 25 verschiedene Serotypen. Die in Deutschland seit 2008 staatlich
angeordneten Impfmaßnahmen schützen nur gegen den Serotyp 8. Die Einschleppung
von weiteren Serotypen ist jederzeit möglich. Auch der empfohlene Einsatz von
pyrethroidhaltigen Ektoparasitika bietet keinen befriedigenden Schutz. Auf
Grund von Erfahrungen aus Vorversuchen (Blank et al., 2005; Maia et al., 2005;
Bauer et al., 2006) könnte die Verwendung von insektizidbehandelten Netzen
eine vielversprechende Möglichkeit zum Schutz von Rindern vor Gnitzen
darstellen. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Wirksamkeit
insektizidbehandelter Netze gegen den Eintrag von Gnitzen und
Lästlingsinsekten in Milchviehstallungen zu prüfen und zu beurteilen, um somit
einen Beitrag zur Bekämpfung der Blauzungenkrankheit und zur Steigerung des
Tierwohlbefindens zu leisten. Für die Felduntersuchungen wurden im Bundesland
Brandenburg in den Landkreisen Ostprignitz-Ruppin und Oberhavel zwei
Milchviehbetriebe mit einem erwarteten hohen Gnitzenaufkommen und ganzjähriger
Stallhaltung ausgewählt. Voraussetzung für die Auswahl der Betriebe war, dass
zwei etwa gleich große, voneinander getrennte Stallungen auf einer Anlage zur
Verfügung standen. Das zur Verfügung stehende insektizidbehandelte schwarze
Polyesternetz der Maschenweite 2 x 2 mm hatte einen angestrebten
Deltamethringehalt von 100 mg/m2. Anfang Mai 2008 wurde jeweils ein Stall pro
Anlage komplett vernetzt. Der andere Stall blieb vollkommen ungeschützt und
diente als Kontrolle. Beide Stallungen wurden mit einer identischen Anzahl von
speziellen Gnitzen- (Biogents-Sentinel UV-Licht Fallen®) und Fliegenfallen
(Glue-Fly Klebebandfallen®) ausgestattet. Von Mitte Mai bis Ende Oktober 2008
erfolgte das entomologische Monitoring auf beiden Versuchsbetrieben. Über den
gesamten Versuchszeitraum wurden die ausgebrachten Netze in vierwöchigen
Abständen im Labor auf ihre biozide Aktivität untersucht. Als Testinsekten
standen Laborstämme von Musca domestica und Culicoides nubeculosus zur
Verfügung. Die Testung von M. domestica erfolgte in der FlyBox®. Diese Box war
mit der entsprechenden Netzprobe ausgekleidet. Nach einer 10 sekündigen
Exposition wurden die Paralyseraten in bestimmten Zeitabständen erhoben. Ein
ähnliches Verfahren kam bei der Testung mit C. nubeculosus zum Einsatz. Zur
Beurteilung der biologischen Wirksamkeit der Netze wurde der T-50-Wert
(Zeitpunkt, an dem 50% der Testinsekten paralysiert sind) bestimmt. Zusätzlich
wurden im Labor Netzprototypen (Neuentwicklungen) mit unterschiedlicher
Insektizidkonzentration und zwei verschiedenen Insektizidformulierungen auf
ihre biologische Wirksamkeit überprüft. Zur Beurteilung der Umwelttoxikologie
wurden vor und nach der Netzausbringung Tränkewasserproben aus dem Stall und
Bodenproben aus der Umgebung der Stallungen entnommen. Des Weiteren sollten
Milchsammelproben und Rinderdung durch den Tiergesundheitsdienst Bayern auf
Insektizidrückstände untersucht werden. Auf beiden Milchviehanlagen konnten
über einen Versuchszeitraum von 5 Monaten insgesamt 28.469 Gnitzen und 70.665
Fliegen gefangen werden. Die höchsten Gnitzenabundanzen zeigten sich auf
beiden Betrieben von Mitte Mai bis Ende Juni 2008. Ab Anfang Juli kam es zu
einer stetigen Abnahme der Fangzahlen. Die Ausbringung der Netze ergab auf
beiden Milchviehanlagen im Vergleich zum Kontrollstall keine nachhaltige
Reduktion der Gnitzen- und Fliegenzahlen im Interventionsstall. So konnte auf
dem Betrieb in Lögow kein signifikanter Unterschied in der Gnitzenanzahl
zwischen Interventions- und Kontrollstall festgestellt werden. Es zeigte sich
aber ein signifikanter Unterschied in Bezug auf die Anzahl gesogener Gnitzen.
Auf dem Betrieb in Eichstädt war ein signifikanter Unterschied zwischen den
Gnitzenfangzahlen und dem Anteil gesogener Gnitzen zwischen Interventions- und
Kontrollstall zu errechnen. Bei den Fliegenfangzahlen konnte in Lögow nur eine
durchschnittliche Reduktion von 31% erreicht werden. Die unbefriedigende
Wirkung der Netze auf Fliegen liegt vermutlich u. a. in der nachgewiesenen
Resistenz gegenüber dem Pyrethroid Deltamethrin (Jandowsky et al., 2009). Die
verwendeten Netze zeigten in den Bioassays gegenüber den Deltamethrin-
sensitiven Laborstämmen eine gute biologische Wirksamkeit über einen Zeitraum
von 4 Monaten. Zum Ende der Untersuchungen ließen sich auf Grund von
Verschmutzungen des Netzes bei beiden Testinsekten ein Anstieg des T-50 und
damit ein scheinbarer Wirkungsverlust nachweisen. In weiterführenden
Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass eine Erhöhung der
Wirkstoffkonzentration und die Verwendung von Deltamethrin als Emulsion zu
einem schnelleren Wirkungseintritt bei beiden Testspezies führte. Im Rahmen
der ökotoxikologischen Untersuchungen konnte kein Deltamethrin in
Sammelmilchproben und Tränkwasserproben nachgewiesen werden. Unter den Netzen
entnommene Bodenproben zeigten nur sehr geringe Belastungen mit Deltamethrin
(Frenzel, 2008). Die behandelten Polyesternetze erwiesen sich im Laufe der
Untersuchungen als sehr widerstandsfähig und sind damit für den Einsatz im
Feld durchaus geeignet. Die direkte Vernetzung von Stallungen ist auf Grund
der geringen Maschenweite des Netzes und der doch erheblichen Verschmutzung
für die Luftverhältnisse in den Stallungen und damit auch für das
Tierwohlbefinden nicht empfehlenswert. In Bezug auf die geringe Größe der
Gnitzen müsste die Netzmaschenweite weiter verringert werden. Das wäre nur
praktikabel, wenn eine Vernetzung außerhalb der Stallungen möglich ist.
Hinsichtlich der nachgewiesenen Resistenzproblematik bei Fliegen wäre der
Einsatz anderer Wirkstoffklassen notwendig. Eine weitere Optimierung der Netze
in Hinsicht auf Maschenweite und Insektizid¬konzentration ist erforderlich und
auf Grund der vielversprechenden Beobachtungen aus der vorliegenden Arbeit zu
empfehlen.
de
dc.description.abstract
Bluetongue disease (BTD), a virus infection of ruminants, originating from
Africa, first occurred in Germany in August 2006. The ubiquitous presence of
potential vectors of the virus (biting midges, Ceratopogonidae, Culicoides
spp.) in Germany, gradually rising temperatures, especially mild winters,
favour the survival of biting midges and therewith increase the risk of
transmission. The bluetongue disease virus belongs to the family of
Reoviridae; at present 25 different serotypes exist worldwide. Vaccinations,
which were ordered by the government in Germany since 2008, only protect
against serotype 8. Arguably, there is a risk of an introduction of other
serotypes in future. The recommended application of pyrethroid
ectoparasiticides does not offer satisfactory protection. On the basis of
experience gained from preliminary tests (Blank et al., 2005; Maia et al.,
2005; Bauer et al., 2006) the use of insecticide-treated nets could offer a
very promising possibility of protecting cattle from biting midges. The goal
of the present paper was to investigate and evaluate the effectiveness of
insecticide-treated nets against the invasion of biting midges and insect
pests on dairy cattle farms, thus contributing to the control of BTD and to
improve the well-being of livestock. For the field tests two dairy farms were
selected in the districts of Ostprignitz-Ruppin and Oberhavel in the Federal
State of Brandenburg in which a high population of biting midges was expected
and where most of the dairy cattle are maintained in pens throughout the year.
An essential prerequisite for the selection of the farms was the availability
of two separate cattle buildings of comparable size and cattle number on the
respective facility. The black polyester net had a mesh size of 2 x 2 mm,
containing a targeted deltamethrin content of 100 mg/m2. At the beginning of
May 2008 one pen in each of the facilities was completely protected with nets.
The other stall served as an unprotected control. Both buildings were equipped
with an identical number of special biting midges and fly traps (Biogents-
Sentinel UV Light Traps® and Glue-Fly Ribbon Traps®). From mid of May to the
end of October 2008 entomological monitoring was conducted in both trials.
Over the entire time period the deployed nets were monitored in the laboratory
every four weeks to evaluate their insecticidal activity. The test insects
were laboratory strains of Musca domestica and Culicoides nubeculosus. The
testing of M. domestica was done in the FlyBox®. This box was covered with the
respective net samples. After a 10-second exposure, the paralysis rates were
recorded in specific time intervals. A similar procedure was used to assess
the susceptibility of C. nubeculosus. The insecticidal effects of each net
sample were performed by using a T-50 value (the point in time at which 50% of
the test insects were paralysed). In addition, net prototypes (new
developments) with different insecticide concentrations and two different
insecticide formulations were assessed in the laboratory for their biological
effecticacy. Trough-water samples were taken from the pens and soil samples
were taken from the vicinity of the pens in order to evaluate the
environmental toxicology of using insecticide-treated nets. Additionally milk
samples and cow dung were examined by the Tiergesundheitsdienst Bayern
(Bavarian Animal Health Services) for insecticidal contamination. Over a test
period of 5 months, a total of 28,469 biting midges and 70,665 flies were
caught in both dairy cattle facilities. The greatest abundance of biting
midges occurred in both facilities from mid of May to the end of June 2008.
From the beginning of July there was a gradual decline in the number of
insects. The use of the nets gave no discernable reduction of the number of
biting midges or flies in the respective pens of either farm when compared
with their controls. However, a significant difference between the pens
protected with nets and their controls with regard to the number of engorged
biting midges became apparent. On the farm in Eichstädt a significant
difference in the ratio of engorged biting midges was observed between the
protected pens and their controls. An average reduction in the fly numbers of
only 31% was found in Lögow. The unsatisfactory effect of the nets on flies is
presumably due to, among other things, the detected insecticide resistance
against deltamethrin (Jandowsky et al., 2009). The nets showed distinct
effects against deltamethrin-sensitive laboratory insects over a time period
of 4 months. Towards the end of the tests increases of the T-50 values in both
test insects and, hence, a potential decrease of the efficacy was detected;
this was probably due to the soiling of the net. In further tests it was shown
that an increase in concentration of the active agent and the use of
deltamethrin as emulsion concentrate led to more rapid effects against both
test species. Within regard to the ecotoxilogical tests, no deltamethrin could
be detected in the milk or trough-water samples gathered. Soil samples taken
under the nets showed only a slight contamination with deltamethrin (Frenzel,
2008). The treated polyester nets proved to be very robust over the time of
the studies and therefore suitable for use in the field. The close attachment
of the nets to the windows or other openings of the pens cannot be recommended
because, both, the small mesh size and the considerable soiling of the net
affect the climate inside the buildings and therewith the well-being of the
animals. Due to the small size of the biting midges, the mesh size of the nets
either needs to be reduced or the amount of the active ingredient increased.
With regard to the proven problem of an increase in insecticidal resistance,
the use of other classes of chemical agents should be encouraged. A further
optimisation of the nets pertaining to mesh size and concentration of active
ingredient is therefore required and can be fully justified on the basis of
the promising observations from the present paper.
en
dc.format.extent
XIV, 120 S.
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
musca domestica
dc.subject
disease vectors
dc.subject
insect control
dc.subject
vector control
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Die Wirksamkeit insektizidbehandelter Netze zum Schutz von Rindern vor Gnitzen
und Lästlingsinsekten in Milchviehstallungen
dc.contributor.firstReferee
PD Dr. Peter-Henning Clausen
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Dr. Theodor Hiepe
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Uwe Rösler
dc.date.accepted
2010-01-26
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000016086-4
dc.title.translated
The Effectiveness of Insecticide-Treated Nets for the Protection of Cattle
from Biting midges and Insect Pests on Dairy Cattle Farms
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000016086
refubium.note.author
Mensch und Buch Verlag; ISBN: 978-3-86664-752-7
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000007121
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access