Parteienforschern bot sich nach 1989 die einmalige Gelegenheit, die Geburt von Parteiensystemen in den neuen Demokratien Osteuropas zu verfolgen. Nach der antikommunistischen Wende in Osteuropa waren zwar die Voraussetzungen für die Entstehung demokratischer Parteien gegeben, ihre Institutionalisierung hat sich jedoch als komplizierter Prozess erwiesen. Polen im Vorzimmer der Europäischen Union, war auf dem Weg zu einem konsolidierten Parteiensystem. Der Beitritt Polens zur Europäischen Union bot die Möglichkeit, unterschiedliche Hypothesen über strukturelle und politische Faktoren, die die Politik moderner Parteien zu einem großen Teil erklären, zu prüfen. In dieser Dissertation werden zum einen die Rahmenbedingungen der Entwicklung des polnischen Parteiensystems beschrieben, zum anderen werden die Gerinnungsprozesse ihrer Konfliktstrukturen dargestellt. Dabei wird die Frage nach den die Parteiensysteme prägenden Konfliktlinien besonders intensiv diskutiert. Die Erklärung der Entstehung eines Systems rivalisierender Parteien durch soziostrukturelle Konflikte (cleavages) ist eine der etabliertesten Theorien in der modernen Politikwissenschaft, die im Wesentlichen auf die Arbeit von Lipset/Rokkan (1967) zurückreicht. In dieser Abhandlung sollen die politischen Positionen der polnischen Parteien, deren Einbettung in die Sozialstruktur sowie europapolitischen Standpunkte analysiert werden. Des Weiteren wird untersucht, in welchem Zusammenhang die cleavage-Positionen mit den EU-Positionen der polnischen Parteien in den Parlamentswahlen 1997 und 2001 standen. Das Ergebnis der Studie deutet darauf hin, dass das Zusammenspiel der cleavages die Positionen der Parteien in einem hohen Grad bestimmt. Während die ökonomische Dimension wenig zur Erklärung der EU-Standpunkte beiträgt, besitzen die kulturell beladenen Konflikte eine höhere Erklärungskraft.
Political scientists had the rare opportunity to study the birth of Party systems in the new democracies of Eastern Europe after 1989. After the fall of communism in Eastern Europe the foundations for the formation of democratic parties were at hand however their institutionalisation has proven to be a complicated process. As Poland approached European Union membership it was already on the way to having a developed Party system. The entry of Poland to the European Union offered the opportunity to test various Hypotheses that attempt to explain the structural and political factors of modern Party politics. This Dissertation will on the one hand describe the developmental framework of the Polish political system, on the other hand it will describe the coagulation of its conflict structures. Questions regarding the conflict lines that helped form the Party system will be discussed intensively. The explanation of the development of rival Parties through socio-structural conflicts (cleavages) is one of the most established theories within modern Political Science. This theory primarily goes back to the work of Lipset/Rokkan (1967). In this Treatise the political positions of the Polish political parties, how they are embedded in the social structure as well as their political viewpoint regarding Europe will be analysed. Furthermore the relationship between the Polish parties cleavage-positions and their EU- positions in the Parliamentary elections of 1997 and 2001 will be examined. The results of this study point to the cleavages determining the EU positions to a high degree. Whereas the economic dimensions contribute little to explaining the EU positions, the culturally loaded conflicts have a higher ability to explain these positions.