Die im Auftrag Cosimo I. de’ Medici entstandene Ausstattung der Sala dei Cinquecento im mittelalterlichen Palazzo Vecchio war das wohl ambitionierteste Projekt des aretinischen Künstlers Giorgio Vasari. Voller Stolz schrieb dieser in einem Brief an seinen Herren von einem Werk (opera), […] che superera ogni altra che sia maj fatta da e mortalj per grandezza e magnificentia, si per gli ornamenti dj pietre, statue di bronzi, marmj, fontana et per linuentione et storie dj picture, che sapparecchiano ora nel palco et nelle faccjate dj sotto. Der allegorisch-historische Zyklus mit glorifizierenden Elementen, der sich über eine kassettierte Holzbalkendecke und monumentale Fresken an den beiden Langwänden der Sala erstreckt, stellt in seiner Entstehungsgeschichte, in der Darstellungsweise politischer Strukturen, der Art der Eigenrepräsentation des Regierenden und der schriftlichen Beschreibung durch den Künstler selbst ein einzigartiges Ensemble dar, das in seinen vielschichtigen Bedeutungen und Funktionen bisher nicht angemessen untersucht worden ist. Ziel der Dissertation war es, das malerische Ausstattungsprogramm der Sala mittels einer Analyse der Programmgenese, dem Abgleich der vorhandenen Bilder und den Beschreibungen durch den Künstler und verwandten zeitgenössischen Kunstaufträgen zu erforschen und dessen ikonographischen Gehalt zu extrahieren. Dabei ging es nicht nur um Interaktionen zwischen Bildern und Text, sondern auch um Stellung und Funktion des Textes selbst. Durch die relativ gute Quellenlage konnte zunächst die Programmgenese untersucht und sukzessiv vorgenommene Veränderungen darin nachvollzogen werden. Die Quellen, namentlich drei Planzeichnungen der gesamten Decke, einem sogenannten cartone grande sowie verschiedene Briefe Vasaris, des Herzogs und anderen Beteiligten, wurden mit dem ausgeführten Zyklus verglichen, um so besondere Schwerpunkte der Intentionen des Herzogs hinsichtlich des Ausstattungsprogramms herauszuarbeiten. Es konnte gezeigt werden, daß mit Fortschreiten der Planungen die drei Deckenstreifen immer mehr als thematische Einheiten auftreten: der mittlere Deckenstreifen ist schließlich dem Herzog und der älteren Stadtgeschichte gewidmet, während die beiden äußeren Deckenstreifen – nach der Verschiebung administrativer Einheiten, wie den Zünften und den Gonfaloni – fast ausschließlich die Kriegen gegen Pisa und gegen Siena zeigen. Erstmals konnte in diesem Zusammenhang die Drehung des gesamten Programms, die der Aufnahme der Sieger-Skulptur Michelangelos geschuldet war, anhand der Planungszeichnungen nachgewiesen werden. Die Untersuchung der Ragionamenti führte ebenfalls zu neuen Erkenntnissen. So konnte durch die Analyse von Manuskript und posthum gedruckter Ausgabe sowie verschiedenen Briefen die Datierung der Schrift zwischen 1558 und 1564 erfolgen. Die Fixierung des Textes vor Fertigstellung der malerischen Ausstattung der Sala dei Cinquecento – die Decke wurde anläßlich einer Hochzeit im Dezember 1565 eingeweiht, die Wände wurden erst in 1570er Jahren ausgeführt – bestätigte sich auch im Abgleich der einzelnen Bildfelder mit dem Text. Dafür wurde der letzte Teil der Ragionamenti erstmals ins Deutsche übersetzt und in einer katalogartigen Zusammenstellung der Kapitel jedes Bild mit der entsprechenden Textpassage verbunden. Es ließen sich so teilweise gravierende Diskrepanzen zwischen Bild und Text nachweisen. Demnach handelt es sich bei dem Text der Ragionamenti nicht, wie bisher immer angenommen, um eine Erklärungsschrift der Bilder, wie es im Œuvre Vasaris durchaus auch vorkommt (wie bei der Beschreibung der Farnese-Justitia), sondern um die schriftliche Fixierung eines Konzepts, welches, ähnlich wie die gedruckten Festschriften dieser Zeit, das Ziel hatte, Glanz und Ruhm des Florentinischen Hofes an anderen Fürstenhöfen Europas zu verbreiten. Für Vasari selbst bedeutete dies auch die Verbreitung seines eigenen Rufes. Um Ausstattungsprogramm und Schrift in ihren Intentionen verstehen zu können, war es unabdingbar, die Funktion der Sala dei Cinquecento und ihre Stellung im Gesamtkontext des herzoglichen Palastes (Palazzo Vecchio) herauszuarbeiten. Trotz schwieriger Quellenlage und fehlenden Forschungen in diesem Feld, konnte gezeigt werden, daß die Sala als repräsentativer Empfangs- und Festsaal genutzt wurde. Die antithetische Gegenüberstellung von zwei Kriegen, die einerseits unter der republikanischen Regierung und andererseits unter Cosimo gewonnen wurden, konnte mehrfach durch verschiedene Quellen als zeitgenössische Intention nachgewiesen werden. Damit stellt der Bilderzyklus der Sala dei Cinquecento eine vollkommen neue Möglichkeit der Glorifizierung eines Herzogs und der Auffassung von Geschichte dar. Die republikanische Vergangenheit wird nicht negiert, sondern vom Glanz der neuen Regierungsform einfach überstrahlt. Vasari selbst spricht in den Ragionamenti von einer Leiter, an deren Spitze der Herzog steht. Wozu die Republik vierzehn Jahre gebraucht hat, das schafft der Herzog in nur vierzehn Monaten: Eine einflußreiche Nachbarschaft zu erobern. Diese Auffassung von Geschichte und die antithetische Gegenüberstellung der beiden Kriege konnte auch anhand der Bilder nachvollzogen werden. Während die Seite des Siena- Krieges stolze Heerführer zeigt, die gut strukturierten Schlachtordnungen folgen, scheinen sich unfähige Krieger in antikisierenden Rüstungen auf der anderen Seite zu zieren. Gleich einem Werbeprospekt präsentiert Cosimo I. de’ Medici sich und die Toskana (vertreten durch die sechzehn Deckenfelder mit den Städtedarstellungen) im Ausstattungsprogramm der Sala dei Cinquecento als guter Regent, erfolgreicher Kriegsherr, Friedensstifter und würdiger Nachkomme der Römer. Der Vergleich mit zeitgenössischen Kunstaufträgen Papst Leos X., Karls V., der Farnese und Cosimos I. selbst machte deutlich, wie stark das untersuchte Programm von diesen Einflüssen abhängt. Als vorbildhaft konnten vor allem ephemere Apparate von Festen und Einzügen von Papst Leo X. und Karl V. nachgewiesen werden, die beispielsweise Flußgötter als geographische Indikatoren für ihre Herrschaftsgebiete verwenden, aber auch permanente Dekorationen wie die der Farnese, die mit ihren Ambitionen auf den Papst-Stuhl in direkter Konkurrenz zu den Medici standen. Die Untersuchung von Cosimos eigenen Kunstaufträgen, welche zeitlich vor dem Zyklus der Sala dei Cinquecento entstanden sind, konnte zeigen, daß dessen Eigenrepräsentation anfangs in Form von mythologischen Gottheiten oder antiken Helden einer zunehmend expliziten Selbstdarstellung weicht. Dies hängt vor allem mit der Stärkung seiner Macht als Herzog von Florenz und später Großherzog der Toskana zusammen, die eine direkte Glorifizierung Cosimos möglich machten.
The equipment of the Sala dei Cinquecento developed on behalf Cosimo Ith de' Medici in the medieval Palazzo Vecchio was the probably the most ambitious project of the Aretinian artist Giorgio Vasari. Full of pride he wrote this in a letter at its gentlemen of a work (opera), […] che superera ogni altra che sia maj fatta da e mortalj per grandezza e magnificentia, si per gli ornamenti dj pietre, statue di bronzi, marmj, fontana et per linuentione et storie dj picture, che sapparecchiano ora nel palco et nelle faccjate dj sotto. The allegorical historical cycle with glorifying elements, which extends over a timber beam ceiling a cassettoni and monumental frescoes at the two long walls of the Sala, places in its developing history, in which representation method of political structures, which kind of the self-representation of the government and the written description by the artist a singular ensemble, which was so far not examined appropriately in its multilayered meanings and functions. A goal of the thesis was it, to study the pictorial equipment program of the Sala by making an analysis of the program’s genesis to investigate for the alignment of the existing pictures and the descriptions by the artist and related contemporary orders for art and to extract its ikonographic content. First the program genesis could be examined and gradually made changes in it be reconstructed by the relatively good source situation. The sources, in particular three plans of the entire cover, a so- called cartone grande as well as different letters of Vasari, the duke and other involved persons, were compared with the implemented cycle, to work out the intentions of the duke regarding the equipment program. It could be shown that with the progressing of planning the three ceiling strips arise ever more as thematic units: the middle ceiling strip is finally dedicated to the duke and the older urban history, while the two outside ceiling strips - after the shift of administrative units, how the guilds and the Gonfaloni – show almost exclusively wars against Pisa and against Siena. For the first time the turn of the entire program, which was owed the admission of Michelangelo’s winner sculpture, could be proven on the basis of the planning designs. The investigation of the Ragionamenti led likewise to new realizations. So the dating of the writing between 1558 and 1564 could take place via the analysis from manuscript and postum printed expenditure as well as different letters. The adjustment of the text before completion of the pictorial equipment of the Sala dei Cinquecento - the ceiling was inaugurated on the occasion of a wedding in December 1565, the walls were only implemented in the 1570’s - was confirmed also in the alignment of the individual image fields with the text. That for the last part of the Ragionamenti was translated for the first time into German and connected in a catalog-like composition of the chapters each picture with the appropriate text passage. So partly engraving discrepancies between picture and text let themselves prove. Therefore it concerns with the text of the Ragionamenti not, as before always accepted, in order an explanation writing of the pictures, like it in the Œuvre Vasaris quite also occurs oneself (as during the description of the Farnese Justitia), but the written adjustment of a concept, which, similarly as the printed anniversary publications of this time, had the goal of spreading gloss and fame of the Florentine court at other courts of Europe. For Vasari meant this also the spreading of his own call. To understand equipment program and writing in their intentions, it was indispensable to work out the function of the Sala dei Cinquecento and their position in the total context of the ducal palace (Palazzo Vecchio). Despite difficult source situation and missing research in this field, it could be shown that the Sala was used as representative receipt and festival room. The antithetic confrontation of two wars, which were won on the one hand under the republican government and on the other hand under Cosimo, could be proven several times by different sources as contemporary intention. Thus the picture cycle of the Sala dei Cinquecento represents a perfectly new possibility of the glorification of a duke and the view of history. The republican past is not negated, but is not simply over-radiated by the gloss of the new system of government. Vasari speaks in the Ragionamenti of a scale, at whose point the duke stands. To which the republic used fourteen years, the duke creates in only fourteen months: To conquer an influential neighbourhood. This view of history and the antithetic confrontation of the two wars could be reconstructed also on the basis of the pictures. While the side of the Siena war shows proud army leaders, that follow well structured battle orders, incapable warriors in arms all’antica on the other side seem to be unable to battle. Like a catalogue Cosimo Ith de’Medici represents Tuscany (in the sixteen fields of the ceiling) and himself in the Sala dei Cinquecento as a good gouvernor.