dc.contributor.author
Freude, Kristine Karla
dc.date.accessioned
2018-06-07T23:54:02Z
dc.date.available
2005-08-26T00:00:00.649Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/11164
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-15362
dc.description
1\. Titelblatt, Einleitung 0
2\. Material und Methoden 37
3\. Ergebnisse 75
4\. Diskussion 156
5\. Zusammenfassung, Summary, Literatur, Abkürzungsverzeichnis,
Publikationen, Lebenslauf, Danksagung, Erklärung, Anhang 190
dc.description.abstract
Geistige Behinderung ist eine äußerst heterogene Erkrankung. Schwere Formen
dieser Erkrankung, charakterisiert durch einen IQ geringer als 50, haben
hauptsächlich genetische Ursachen, wobei viele durch einen Defekt in einem
einzigen Gen verursacht werden. In letzter Zeit ist der Nachweis einiger
dieser genetischen Defekte, hauptsächlich auf dem X Chromosom, gelungen.
Trotzdem bleibt die molekulare Ursache von X-chromosomal gekoppelter geistiger
Behinderung (XLMR) in vielen Fällen immer noch ungeklärt. Hingegen hat die
Identifizierung von autosomalen Genen, die eine Rolle bei der Entwicklung von
kognitiven Fähigkeiten spielen, gerade erst begonnen. Das Ziel der
vorliegenden Arbeit war es einen Beitrag zur Erweiterung des Verständnisses
der molekularbiologischen Ursachen von geistiger Behinderung zu leisten. Diese
Erkrankung ist immer noch eines der größten ungelösten Probleme der klinischen
Genetik und ein wichtiger Aspekt der Gesundheitsvorsorge. Als Ursache für
X-chromosomale nicht-syndromale geistige Behinderung (NS-XLMR) sind bereits
mehrere Gene identifiziert worden. Dennoch legt die geringe
Mutationshäufigkeit in den bislang identifizierten Genen bei Familien mit NS-
XLMR nahe, daß ungefähr 30 bis 100 weitere NS-XLMR Gene existieren (Ropers et
al.2003). Kürzlich konnte durch die Analyse von Kopplungsdaten verschiedener
Familien gezeigt werden, daß ungefähr 30% der genetischen Defekte auf dem
proximalen Arm des X-Chromosoms lokalisiert sind (Ropers et al., 2003). Im
Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde eine systematische Analyse von
gehirnspezifisch exprimierten Genen, die in dieser Region des X-Chromosoms
lokalisiert sind, durchgeführt. Diese Untersuchungen zeigten, daß Mutationen
in den X-chromosomalen Genen FTSJ1 und PQBP1 bei männlichen Patienten zu
geistiger Behinderung führen. Ebenso konnte gezeigt werden, daß die
unterschiedlichen Mutationen in den verschiedenen Familien mit der Erkrankung
kosegregiert. Die Funktion des humanen FTSJ1 Proteins ist bislang nicht
beschrieben worden. Dennoch läßt der Vergleich mit den entsprechenden
paralogen Genen in der Hefe und dem orthologen Gen in E. coli die
Schlußfolgerung zu, daß das humane FTSJ1 ebenfalls eine S-Adenosyl-L-Methionin
abhängige Methyltransferase ist Darüber hinaus konnte im Rahmen der
vorliegenden Arbeit mittels Komplementationsstudien mit dem humanen FTSJ1 in
den entsprechenden Hefedeletionsstämmen gezeigt werden, daß FTSJ1 eine tRNA-
Methyltransferase ist. Somit scheint FTSJ1 eine Rolle in dem fundamentalen
Prozeß der Translation von Proteinen zu spielen. Im Gegensatz dazu ist der
Phänotyp der Patienten mit Mutationen in FTSJ1 relativ mild ausgeprägt, und
obwohl FTSJ1 ubiquitär exprimiert wird, scheint die Expression während der
embryonalen Entwicklung des Gehirns besonders kritisch zu sein. Diese Annahme
wird durch eine verstärkte Expression in fötalen Gehirngeweben unterstützt.
Darüber hinaus ist es wahrscheinlich, daß das Gehirn auf Defekte in der
Translationsmaschinerie sensibler als andere Körperorgane reagiert. Eine
weitere Möglichkeit wäre, daß ein anderes Protein teilweise die Funktion von
FTSJ1 übernehmen könnte. Eine in vitro Untersuchung des Methylierungsstatus
der entsprechenden tRNAs wäre eine Möglichkeit um diese Fragen zu klären. Das
zweite X-chromosomale Gen, das in mutierter Form geistige Behinderung
verursacht und im Rahmen der vorliegenden Arbeit untersucht worden ist, ist
PQBP1. Die molekularbiologische Analyse der RNA von Patienten mit Mutatione in
PQBP1 hat ergeben, daß die überwiegende Anzahl der Transkriptvarianten über
den sogenannten nonsense mediated mRNA (NMD) Mechanismus abgebaut werden.
Diese Ergebnisse weisen darauf hin, daß der pathologische Phänotyp
wahrscheinlich durch einen Funktionsverlust der überwiegenden Anzahl der PQBP1
Proteinvarianten verursacht wird. Möglicherweise wird der pathologische
Phänotyp durch eine Kombination aus Funktionsverlust und modifizierter
Funktion der mutierten, stabilen PQBP1 Proteinvarianten verursacht. Im Rahmen
der vorliegenden Arbeit wurde die zelluläre Lokalisation der mutierten PQBP1
Proteine im Vergleich zur zellulären Lokalisation der Wildtyp PQBP1
Hauptproteinvariante untersucht. Die beobachtete, veränderte zelluläre
Lokalisation der mutierten Proteine unterstützt die Hypothese von einer
veränderten Funktion verglichen mit dem Wildtyp Protein. Mehrere
Interaktionspartner sind bereits für PQBP1 beschrieben worden, und einige
dieser Interaktionspartner weisen auf eine Rolle von PQBP1 beim Spleißen von
mRNA hin. Die präzise Aufgabe, die PQBP1 bei diesem Prozeß übernimmt, ist
jedoch noch nicht erforscht. Weitere Analysen der unterschiedlichen
Interaktionspartner von PQBP1 und deren Zusammenspiel mit PQBP1 müssen demnach
noch eingehender untersucht werden. Des weiteren ist es ziemlich
wahrscheinlich, daß die unterschiedlichen PQBP1 Proteinvarianten verschiedene
Aufgaben innerhalb der Zelle übernehmen, die entweder durch dessen
Funktionsverlust oder aber durch eine veränderte Funktion der mutierten
Proteinvarianten gestört werden. Weitere funktionelle Analysen sind notwendig,
um ein besseres Verständnis der zellulären Prozesse zu erlangen, an denen
PQBP1 beteiligt ist. Der zweite Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit lag bei
der Identifizierung von autosomalen Genen, die eine Rolle bei der Entwicklung
von kognitiven Fähigkeiten spielen. Die zytogenetische Analyse der DNA von
Patienten mit geistiger Behinderung, die Träger einer balancierten, reziproken
Translokation sind, können zur Identifikation von Kandidatengenen führen, die
im oder in der Nähe des chromosomalen Bruchpunktes liegen. Im Rahmen der
vorliegenden Arbeit wurde eine solche molekulare Untersuchung der DNA einer
weiblichen Patientin mit Rett Syndrom durchgeführt. Dabei wurde NTNG1 als
Kandidatengen identifiziert und mittels RT-PCR Experimenten gezeigt, daß eine
Transkriptvariante dieses Gens durch die chromosomale Umstrukturierung
unterbrochen wird und in reduzierter Menge vorliegt. Diese Transkriptvariante
kodiert für eine Glykosylphosphatidylinositol (GPI) verankerte Proteinvariante
von NTNG1. Alle Proteinvarianten von NTNG1 agieren als Axonleitmoleküle und
sind für das Wachstum und die Ausrichtung von thalamokortikalen Axonen (TCAs)
wichtig. Die TCAs wiederum sind für die Weiterleitung von Signalen aus dem
Thalamus in den Kortex verantwortlich. Die Reduzierung einer NTNG1
Proteinvariante bei der Patientin führt möglicherweise zu einem verminderten
Wachstum bzw. zu einer Fehlverschaltung solcher TCAs. Eine solche
Entwicklungsstörung wäre eine mögliche Erklärung für die kognitiven Defizite
der Patientin, und würde die Hypothese unterstützen, daß NTNG1 eine Rolle bei
der Pathogenese des Rett Syndroms spielen könnte. Weitere in vitro Experimente
mit neuronalen Zellen müßten zeigen, daß das Wachstum von TCAs, verursacht
durch Haploinsuffizienz einer Variante von NTNG1, gestört wird. Darüber hinaus
könnte NTNG1, auf Grund der phänotypischen Überlappung des Rett Syndroms und
der geistigen Behinderung, ein autosomales Kandidatengen für geistige
Behinderung sein. Zum Abschluß läßt sich festhalten, daß im Rahmen der
vorliegenden Arbeit sowohl autosomale als auch X-chromosomale Gene mit
unterschiedliche Funktionen in Zusammenhang mit geistiger Behinderung gebracht
werden konnten. Die Identifizierung von zwei neuen Genen für NS-XLMR, FTSJ1
und PQBP1, bestätigen, daß es sich bei geistiger Behinderung um eine sehr
heterogene Erkrankung handelt. Keines der beiden Proteine interagiert mit
bereits beschriebenen Genprodukten, die in mutierter Form XLMR verusachen,
oder agiert in deren Signaltransduktionswegen. Vorgänge wie Axonleitung,
vermittelt durch NTNG1, tRNA Methylierung, vermittelt durch FTSJ1 und Spleißen
von mRNA, vermittelt durch PQBP1 scheinen wichtige Prozesse bei der
Entwicklung des Gehirns zu sein. Die Identifizierung von Genen, die für
kognitive Fähigkeiten verantwortlich sind, stellen somit einen guten
Ausgangspunkt dar, um ein besseres Verständnis der molekularen Mechanismen zu
erlangen, die der Funktion des Gehirns zu Grunde liegen.
de
dc.description.abstract
Mental retardation is a very heterogeneous disorder. Severe forms, defined by
an IQ of <50, have predominantly genetic causes, and many are due to defects
in single genes. Recently progress has been made in the identification of the
relevant gene defects, most notably on the human X-chromosome. However, most
of the underlying molecular causes of X-linked mental retardation have still
to be identified, and the search for autosomal genes that play a role in
mental retardation is in its infancy. The aim of this study was to contribute
to the molecular understanding of mental retardation, which is the largest
unsolved problem in clinical genetics and a very important healthcare issue.
Several genes involved in nonspecific X-linked mental retardation (NS-XLMR)
have been identified by genetic analysis so far. However, the low mutation
frequency in these NS-XLMR genes in families with X-linked inheritance of MR
indicates that still 30-100 NS-XLMR genes have yet to be detected (Ropers et
al., 2003). Recently, it has been shown by analysis of linkage data from
several families that approximately 30% of these genetic defects cluster on
the proximal Xp (Ropers et al., 2003). Within the framework of this study, a
systematic mutation screen of brain-expressed genes from this region was
designed and performed. This analysis revealed that mutations in the
X-chromosomal genes FTSJ1 and PQBP1 definitively result in mental retardation
in male patients. For each gene, mutations cosegregated with the disorder in
several families. The function of human FTSJ1 has not been investigated;
however, studies on related yeast and E. coli proteins suggest that it
functions as a S-Adenosyl-L-Methionine-dependent methyltransferase. Within the
framework of this study, rescue experiments with human FTSJ1 in yeast deletion
strains verified its role as a methyltransferase. Moreover, these results
suggested that FTSJ1 functions specifically as a t-RNA methyltransferase.
Which implies a role for FTSJ1 in protein translation. Although FTSJ1 is
ubiquitously expressed, the phenotype of patients with mutations in this gene
is relatively mild. Probably the activity of FTSJ1 is most critical during
brain development; this is supported by its high expression in fetal brain.
Moreover brain structures could be more sensitive than other organs to defects
in the translational machinery. Another possibility is that another protein
could partially compensate the loss of function of FTSJ1. Further functional
studies, investigating the methylation sites of particular tRNAs might help
clarify these questions. The second X-chromosomal gene involved in mental
retardation and investigated in this work is PQBP1. Molecular analysis of RNA
derived from patients with mutations in PQBP1 showed that the majority of
normal splice variants of PQBP1 are degraded by NMD. Indicating that the
disorder likely arises from a loss of function of the majority of the PQBP1
proteins, perhaps together with a modified PQBP1 function resulting from the
remaining stable transcripts. These stable mutant proteins were investigated
within the framework of this study, and the fact that they exhibit a modified
cellular localization with respect to the wild type proteins supports this
hypothesis. Various interaction partners for PQBP1 have been described, and it
seems that PQBP1 is involved in RNA splicing. The precise role of PQBP1 in
this process is still unclear and has to be investigated by more precise
analysis of the relationships between PQBP1 and its interaction partners.
Furthermore, it is likely that the different PQBP1 proteins fulfill numerous
different functions that may be affected by the abnormal proteins present in
affected individuals. Further studies aim to explore these functional
questions. The second focus of this work was the identification of autosomal
genes that might play a role in cognitive function. The cytogenetic and
subsequent molecular analysis of DNA from mentally retarded patients carrying
balanced chromosomal rearrangement can lead to the identification of candidate
disease genes lying at or near the breakpoints. In this study, through such
molecular characterization of DNA from a female Rett syndrome patient carrying
a balanced translocation between chromosomes 1 and 7, the candidate gene NTNG1
was identified. One transcript variant of the NTNG1 gene is disrupted, and
semi-quantitative RT-PCR experiments on a cell line from the patient showed
that transcripts from this particular variant are reduced compared to
controls. This transcript variant encodes a GPI anchored protein variant of
NTNG1. All protein variants of NTNG1 act as axon guidance cues and are
important for positioning thalamocortical axons (TCA). Thalamocortical axons
are critical for transducing signals from the thalamus to the cortex. A
dosage-dependent incorrect wiring of TCAs could explain the cognitive defects
in this patient and thereby supports a role for NTNG1 in Rett Syndrome.
Moreover, given the phenotypic overlap between this disorder and mental
retardation, these result bring the NTNG1 gene to the forefront as an
autosomal candidate mental retardation gene. Taken together, the results of
this work demonstrated the presence of two novel NS-XLMR genes. Furthermore,
detection of disease-causing mutations in FTSJ1 and PQBP1 confirmed the
genetic heterogeneity of mental retardation in that neither one nor the other
protein is involved in pathways or interactions with previously described
genes involved in XLMR. Interestingly, both proteins are involved in basic
cellular processes. FTSJ1 acts as a tRNA methyltransferase involved in
translation, and PQBP1 seems to participate in mRNA splicing. Finally, the
identification of genes involved in cognitive function provides a starting
point for gaining a better understanding of the molecular mechanisms critical
for brain function. In this study, both autosomal and X-linked genes with
diverse functions could be linked to mental retardation, implicating processes
including axon guidance, RNA methylation, and regulation of mRNA splicing in
the development of the brain, and thereby providing novel insights into the
molecular aspects of cognition.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Mental Retardation
dc.subject.ddc
500 Naturwissenschaften und Mathematik::570 Biowissenschaften; Biologie::570 Biowissenschaften; Biologie
dc.title
Identifizierung, molekulare Analysen und funktionelle Charakterisierung von
Genen, die an neuronaler Entwicklung und geistiger Behinderung beteiligt sind
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Horst Kreß
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Hans-Hilger Ropers
dc.date.accepted
2005-08-24
dc.date.embargoEnd
2005-08-29
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-2005002425
dc.title.translated
Identification, molecular analysis and characterisation of genes involved in
neuronal development and mental retardation
en
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Biologie, Chemie, Pharmazie
de
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