In sogenannten Zwei-System-Theorien wird die Entstehung und Aufrechterhaltung von Abhängigkeitserkrankungen als Resultat einer veränderten Balance zwischen einem (überaktiven) Belohungssystem und einem (dysfunktionalen) Kontrollsystem verstanden. In der vorliegenden Publikationspromotion wurde die Beteiligung beider Systeme an Entscheidungen für Alkoholkonsum, an der Entstehung von Suchtdruck und kognitiver Kontrollfähigkeit sowie an der Wirksamkeit eines neuartigen suchtdruckreduzierenden Therapieansatzes, des Cognitive Bias Modification Trainings (CBM), untersucht. Hierfür kam funktionelle und strukturelle Magnetresonanztomographie zum Einsatz. Es fand sich ein überaktives Belohnungssystem im Zusammenhang mit Entscheidungen für den Alkoholkonsum, sowie im Zusammenhang mit subjektivem Suchtdruck. Diese Überaktivierung konnte durch CBM erfolgreich reduziert werden. Eine reduzierte kognitive Kontrollfähigkeit war bei alkoholabhängigen Patienten mit einer zunehmenden Atrophie inferiorer frontaler Hirnareale assoziiert. Die präsentierten Arbeiten unterstreichen die Bedeutung eines überaktiven Belohnungssystems für die Entstehung von Suchtdruck und suchttypischem Entscheidungsverhalten und damit auch als potenzielle Zielpathologie für innovative Therapiekonzepte.
Dual system theories state an altered interaction between an (overactive) reward and a (dysfunctional) control system in substance use disorders. In the present work, the role of both systems is investigated regarding pro-alcohol decisions, craving and cognitive control as well as the effect mechanism of new craving-reducing treatment strategies (cognitive bias modification training, CBM). To this end, functional and structural magnet resonance imaging was used. We found an association between craving, decisions in favor of alcohol and an hyperactivation of reward-associated circuits. This hyperactivation was shown to be successfully reduced by cognitive bias modification training. Growing atrophy of the inferior frontal gyrus was related to increasing disinhibition in alcohol-dependent patients. Hence, the results underscore the importance of an hyperactivated reward system for the development of craving and addictive decision behavior. Targeting automatic tendencies and associated hyperactivations of reward areas may therefore be a promising direction for future therapies in alcohol use disorder.