dc.contributor.author
Neuhauß, Anne-Kathrin
dc.date.accessioned
2018-06-07T15:53:44Z
dc.date.available
2015-11-05T12:36:47.358Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/1756
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-5958
dc.description.abstract
Trotz einer adäquaten antimikrobiellen Therapie kommt es bei einer Pneumonie
häufig zu überschießenden Entzündungsreaktionen und endothelialer
Hyperpermeabilität, was zu akutem Lungenversagen und Tod führen kann. Der
Grund hierfür liegt zumeist in einer inadäquaten Pathogen-Wirts-Interaktion.
Eine Therapie des akuten Lungenversagens ist derzeit nur supportiv möglich.
Zur Entwicklung neuer Therapiemöglichkeiten und zur frühzeitigen
Identifikation von Risikopatienten mit erhöhter Mortalität ist ein tieferes
Verständnis der zugrundeliegenden Pathomechanismen bei der Pneumonie
unverzichtbar. Ang-1 und Ang-2 sind Liganden der Rezeptortyrosinkinase Tie2
mit weitreichender Bedeutung für die Angiogenese und Tumorvaskularisation.
Weiterhin sind sie an der Entstehung von endothelialer Permeabilität und
Inflammation zentral beteiligt, denn Ang-1 erzeugt durch Tie2-Aktivierung ein
inaktives, ruhendes Endothel, wohingegen Ang-2 als kompetitiver Antagonist
Endothelaktivierung, erhöhte Permeabilität und eine Initiierung von
Entzündungskaskaden bewirkt. Es wird u.a. durch inflammatorische Stimuli aus
den endothelialen Weibel-Palade bodies frei gesetzt. Es wurde bereits gezeigt,
dass bei Sepsis und insbesondere bei Sepsis mit Lungenversagen die
Ang-2-Konzentration im Blut und das Ang-2/Ang-1-Verhältnis erhöht sind. Die
Rolle des Ang/Tie2-Systems in der schweren Pneumonie wurde bisher noch nicht
untersucht. Ziel dieser Arbeit war es daher, die Bedeutung des
Ang/Tie2-Systems in der Pneumokokkenpneumonie zu untersuchen und zu
evaluieren, ob Ang-2 als möglicher Biomarker zur Risikostratifizierung bei der
schweren Pneumonie geeignet ist. In differenziellen experimentellen Ansätzen
auf unterschiedlicher Komplexebene sollte die Rolle des Ang/Tie2-Systems beim
Pneumonie-induzierten akuten Lungenversagen und sein Potential für mögliche
therapeutische Ansätze geprüft werden. In einer initialen Messung wurden
verringerte Ang-1- und erhöhte Ang-2-Serumkonzentrationen bei
Pneumoniepatienten im Vergleich zu gesunden Blutspendern ermittelt (n = 20).
In einer nachfolgenden Studie konnten diese Ergebnisse verifiziert werden.
Weiterhin zeigte sich hier ein signifikanter Unterschied in der
Ang-2-Serumkonzentration zwischen Pneumoniepatienten mit letalem (innerhalb
von 28 Tagen verstorben, n = 64) vs. nichtletalem (n = 64) Verlauf. Dieser
Unterschied konnte jedoch bei einer Wiederholungsstudie (n = 74 pro Gruppe)
zur Prüfung der statistischen Validität der bereits erhobenen Ergebnisse nicht
bestätigt werden. Für Rückschlüsse auf die Dynamik des Ang/Tie2-Systems wurden
Serumproben (VALID Studie) von Patienten mit einem Pneumonie-induziertem ARDS
zu drei verschiedenen Zeitpunkten im Verlauf der intensivmedizinischen
Behandlung untersucht (n = 38). Zu den Zeitpunkten 0 h und 24 h nach Aufnahme
auf die Intensivstation wurden erhöhte Ang-2- und verringerte
Ang-1-Serumkonzentrationen im Vergleich zu gesunden Blutspender-kontrollen
gemessen. Patienten, die das ARDS überlebten, hatten sieben Tage nach dem
intensivmedizinischen Behandlungsbeginn nahezu normale Ang-1- und Ang-2-Werte.
Um weitere Aussagen über die Kinetik der Ang-2-Freisetzung bei einer akuten
Inflammation treffen zu können, wurden in einer prospektiven Studie Blutproben
von Läufern des Berlin-Marathons (n = 18, Studie RUNINFLAME) auf verschiedene
Entzündungsparameter hin untersucht, da ein Marathonlauf als ein
proinflammatorischer Stimulus auf den Körper zu wirken scheint. Der CRP-Wert
aller Läufer stieg erst 24 h nach dem Lauf an. Die Ang-2-Serumkonzentration
war hingegen unmittelbar nach dem Lauf erhöht und sank 24 h später wieder auf
die Ausgangskonzentrationen ab. Ang-2 könnte somit ein sehr frühzeitiger
Marker für Inflammation sein. Zur Lokalisation von Ang-1, Ang-2 und ihres
Rezeptors Tie2 in der Lunge wurden Lungenproben von gesunden und an Pneumonie
erkrankten Menschen immunhistochemisch untersucht. Dabei zeigte sich, dass
Ang-1 von verschiedenen Zelltypen exprimiert wurde, wohingegen eine Ang-2- und
Tie2-Expression ausschließlich in Endothelzellen detektiert wurde. In vitro
konnte beobachtet werden, dass eine Pneumolysinstimulation (PLY) zu einer
Ang-2-Freisetzung aus Endothelzellen (HUVECs) führte, nicht aber zu einer
Freisetzung von IL-6. Eine Stimulation von HUVECs mit Ang-2 bewirkte bei der
höchsten Konzentration einen kurzen, reversiblen Permeabilitätsanstieg. Zur
Ermittlung einer möglichen Beteiligung von Ang-2 an der PLY-induzierten
pulmonalen Permeabilität wurden Mäuse mit spezifischer siRNA gegen Ang-2
(Atuplex) behandelt und anschließend ihre isolierten, perfundierten und
ventilierten Lungen (IPML) mit PLY stimuliert. Diese siRNA-Vorbehandlung
führte zu einer Reduktion der PLY-induzierten alveolokapillären
Barrierestörung. Abschließend wurde die Rolle des Ang/Tie2-Systems in vivo im
Modell der murinen Pneumokokkenpneumonie untersucht. Die pulmonale Ang-2-mRNA-
Expression stieg im Pneumonieverlauf an, während die von Ang-1 und Tie2
reduziert war. Eine Ang-1-Therapie, beginnend 22 h nach einer Infektion mit S.
pneumoniae, führte bei den Tieren zu einer verminderten Zytokinfreisetzung,
verringerter Rekrutierung neutrophiler Granulozyten und einer reduzierten
Lungenpermeabilität 48 h nach der Infektion. Zusammengefasst deuten die
Ergebnisse dieser Arbeit darauf hin, dass das Ang/Tie2-System eine zentrale
Bedeutung in der Pneumokokkenpneumonie hinsichtlich Inflammation und
pulmonaler Hyperpermeabilität hat. Ein zuvor diskutierter Einsatz von Ang-2
als alleiniger prognostischer Biomarker für die schwere Pneumonie ist nach
dieser Arbeit eher abzulehnen. Die Ergebnisse der experimentellen
Untersuchungen geben jedoch Hinweise darauf, dass eine Veränderung des
Ang-1/Ang-2-Verhältnisses einen möglichen therapeutischen Ansatz in der
schweren Pneumonie darstellen könnte.
de
dc.description.abstract
Despite effective antibiotic therapies, pathogen-host interaction in pneumonia
may lead to excessive inflammation and endothelial hyperpermeability, which
can result in lifethreatening lung failure and death. The treatment of acute
lung injury is hitherto mainly supportive. To develop new therapeutic
approaches and to identify pneumonia patients at high risk of mortality as
early as possible, it is essential to elucidate pathomechanisms underlying
pneumonia. Ang-1 and -2 are ligands of the receptor tyrosine kinase Tie2.
Their roles in angiogenesis and tumor vascularization are well known, but they
are also centrally involved in the development of endothelial permeability and
inflammation. Generally Ang-1 evokes Tie2 activation, which in turn leads to
an inactive, quiescent vascular endothelium, whereas on the contrary Ang-2 as
the competitive antagonist leads to endothelial activation, increasing
endothelial permeability and initiation of other inflammatory cascades. It has
been shown that Ang-2 blood levels and the Ang-2/Ang-1 ratio were increased in
sepsis and particularly in sepsis with lung failure. However, the role of the
Ang/Tie2 system in severe pneumonia has not been investigated so far. The aim
of this study was to analyze the role of the Ang/Tie2 system in pneumococcal
pneumonia and to evaluate Ang-2 as a possible biomarker for risk
stratification in severe pneumonia. Therefore, different experimental
approaches were employed to assess the role and the therapeutic potential of
the Ang/Tie2 system in pneumonia-induced acute lung injury. In a pilot
analysis decreased Ang-1 and increased Ang-2 serum levels were observed in
pneumonia patients (n = 20) as compared with healthy blood donors. In the
following study, these results were verified. Furthermore, a difference in
Ang-2 serum levels between survivors (n = 36) and non-survivors (n = 64) with
significantly higher Ang-2 serum levels in non-survivors (28-day mortality)
was determined. However, this finding could not be reproduced in a larger
cohort study (n = 75 per group). Next, serum of mechanically ventilated
intensive care unit patients during the course of pneumonia-induced ARDS
(VALID study, n = 38) was analyzed. There were increased Ang-1 serum levels at
study entry and 24 hours later. During recovery, Ang-1 increased and Ang-2
decreased almost to serum levels of healthy control subjects within seven
days. To further decipher the kinetics of Ang-2 liberation in acute
inflammation, a prospective, observational study was conducted with subjects
who participated in the Berlin marathon (n = 18), which is known to be a pro-
inflammatory event (RUNINFLAME). All subjects showed increased CRP levels 24 h
after the run as compared with their pre-run levels, but not directly after
the run. Notably, Ang-2 levels were highly increased directly after the run
and returned to pre-run levels 24 h later, suggesting that Ang-2 is a very
rapid marker of inflammation. For localization of Ang-1, Ang-2 and their
receptor Tie2 in the lung, immunohistochemistry was performed on human lung
tissue of pneumonia patients and healthy controls. Ang-1 was found to be
expressed in various cell types, whereas Ang-2 and the receptor Tie2 were
exclusively expressed in endothelial cells. In further in vitro studies, we
observed that stimulation of endothelial cells (HUVECs) with pneumolysin
(PLY), an important pathogenic factor of S. pneumonia, was associated with
significantly increased Ang-2 release, while no effect on IL-6 release was
documented. In Electrical cell substrate impedance sensing (ECIS) experiments
Ang-2 had permeabilizing effects on HUVEC monolayers. Hypothesizing that Ang-2
might be involved in PLY-induced permeability, mice were intravenously treated
with specific siRNA against Ang-2 (Atuplex), and their isolated perfused and
ventilated lungs (IPML) stimulated with pneumolysin (PLY), an important
pathogenic factor of S. pneumoniae. Lungs of mice treated with Ang-2 specific
siRNA showed reduced permeability upon PLY stimulation compared to lungs of
mice treated with luciferase-specific siRNA as control, suggesting that Ang-2
contributes to PLY-induced permeability in intact lungs. Finally, the role of
the Ang/Tie2 system was examined in a mouse model of pneumococcal pneumonia.
Pulmonary mRNA expression of Ang-2 increased in the course of pneumonia, while
Ang-1 and Tie2 mRNA expressions were reduced. Remarkably, Ang-1 treatment of
S. pneumoniae starting 22 h after infection led to reduced cytokine secretion,
neutrophil recruitment and lung permeability 48 h after infection. In summary,
the results suggest that the Ang/Tie2 system plays a central role in
pneumoniaevoked inflammation and hyperpermeability. As discussed, Ang-2 does
not seem to be suitable for risk stratification in severe pneumonia. However,
the results from the different experimental approaches suggest that targeting
the Ang-1/Ang-2 balance may provide a new therapeutic perspective in severe
pneumonia.
en
dc.format.extent
VIII, 107 S.
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
laboratory animals
dc.subject
respiratory diseases
dc.subject
community acquired pneumonia
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Die Bedeutung der Angiopoietine-1 und -2 und ihres Rezeptors Tie2 in der
Pneumokokkenpneumonie
dc.contributor.firstReferee
Univ.-Prof. Dr. Lothar Heinz Wieler
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Martin Witzenrath
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Benedikt Kaufer
dc.date.accepted
2015-09-23
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000100488-5
dc.title.translated
The role of the Angiopoietins-1 and -2 and their receptor Tie2 in pneumococcal
pneumonia
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000100488
refubium.note.author
Mensch und Buch Verlag
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FUDISS_derivate_000000018002
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free
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open access