dc.contributor.author
Herrmann, Wolfram Joachim
dc.date.accessioned
2019-07-22T10:13:37Z
dc.date.available
2019-07-22T10:13:37Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/25134
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-2889
dc.description.abstract
In dieser Habilitationsarbeit wurden Faktoren untersucht, die zur Erklärung der im Vergleich zu anderen Ländern erhöhten Inanspruchnahme ambulanter ärztlicher Versorgung in Deutschland beitragen, um zu einem besseren Verständnis von Inanspruchnahme zu gelangen.
Dazu wurden im qualitativen Teil mit 40 Patientinnen und Patienten in Deutschland und Norwegen episodische Interviews geführt und in acht Hausarztpraxen insgesamt 400 Konsultationen teilnehmend beobachtet. Die Auswertung erfolgte mittels thematischen Kodierens orientiert am Ansatz der Grounded Theory. Ergänzt wurde dies durch eine quantitative Analyse von Daten der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS-1) und eine telefonische Befragung einer Zufallsstichprobe von 200 Berliner und Brandenburger Hausarztpraxen.
Verschiedene Faktoren konnten als Erklärungsansätze für die erhöhte Inanspruchnahme in Deutschland gefunden werden. Ein Kernergebnis ist ein neues Modell für Inanspruchnahme: Inanspruchnahmesequenzen. Konsultationen werden dabei nicht mehr als einzelne unabhängige Ereignisse betrachtet, sondern als Knotenpunkte, die über Informationsflüsse zwischen Versorgern miteinander verbunden sind. Dieses Modell wird zukünftig weitergehende Analysen von Inanspruchnahme und die Operationalisierungen von Inanspruchnahmesequenzen ermöglichen. Darüber hinaus zeigt das Modell anhand der qualitativen Ergebnisse auf, dass die Versorgungsverläufe chronisch kranker Patientinnen und Patienten sich zwischen Deutschland und Norwegen unterscheiden und diese unterschiedlichen Versorgungsverläufe die Unterschiede in der Inanspruchnahme teilweise erklären können. Eine qualitativ gefundene Annahme des Modells, dass bei chronisch erkrankten Patienten, die einzelne Erkrankung keine wesentliche Rolle für die Höhe der Inanspruchnahme spielt, konnte quantitativ anhand von Patienten mit überlebtem Herzinfarkt bestätigt werden.
Ein Faktor für erhöhte Inanspruchnahme durch vergleichsweise gesunden Patienten sind die Arbeitsunfähigkeitsregelungen in Deutschland. Krankschreibungen sind ein häu\-fi\-ges Beratungsergebnis in Deutschland und häufig sind selbstlimitierende kleinere Er\-kran\-kun\-gen, wie z.B. Erkältungskrankheiten, die Ursache für die Arbeitsunfähigkeit. In Norwegen gibt es wissenschaftlich fundiert positive Erfahrungen mit ausgedehnteren Möglichkeiten sich selbst krankzumelden. Solche Regelungen sollten in Pilotprojekten auch in Deutschland erprobt und evaluiert werden.
Hinsichtlich der Einstellungen zu Zuzahlungen als Steuerungsinstrument konnten wir drei Dimensionen konstruieren: die erlebte Steuerungswirkung von Zuzahlungen, die Verständlichkeit von Zuzahlungen und die Beurteilung von Zuzahlungen. In allen drei Dimensionen unterschieden sich dabei die Einstellungen der Studienteilnehmer zwischen Deutschland und Norwegen. Die Ergebnisse deuten daraufhin, dass die Regelungen in Deutschland für Patienten zu komplex und nicht verständlich genug vermittelt sind.
Bei der Inanspruchnahme ärztlicher Versorgung durch Patienten mit überlebtem Herzinfarkt konnte gezeigt werden, dass die einzelne Diagnose bei multimorbiden Patienten keinen großen Einfluss auf die Inanspruchnahme hat. Die Ergebnisse zeigen, dass der Schwerpunkt der Versorgung von Patienten mit überlebtem Herzinfarkt klar bei der hausärztlichen Versorgung liegt.
Darüber hinaus zeigte die Befragung von Hausarztpraxen auf, dass sich zwischen Hausarztpraxen stark unterscheidet, ob und ab welchem Alter Kinder und Jugendliche behandelt werden. Dies zeigt beispielhaft, dass ein prinzipielles Versorgungsangebot nicht immer für alle Patienten zur Inanspruchnahme tatsächlich offen ist.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse dieser Arbeit auf, dass es vielfältige Faktoren gibt, welche die unterschiedliche Inanspruchnahme erklären können. Dabei gehen gesellschaftliche und strukturelle Faktoren miteinander einher.
de
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Primary Health Care
en
dc.subject
General practice
en
dc.subject
sequential model
en
dc.subject
qualitative research
en
dc.subject
work incapacity
en
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Inanspruchnahme hausärztlicher Versorgung in Deutschland - qualitative und quantitative Untersuchungen
dc.contributor.gender
male
dc.contributor.firstReferee
Baum, Erika
dc.contributor.furtherReferee
Niebling, Wilhelm
dc.date.accepted
2019-07-15
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-refubium-25134-0
dc.title.translated
Primary Health Care Utilization in Germany - Qualitative and Quantitative Studies
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access
dcterms.accessRights.proquest
accept