Reproduktive Gesundheit nach überstandener Karzinomtherapie ist für Patientinnen von entscheidender Bedeutung und wesentlicher Bestandteil ihrer Lebensqualität. Vor allem viele junge Frauen erleben die Diagnose Zervixkarzinom mit dem Risiko des Organ- und Fertilitätsverlusts als Bedrohung ihrer weiblichen Identität. Dank chirurgischer Innovationen in den vergangenen drei Jahrzehnten im Bereich des Fertilitätserhalts ist es gelungen, den Patientinnen dabei eine Perspektive zu bieten. Die von Daniel Dargent eingeführte Methode der radikalen vaginalen Trachelektomie kombiniert die Reduktion der operationsbedingten Morbidität mit dem Fertilitätserhalt. Die Gleichwertigkeit der Methode hinsichtlich ihrer onkologischen Sicherheit mit radikaleren operativen Ansätzen ist in mehreren Studien eindeutig belegt worden. Die onkologische Sicherheit ist eine unabdingbare Voraussetzung dafür, eines der Hauptziele der RVT, die Umsetzung des Kinderwunsches, zu verwirklichen. Um diese auch im Follow-up gewährleisten zu können, sind qualifizierte Nachsorgeuntersuchungen essentiell. Das von unserer Arbeitsgruppe entwickelte, auf langjähriger Erfahrung mit der Operationsmethode basierende Nachsorgeprotokoll sichert den Standard der Untersuchungen im Follow-up. Durch Anwendung dieses Protokolls in gynäkologischen Praxen wird für die Patientinnen eine heimatnahe, transsektorale Versorgung möglich. Trotz äquivalenter Überlebensraten im Vergleich zur radikalen Hysterektomie treten nach RVT vereinzelt Rezidive auf. In unseren Arbeiten konnten wir zeigen, dass das Rezidivauftreten weder mit bestimmten histopathologischen Faktoren noch mit der Expression von Zellzyklusregulatoren korreliert. Die Möglichkeit von Schwangerschaften nach RVT ist eindeutig belegt, nicht zuletzt durch unsere Untersuchungen am weltweit größten Kollektiv von Patientinnen nach RVT. Es überrascht allerdings nicht, dass Schwangerschaften nach RVT bei Patientinnen und Kollegen viele Fragen aufwerfen. Vor diesem Hintergrund haben wir Empfehlungen zum Schwangerschaftsmanagement entwickelt, die vor allem das Hauptproblem der Frühgeburtlichkeit thematisieren. Die Anwendung dieser Managementempfehlungen soll die Frühgeburtsrate reduzieren. Die Durchführung eines FTMV kann bei ausgewählten Patientinnen ebenfalls eine Risikoreduktion einer Schwangerschaft nach RVT bedeuten. Eine Untersuchung zur Auswirkung der mütterlichen RVT auf Neugeborene im Vergleich zu in derselben Woche geborenen Kindern von Müttern ohne Voroperation zeigte keine Nachteile für erstere. In mehreren Studien wird aktuell die notwendige Radikalität der Therapie beim Zervixfrühkarzinom einer weiteren Prüfung unterzogen. Sollte sich die RVT in bestimmten Fällen als noch zu radikal erweisen, könnte die Reduktion des notwendigen OP-Ausmaßes eine weitere Verringerung des Frühgeburtsrisikos für künftige Patientinnen bedeuten.