dc.contributor.author
Manzer, Anna Katharina
dc.date.accessioned
2018-06-08T01:06:32Z
dc.date.available
2008-10-28T12:16:50.294Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/12938
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-17136
dc.description.abstract
Bis heute existiert keine validierte Alternativmethode, die im Rahmen der
Risikobewertung von Chemikalien und Arzneistoffen sowie der toxikologischen
Sicherheitsprüfung von Kosmetika den Augenirritations-Test nach Draize am
lebenden Kaninchen vollständig ersetzen kann. Für Substanzen mit starkem
Augenirritations-Potential kann die Toxizität anhand verschiedener,
validierter in vitro Assays im Rahmen einer abgestuften, von der OECD
empfohlenen Teststrategie mit hoher Genauigkeit erfasst werden (BCOP-Assay,
ICE-Methode). Substanzen mit sehr mildem Augenirritations-Potential können
zukünftig möglicherweise durch kommerziell erhältliche, dreidimensionale
Cornea-Epithelmodelle identifiziert werden, die sich momentan in der
Validierung befinden (EpiOcularTM Modell, SkinEthik HCETM Modell). Dagegen
muss insbesondere die Lücke im Bereich der milden bis moderaten
Augenirritation durch neue Alternativmethoden geschlossen werden. Die
Überprädiktivität/ hohe Sensitivität der dreidimensionalen Epithelmodelle
sowie die Forderung nach einem mechanistischen Ansatz, der die Tiefe der
cornealen Verletzung durch toxische Substanzen berücksichtigt und damit
ermöglicht, die gesamte Bandbreite an Schweregraden okulotoxischer Reaktionen
abzudecken (Jester et al., 2001), erfordert die Einbeziehung weiterer
cornealer Schichten, Stroma und Endothel, in ein organotypisches in vitro
Modell der Cornea. Die vorliegende Arbeit hatte zum Ziel, ein solches, von
Zorn-Kruppa et al. etabliertes Komplettmodell der Cornea aus drei humanen,
SV40-immortalisierten Zelllinien hinsichtlich des Kulturmediums zu optimieren
und diese Endothel (EC)-, Keratocyten (HCK)- und Epithel (HCE)-Zelllinie an
ein gemeinsames, möglichst serumfreies Wachstumsmedium zu adaptieren. EC und
HCK wurden zudem in Abhängigkeit von Art und Serumgehalt des Kulturmediums
hinsichtlich der Frage, ob die organotypischen Merkmale der primären Zellen
trotz der SV40-Immortalisierung erhalten geblieben sind, charakterisiert. Die
EC-Zelllinie wurde auf ihre Fähigkeit zur interzellulären Kontaktinhibition
untersucht, welche nach dem Erlangen der zellulären Konfluenz die
Vorraussetzung zur Ausbildung und Aufrechterhaltung eines organotypischen
Endothel-Monolayers darstellt (Joyce et al., 2002). Die Keratocytenzelllinie
HCK wurde in Monolayer-Kultur und nach Einbettung in die collagenöse Matrix
des Stroma-Äquivalents phänotypisch und funktionell sowie in Abhängigkeit von
Serum und Wachstumsfaktoren charakterisiert. Insbesondere wurde die
Transformation der HCK in fibrotische Phänotypen nach Stimulation mit TGFβ
untersucht, welche in vivo an cornealen Wundheilungsreaktionen beteiligt sind
(Fini und Stramer, 2005, Jester et al., 1999). Bei der Untersuchung der EC-
Zelllinie zeigte sich FKS als obligatorisch für das Zellwachstum, eine
Adaption an serumfreie Kulturbedingungen war nicht möglich. Untersuchungen zur
Kontaktinhibition ergaben, dass die EC weder zur Ausbildung eines
organotypischen Monolayers noch zur Zellkontakt-induzierten
Proliferationshemmung in der Lage sind. Dies ist vermutlich auf eine Störung
der an der Zellzykluskontrolle beteiligten Mechanismen durch die
Immortalisierung mittels Transfektion mit dem SV40-Large-T-Antigen, einem
viralen Onkoprotein, zurückzuführen. Die morphologisch korrekte Nachbildung
eines endothelialen Monolayers bei der Rekonstruktion des dreidimensionalen
Komplettmodells der humanen Cornea nach Zorn-Kruppa ist demnach vorerst nicht
möglich. Auch die Implementierung der EC in ein serumfreies Konstrukt konnte
nach den vorliegenden Ergebnissen leider nicht erfolgen. Die
Keratocytenzelllinie HCK hingegen behielt auch nach Adaption an ein neu
entwickeltes serumfreies Medium ihre Proliferationskapazität und kehrte
gleichzeitig durch den Entzug von FKS zu einem ruhenden, nicht-kontraktilen
Keratocyten-Phänotyp zurück. Die Kultivierung der HCK im serumhaltigen
Standardmedium stimulierte zwar das Zellwachstum, führte aber zu einem Verlust
der dendritischen Morphologie und zur Differenzierung in fibrotische
Phänotypen, Fibroblasten und α-SMA-exprimierende Myofibroblasten. Dies war auf
den TGFβ-Gehalt des Fötalen Kälberserums (FKS) zurückzuführen, welcher
bekanntlich die Myofibroblasten-Differenzierung primärer Zellen in vitro und
in vivo stimuliert. Die Einbettung der HCK in das collagenöse Stroma-
Äquivalent resultierte sowohl unter serumfreien als auch unter serumhaltigen
Bedingungen in einem Rückgang der α-SMA-Expression im Vergleich zur Monolayer-
Kultur, was auf eine Dedifferenzierung des myofibroblastoiden Phänotyps
hinweist und eventuell auf einem Verlust der interzellulären Mechanotension
durch den Collagen-Kontakt basiert. Die Stimulation mit TGFβ1 (2ng/ml)
verminderte die Proliferation der HCK und führte sowohl in der Monolayer-
Kultur als auch unter Gel-Bedingungen zu einer Transformation der Zellen in
hochkontraktile Myofibroblasten, die eine starke, makroskopisch sichtbare
Kontraktion der Stroma-Äquivalente auslösten. Ruhende Keratocyten hingegen
besitzen keine kontraktilen Eigenschaften, die Fläche der serumfreien Stroma-
Äquivalente blieb deshalb konstant. Demzufolge spiegelte sich der Phänotyp der
Stroma-inkorporierten HCK in der Kontraktion der Collagengele wider. Dies
ermöglicht eine einfache Einschätzung zur phänotypischen Entwicklung der
eingebetteten HCK anhand ihrer kontraktilen Eigenschaften und macht das
serumfreie Stroma-Konstrukt zudem zum idealen Baustein eines mechanistischen
in vitro Wundheilungsmodells. Abschließend wurde ein komplexes in vitro
Testmodell aus dem in dieser Arbeit charakterisierten Stroma-Äquivalent und
dem von Seeber et al. charakterisierten Epithel (SE-Modell) sowie ein
einfaches dreidimensionales Epithelmodell (EPI-Modell) in Zellkultureinsätzen
rekonstruiert und deren Sensitivität gegenüber zwei Detergenzien mit bekanntem
Irritationspotential vergleichend untersucht. Viabilitätsuntersuchungen nach
Exposition mit TritonX-100 zeigten die Überlegenheit des SE-Modells, dessen
Ergebnisse denen kommerziell erhältlicher Epithelmodelle ähnelten, gegenüber
dem übermäßig sensitiven EPI-Modell. Versuche mit BAC hingegen ergaben eine
gleichermaßen hohe Sensitivität beider Modelle, was vermutlich auf den
alternativen Toxizitätsmechanismus dieser Testsubstanz zurückzuführen ist,
d.h. einer primär stark Zellmembran-schädigenden Wirkung. Bei ersten Versuchen
zur Regenerationsfähigkeit des EPI- und SE-Modells nach Schädigung mit
TritonX-100 ließ sich bei beiden Konstrukten innerhalb von 48 Stunden keine
vollständige Erholung der Viabilität feststellen, was vermutlich auf einen
anhaltenden toxischen Effekt von TritonX-100 zurückzuführen ist. Um eine
Eignung dieser rekonstruierten in vitro Cornea-Modelle für die Einstufung des
Irritationspotentials chemischer Substanzen sowie die Einschätzung eines
persistierenden toxischen Effekts anhand der Regeneration der Modelle belegen
zu können, muss allerdings eine großes Spektrum an Substanzen mit
unterschiedlichen physiko-chemischen Eigenschaften getestet werden.
de
dc.description.abstract
Currently, there is no regulatory accepted alternative method to fully replace
the Draize rabbit eye irritation test on the living animal in risk assessment
of chemicals, testing of pharmaceuticals and toxicological safety assessment
of cosmetics. The toxicity of chemical substances with severe eye irritation
potential can be evaluated by several validated in vitro assays (BCOP-assay,
ICE-method) in the framework of a tiered testing strategy that is recommended
by the OECD. Very mild irritants may soon be identified by commercially
available, three-dimensional models of the corneal epithelium that are
currently under validation (EpiOcularTM Modell, SkinEthik HCETM Modell).
However, the gap between mild and moderate eye irritation potential has to be
closed by new alternative methods. The high sensitivity of the three-
dimensional epithelial models, as well as the call for a mechanistically based
method that considers the depth of the corneal injury and therefore covers the
whole severity range of toxic reactions (Jester et al., 2001), demands an
implementation of other corneal structures, such as stroma and endothelium, in
an organotypic in vitro model of the human cornea. The aim of the present work
was to optimise an already existing full-thickness-model of the human cornea,
which was established by Zorn-Kruppa et al. from three SV40-immortalised human
cell lines, with respect to their culture conditions and to adapt this
endothelial (EC)-, keratocyte (HCK)- and epithelial (HCE)-cell line to a
common serumfree culture medium. EC and HCK were characterised with regard to
the preservation of organotypic features despite SV40-immortalisation,
depending on the culture medium and its serum content. The EC-cell line was
examined with regard to intercellular contact inhibition, which is an
important feature of primary endothelial cells that allows them to establish
and sustain an organotypic monolayer after reaching confluency (Joyce et al.,
2002). The keratocyte cell line HCK was characterised in monolayer culture and
after embedding in the stromal collagen-matrix. Phenotype and functionality
were studied with respect to the presence of serum and growth factors. The
work focussed on the HCK transformation into fibrotic phenotypes, fibroblasts
and myofibroblasts after stimulation with TGF since those phenotypes are
involved in corneal wound healing in vivo (Fini und Stramer, 2005, Jester et
al., 1999). In contrast to the results for HCK and HCE, FCS showed to be
mandatory for EC proliferation. Hence the adaptation of the EC to serum-free
culture conditions was not possible. Contact inhibition experiments
demonstrated that EC are unable to build an organotypic monolayer and to cease
proliferation due to intercellular contact. This is possibly caused by the
failure of mechanisms involved in cell cycle control as a result of the
immortalisation by transfection with the SV40-large-T-antigen, a viral
oncoprotein. Therefore, the morphologically exact rebuilding of an endothelial
monolayer during the reconstruction of the three-dimensional full-thickness-
model of the human cornea developed by Zorn-Kruppa is not possible for now. An
implementation of the EC in a serum-free corneal construct could not be
realized at the moment, as shown by the present results. After the adaptation
to a newly developed serum-free medium the keratocyte cell line HCK retained
its proliferation capacity and returned to a quiescent, non-contractile
phenotype, caused by serum deprivation. The serum containing standard medium
on the one hand stimulated HCK growth but on the other hand caused a loss of
the keratocyte morphology and induced the transformation into fibrotic
phenotypes, fibroblasts and -SMA containing myofibroblasts. This resulted
from the TGF-content of fetal calf serum (FCS), which is known to stimulate
myofibroblast differentiation in vitro and in vivo. Embedding HCK in the
stromal collagen-matrix reduced -SMA expression under serum-free as well as
under serum-containing conditions, when compared to monolayer cultures. This
finding points at a dedifferentiation of the myofibroblast phenotype and is
possibly based on the loss of intercellular mechanotension due to collagen
contact. The stimulation with TGF1 (2ng/ml) reduced HCK proliferation and led
to a transformation into highly contractile myofibroblasts that caused a
strong, macroscopically visible contraction of the stromal equivalents under
serum-free as well as under serum containing conditions. In contrast,
quiescent keratocytes are not contractile. Therefore, the area of the serum-
free stromal equivalents remained constant. Consequently, stromal collagen-
gel-contraction reflected the phenotype of the matrix-incorporated HCK. This
facilitates the evaluation of the phenotypical changes in stroma-embedded HCK
on the basis of their contractile features and makes the serum-free stromal
construct an ideal component of a mechanistic in vitro wound-healing model.
Finally, a complex in vitro test model was reconstructed from the stromal
equivalent characterised in this work and an epithelium characterised by
Seeber et al. (SE-model) as well as a simple three-dimensional epithelial
model (EPI-model). Both models were built in cell culture inserts and their
sensitivity against two detergents with known eye irritation potential was
compared. Viablity measurements after exposure to TritonX-100 showed an
advantage of the SE-model over the EPI-model as the SE-model’s ET50-results
were similar to those from commercially available epithelial models. In
contrast, exposure to benzalkoniumchloride (BAC) revealed a comparably high
sensitivity for both models. This finding is possibly related to an
alternative toxicity mechanism of BAC, which is primarily based on strong cell
membrane damage. Preliminary experiments focussing on the regenerative
capacity of the EPI- and SE-model after tissue damage with TritonX-100 did not
show a complete restoration of viability in between the 48 hours observation
period which was possibly caused by a delayed toxic effect of TritonX-100. To
prove the suitability of those reconstructed in vitro cornea-models for the
evaluation of the irritation potential of chemicals as well as for the
detection of a persistent toxic effect by analysing tissue regeneration, a
representative range of substances with different physico-chemical properties
has still to be tested.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
human full-thickness corneal model
dc.subject
eye irritation
dc.subject
keratocyte transformation
dc.subject
keratocyte cell line
dc.subject
SV40-immortalization
dc.subject
mechanistic model
dc.subject
corneal endothelial cell line
dc.subject
endothelial contact inhibition
dc.subject.ddc
500 Naturwissenschaften und Mathematik::570 Biowissenschaften; Biologie
dc.title
Entwicklung eines humanen Cornea-Modells für die okulotoxische
Sicherheitsprüfung
dc.contributor.contact
katharina.manzer@gmx.net
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Monika Schäfer-Korting
dc.contributor.furtherReferee
PD Dr. Maria Engelke
dc.date.accepted
2008-07-01
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000005773-1
dc.title.subtitle
Charakterisierung der SV40-immortalisierten Endothel- und Keratocytenzelllinie
dc.title.translated
Development of a human corneal model for ocular toxicological safety testing
en
dc.title.translatedsubtitle
characterization of the SV40-immortalized endothelial and keratocyte cell line
en
refubium.affiliation
Biologie, Chemie, Pharmazie
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000005773
refubium.mycore.derivateId
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free
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open access