The present study deals with the migration of Cubans to Germany. This migration flow depends on one hand on broader international migration movements, on the other hand on Cuban politics towards migration. My first concern is to contribute to fulfill the gap regarding central issues of this migration movement. Due to the characteristics of the Cuban migration, it should be possible to differentiate this migration flow from other migration movements from Latin America to Europe. The two main problems of research are motivations Cubans have for migration as well as the procedures they have to follow when they travel abroad. The other problem is related to difficulties they face in their integration process into the German society and how the Cuban diaspora in Germany maintains relations with its country of origin. Both questions will be explored using the qualitative methodology of Grounded Theory. From its theoretical perspective this research is anchored in new migration theories like the ‘transnational migration’ and related concepts like social network and social capital. Individual and family decisions for migration are at the center of the analysis. From the historical perspective I explore how the Cuban migration flow to Germany was and is influenced by the different political constellations since 1960 in the receiving country. At that time Germany was divided into GDR and FRG Cubans arrived in the GDR to study and/or work as part of exchange programs. Arriving in the FRG was only possible through marriage with a FRG citizen. After the reunification it is possible that Cubans travel to Germany especially due to private reasons. Regarding the motivations leading to migration it was found that being discontent with the political system and dissatisfaction regarding the economic situation in Cuba were conditions participants took into account when deciding for migration. Especially for professionals it was found that difficulties they faced in obtaining a liberation letter and exit permit, made them later take the decision to remain in Germany. As it will be shown, in the case of Cuba, politic-economic conditions play a central role when deciding for migration. Once in Germany, it is supported the finding that Cubans attempt to be integrated in the German society at politic, economic and cultural level. Integration in Germany is close related to the migration politic in Cuba. Hence, being deprived of their civil rights when they are considered migrants by the Cuban government or the obstacles they face in case they want to return permanently to Cuba, make them struggle for their integration in Germany. Though Cuba treats its migrants as if they were not part of the Cuban nation, Cuban migrants maintain relations with their country of origin and through remittances they support their relatives in Cuba and contribute from abroad to the Cuban economy.
Die vorliegende Arbeit will eine Informationslücke bezüglich der Migration kubanischer Staatsbürger nach Deutschland in der Zeit seit 1961 bis heute füllen. Im Unterschied zur ausführlichen Diskussion kubanischer Migration in den USA liegen kaum Analysen über die Ausreise von Kubanern nach Deutschland vor. Daher wäre die von mir geführte Argumentation ohne die Durchführung eigener Interviews und deren Auswertung nicht möglich gewesen. Insofern enthalten die Kapitel 5 und 6 der Arbeit Informationen speziell zur Migration von Kubanern nach Deutschland, die im Vergleich zum bisherigen Wissensstand zu diesem Thema neu sind, d.h. über diesen hinausgehen. Diese neuen Einsichten gliedern sich in Aussagen bezüglich der Ausreisemodalitäten in Kuba (Kap. 5) sowie hinsichtlich der Einreise- bzw. Integrationsbedingungen in Deutschland (Kap. 6). Letztlich konnte auch die Frage, inwiefern die kubanische Diaspora eine transnationale Gruppe bildet, auf Basis der Interviews empirisch begründet beantwortet werden. Hinsichtlich des historischen Verlaufs der Migration, die den thematischen Kontext der Arbeit darstellt, wurde einerseits nach den Motiven der Ausreise gefragt (Kap. 2 und Kap. 3). Zugleich wurde deutlich, dass auch die unterschiedlichen politischen Verhältnisse Deutschlands in Ost und West bis zur Wiedervereinigung Einfluss auf Besonderheiten der Ausreisemöglichkeiten aus Kuba nahm (Kap. 3). I. Ausreise: - Ein wichtiges Ergebnis meiner Interviews waren die Informationen darüber, dass sich die Ausreisemodalitäten nach einem bestimmten Muster generieren, d.h. in bestimmter Reihenfolge ablaufen: - Am Anfang steht die Einschätzung der individuellen Lebensbedingungen in Kuba, die über die Migrationsabsicht entscheiden: Was verliert der Einzelne in Kuba, was kann er in Deutschland gewinnen? Kubaner stellen sich diese Fragen. Eine endgültige Entscheidung ist schwer zu treffen, weil die gesamte Situation als riskant und unsicher betrachtet ist. - Nach der Entscheidung zur Migration müssen Kontakte mit Ausländern oder mit im Ausland lebenden Kubanern geknüpft werden, um von diesen den für die Ausreiseerlaubnis nötigen Einladungsbrief zu erhalten. Dieser ist unabdingbare Voraussetzung sowohl für eine Reise- als auch für eine Ausreiseerlaubnis. Obwohl die generelle Entscheidung zur Migration bewusst erfolgt, bleibt wegen der Unsicherheit der Auslandskontakte das Auswanderungsland zu diesem Zeitpunkt noch unbestimmt. - Ob der ausreisewillige Kubaner eine Ausreiseerlaubnis erwerben kann, hängt sehr stark von seiner beruflichen Qualifikation ab. Je höher diese ist, desto schwieriger ist es, eine Ausreiseerlaubnis zu erwirken. \- Der Ausreisewillige muss sich auf die sog, „Exit Procedure“ einlassen, die die formalen Ausreisebedingungen umfasst und teuer, zeitaufwendig und anstrengend ist. Insgesamt ist die prinzipiell restriktive Migrationspolitik Kubas im Betrachtungszeitraum flexibler geworden. \- Die Art der erworbenen Ausreiseerlaubnis (zeitbegrenzt oder dauerhaft) bestimmt über Rechte der Migranten in Kuba: Allein aufgrund einer dauerhaften Ausreiseerlaubnis behalten Kubaner ihre Rechte als Staatsbürger ihres Heimatlandes. Ebenso nimmt die Art der Ausreiseerlaubnis Einfluss auf die in Deutschland verfügbaren Integrationsmöglichkeiten. \- Bezüglich der statistischen Verteilung besteht die Besonderheit, dass seit der Wiedervereinigung die Zahl der weiblichen Migrantinnen diejenige der männlichen Auswanderer übersteigt. II. Integration Hinsichtlich der Integration in Deutschland verweisen die Interviews auf die folgenden Besonderheiten: - Ihren Neuanfang in Deutschland könnten Migranten ohne die umfassende Unterstützung von Seiten des sozialen Netzwerkes in Deutschland, das seit 1989 angewachsen ist und in einem ständigen Kontakt mit Kuba steht, nicht meistern. Diese Unterstützung umfasst sowohl den finanziellen als auch den persönlichen Bereich. - Der Weg zur Legalisierung des Aufenthaltes in Deutschland umfasst mehrere Schritte: Häufig wird zuerst um politisches Asyl nachgesucht, um Zeit zum Erwerb einer Aufenthaltsgenehmigung zu gewinnen. Diese kann beispielsweise im Fall einer Heirat erteilt werden. \- Ist die Entscheidung für einen dauerhaften Aufenthalt in Deutschland gefallen, werden Anstrengungen unternommen, um die deutsche Staatsbürgerschaft zu erreichen. Auch diese Bemühungen werden vom sozialen Netzwerk begleitet. - Aus Sicht der Befragten erweisen sich Spracherwerb sowie die Anerkennung der beruflichen und akademischen Abschlüsse in Kuba als die Hauptvoraussetzungen einer Integration. Oft werden zwecks Anerkennung der Abschlüsse zusätzliche Kurse an Universitäten notwendig. Die Anerkennung der in Kuba absolvierten Ausbildung ist deshalb von hoher Bedeutsamkeit, da diese über die Eingliederung der Migranten in den deutschen Arbeitsmarkt entscheidet, was neben dem Spracherwerb als das zweite Kriterium für Integration gilt. \- Als ein typisches Verhaltensmuster kubanischer Migranten wurde von den Befragten übereinstimmend ein ausgeprägter Wunsch hervorgehoben, Geld nach Kuba zu überweisen. Diese Beträge sollen Verwandten in Kuba vorwiegend den Lebensunterhalt sichern, aber ebenso eine berufliche Selbstständigkeit ermöglichen und nicht zuletzt dazu dienen, noch in Kuba weilende eigene Kinder nach Deutschland holen zu können. Denn die Befragten waren sich einig darüber, dass bei einem dauerhaften Aufenthalt der Platz der gesamten Familie nur in Deutschland sein kann. \- Ebenso machten die Befragten deutlich, dass der Kontakt mit dem Heimatland allein mittels des Einsatzes privater Ressourcen aufrechterhalten werden kann, da es keine diesbezügliche Unterstützung von Seiten öffentlicher Institutionen gibt - weder in Kuba noch in Deutschland. III. Transnationalität In Bezug auf die Transnationalität Kubanischer Migranten gelten die folgenden Besonderheiten: kubanische Migranten üben zwar transnationale Praktiken aus wie z.B. Reisen nach Kuba, Telefonate, Emails, Teilnahme an kubanischen humanitären Hilfsorganisationen, können aber nicht als transnationale Gruppe gesehen werden. Denn für diejenigen Kubanischen Migranten, die vom kubanischen Staat nur eine zeitlich begrenzte Ausreiseerlaubnis erhalten haben, tatsächlich aber dauerhaft ins Ausland ausgewandert sind, gelten empfindliche Einschränkungen: Sie zahlen als Urlauber dieselben Gebühren wie ausländische Urlauber, haben ihren Besitz verloren, dürfen nicht wählen und nicht erben. Lediglich diejenigen Migranten, die von den kubanischen Institutionen eine Ausreiseerlaubnis mit dauerhafter „Genehmigung zur Ansiedelung im Ausland“ erhalten haben, sind diesen Einschränkungen nicht unterworfen. Als ein abschließendes Fazit der Arbeit kann, auch aufgrund der Befragung, vermutet werden, dass sich die Migration von Kuba nach Deutschland als die Erwiderung auf die ökonomischen Beschränkungen und die politische Unbeweglichkeit in Kuba fortsetzen wird. Die häufig geäußerte Behauptung, die kubanische Migration erfolge allein aus ökonomischen Gründen, greift jedoch zu kurz. Die politische Situation Kubas bildet stets das unmittelbare Umfeld der Migration.