For more than 2000 years physicians in daily practice assume a correlation between odontogenic infections and meteorologic parameters. Although a small number of studies supported this association, it is, so far, insufficiently enlightened. The aim of this study, therefore, was to investigate the relationship between the incidence of odontogenic abscess and the outdoor temperature or atmospheric pressure. Patients with odontogenic abscesses, who presented themselves in the rescue center of the Clinic for Oral and Maxillofacial Surgery at the Charité Campus Virchow Clinic from 31/03/2013 – 31/03/2015, were analyzed. Inpatient and outpatient patients were included in the study. Subsequently, a subgroup of patients was formed, who had neither been surgically nor antibiotically pretreated and who were resident in Berlin/Brandenburg at the time of the study; they were referred to as "weather cohort". The incidence of odontogenic abscesses was correlated with the outside temperature and air pressure by Poisson regression analysis, starting 14 days prior to the initial presentation of the patient at the rescue site. Additional clinical parameters were collected and analyzed. 1026 patients with 1052 cases were included (mean age: 38.6 years; age range 1 - 102 years). The weather cohort included 535 patients with 538 cases (mean age: 39.4 years; age range 1 - 95 years). Of the 1052 cases, 521 were treated as inpatients and 531 as outpatients. A significant quadratic correlation between the incidence of odontogenic abscesses and the mean daytime temperature (p = 0.033) or maximum daytime temperature (p = 0.015) was observed on the day of presentation. A correlation was also observed in the “weather cohort”. This was significant with respect to the mean daytime temperature (p = 0.032), and highly significant regarding the maximum daytime temperature (p = 0.008). The incidence of odontogenic abscesses in both the “weather cohort” and the overall cohort is slightly higher at comparatively low temperatures than at higher temperatures. Furthermore, a significant quadratic correlation could be shown for two days before presentation, but only in relation to the “weather cohort” and only in relation to the maximum day temperature. In the group as a whole, a correlation (p = 0.05) was found six days before the first presentation at the rescue site, but there was no correlation between incidence and air pressure. The present study supports the thesis that outdoor temperature may have an influence on the genesis of odontogenic abscesses. A significantly higher number of odontogenic abscesses could be observed Abstract 9 on days with comparatively cold or warm outside temperatures. However, this correlation could primarily be demonstrated for the day of presentation. Thus, other reasons for the frequent occurrence of odontogenic abscesses must also be responsible, such as an increased sensation of pain. In addition, we found that on days with comparatively cold temperatures, there were more cases of abscesses compared to warm days. One possible cause could be a stronger change in the oral microflora or a change in the immune response on colder days due to the greater temperature difference between the outside and body temperature.
Seit mehr als 2000 Jahren vermuten Ärzte und Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen odontogenen Infektionen und meteorologischen Parametern. Obwohl bereits einzelne Studien existieren, die mögliche Korrelationen aufzeigen, ist der wissenschaftliche Beweis bisher nicht erbracht. Das Ziel dieser Studie ist es einen möglichen Zusammenhang zwischen der Inzidenz odontogener Abszesse und der Außentemperatur bzw. dem Luftdruck aufzuzeigen. Es erfolgte eine Analyse von Patienten mit odontogenen Abszessen, die sich im Zeitraum vom 31.03.2013 – 31.03.2015 in der Rettungsstelle der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Charité Campus Virchow Klinikum vorstellten. Es wurden stationäre und ambulante Patienten in die Studie eingeschlossen. Anschließend wurde eine Subgruppe der Patienten gebildet, welche weder chirurgisch noch antibiotisch vorbehandelt worden ist und welche zum Zeitpunkt der Studie ihren Wohnsitz in Berlin/Brandenburg hatte, genannt „Wetterkohorte“. Die Inzidenz odontogener Abszesse wurde mit der Außentemperatur und dem Luftdruck mittels einer Poisson- Regressionsanalyse korreliert, beginnend 14 Tage vor der Erstvorstellung des jeweiligen Patienten in der Rettungsstelle. Es wurden zusätzlich weitere klinische Parameter erhoben und analysiert. Es wurden 1026 Patienten mit 1052 Fällen eingeschlossen (Altersmittelwert: 38,6 Jahren; Spannweite 1 – 102 Jahre). In die Wetterkohorte wurden 535 Patienten mit 538 Fällen eingeschlossen (Altersmittelwert: 39,4 Jahren; Spannweite 1 – 95 Jahre). Von den 1052 Fällen wurden 521 stationär und 531 ambulant behandelt. In der Gesamtgruppe konnte eine signifikante quadratische Korrelation zwischen Inzidenz odontogener Abszesse und der mittleren Tagestemperatur (p = 0,033) bzw. der Tageshöchsttemperatur (p = 0,015) am Aufnahmetag in die Rettungsstelle beobachtet werden. Eine Korrelation wurde ebenso in der Wetterkohorte beobachtet. In Bezug auf die mittlere Tagestemperatur war diese in der Wetterkohorte signifikant (p = 0,032), bezüglich der Tageshöchsttemperatur hochsignifikant (p = 0,008). Die Inzidenz odontogener Abszesse ist hierin sowohl in der Wetterkohorte, als auch in der Gesamtkohorte bei vergleichsweise tiefen Temperaturen gering höher als bei hohen Temperaturen. Des Weiteren konnte eine signifikante quadratische Korrelation für zwei Tage vor dem Tag der Erstvorstellung aufgezeigt werden, jedoch nur in Bezug auf die Wetterkohorte und nur in Relation zur Tagehöchsttemperatur. In der Gesamtgruppe konnte sechs Tage vor der Erstvorstellung in der Rettungsstelle eine Korrelation (P = 0,05) in der linearen Poisson-Regression nachgewiesen werden, des Weiteren konnte jedoch keine Korrelation zwischen der Inzidenz und dem Luftdruck festgestellt werden. Diese Studie unterstützt die These, dass die Außentemperatur einen Einfluss auf die Genese odontogener Abszesse haben kann. Eine signifikant höhere Anzahl odontogener Abszesse konnte an Tagen mit vergleichsweise kalten bzw. warmen Außentemperaturen beobachtet werden. Die genannte Korrelation konnte jedoch primär nur für den Aufnahmetag in beiden Kohorten dargelegt werden. Damit müssen auch andere Gründe für das gehäufte Auftreten odontogener Abszesse verantwortlich sein, wie beispielsweise ein gesteigertes Schmerzempfinden. Außerdem konnten wir feststellen, dass an Tagen mit vergleichsweise kalten Temperaturen mehr Vorstellungen erfolgten als an vergleichsweise warmen Tagen. Eine mögliche Ursache könnte aufgrund der größeren Temperaturdifferenz zwischen der Außen- und Körpertemperatur eine stärkere Veränderung der oralen Mikroflora oder eine veränderte Immunantwort an kälteren Tagen sein.