dc.contributor.author
Gelfert, Carl-Christian
dc.date.accessioned
2018-06-07T14:36:32Z
dc.date.available
2011-08-22T11:36:01.986Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/137
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-4341
dc.description.abstract
Die Gebärparese stellt das klinische Erscheinungsbild einer peripartal
bestehenden Hypokalzämie dar und ist nach wie vor die Hauptursache (>80 %) für
das Festliegen der Milchkuh im peripartalen Zeitraum (Gelfert et al. 2005).
Die in der Literatur beschriebenen Subtypen der Gebärparese sind als
selbständige Erkrankungen anzusehen, sodass diese Unterteilung keine
Verwendung mehr finden soll. Die Gebärparese tritt zunehmend auch bei Kühen
mit niedriger Laktationszahl auf, ist bei Färsen aber weiterhin sehr selten.
Vom Management des Landwirts hängt es ab, wie frühzeitig Kühe mit klinischer
Hypokalzämie entdeckt werden (Gelfert et al. 2005). Entsprechend kann der
Anteil Kühe im ersten klinischen Stadium der Gebärparese mit noch erhaltenem
Stehvermögen in einem Praxisgebiet bis zu 20 % betragen. Das klinische
Erscheinungsbild, in welchem der behandelnde Tierarzt die Patientin vorfindet,
ist geprägt von der Stärke des Abfalls der Kalziumkonzentrationen im Blut. So
weisen Kühe mit kühler Körperoberfläche, in Seitenlage oder mit gestörtem
Sensorium signifikant niedrigere Kalziumwerte im Blut auf (Gelfert et al.
2005). Parallel zu den Kalziumkonzentrationen sinken die
Phosphatkonzentrationen, sodass bei der Mehrheit der Kühe mit Gebärparese eine
kombinierte Hypokalzämie und -phosphatämie vorliegt (Gelfert et al. 2005).
Letztere ist die Folge der Hypokalzämie und stellt keine ätiologische Ursache
des Festliegens dar (Gelfert et al. 2006b). Für die Therapie der Gebärparese
ist ohne Belang, ob ein alleiniger Kalziummangel oder ein Kalziummangel mit
kombinierter Hypophosphatämie vorliegt, da die alleinige Kalziuminfusion zu
sehr hohen Heilungsraten führt und weitere Therapeutika, auch solche, die
Phosphor substituieren, den Heilungserfolg nicht signifikant verbessern
(Gelfert et al. 2006b). Der Heilungsverlauf wird dagegen durch weitere
Erkrankungen wie Myopathien oder Ketosen/Hepatosen, die neben der Hypokalzämie
auftreten, beeinträchtigt (Gelfert et al. 2007a). Im Falle einer nötigen
Nachbehandlung festliegender, hypokalzämischer Kühe ist es daher angezeigt,
durch weitere klinische und serologische Untersuchungen das Vorliegen von
Myopathien und Hepatosen abzuklären. Die Therapie der Kuh und vor allem die
pflegerischen Maßnahmen sind gemäß den Ergebnissen der klinischen Untersuchung
sowie der Laboruntersuchung auszurichten. Obwohl erhöhte CK- und ASAT-
Aktivitäten ein sicherer Hinweis auf das Vorliegen von Muskelschäden sind und
die Heilungsrate signifikant vermindern, lassen sich aus den erhöhten Werten
keine verlässlichen Prognosen hinsichtlich des Therapieerfolgs ableiten
(Gelfert et al. 2007a). Entscheidend für die Heilung sind neben der
Kalziumsubstitution im Falle von Myopathien ein optimales Lager der Kuh und
die entsprechende Pflege durch den Landwirt. Bei festliegenden Kühen, die als
Mengenelementmangel nur eine Hypophosphatämie aufweisen, liegt in der Regel
eine andere Grunderkrankung (Muskel- oder Leberschaden) vor (Gelfert et al.
2006b). Zur Prophylaxe der Hypokalzämie hat sich neben anderen Methoden die
Verfütterung von sauren Salze an Milchkühe in den letzten drei Wochen vor dem
Kalben etabliert. Für einen erfolgreichen Einsatz der sauren Salze müssen
bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Komplikationen beim Einsatz saurer Salze
treten fast ausschließlich dann auf, wenn im Fütterungsmanagement Fehler
vorliegen. Die Folge ist eine ungerechtfertigte Ablehnung der sauren Salze.
Folgende Bedingungen müssen erfüllt sein: Die DCAD muss ausreichend abgesenkt
sein, wobei nach den aktuellen Ergebnissen weiter zu untersuchen ist, ob die
DCAD negativ oder auch schwach positiv sein kann. Nach den vorliegenden
Untersuchungen sind ausreichende Effekte der sauren Salze auf den SBH und die
Kalziumausscheidung über den Harn schon bei einer DCAD unter +150 mEq/kg TS zu
erwarten (Gelfert et al. 2007b). Zum einen widersprechen diese Ergebnisse der
geltenden Lehrmeinung, dass die DCAD unter 0 mEq/kg TS liegen muss, zum
anderen eröffnen sie neue Möglichkeiten des Einsatzes der Salze in Rationen
mit erhöhten Kaliumgehalten. Dies ist in zukünftigen Studien zu untersuchen.
Unabhängig von der Ausgangs-DCAD liegt die maximale Dosis der sauren Salze bei
3000 mEq/Tag. Eine höhere Dosis führt zu klinischen Azidosen und einer
Verweigerung der Futteraufnahme. Die Toleranz der Kühe gegenüber sauren Salzen
weist eine große tierindividuelle Streuung auf, sodass manche Tiere deutlich
höhere Dosen ohne einen Rückgang der Futteraufnahme fressen (Gelfert et al.
2006d). Die Verfütterung saurer Salze hat keinen bedeutenden Einfluss auf den
pH-Wert im Pansen und die Produktion kurzkettiger Fettsäuren (Gelfert et al.
2009a). Zwischen den sauren Salzen bestehen Wirkungsunterschiede. Das am
stärksten wirksame Salz ist Kalziumchlorid. Es wirkt stärker als alle
Sulfatsalze. Die anderen Chloridsalze unterscheiden sich von den Sulfatsalzen
hinsichtlich ihrer Wirkung auf den SBH nicht signifikant. Somit kann nicht von
einem generellen Wirkungsunterschied zwischen Chlorid und Sulfatsalzen
ausgegangen werden. Magnesiumsulfat hat die geringste Wirkung auf den SBH
(Gelfert et al. 2009c). Die sauren Salze sollten maximal drei Wochen an die
Transitkühe verfüttert werden. Längere Fütterungsperioden bergen das Risiko
von klinischen Azidosen durch Überbeanspruchung der Puffer- und
Kalziumspeicher (Gelfert et al. 2006c). Es kommt dann zu einer deutlichen
Senkung des Blut-pH-Werts und zu einer Verringerung der Kalziumkonzentrationen
im Blut. Die Dosis der sauren Salze sollte auf mehrere Portionen über den Tag
verteilt gefüttert werden. Wenn es die Gegebenheiten auf dem Betrieb
erfordern, kann die Gesamtdosis einmal am Tag verfüttert werden. In diesem
Fall sollte nur Kalziumchlorid als saures Salz eingesetzt werden, da nur bei
diesem Salz eine 24 Stunden andauernde und ausreichende Wirkung nachgewiesen
wurde. Bei Kalziumsulfat war nach 24 Stunden keine Azidose mehr nachweisbar
(Gelfert et al. 2009d). Es ist auf eine ausreichende Energiekonzentration der
Ration zu achten, da es sonst zu klinischen Azidosen aufgrund der Synergie-
Effekte durch die sauren Salze und den Energiemangel kommen kann (Gelfert et
al. 2008a). Der Kalziumgehalt der Ration sollte 10 g/kg TS nicht
überschreiten. Höhere Dosen führen zu einem Rückgang der Kalziumkonzentration
im Blut. Der Einsatz saurer Salze darf nicht mit einer kalziumarmen Fütterung
kombiniert werden (Gelfert und Staufenbiel 2008). Der zeitgleiche Einsatz von
sauren Salzen und Pansenpuffern ist generell auszuschließen, da saure Salze
und Pansenpuffer sich in ihrer Wirkung vollständig neutralisieren (Gelfert et
al. 2006a).
de
dc.description.abstract
A recumbent cow is the clinical picture of a hypocalcaemia in the peripartal
period. Hypocalcaemia is still the predominat disease (>80%) for cows becoming
recumbent in this time period (Gelfert et al. 2005). The subtypes of
recumbency due to hypocalcaemia, which are described in German articles,
should be considered as autonomous diseases. Parturient paresis can be found
more and more in younger cows, however, it is rarely found in heifers. The
management of the farmes determines the clinical stage of hypocalcaemia in
which the cows are detected (Gelfert et al. 2005). The better the management
the higher is the ratio (up to 20 %) of cows suffering from hypocalcaemia and
still being able to stand. The clinical picture depends from the size of the
drop of calcium concentrations in blood. Recumbent cows with a reduced
temperature of the body surface, laying in lateral position or having a
disturbed sensorium have significantly lower calcium concentrations (Gelfert
et al. 2005). Parallel to the calcium concentrations there is a drop of
phosphorus concentrations, so that the majority of cows with parturient
paresis show a combined hypocalcaemia and hypophosphataemia (Gelfert et al.
2005). The latter is the result of the hypocalcaemia (Gelfert et al. 2006b).
For the therapy of the parturient paresis, it is not important whether there
is a combined hypocalcaemia and hypophosphataemia or a sole hypocalcaemia. A
single intravenous infusion of a calcium solution results in a high success
rate. The use of an additional drug beside the organic calcium solution did
not influence the success rate after first treatment, the overall rate of
healed animals and the number of treatments needed. (Gelfert et al. 2006b).
The success of treatment is influenced by other diseases like myopathy of
ketosis/hepatosis which occur in combination with the hypocalcaemia. (Gelfert
et al. 2007a). In the case that a second treatment is needed, is is important
to look for signs of myopathy or ketosis/hepatosis by additional clinical or
serological examinations. According the results of these investigations, the
therapy and addtional measurement has to be realigned. Increased serum
activities of CK and AST at the time of the first treatment provide hints
about myopathy; however, they do not provide additional information to improve
the prognosis at that time (Gelfert et al. 2007a). For a successful treatment
it is crucial that the farmer take care of the sick animal. In case of
myopathy, a box with plenteous bedding and a relocation of the cow several
times a day are important. In recumbent cows, showing only a lack of
phosphorus as deficiency in major elements, the reason of recumbency can be
found elsewhere (myopathy, hepatosis, ketosis, severe mastitis, nerval
disorders) (Gelfert et al. 2006b). To prevent parturient paresis, cows are fed
anionic salts (AS) in combination with total mix rations for the last three
weeks before parturition. Several conditions must be fulfilled for a
successful use of AS. Complications mainly occur due to faults in feding
management. The result is an unjustified rejection of AS as method in the
prevention of hypocalcaemia. The following conditions must be fulfilled when
AS are used: The resulting Dietary Cation-Anion-Difference (DCAD) must be low.
According the present results sufficient effects on acid-base-balance (ABB)
and calcium metabolism can be expected if DCAD is below +150 mEq/kg dry matter
(DM) (Gelfert et al. 2007b). These results are in contrast to the current
doctrine, saying that DCAD must be below 0 mEq/kg DM. On the other hand, these
results open up new possibilities in the use of AS in feed with high
concentrations of potassium. This should be investigated in future studies.
Regardless the initial DCAD in the feed ratio, the maximum dosis of AS is 3000
mEq/day. A higher dosis results in clinical acidosis and a severe reduction of
feed intake. The tolerance of cows towards AS has a big individual variance,
so that single cows might be able to consume much higher dosis (up to 6000
mEq/kg) without any impact on feed intake (Gelfert et al. 2006d). The use of
AS does not influence significantly the pH in rumen fluid and the productions
of short-chain fatty acids (Gelfert et al. 2009a). There are no differences
between chloride and sulfate salts in the impact of ruminal pH. The impact of
the various AS on ABB differs. CaCl2 has the greatest impact on ABS in blood
and urine and MgSO4 has the weakest impact. When using AS for the prevention
of hypocalcaemia, the salts with the greatest effect are preferred. After
minimising the concentration of potassium as much as possible, CaCl2 is the
first choice because of its strong acidifying effects. The maximum
concentration of chloride (8 g/kg DM) in the diet must be met. CaSO4 is the
second choice because it has the smallest side effects on feed intake and can
be added up to the maximum permissible quantities of sulfate (4 g/kg DM)
(Gelfert AS should be fed for a period of 2 or 3 weeks to guarantee the
activation of the calcium metabolism. A longer feeding time may induce severe
metabolic acidosis and hypocalcaemia (Gelfert et al. 2006c). The total dosis
of AS should be fed in several small portions during the day. As the feeding
management demands the total amount of AS can be fed once daily. In this case,
feeding AS once daily confined the risk of an interrupted effect of the
anionic salts on the acid–base status as well as calcium metabolism after 12 h
if other salts instead of calcium chloride are used (Gelfert et al. 2009d).
Feeding AS in combination with an energy-deficient diet causes severe non-
compensated metabolic acidosis (Gelfert et al. 2008a). When AS are used the
dietary calcium concentration should be between 9 g and 12 g/kg DM (Gelfert
und Staufenbiel 2008). The use of AS is not possible in diets low in calcium.
Simultaneous application of AS and rumen buffer results in a loss of
effectivity of AS. Neither an adequate acidification of blood nor an
activation of calcium metabolism occurred. In feed ration for cows in the last
weeks of pregnancy, rumen buffer are not allowed, if AS are given for
prevention of parturient paresis. (Gelfert et al. 2006a).
en
dc.format.extent
IV, 193 S.
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
parturient paresis
dc.subject
chloride-salts
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Untersuchungen zur peripartalen Hypokalzämie und Gebärparese der Milchkuh
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Wolfgang Klee
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Thomas Wittek
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Dr. h.c. Marcel Wanner
dc.date.accepted
2011-05-31
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000024665-9
dc.title.translated
Examinations on the peripartal hypocalcaemia and the parturient paresis of
dairy cows
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000024665
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000009873
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access