dc.contributor.author
Seehausen, Annika
dc.date.accessioned
2018-06-08T01:45:32Z
dc.date.available
2016-09-28T10:24:43.618Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/13818
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-18016
dc.description.abstract
Die körperliche Rehabilitation nach Brandverletzungen ist ein langwieriger
Prozess, der nur bei adhärentem Mitwirken der Patienten Erfolge zeigt. Neben
den zeitaufwendigen und teilweise schmerzhaften medizinischen Maßnahmen zur
körperlichen Rehabilitation nach Brandverletzungen, sind die Anpassung an
dauerhafte funktionelle körperliche Einschränkungen, damit verbundene
finanzielle Belastungen, ästhetische Veränderungen und die soziale
Reintegration weitere Herausforderungen für die Bewältigungsmechanismen der
Brandverletzten. Einige deutsche Studien berichten von gut ausgeprägten
psychosozialen Ressourcen bei Brandverletzten (Ripper et al., 2007; Ripper et
al, 2010; Wallis et al., 2006). Dennoch werden erhöhte Prävalenzen für prä-
und postmorbide psychische Störungen bei Brandverletzten im Vergleich zur
Normalbevölkerung durch diverse Studien wissenschaftlich belegt (z.B. Orwelius
et al., 2013; Öster et al., 2011). Der Zusammenhang von Brandverletzungen,
psychischer Belastung und gesundheitsbezogener Lebensqualität ist komplex
(Palmu et al., 2010). Zum Einen gelten einige, mit psychischen Störungen
assoziierte Faktoren wie beispielsweise niedriger sozioökonomischer Status,
kognitive Defizite, Störung der Impulskontrolle oder Alkohol- und
Drogenintoxikation als Risikofaktoren für Brandunfälle (Anwar et al., 2005;
Edelmann, 2007; Fauerbach et al., 1997). Darüber hinaus sind sowohl das
Unfallgeschehen als auch die schmerzhaften medizinischen Eingriffe sowie
funktionelle Einschränkungen und ästhetische Veränderungen des Körpers nach
einer Brandverletzung Belastungsfaktoren, die die Entwicklung von
beispielsweise depressiven oder posttraumatischen Symptomen begünstigen
können. Sowohl prä- als auch postmorbid entstandene psychische Störungen
gelten wiederum als Risikofaktoren für Komplikationen im
Rehabilitationsprozess und eine langfristig eingeschränkte gesundheitsbezogene
Lebensqualität bei Brandverletzten (z.B. van Loey et al., 2012; Wisley et al.,
2010). Prämorbide psychische Störungen sind ein wichtiger Prädiktor für
postmorbide psychische Belastungen bei Brandverletzten (z.B. Dyster-Aas et
al., 2008). Dieser Zusammenhang wird durch das Körperbild mediiert (Connell et
al., 2013a; Thombs et al., 2008). Auch die Ergebnisse anderer Studien zeigen,
dass das Körperbild wichtig für den Anpassungsprozess an die Unfallfolgen und
die psychische Lebensqualität von Brandverletzten ist (z.B. Connell et al.,
2014; Fauerbach et al., 2000; Thombs et al., 2007). Weitere Ergebnisse zu
diesem Thema lassen sich u.a. wegen unterschiedlicher Messinstrumente zur
Erfassung des Körperbilds nur unter Vorbehalt zusammenfassen (van Baar et al.,
2006). In den Reviews von Lawrence und Kollegen (2012) und von van Baar und
Kollegen (2006) wird in der abschließenden Diskussion empfohlen, für empirisch
gesicherte Erkenntnisse zum Körperbild nach Brandverletzungen in zukünftigen
Studien valide brandverletztenspezifische Fragebögen einzusetzen. In der
ersten Studie der vorliegenden Dissertation wurde ein neu entwickelter
Fragebogen zum Körperbild bei Brandverletzten (FKBB) vorgestellt und
validiert. Der FKBB beinhaltet 23 Items, die Gefühle, Gedanken und konkrete
Verhaltensweisen im Zusammenhang mit dem Körper und den Narben erfassen. Die
Ergebnisse aus Studie 1 weisen darauf hin, dass der FKBB ein reliables und
valides Instrument zur Erfassung des Körperbildes nach Brandverletzungen ist.
Anders als die bisher in Studien eingesetzten Fragebögen zum Körperbild nach
Brandverletzungen, beinhaltet der FKBB Items mit direktem Bezug auf die Narben
und erfasst zudem auch die Verhaltensebene (u.a. Vermeidungsverhalten).
Dadurch eignet sich der FKBB, um in zukünftigen Längsschnittstudien
beispielsweise den Veränderungsprozess des Körperbildes nach Brandverletzungen
zu erforschen oder um differenzierte Aussagen über den von Newell (2000)
angenommenen Zusammenhang von Körperbild, sozialem Vermeidungsverhalten und
psychischer Lebensqualität machen zu können. Im klinischen Alltag kann der
FKBB eingesetzt werden, um potentielle Körperbildprobleme von Brandverletzten
zu identifizieren und die Betroffenen rechtzeitig bei der Anpassung an den
veränderten Körper zu unterstützen. Der komplexe Zusammenhang von
Brandverletzungen, erhöhter Prävalenz prä- und postmorbider psychischer
Störungen der Betroffenen und ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität
unterstreicht, dass für eine ganzheitlich gelungene Rehabilitation von
Brandverletzten psychologische Unterstützungsangebote wichtig sind. Auch von
Seiten der Brandverletzten, wird häufig der Bedarf an nachstationärer
psychologischer Unterstützung geäußert (z.B. Wisley & Tarrier, 2001). Dennoch
mangelte es bisher an evaluierten psychologischen Behandlungsprogrammen für
diese Patientengruppe. Um Brandverletzte bei der Bewältigung der Unfallfolgen
nach dem akuten Krankenhausaufenthalt psychologisch zu unterstützen, wurde ein
achtstündiges kognitiv-verhaltenstherapeutisches Gruppenbehandlungsprogramm
für Brandverletzte in der Rehabilitationsphase entwickelt (Wallis-Simon &
Renneberg, 2009). Während des Gruppenbehandlungsprogramms werden die
Teilnehmer angeregt, sich über Schwierigkeiten mit dem veränderten Körper, den
Reaktionen der Mitmenschen und der emotionalen Verarbeitung der Unfallfolgen
in der Gruppe auszutauschen. Handlungsalternativen für beispielsweise
schwierige soziale Situationen werden in der Gruppe erarbeitet und in
Rollenspielen ausprobiert. Zudem erhalten die Teilnehmer Informationen zu
medizinischen Folgen von Verbrennungen, zu psychischen Belastungen und zur
Psychotherapeutensuche. Die Ergebnisse aus Studie 2 zur Patientenzufriedenheit
mit dem Gruppenbehandlungsprogramm zeigen, dass 80% der Teilnehmer das
Gruppenprogramm als „sehr hilfreich oder hilfreich“ für den Anpassungsprozess
an die Unfallfolgen empfunden haben. Auf Sitzungsebene erhielten die Sitzung
mit der Expertenfragerunde zum Thema Haut und Narben (Sitzung 2) und die
Sitzung über den Umgang mit psychischen Folgen von Brandverletzungen (Sitzung
3) die besten Gesamtnoten. Die qualitative Auswertung der offenen Antworten
zeigt, dass neben den spezifischen Inhalten des Gruppenprogramms, die
Möglichkeit zum Austausch mit anderen Betroffenen als wichtig erachtet wurde.
Die häufigste qualitative Rückmeldung war der Wunsch nach mehr Zeit, um die
Themen in der Gruppe vertiefen zu können. In Studie 3 wurde die Wirksamkeit
des Gruppenbehandlungsprogramms in einem nicht-randomisierten
Vergleichsgruppendesign überprüft. Zu diesem Zweck wurden soziodemografische
und medizinische Daten sowie Fragebögen zur psychischen Belastung, zu
Ressourcen und zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität der Gruppenteilnehmer
und einer treatment-as-usual-Kontrollgruppe zu drei Messzeitpunkten (prä, post
und 6-Monats-Follow-Up) erhoben. Die allgemeine psychische Belastung und die
Belastung durch posttraumatische Symptome reduzierten sich bei den
Gruppenteilnehmern im Verlauf nach dem Gruppenbehandlungsprogramm und der
Optimismus der Gruppenteilnehmer steigerte sich über die drei Messzeitpunkte.
In der Kontrollgruppe veränderten sich die genannten Outcomemaße nicht. Das
Gruppenbehandlungsprogramm für Brandverletzte erweist sich als eine wirksame
Intervention zur Reduktion der Belastung durch posttraumatische Symptome und
der allgemeinen psychischen Belastung und wirkt sich positiv auf den
Optimismus der Teilnehmer aus. Zudem scheint die Teilnahme an dem
Gruppenbehandlungsprogramm die Hemmschwelle der Brandverletzten herabzusetzen,
bei Bedarf weitere psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
de
dc.description.abstract
Rehabilitation after burn injury takes time and places high demands on
patients’ adherence. In addition to the time-consuming and painful medical
procedures, burn victims need to cope with functional physical limitations and
associated financial burdens, aesthetic changes, and the responses of their
social environments to these changes. Even though German studies report high
levels of psychosocial resources in burn populations (Ripper et al., 2007;
Ripper et al, 2010; Wallis et al., 2006), increased prevalence rates for pre-
and post-morbid mental disorders in burn populations are well documented in
international studies (e.g. Orwelius et al., 2013; Öster et al., 2011). The
relationship between burn injuries, mental disorders, and health-related
quality of life (HRQoL) is complex for various reasons (Palmu et al., 2010).
For one, factors associated with mental disorders such as low socioeconomic
status, cognitive deficits, impairment of impulse control, as well as alcohol
or drug intoxication, are risk factors for attaining burn injuries in the
first place (e.g. Anwar et al., 2005; Edelmann, 2007). Secondly, intruding
memories of the burn accident, the painful medical procedures, as well as
functional limitations and aesthetic body changes, are stress factors that can
promote the development of, for example, depression or post-traumatic
symptoms. Lastly, both pre- and post-morbid mental disorders are in turn risk
factors for complications in the rehabilitation process and poor long-term
HRQL in burn victims (e.g. van Loey et al., 2012; Wisley et al., 2010).
Importantly, the relationship between pre-morbid mental disorder sand post-
morbid mental stress in burn victims (e.g. Dyster-Aas et al., 2008) is
mediated by burn survivors’ body images (Connell et al, 2013a; Thombs et al,
2008). Results of other studies confirm that burn victims’ body images play a
crucial role for adjustment to consequences of the injury and mental quality
of life (e.g. Connell et al., 2014; Fauerbach et al., 2000; Thombs et al.,
2007). However, there is currently great variety in body image measurement
instruments, such that other research results may only be summarized
cautiously (van Baar et al., 2006). In fact, recent reviews have called for a
use of more standardized and validated burn-specific body image questionnaires
in future research in order to address this problem (e.g. Lawrence et al.,
2012; van Baar et al., 2006). The current thesis aims at closing this gap. In
the first study, a newly developed questionnaire for the assessment of body
image after burn injuries (“Fragebogen zur Erfassung des Körperbildes nach
Brandverletzungen”; FKBB) was introduced and validated. The FKBB contains 23
items assessing emotions, cognitions, and behavior associated with a person´s
body and scars. Study 1 shows that the FKBB is a reliable and valid instrument
for the assessment of body image after burn injuries. In contrast to previous
questionnaires on body image after burn injury, the FKBB contains items
directly related to the scars resulting from the burn injury and additionally
identifies behavior patterns that are specific to this condition (e.g.
avoidance behavior). In future longitudinal studies the FKBB may be used to
investigate the process of change in body image after burn injury or to
examine the relationship between body image, social avoidance behavior, and
HRQoL in burn victims (Newell, 2000). In clinical practice, the FKBB may be a
useful tool for identifying burn patients with body image disturbances, and to
provide psychological support for the process of adjustment to altered body
appearance. Studies 2 und 3 were concerned with a newly-developed cognitive-
behavioral treatment program for burn victims (Wallis-Simon & Renneberg,
2009). The complex relationship between burn injuries, increased prevalence
rates for pre- and post-morbid mental disorders in burn patients, and their
long-term HRQoL, underlines the importance of providing psychological support
for burn survivors. Burn patients frequently express need for outpatient
psychological support (e.g. Wisley & Tarrier, 2001). However, offers of
specific psychological treatments for burn patients are scarce. To contribute
to the improvement of psychological care for burn victims after discharge, a
burn-specific cognitive-behavioral group intervention was developed (Wallis-
Simon & Renneberg, 2009). During the group intervention, participants are
encouraged to share their own experiences on altered body appearance, negative
social reactions, and psychological consequences of the burn injury. Via role-
playing, participants develop and practice different possible responses to
anticipated negative reactions of the social environment to their scars or
disfigurements. Additionally, group members receive information about possible
psychological symptoms, development of scars, and consequences of social
withdrawal. In Study 2 the overall patient satisfaction with the newly
developed cognitive-behavioral group treatment for burn patients was
investigated. 80% of the group members considered the intervention to be “very
helpful or helpful”. The best overall grades were given to the question and
answer session about skin and scars (session 2), and to the psycho-educational
session about psychological consequences of burn injuries (session 3). In
their open feedback the participants highlighted the importance of exchange
with other burn survivors. The most frequent qualitative feedback was the
request for more time to deepen the topics of the group sessions. In study 3
the efficacy of the cognitive-behavioral group intervention was evaluated in a
non-randomized control-group design. Socio-demographic and medical data, as
well as outcome variables of psychological distress, resources, and HRQoL,
were obtained from group participants and a treatment-as-usual control group
at three measurement points (pre, post, and 6-month-follow-up). After
treatment participants in the experimental condition reported a substantial
decline of general symptom severity and posttraumatic stress, as well as an
increase in optimism. The treatment-as-usual control group showed no
significant change over time on these variables. The newly developed burn-
specific cognitive-behavior group intervention had positive effects on
psychological well-being and resources of burn participants. In addition, the
data suggested that participation in the group program might increase burn
patients’ willingness to seek further psychotherapeutic support if needed.
en
dc.format.extent
183 Seiten
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
psychosocial impairment
dc.subject
group intervention
dc.subject
body image questionnaire
dc.subject
quality of life
dc.subject.ddc
100 Philosophie und Psychologie::150 Psychologie::150 Psychologie
dc.title
Psychologische Unterstützung für Brandverletzte
dc.contributor.contact
annika.seehausen@gmail.com
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Babette Renneberg
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Christine Knaevelsrud
dc.date.accepted
2015-06-25
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000102858-8
dc.title.subtitle
Diagnostik von Körperbildproblemen und Evaluation eines
Gruppenbehandlungsprogramms
dc.title.translated
Psychological support for patients with burn injuries
en
refubium.affiliation
Erziehungswissenschaft und Psychologie
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FUDISS_thesis_000000102858
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