dc.contributor.author
Manz, Rudolf
dc.date.accessioned
2018-06-08T00:41:59Z
dc.date.available
2005-12-13T00:00:00.649Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/12315
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-16513
dc.description
Titelblatt und Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Ergebnisse
Diskussion
Literatur
Abkürzungsverzeichnis
Danksagung
dc.description.abstract
Die in den Körperflüssigkeiten aller Vertebraten vorhandenen Antikörper
(Immunglobuline) sind wichtige Komponenten des Immunsystems. Diese Moleküle
besitzen eine variable Region, in denen sich verschiedene Antikörpermoleküle
unterscheiden und die eine spezifische Bindung an ein bestimmtes Antigen, z.B.
ein Pathogen bzw. deren Toxine, vermitteln. Die Bindung eines Antikörpers kann
die toxische Wirkung vieler bakterieller Produkte inhibieren und lenkt andere
Komponenten des Immunsystems zum entsprechenden Pathogen welches hierdurch
gezielt bekämpft werden kann. Humorale Antikörper schützen jedoch nicht nur
effektiv vor Pathogenen, evident z.B. bei passiven Schutzimpfungen, sondern
spielen auch eine wichtige Rolle in der Ätiopathologie vieler
Autoimmunerkrankungen. Antikörper werden durch Plasmazellen gebildet und in
die Körperflüssigkeiten sezerniert. Bei diesen Zellen handelt es sich um
terminal differenzierte B-Zellen deren einzige Aufgabe es ist, Antikörper in
großen Mengen herzustellen. Selbst Jahre nach einer Immunreaktion gegen
bestimmte Immunogene können noch Plasmazellen gefunden werden, die Antikörper
gegen das ursprüngliche Immunogen produzieren. Diese persistierenden
Antikörper sind ein wichtiger Bestandteil des immunologischen Gedächtnisses,
tragen jedoch vermutlich auch zur Chronizität von Autoimmunerkrankungen bei.
Ein besseres Verständnis der Regulation der Differenzierung und Homöostase von
Plasmazellen kann zur Entwicklung neuer Impfkonzepte und Therapieansätzen zur
Behandlung von Antikörper-vermittelten Autoimmunerkrankungen, wie zum Beispiel
des systemischen Lupus erythematodes (SLE), beitragen. In der vorliegenden
Schrift werden Arbeiten zur Regulation der Homöostase von Plasmazellen
vorgestellt. Dies umfasst im Einzelnen die Bereiche Differenzierung, Migration
und Überleben dieser Zellen. Im Ergebnissteil sind 5 unserer Originalarbeiten
abgedruckt . Alle Artikel sind in englischer Schrift abgefasst und entstanden
in dem Zeitraum von 1998 bis 2004. Jeder Originalarbeit ist eine
Zusammenfassung vorangestellt, die die jeweilige Arbeit und den Zusammenhang
mit den anderen Publikationen kurz beschreibt. Die beschriebenen Arbeiten
trugen wesentlich zur Entwicklung eines Modells der Plasmazelldifferenzierung
und Homöostase bei. Dieses Modell und seine Konsequenzen für die
Antikörperproduktion bei protektiven Immunreaktionen einerseits und bei
Autoimmunerkrankungen andererseits werden im letzten Abschnitt dieser Schrift
diskutiert. Der Ergebnisteil beinhaltet Arbeiten zur Differenzierung humaner
Plasmazellen sowie zur Regulation der Homöostase von Plasmazellen in
verschiedenen Tiermodellen für protektive und autoreaktive Immunreaktionen.
BALB/c Mäuse wurden mit dem Protein-Antigen Ovalbumin immunisiert und die
Antigen-spezifische Immunantwort verfolgt. Die Immunisierung führt zur Bildung
von anti-Ovalbumin-Antikörper sezernierenden Plasmazellen und dient als Modell
für eine T-Zell-abhänige protektive Immunantwort. Wir konnten zeigen, dass
Ovalbumin-spezifische Plasmazellen eine Lebensspanne vergleichbar der von
Gedächtnis B-Zellen erreichen können und Gedächtnis Antikörpertiter in syngene
Rezipienten transferieren (siehe 3.1). Etwas später erhielten andere
Arbeitsgruppen ähnliche Ergebnisse für Plasmazellen die Antikörper anderer
Spezifitäten produzieren. Dies zeigt, dass die erhaltenen Ergebnisse nicht auf
das von uns gewählte Modellsystem oder Antigen beschränkt sind. Es zeigte
sich, dass nur ein kleiner Teil der im Verlauf einer Immunisierung erzeugten
Plasmazellen langlebig wird (im Verlauf einer Sekundärimmunisierung mit
Ovalbumin ca. 10%). In der frühen Phase dieser Immunantwort wird in sekundären
lymphatischen Geweben eine grosse Anzahl von Plasmazellen gebildet, die zur
Bildung des hohen initialen Maximums des Antikörpertiters führt, wie er bei
dieser, aber auch vielen anderen Immunreaktionen beobachtet wird. Die Mehrzahl
dieser Plasmazellen leitet nach wenigen Tagen Apoptose ein, ohne den Ort ihrer
Entstehung zu verlassen. Ein Teil der in den sekundären, lymphatischen Geweben
gebildeten Plasmazellen kann jedoch in das Knochenmark wandern, um dort für
lange Zeit zu überleben und Antikörper zu produzieren. Es war schon seit
langem bekannt, dass die Einwanderung von Plasmazellen in das Knochenmark
Voraussetzung ist für die Bildung von Langzeit-Antikörpertitern. Es besteht
ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der Lebensspanne von Plasmazellen und
deren Lokalisation, bzw. dem Wanderungsverhalten dieser Zellen oder ihrer
unmittelbaren Vorläufer. Da experimentell oftmals nicht zwischen reifen
Plasmazellen und deren Vorläufern, sogenannten Plasmablasten unterschieden
werden kann, werden beide Zelltypen im Folgenden unter dem Begriff Antikörper-
sezernierende Zelle zusammengefasst. Die Arbeitsgruppe von Jason Cyster konnte
zeigen, dass CXCR4 und sein Ligand CXCL12 eine wichtige Rolle bei der
Lokalisation von Plasmazellen im Knochenmark spielen, d.h. entweder für die
Migration oder das Zurückhalten in diesem Organ. Wir untersuchten das
Wanderungsverhalten von Ovalbumin-spezifischen IgG-sezernierenden Zellen
gegenüber Konzentrationsgradienten aller zum damaligen Zeitpunkt bekannten
Chemokine zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Immunisierung (siehe 3.3). Wir
fanden, dass diese Zellen innerhalb eines auf wenige Tage nach der
Immunisierung beschränkten Zeitintervalls zu ansteigenden Konzentrationen der
Cemokine CXCL9, CXCL10, CXCL11 und CXCL12 migrierten. Bei CXCL9, CXCL10 und
CXCL11 handelt es sich um Liganden des Chemokinrezeptors CXCR3. CXCL12 ist der
einzig bekannte Ligand von CXCR4. Die von uns untersuchten Zellen zeigten
keine Reaktion auf andere Chemokine. Diese Resultate legen nahe, dass beide
Rezeptoren und ihre Liganden CXCL9, CXCL10, CXCL11 und CXCL12 an der
Regulation der Migration von Antikörper-sezernierenden Zellen beteiligt sind.
Dass die in der Immunisierung entstandenen Antikörper-sezernierenden Zellen
die Fähigkeit zur Migration gegen Gradienten von CXCL12 innerhalb von 12 Tagen
verlieren, deutet darauf hin, dass CXCR4 für die Migration dieser Zellen in
das Knochenmark, vermutlich jedoch nicht jedoch für das Zurückhalten von
reifen Plasmazellen in diesem Organ, wichtig ist. Die CXCR3-Liganden CXCL9,
CXCL10 und CXCL11 werden der Gruppe der entzündlichen Chemokine zugeordnet.
Hiermit ergibt sich ein direkter Zusammenhang zu unseren Untersuchungen zur
Plasmazell-Homöostase in NZB x NZW F1 (NZB/W) Mäusen (siehe 3.4), einem Modell
für den SLE. Im Verlauf der Erkrankung kann in diesen Tieren die Ausbildung
einer chronischen Nephritis beobachtet werden. Autoantikörper, z.B. solche
spezifisch für doppelsträngige DNA, sind wesentlich an der Pathogenese
beteiligt. Die Homöostase Antikörper-sezernierender Zellen in NZB/W Mäusen
wurde im Rahmen dieser Arbeit untersucht. Wir fanden, dass die Verteilung von
Plasmazellen (auch autoreaktiver) in diesen Tieren nach Ausbruch der
Erkrankung im Vergleich zu Gesunden stark verändert ist. Die Anzahl von
Plasmazellen in Milz und der entzündeten Niere von erkrankten NZB/W Mäusen ist
etwa 50-fach erhöht, wahrend ihre Anzahl im Knochenmark nicht signifikant
verändert ist. Anti-DNA-Antikörper-sezernierende Plasmazellen finden sich
präferentiell in der Milz. Unsere Untersuchungen zeigten weiter, dass für den
CXCR3-Liganden CXCL10 kodierende mRNA im chronisch entzündeten Gewebe von
NZB/W Mäusen mindestens 100-mal höher ausgeprägt wird als in nicht autoimmunen
Kontrolltieren. Zusammen mit unserem bereits oben beschriebenen Befund, dass
Antikörper-sezernierende Zellen CXCR3 ausprägen können, legt nahe, dass über
diesen Rezeptor vermittelte Signale an der Akkumulation von Plasmazellen in
entzündetem Nierengewebe von NZB/W Mäusen beteiligt sind. Chemotaktische
Aktivität gegenüber CXCR3-Liganden konnte auch für Antikörper-sezernierende
Zellen aus diesen Tieren nachgewiesen werden. Nach ihrer Einwanderung in
entzündetes Gewebe oder Knochenmark können Antikörper-sezernierende Zellen
sehr lange überleben. Die Halbwertszeit von Plasmazellen im Knochenmark von
Mäusen beträgt mehrere Monate. Wir haben die Ursache für die lange
Lebensspanne von Knochenmark-Plasmazellen untersucht (siehe 3.2). Hierzu haben
wir diese Zellen aus dem Gewebe isoliert und die Voraussetzungen für ihr
Überleben in Kultur eingehend studiert. Wir fanden, dass bestimmte im
Knochenmark vorhandenen Faktoren in der Lage sind, Plasmazellen in vitro am
Leben zu erhalten (Cassese et al 2003). Diese Faktoren sind: IL-5, IL-6,
SDF-1, TNF-alpha und Liganden von CD44, wie zBsp Hyaluronsäure, ein
Bestandteil von extrazellulärer Matrix, wie sie von Stromazellen gebildet
wird. Ein wichtiger Befund war, dass ein optimales Überleben der Plasmazellen
das synergistische Zusammenspiel einer Kombination von Überlebensfaktoren
voraussetzt, zum Beispiel Stimulation von CD44 zusammen mit IL-6. Die von uns
identifizierten Plasmazell-Überlebensfaktoren werden oft auch in entzündetem
Gewebe in verstärktem Masse ausgeprägt. Das zum effizienten Überleben von
Plasmazellen notwendige Vorhandensein mehrerer Überlebensfaktoren und der
Befund, dass nur eine begrenzte Anzahl der in einer bestimmten Immunreaktion
gebildeten Plasmazellen langlebig wird, führte zum Konzept der Plasmazell-
Überlebensnischen. Diese Hypothese geht davon aus, dass im Knochenmark eine
begrenzte Anzahl von Plasmazell-spezifischen Überlebensnischen zur Verfügung
steht. Erreicht eine Plasmazelle oder deren Vorläufer eine solche Nische, kann
diese überleben und langfristig Antikörper sezernieren. Entzündungen könnten
zur transienten Bildung solcher Plasmazell-Überlebensnischen führen. In einem
weiteren Teil dieser Arbeit wurde die Homöostase von IgG-sezernierenden
Plasmazellen und ihren Vorläufer im Menschen untersucht (siehe 3.5). Die
Methode der "Zellulären Affinitätsmatrix" wurde angewandt um diese Zellen zu
identifizieren und zu charakterisieren. Zellen aus Blut, Tonsille und
Knochenmark wurden analysiert und verschiedene Plasmazell-Subpopulationen
identifiziert und zu charakterisiert. Auf Grund dieser Daten wurde die
Plasmazelldifferenzierung hypothetisch in folgende Stufen unterteilt: in der
Tonsille entstehen aus kleinen, CD38-/CD19+ Plasmablasten erst mittelgroße,
CD38+/CD19+ und dann CD38++/CD19+ Zellen. Diese Zellen verlassen dann dieses
sekundäre lymphatische Organ über das Blut, um in das Knochenmark einzuwandern
und hier zu terminal differenzierten CD19+, CD45+/- Plasmazellen zu reifen. In
diesem Organ wurden zwei Subpopulationen von CD19++ und CD19+ Plasmazellen
identifiziert. Dieser Befund ist in Übereinstimmung mit einer diskret
ablaufenden terminalen Plasmazell-Differnzierung im Knochenmark.
Zusammengefasst zeigen die hier vorgestellten Arbeiten, dass die
Chemokinrezeptoren CXCR3 und CXCR4 sowie synergistische Effekte der
Überlebensfaktoren IL-5, IL-6, SDF-1, TNF-alpha und Hyaluronsäure an der
Regulation der Plasmazell-Homöostase beteiligt sind. Diese Befunde führten zur
Hypothese, dass das Langzeit-Überleben von Plasmazellen durch
Überlebensnischen ermöglicht wird. Das Vorhandensein von zwei Plasmazell-
Subpopulationen im Knochenmark humaner Probanden ist mit dem in der Maus
entwickelten Konzept der Überlebensnischen vereinbar. Dieses Konzept wird in
Abbildung 1 schematisch dargestellt. Die Arbeit liefert die Grundlagen zur
Entwicklung neuer Therapieansätze zur spezifischen Beseitigung autoreaktiver
Plasmazellen, die im Verlauf von Autoimmunerkrankungen auftreten und zur
Pathogenese beitragen können.
de
dc.description.abstract
Specific antibody titers are formed in response to immunization, or occur
spontaneously within the course of autoimmune diseases. After the initial
peak, they often persist for years at significant levels. Persistent antibody
titers are important for long-term immune protection, or participate in the
pathogenesis of autoimmune diseases, respectively. In the absence of ongoing
antigenic stimulation, persistent antibody titers are provided by long-lived
plasma cells. In non-autoimmune individuals, these cells are found mainly in
the bone marrow. They continuously secrete antibodies, providing protective
humoral immunity, and leaving memory B cells a role in reactive memory, to
adapt the immune system to quantitative and qualitative changes of the
respective antigen in the environment. The formation of long-lived plasma
cells is initiated in secondary lymphoid tissues. Later, they are found in the
bone marrow or chronically inflamed tissues. Plasmablasts, i.e. immediate
plasma cell precursors, found in the spleen, migrate towards CXCL9, CXCL10,
CXCL11 and CXCL12 (SDF-1). The cognate receptors of these chemokines are CXCR3
and CXCR4, respectively. They are important for the regulation of plasma cell
homing to inflamed tissue and bone marrow. There, the survival of long-lived
plasma cells strictly depends on a distinct molecular environment. Signalling
via the B cell maturation antigen (BCMA) seems to be crucial for this cell
type. A number of other signals that act synergistically in supporting plasma
cell survival had also been identified, among them IL-6 and SDF-1. While the
chemoattractive responsiveness towards SDF-1 is shut off during plasma cell
differentiation, the SDF-1 receptor CXCR4 remains to be expressed and can
mediate survival signals to terminally differentiated plasma cells. The number
of plasma cells allowed to enter the long-lived compartment, is limited by the
number of niches providing optimal survival conditions. In autoimmune
diseases, the numbers of such niches can be increased, even in tissues other
than bone marrow. In NZB/W mice suffering from a disease closely resembling
systemic lupus erythematosus (SLE), long-lived plasma cells found in the
spleen participating in the continuous production of autoantibodies. These
cells are relatively resistant to immunosuppressive treatment by
cyclophosphamide. In general, long-lived plasma cells are much likely
responsible for therapy resistant autoantibody titers that are found in a
fraction of patients suffering from SLE and other autoimmune diseases. A
minimal half-live estimation for long-lived plasma cells in spleens of NZB/W
mice is 6 month, which is comparable to that calculated for long-lived bone
marrow plasma cells in non-autoimmune mice. However, plasma cell survival
depends on whether these cells can continue within their survival niche. If
displaced, they undergo apoptosis within less than 48 hours. When remaining
within this supportive microenvironment, plasma cells may live for much
longer.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
plasma cells, antibodies, homeostasis, B cell memory
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Regulation der Plasmazell-Homöostase in protektiven und autoreaktiven
Immunprozessen
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Klaus Rajewsky
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Michael Reth
dc.date.accepted
2005-11-21
dc.date.embargoEnd
2005-12-14
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-2005003389
dc.title.translated
Regulation of Plasma cell homeostasis in protective and autoreactive Immunity
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
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FUDISS_thesis_000000001544
refubium.mycore.transfer
http://www.diss.fu-berlin.de/2005/338/
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