Psychopathologie und Psychotherapie bei jugendlichen Patientinnen mit Anorexia und Bulimia Nervosa

Abstract

Anorexia Nervosa (AN) und Bulimia Nervosa (BN) stellen multifaktoriell bedingte Erkrankungen dar, die zu den häufigsten Krankheitsbildern in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gehören. Ästhetische und gewichtsassoziierte Sportarten wurden in der Vergangenheit als soziokulturelle Risikofaktoren angesehen. In der vorliegenden Arbeit konnte erstmals gezeigt werden, dass keine erhöhte Gefährdung ästhetischer Leistungssportler, speziell rhythmischer Sportgymnastinnen, im Alter von 12 bis 18 Jahren für die Entwicklung einer Essstörung vorliegt. Das Vorliegen psychiatrischer Komorbiditäten wird eindeutig als prognostisch ungünstiger Faktor für die Entstehung und den Verlauf von Essstörungen angesehen. Diese Arbeit zeigt, dass psychiatrische Komorbiditäten bereits bei Jugendlichen mit AN sehr hoch sind und denen im Erwachsenenalter gleichen. Dabei unterscheiden sich die beiden Subtypen der AN nicht hinsichtlich der Auftretenshäufigkeit psychiatrischer Komorbiditäten voneinander. Zur Behandlung von jugendlichen Patienten mit Essstörungen gehören die somatische Rehabilitation, die psychotherapeutische Behandlung und die Integration der Familie. Da nur unzureichende Studien zur Wirksamkeit psychotherapeutischer Behandlungskonzepte bei Jugendlichen mit AN und BN vorliegen, wurde in dieser Arbeit die Effektivität der Dialektisch Behavioralen Therapie bei dieser Patientengruppe im stationären und ambulanten Setting untersucht und deren Wirksamkeit erstmals bestätigt. Die Einbeziehung der Familienangehörigen in den psychotherapeutischen Prozess stellt bei AN und BN eine wichtige Säule der Behandlung dar.

Anorexia nervosa (AN) and bulimia nervosa (BN) are multifactorial diseases, which are among the most prevalent disorders in child and adolescent psychiatry. Aesthetic sports are often considered as a risk factor for the development of an eating disorder. The present professorial dissertation for the first time demonstrates no higher risk for competitive athletes aged 12 to 18 years to develop an eating disorder. Research shows that psychiatric comorbidity is a very unfavorable prognostic feature of outcome in AN. This work displays high psychiatric comorbidities in adolescents with AN, and found no differences between the amount of psychiatric comorbidities in adolescents compared to adults. A multimodal treatment approach is comprised of nutritional rehabilitation and treatment of medical complications, psychotherapeutic treatment and family counseling. To date, only a few randomized controlled trials of psychosocial interventions for adolescent outpatients exist. Therefore, the present professional dissertation examines for the first time the effectiveness of in- and outpatient Dialectical Behavior Therapy (DBT) in adolescents suffering from AN and BN. DBT has proven effective in the treatment of AN and BN in adolescence. The incorporation of family members in the treatment constitutes a main component of the treatment of eating disorders in adolescents.