dc.contributor.author
Benzke, Michael
dc.date.accessioned
2018-06-07T16:10:01Z
dc.date.available
2009-07-20T11:54:15.746Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/2130
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-6332
dc.description.abstract
Einleitung: Spinale Effekte von Anästhetika sind von besonderem Interesse,
seit dem das Rückenmark tierexperimentell als primäres Ziel der Unterdrückung
motorischer Reaktionen auf Schmerzreize identifiziert werden konnte. H-Reflex-
Studien am Menschen konnten für Sevofluran und Lachgas zeigen, dass die
Unterdrückung der spinalen motoneuronalen Erregbarkeit mit der Unterdrückung
motorischer Antworten auf Schmerzreize korreliert. In vitro-Studien geben
erste Hinweise darauf, dass im Umfeld der erregenden Synapsen der Motoneurone
sowohl präsynaptische als auch postsynaptische Hemmungsmechanismen beteiligt
sein könnten. Der Einfluss von Anästhetika auf die motoneuronale Erregbarkeit
scheint für die Unterdrückung von Bewegungsantworten auf Schmerzreize von
besonderer Bedeutung zu sein. Doch obwohl zelluläre Experimente GABAA-,
Glycin- und Glutamat-Rezeptoren als primär verantwortliche Zielstrukturen
ermitteln konnten, bleiben die Mechanismen der Bewegungsunterdrückung im
intakten motorischen System des Menschen unbekannt. Ziel dieser Studie ist es,
das Ausmaß der präsynaptischen und postsynaptischen Effekte der Anästhetika
Sevofluran und Lachgas auf die motoneuronale Erregbarkeit an einem
monosynaptischen Reflexbogen am intakten Rückenmark des Menschen zu zeigen,
dessen Verschaltung und dessen beteiligte molekulare Strukturen bekannt sind.
Methodik: Nach Zustimmung der Ethikkommission und schriftlicher Einwilligung
wurden 24 Probanden in die Studie eingeschlossen. Für die Differenzierung
präsynaptischer und postsynaptischer Mechanismen der Unterdrückung der
motoneuronalen Erregbarkeit durch die Anästhetika Sevofluran und Lachgas
untersuchten wir zwei Parameter: 1.) die Unterdrückung der Amplitude des
maximalen H-Reflexes als Parameter der motoneuronalen Erregbarkeit, welche
sowohl prä- als auch postsynaptische Hemmungsmechanismen einschließt 2.) die
Unterdrückung der heteronymen Fazilitation des H-Reflexes als Parameter der
reinen präsynaptischen Hemmung. Das von Hultborn et al. etablierte Verfahren
der heteronyme Fazilitation des M. soleus H-Reflexes wurde verwendet, um eine
stattfindende präsynaptische Inhibition auf Ia-Fasern des N. femoralis zu
untersuchen. Da eine direkte Verschaltung zwischen dem im N. femoralis
verlaufenden Ia-Muskelspindelfasern des M. quadriceps femoris und den
Motoneuronen des M. soleus existiert, kann die durch Stimulation des N.
tibialis hervorgerufene H-Welle durch zusätzliche Stimulation des N. femoralis
vergrößert (konditioniert) werden. Werden N. femoralis und N. tibialis in
einem Zeitfenster so stimuliert, dass sie zeitgleich auf das Motoneuron des M.
soleus treffen, kann der monosynaptische Charakter der Fazilitation gesichert
werden. Bei einer Abnahme der Fazilitation kann so als einzige mögliche
Ursache auf eine Zunahme der präsynaptischen Hemmung geschlossen werden.
Konditionierte und unkonditionierte Reflexe wurden in zufälliger Reihenfolge
und an drei Zeitpunkten gemessen: 1.) Vor Gabe des Anästhetikums, 2.)
mindestens 35 min nach Erreichen einer stabilen endtidalen Konzentration des
Anästhetikums (0.8 Vol.-% Sevofluran und 45 Vol.-% Lachgas, äquipotente
Konzentration in Bezug auf die motoneuronale Unterdrückung), 3.) mindestens 30
min nach Abflutung des Anästhetikums. Ergebnisse: Die Studie wurde für jeweils
zehn Probanden im Alter von 19-32 Jahren erfolgreich durchgeführt, wobei
sieben Probanden unter beiden Anästhetika gemessen wurden. Bei den gewählten
Anästhetikakonzentrationen wurde eine statistisch signifikante Unterdrückung
der maximalen H-Reflex-Antwort unter Sevofluran von 26.3 ± 8.4 % (MW ± SD) und
eine Unterdrückung für Lachgas von 33.5 ± 15.6 % (MW ± SD) gemessen (jeweils
Analyse mittels linear mixed effect model). Die Reduktion der H-Reflex-
Fazilitation im Vergleich zu den Kontrollmessungen beträgt 28.8 ± 20.0 % (MW ±
SD) unter Sevofluran und 6.2 ± 26.4 % (MW ± SD) unter Lachgas. Die Abnahme der
H-Reflex-Fazilitation unter dem Einfluss von Sevofluran ist signifikant höher
als unter dem Einfluss von Lachgas (Analyse mittels linear mixed effect
model). Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen, dass Lachgas nur geringe
präsynaptische Effekte bei deutlicher Unterdrückung der motoneuronalen
Erregbarkeit aufweist, während Sevofluran sowohl präsynaptische als auch
postsynaptische Hemmung zeigt. Da es allgemein anerkannt ist, dass GABA als
Transmitter bei der präsynaptischen Hemmung agiert, lassen sich die
Unterschiede im Ausmaß der präsynaptischen Hemmung am ehesten aufgrund der
unterschiedlichen GABAergen Wirkung der untersuchten Anästhetika erklären.
Während Lachgas keine bis geringe Effekte am GABA-Rezeptor aufweist, stellt
dieser ein Hauptziel der spinalen Wirkung von Sevofluran dar. Somit konnten in
dieser Studie spezifische GABAerge Effekte von Sevofluran beim Menschen in
vivo gezeigt werden.
de
dc.description.abstract
Background: Reduced spinal excitability contributes to the suppression of
movement responses to noxious stimuli during the anesthetic state. This study
examines and compares presynaptic and postsynaptic effects of two anesthetics
in the human spinal cord. Methods: The authors tested two parameters during
the administration of 0.8 vol% sevoflurane or 45 vol% nitrous oxide compared
with control states before and after drug administration: (1) the size of the
soleus H reflex (integrating presynaptic and postsynaptic effects) at
increasing stimulus intensities (recruitment curve) and (2) the amount of
presynaptic inhibition on Ia afferents of the quadriceps femoris, evaluated by
the heteronymous facilitation of the soleus H reflex caused by a conditioning
stimulation of the femoral nerve. The study was performed in 10 subjects for
each drug. Results: At the chosen concentrations, the maximum H reflex was
reduced by 26.3 ± 8.4% (mean ± SD) during sevoflurane and by 33.5 ± 15.6%
during nitrous oxide administration. The averaged recruitment curves were
similarly depressed under the influence of the two drugs. The reduction of
H-reflex facilitation was significantly stronger for sevoflurane (28.8 ±
20.0%) than for nitrous oxide administration (6.2 ± 26.4%). Conclusions: These
results demonstrate in humans presynaptic effects of the volatile anesthetic
sevoflurane but not of nitrous oxide. A possible explanation for this
difference may be the different potency of the respective drugs in enhancing
Gammaaminobutyric acid type A receptor–mediated inhibition, because
presynaptic inhibition in the spinal cord involves this receptor subtype.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Spinal cord reflexes, Motoneuron excitabiliy, Drug effects, Sevoflurane, Nitrous Oxide, Presynaptic Inhibition, GABA-Receptor, Glutamate-Receptor
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Untersuchung präsynaptischer und postsynaptischer Effekte der Anästhetika
Sevofluran und Lachgas im Rückenmark des Menschen
dc.contributor.contact
michael.benzke@gmx.de
dc.contributor.inspector
Prof. Dr. H. Machelska-Stein, Prof. Dr. U. Heinemann, Prof. Dr. med. W.
Schaffartzik
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. B. Rehberg-Klug
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. B. Antkowiak, Prof. Dr. med. U. Dirnagl
dc.date.accepted
2009-09-18
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000011222-0
dc.title.translated
Presynaptic and Postsynaptic Effects of the Anesthetics Sevoflurane and
Nitrous Oxide in the Human Spinal Cord
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000011222
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000005979
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access