dc.contributor.author
Baker, Leila
dc.date.accessioned
2018-06-08T00:15:23Z
dc.date.available
2011-11-04T11:30:56.801Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/11687
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-15885
dc.description.abstract
Einleitung und Hypothese Das Wissen über die komplexe und multifaktorielle
Genese chronischer Schmerzsyndrome führte zur Entwicklung eines multimodalen
Schmerztherapiekonzeptes. Dieser Paradigmenwechsel von einem rein biologischen
Schmerzmodell zu einem biopsychosozialen Krankheits- und Schmerzverständnis
verlangte das Verlassen monodisziplinärer Denkweisen und therapeutischer
Strategien. Ein wichtiges Element der interdisziplinären Betrachtung
chronischer Schmerzsyndrome sind sog. Schmerzkonferenzen, bei denen
Schmerzpatienten, einem Plenum von Ärzten aus mehreren medizinischen
Fachdisziplinen, Psychologen und anderen Therapeuten (z.B. Physiotherapie,
Ergotherapie) mit dem Auftrag der (Re)-evaluation diagnostischer und
therapeutischer Maßnahmen vorgestellt werden. Aufgrund der Beteiligung und der
Sichtweisen verschiedener Disziplinen postulierte man, dass Schmerzkonferenzen
in der Lage wären, positive Effekte auf Diagnostik- und Therapieplanung zu
haben. Schmerzkonferenzen werden heutzutage regelmäßig in interdisziplinären
Schmerzzentren sowie von niedergelassenen Schmerztherapeuten durchgeführt.
Trotz der inzwischen fast flächendeckenden Einführung von Schmerkonferenzen
insbesondere in Deutschland, Skandinavien und den USA fehlen bislang
Untersuchungen, die deren Effekte auf Diagnostik, Therapie und
Behandlungsergebnis der vorgestellten Schmerzpatienten untersucht hätten. In
einem ersten Schritt soll daher die Hypothese überprüft werden, dass es durch
die Vorstellung von Patienten mit chronischen Schmerzen in einer
interdisziplinären Schmerzkonferenz zu einer Änderung des diagnostischen
und/oder des therapeutischen Procederes kommt. Die zweite zu prüfende
Hypothese ist, dass Patienten mit psychiatrischer Komorbidität von Patienten
ohne psychiatrische Komorbidität abweichende Diagnostik- und
Therapieempfehlungen erhalten. Methodik Für die Untersuchung wurden
retrospektiv bei insgesamt 102 Patienten der offenen interdisziplinären
Benjamin-Franklin-Schmerzkonferenz der Charité – Universitätsmedizin Berlin
Angaben zu Diagnostik- und Therapieempfehlungen vor und nach der
Schmerzkonferenz evaluiert. Zusätzlich wurden die soziodemographischen und
medizinischen Merkmale des Untersuchungskollektivs dokumentiert. Die
Einteilung der diagnostischen und therapeutischen Verfahren erfolgte in
„invasive“, „psychologisch orientierte“ und „nicht psychologisch/somatische“
Kategorien. Die dokumentierten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen
vor und nach der Schmerzkonferenz wurden quantitativ erfasst und hinsichtlich
statistisch signifikanter Unterschiede überprüft. Patienten „mit
psychiatrischer Diagnose“ wurden zusätzlich getrennt mit der Fragestellung
nach einer spezifischen Häufigkeit von „somatischen“ und „ psychologischen“
Diagnostik- und Therapieempfehlungen überprüft. Ergebnisse Die untersuchten
Patienten hatten überwiegend die Schmerzdiagnosen „unspezifischer chronischer
Rückenschmerz“ oder „chronischer Kopfschmerz“. Eine zusätzliche psychiatrische
Diagnose hatten 43% der Patienten, insbesondere somatoforme und depressive
Störungen vor der Schmerzkonferenz. Zwischen den Diagnostik- und
Therapieempfehlungen vor und nach der Schmerzkonferenz zeigten sich
statistisch signifikante Unterschiede in insgesamt sieben Kategorien von
Diagnostik- und Therapieempfehlungen: 1\. schmerzpsychologische Exploration
(p<0,001), 2\. stationäre psychosomatische Diagnostik (p<0,001), 3\. ambulante
psychosomatische Diagnostik (p<0,001), 4\. stationäre psychosomatische
Therapie (p<0,001), 5\. ambulante psychosomatische Therapie (p<0,001, 6\.
Stress- und Schmerzbewältigungsstrategien (p<0,001), 7\. bildgebende Verfahren
(p<0,001). Bei Patienten mit psychiatrischer Komorbidität ließen sich keine
abweichenden Diagnostik- oder Therapieempfehlungen dokumentieren. Diskussion
Die Ergebnisse der Untersuchung konnten zeigen, dass es bei den in der
Benjamin Franklin Schmerzkonferenz vorgestellten Schmerzambulanzpatienten
tatsächlich zu einer messbaren Veränderung von Diagnostik- und
Therapieempfehlungen kommt. Dabei war die Empfehlung von psychosomatisch
orientierten diagnostischen und therapeutischen Verfahren sowie von Stress-
und Schmerzbewältigungsübungen in der Therapie der untersuchten
Schmerzpatienten führend. Die genannten Verfahren wurden nach der
Schmerzkonferenz signifikant häufiger empfohlen. Dieses erklärt sich
möglicherweise dadurch, dass chronische Schmerzsyndrome und psychische
Störungsbilder in gegenseitiger Wechselbeziehung zueinander stehen. Diesen
Zusammenhang konnten auch vielfältige Studien zur interdisziplinären
Schmerztherapie zeigen. Dabei scheint eine interdisziplinäre Evaluation der
einzuleitenden diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen zielführend zu
sein. Somit konnte gezeigt werden, dass die Ergebnisse unserer Pilotstudie
weitgehend mit den Ergebnissen der Outcomestudien zur interdisziplinären
Schmerztherapie vergleichbar sind. Dementsprechend scheint die
Schmerzkonferenz ein integraler Bestandteil der interdisziplinären
Schmerztherapie zu sein und Einfluss zu nehmen. Eine interessante Subgruppe
der von uns untersuchten Stichprobe sind Patienten mit zusätzlicher
psychiatrischer Komorbidität. Da diese möglicherweise klinisch
problematischere Patienten darstellen, untersuchten wir, ob es tatsächlich zu
messbar weniger diagnostischen und/oder therapeutischen Maßnahmen kommt im
Vergleich zu Patienten ohne psychiatrische Diagnose. Unsere zweite Hypothese
ließ sich jedoch nicht beweisen. Zwar wurden mehr invasive Verfahren bei
Patienten ohne psychiatrische Diagnose oder dem Verdacht auf psychiatrische
Diagnose in der Schmerzkonferenz beschlossen, ohne dass sich jedoch
statistisch signifikante Unterschiede zwischen den beiden Subpopulationen
ergaben. Eine vergleichbare Tendenz ließ sich in der Indikationsstellung für
eine Opioidtherapie zeigen. Diese Trends weisen darauf hin, dass die
Schmerzkonferenz die psychiatrische Komorbidität der Schmerzpatienten
berücksichtigt und daher sowohl weniger invasive Verfahren als auch weniger
Opioidtherapien empfiehlt und sich damit an den Leitlinien orientiert. Die
Untersuchungsergebnisse sollten prospektiv überprüft werden, um eine gute
Dokumentationsqualität und geeignetere Parameter zu sichern. Insbesondere
sollte der dringend notwendige Versuch unternommen werden, den Einfluss von
Schmerzkonferenzen auf das Patienten-Outcome zu untersuchen.
de
dc.description.abstract
Introduction and Hypothesis The knowledge about the complex and multifactorial
etiology of chronic pain syndromes has led to the development of a multimodal
pain therapy concept. This paradigm shift from a purely biological model of
pain to a biopsychosocial understanding of illness and pain required to leave
monodisciplinary thinking and therapeutic strategies. An important element of
the interdisciplinary approach of chronic pain syndromes are so-called pain
conferences, in which pain patients are presented to a plenum of doctors from
several medical disciplines with the mission of (re)-evaluation of diagnostic
and therapeutic measures. Due to the participation and perspectives of
different disciplines, it is postulated that pain conferences would be able to
have positive effects on diagnosis and therapy planning. Although pain
conferences are an established instrument of interdisciplinary pain treatment,
there are hardly any studies that have examined their effects on diagnosis,
treatment and outcome. In a first step, therefore, the hypothesis should be
verified that the multidisciplinary pain conference Charité Benjamin Franklin
is able to change diagnostic and / or therapeutic procedures. The second
hypothesis to be tested is that patients with psychiatric comorbidity receive
different diagnostic and therapeutic recommendations in comparison to patients
without psychiatric comorbidity. Methodology 102 patients of the Charité
Benjamin Franklin interdisciplinary pain conference were evaluated on
diagnosis and treatment recommendations before and after the pain conference.
The classification of diagnostic and therapeutic procedures performed in
"invasive", "psychologically oriented" and "non-psychological / somatic"
categories. The documented diagnostic and therapeutic measures before and
after the pain conference were quantified and checked for statistically
significant differences. Results Statistically significant differences between
the diagnosis and treatment recommendations before and after the conference
have essentially been proved for psychological exploration and therapy.
Patients with psychiatric comorbidity were not differently treated. Discussion
The results of the investigation showed a significant change in diagnostic and
therapeutic decisions. The recommendation of psychosomatic-oriented diagnostic
and therapeutic procedures was predominant. These procedures were more often
recommended after the pain conference. This may be explained by the fact that
chronic pain syndromes and psychiatric disorders are in mutual interaction
with each other. This connection could also show a variety of studies on
interdisciplinary pain therapy. Thus it was shown that the results of our
pilot study is broadly comparable with the results of outcome studies on
interdisciplinary pain therapy. Accordingly, pain conferences seem to be an
integral part of the interdisciplinary pain therapy and seem to have influence
on diagnostic measures and therapy planning. Our second hypothesis could not
be proven, however. Although more invasive procedures were recommended for
patients without psychiatric diagnosis, there could not be shown a
statistically significant difference between the two subpopulations. A similar
tendency was shown in the indication for opioid therapy. These trends indicate
that the pain conference considers the psychiatric comorbidity of pain
patients, and suggests both less invasive procedures and less opioid therapy
and is orientated at the guidelines. The survey results should be tested
prospectively to ensure good quality documentation and appropriate parameters.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
multimodal pain therapy concept
dc.subject
biopsychosocial understanding of pain
dc.subject
pain conferences
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Evaluation der diagnostischen und therapeutischen Entscheidungen einer
Schmerzkonferenz
dc.contributor.contact
leilabaker@web.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. C. Stein
dc.contributor.furtherReferee
PD Dr. med. habil. M. Bernateck, PD Dr. med. W. Meissner
dc.date.accepted
2011-11-18
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000025270-3
dc.title.translated
Evaluation of diagnostic and therapeutic decisions of a pain conference
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000025270
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000010058
dcterms.accessRights.dnb
free
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open access