dc.contributor.author
Döhl, Rebecca
dc.date.accessioned
2018-06-08T04:18:02Z
dc.date.available
2015-08-18T07:14:20.099Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/16997
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-21177
dc.description.abstract
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen der Bearbeitung
des Phänomens Staatsentstehung in antiken Gesellschaften im Allgemeinen und
deren übertragener Anwendung auf das Alte Ägypten im Besonderen. Der
Grundansatz ist eine Revision der kulturanthropologisch verankerten
theoretischen Ansätze zur Betrachtungsweise des Phänomens der „Archaischen
Staaten“ und ihrer Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte und deren
Verwendung in und Übertragungsmöglichkeit auf das Feld der Ägyptologie. Dabei
aufgeworfen wird die Problematik, daß der Begriff des Staates ein nicht
ausreichend determinierter und für vormoderne Gesellschaften zu unreflektiert
verwendeter Begriff ist, der sich immer stärker dem Zugriff entzieht, je
weiter in die Vergangenheit er projiziert wird. Die Vorgehensweise der Arbeit
gliedert sich in zwei Teilschritte, wobei der erste einen
forschungsgeschichtlichen Überblick über die theoretischen Hintergründe und
Prämissen der Erforschung von Gesellschaftsentwicklung in der Anthropologie
und thematisch verwandten Bereichen gibt und einer kritischen Revision
unterzieht, sowie deren Übernahme in die archäologischen Fächer bespricht. Im
zweiten Teil rückt der Umgang mit dem Thema Staatsentstehung in der
Ägyptologie in den Fokus. Auch hier werden die vorherrschenden theoretischen
Grundlagen und Vorgehensweisen dieses Thema betreffend analysiert und mit
denjenigen der anderen archäologischen Fächer verglichen, weiterhin werden
auch die, meist archäologischen, Evidenzen betrachtet und auf ihre
Anwendbarkeit bezüglich bestimmter Modelle überprüft. Als Ergebnis dieser
Arbeit läßt sich feststellen, daß es zu einer theoretischen Neuorientierung in
den anthropologischen und anthropologisch orientierten archäologischen Fächern
kam, weg von neoevolutionistischen Modellen und strukturfokussierten
Sichtweisen hin zu sehr abstrakten Ansätzen, welche in einem weiteren Rahmen
der natur- wie geisteswissenschaftlichen Forschung einzuordnen sind. Für die
Ägyptologie dagegen läßt sich die theoretische Reflexion des Themas nicht in
der oben genannten Weise feststellen, vielmehr herrschen hier weiterhin die
kulturhistorischen Ansätze vor. Allerdings zeigte sich bei denjenigen
Arbeiten, welche der Kulturanthropologie zugeordnet werden konnten, daß die
theoretische Grundlage eher traditionell zu bewerten ist, die Suche nach neuen
Ansätzen aber eingeleitet wurde. Auch das Verständnis des Staates und seiner
Funktionsweise in antiken Gesellschaften wurde einer Revision unterworfen. Das
ältere Bild eines monolithischen Staates als Wirkungs- und Analyseeinheit,
welcher von einem, den Staat als solchen komplett umfassenden Königtum
beherrscht wird, scheint aufgegeben werden zu müssen. Weiter verliert die
Staatsentstehung als solche ihren Stellenwert in Form einer Initialzündung,
welcher ihr bei anderen theoretischen Modellen zugesprochen wurde, stattdessen
wird die Betrachtung auf die ständige Praxis des Staates gelenkt, eine Einheit
zu erhalten, wo sich in der Realität eine Vielheit präsentiert. So wandelt
sich die Staatsentstehung von einem Phänomen zu einem Vorgang, den man ständig
während der Existenz einer bestimmten Staatsgesellschaft in Aktion beobachten
kann. Wird der Staat darüber hinaus als ein ideologisch basiertes Konstrukt
betrachtet, hat dies den Vorteil, der menschlichen Entwicklung einen
wesentlich größeren Eigenanteil an ihren Lebensumständen zuzusprechen und
führt weiter zu dem Nebeneffekt, daß auch Vorgänge in älteren Gesellschaften
denen eines historischen Zeitalters näher gerückt werden, sie also den
Anspruch von ebenbürtiger Komplexität zurückerhalten, den sie aufgrund von
vereinfachenden Pauschalisierungen, teilweise durch das spärliche
archäologische Material begründet, verloren hatten.
de
dc.description.abstract
This thesis deals with the theoretical basis underlying the occupation with
state formation in ancient societies in general and the transferred
application on Ancient Egypt in particular. The basic approach is a revision
of the theoretical concepts used in cultural anthropology to analyze “Archaic
States", their formation and their historical development and the possibility
to transfer these insights onto the field of Egyptology. Here the issue is
raised that the concept of state is not sufficiently determined, insufficient
for pre-modern societies to be uncritically used and a term that increasingly
defies the access, the further back in time it is projected. The argumentation
of this work is divided into two steps. The first is a research-historical
overview of the theoretical background of the study of social development in
anthropology and thematically related fields and a critical revision of these
theories and their acquisition in the archaeological disciplines. In the
second part the focus is set on dealing with state formation in Egyptology.
Again, the prevailing theoretical foundations and practices regarding this
issue are analyzed and compared with those of other archaeological
disciplines, followed by the consideration of the archaeological evidence
which is reviewed for its applicability with respect to certain models. As a
result it can be said that there was a theoretical reorientation in the
anthropological and anthropologically oriented archaeological disciplines,
away from neo-evolutionary models and structure-focused perspectives to very
abstract approaches, which are based in a wider context of social and natural
science, for example autopoiesis and heterarchies. For Egyptology, however,
the theoretical reflection of the topic cannot be determined in the manner
mentioned above. Here the culture-historical approaches of before continue to
prevail. However, concerning those works which could be associated with
cultural anthropology it could be stated that the theoretical basis is
traditional but the search for new approaches was initiated. Furthermore the
understanding of the state and its functionality in ancient societies was
subjected to revision. The older image of a monolithic state as unit of
analysis which is ruled by a fully comprehensive monarchy seems to have to be
abandoned. Next the emergence of states as such loses its value as initial
prime mover, which it was awarded in other theoretical models. Instead the
focus is drawn to the constant practice of the state to obtain unity where in
reality there is a multiplicity. Thus, the emergence of states converts from a
phenomenon to a process that can be constantly observed during the existence
of a particular state. If the state has also to be considered as an
ideologically-based construct, this has the advantage of emphasizing the
impact humans as agents have on their own living conditions. This further
leads to the side effect of ancient societies moving closer to those of
historical eras concerning their status of coequal complexity which had often
been neglected due to simplistic generalizations, partly justified by the
sparse archaeological material.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
state formation
dc.subject
neoevolutionism, social archaeology
dc.subject.ddc
900 Geschichte und Geografie::930 Geschichte des Altertums (bis ca. 499), Archäologie
dc.title
Staatsentstehung im Alten Ägypten
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Geschichts- und Kulturwissenschaften
de
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Ägyptologisches Seminar
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Die Prüfung fand im Jahr 2008 statt.
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