dc.contributor.author
Auraß, Friederike
dc.date.accessioned
2018-06-07T16:17:55Z
dc.date.available
2013-01-22T11:57:46.233Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/2321
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-6522
dc.description.abstract
Schizophrenie ist eine häufige, schwere psychiatrische Erkrankung, die meist
im jungen Erwachsenenalter ausbricht. Häufig wird die Krankheit die
Betroffenen ein Leben lang begleiten. Kennzeichnend sind Positivsymptome, wie
Wahnerleben, Ich-Störungen und akustische Halluzinationen; aber auch
Negativsymptome und kognitive Defizite gehören zum Spektrum des klinischen
Bildes. Während die Positivsymptome zunehmend erfolgreich und nebenwirkungsarm
medikamentös behandelt werden, stellen Negativsymptome (Desozialisation,
Depression u.a.) und kognitive Defizite weiterhin relativ therapieresistente
Phänomene dar, deren Ausprägung als prognostisch relevant gilt. Die Ursachen
und Mechanismen der Entstehung einer Schizophrenie sind unklar. Ausgegangen
wird von einer multifaktoriellen Genese - einem Zusammenspiel aus genetischen
Faktoren und Umwelteinflüssen. Wobei sich die erbliche Komponente nicht auf
die variable Ausprägung eines Gens zu beschränken scheint. In der Literatur
ist eine Vielzahl von Risikogenen beschrieben. Dennoch konnte bislang kein
plausibles Konzept zur Pathophysiologie der Erkrankung vorgestellt werden. In
der vorliegenden Arbeit wurde ein weiteres Risikogen untersucht. BLOC1S3
(Biogenesis of Lysosome-related Organelles Complex 1-Subunit 3) ist ein Gen
auf Chromosom 19, welches für das gleichnamige Protein codiert. Dieses Protein
bildet mit sieben weiteren Untereinheiten BLOC1 (Biogenesis of Lysosome-
related Organelles Complex 1) – einem Komplex zur Biogenese Lysosomen-
verwandter Organellen. Eine dieser Untereinheiten ist Dysbindin. Nachweisbar
ist, dass Dysbindin im menschlichen Gehirn bei Patienten mit Schizophrenie
anders verteilt ist als im gesunden Gehirn. Das Dysbindin verschlüsselnde Gen
gilt als gut evaluiertes Risikogen für Schizophrenie. Sollte Dysbindin als
Untereinheit von BLOC1 zur Pathophysiologie der Schizophrenie beitragen,
müssten sich u.U. auch Einflüsse von BLOC1S3-Polymorphismen im Gehirn von
Schizophrenen nachweisen lassen. Eine solche Assoziation von Schizophrenie mit
Polymorphismen dieses Gens konnte von der Arbeitsgruppe um Douglas Morris 2008
gezeigt werden.63 Dieses Ergebnis sollte in der vorliegenden Studie repliziert
werden. Ob Schizophrenie auch zukünftig als eigene Krankheitsentität
beschrieben werden sollte, ist Gegenstand aktueller Debatten. Um diesem
Diskurs Rechnung zu tragen, wurden die Probanden zudem auf Ebene von
Symptomkomplexen untersucht. Hierbei stellte sich die Frage, ob der
Schweregrad von Negativsymptomen oder kognitiver Defizite innerhalb des
Patientenkollektives Assoziationen zu BLOC1S3-Polymorphismen aufweist. Die
Studie wurde im Fall-Kontroll-Design an 88 stabilen Schizophreniepatienten
(Schizophrenie oder Schizoaffektive Störung) und 78 gesunden Kontrollen
untersucht. Als genetische Marker der Studie dienten vier ausgewählte SNPs
(Single Nucleotid Polymorphismus), sowie die fünf häufigsten Haplotypen dieser
SNPs. Die Ergebnisse der vorangegangenen Morris-Studie konnten hier nicht
bestätigt werden. Es fand sich kein Zusammenhang zwischen
BLOC1S3-Polymorphismen und der Diagnose Schizophrenie/Schizoaffektive Störung.
Auf Ebene der Symptomkomplexe konnte sich BLOC1S3 jedoch als aussichtsreiches
Risikogen behaupten. Rs12460985 zeigte sich mit Negativsymptomatik wie auch
mit kognitiven Defiziten assoziiert. Insbesondere auf die Leistung im STROOP-
Test, sowie auf die Wortflüssigkeit der Probanden schien ein veränderliches
BLOC1S3 Einfluss zu haben. Der bislang nicht untersuchte SNP rs7247764 zeigte
ebenfalls Assoziationen zu Negativsymptomatik und verbalem Gedächtnis. Die
Haplotyp-Analyse konnte diese Ergebnisse bestätigen. Der häufigste Haplotyp
stand in Zusammenhang zur Ausprägung der Negativsymptomatik und zeigte bzgl.
der kognitiven Daten dasselbe Muster wie der SNP rs12460985. Wortflüssigkeit
und STROOP-Leistung waren die abhängigen Domänen. In der abschließenden
Faktorenanalyse fanden sich Assoziationen des häufigsten Haplotypen zu dem
Leistungsvermögen im Bereich der Exekutivfunktionen, was im Einklang zu den
Ergebnissen der Einzeltestungen steht. Zwischen Negativsymptomen und
kognitiven Defiziten schien ein direkt-proportionaler Zusammenhang zu
bestehen. Insbesondere die Domäne der Exekutivfunktionen war hierbei
beeinträchtigt. Patienten mit ausgeprägter Negativsymptomatik zeigten
schlechtere Testergebnisse in STROOP- und Wortflüssigkeitstestungen. Aufgaben
zur verbalen Gedächtnisleistung und zur Aufmerksamkeit wurden von diesen
Versuchspersonen ebenfalls schlechter bewältigt, jedoch war diese Assoziation
weniger stark ausgeprägt. Der vermutete Zusammenhang zwischen Negativsyndrom
und kognitiven Defiziten könnte kausalen Charakter haben oder durch eine
gemeinsame pathophysiologische Wegstrecke bedingt sein. Möglicherweise läge
diese im Bereich der Stoffwechselvorgänge der Lysosomen-ähnlichen Organellen.
BLOC1 kommt dabei eine Rolle im Rahmen des Wiederverwertungsprozesses
einzelner Organellen zu. Die Arbeit konnte BLOC1S3 als interessanten
Gegenstand zukünftiger Untersuchungen weiter etablieren und die Hypothese
stärken, dass Dysbindin als Untereinheit eines veränderten BLOC1 zur
Entstehung der Schizophrenie oder einzelner Symptomkomplexe beträgt.
de
dc.description.abstract
Background: BLOC1S3 (Biogenesis of Lysosome-related Organelles Complex
1-Subunit 3) is part of BLOC1. Dysbindin is another subunit of this complex,
which has been strongly implicated in schizophrenia susceptibility. BLOC1S3
has not been highly investigated so far. In one study (Morris et al., 2008) an
association between BLOC1S3 genotype and schizophrenia was found. This study
investigated possible correlations of BLOC1S3 genotype and the diagnosis of
schizophrenia as well as an association to the severity of the
symptomcomplexes negative syndrom and cognitive decline. Methode: This case-
control-study was undertaken in a sample of 88 stable patients with
schizophrenia or schizoaffective disorder and 77 healthy controls. The pattern
of symptoms of the schizophrenic group was evaluated with well established
rating scales and neuropsychological tests. Four selected SNPs and the most
frequent five haplotypes were investigated as genetic markers. Results:
Significant assoziations between BLOC1S3 genotype and the diagnosis of
schizophrenia were not noted. While the severity of negative symptoms and
cognitive decline were related to the gentics. Those findings could be
replicated in SNP- and haplotype-analysis. Especially verbal memory and
executive functioning were affected. Interestingly those cognitive domains
were most impaired in patients with severe negative symptoms. Conclusion:
Together these data provide evidence for the involvement of BLOC1S3 in the
pathogenesis of negative symptoms and cognitive decline, without showing an
association to the diagnosis of schizophrenia. Possibly those results lend
support to the current debate on schizophrenia as a single nosological
entitiy.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
negative symptoms
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Einflüsse von BLOC1S3-Polymorphismen auf Schizophrenie mit Fokus auf
Negativsymptomatik und kognitive Defizite
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. I. Puls
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. G. Juckel, Prof. Dr. med. M. Baiboui
dc.date.accepted
2013-02-01
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000040082-8
dc.title.translated
BLOC1S3 genotype effects on negative symptoms and cognitive function
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000040082
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000012535
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open access