Dem Prinzip der gegenseitigen Hilfe folgend organisierten sich anarchosyndikalistische Familien in basisgewerkschaftlichen Strukturen, um die Alltagsprobleme nach dem Ersten Weltkrieg gemeinschaftlich bewältigen zu können. Bei Meiningen (Thüringen) pachtete die lokale Ortsgruppe der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) Land zur kollektivistischen Bewirtschaftung sowie Selbstversorgung mit Lebensmitteln und errichtete 1926 hierauf ein Gebäude, welches sie nach einem russischen Revolutionär und Anarchisten benannte. Die Bakunin-Hütte entwickelte sich schließlich zu einem „Ferien- und Schulungsheim der Bewegung“, bis ihre politische Legalität dem Nationalsozialismus zum Opfer fiel. Das von 1931–1933 geführte Gästebuch der Bakuninhütte gibt auf sieben bedruckten und 19 handschriftlich beschriebenen Seiten und in fast 200 Einträgen einen Einblick in das soziopolitische Umfeld dieser Gemeinschaft und zeugt von der lokalen bis überregionalen Bedeutung des Ortes. Es lässt die Vielfalt der Aufbruchs- und Gegenbewegungen der sogenannten Weimarer Zeit und in freizeit- und tourismusgeschichtlicher Perspektive die spezifischen Möglichkeiten der Unterschichten zu Beginn der 1930er Jahr erkennen. Eingebettet in den politischen beziehungsweise bewegungsgeschichtlichen Kontext beleuchtet diese Arbeit die lokale Praxis einer politischen Gemeinschaft und ihrer Akteure, wie den Berliner Buchbinder und Hüttenwart Fritz Scherer.