Hintergrund: Es ist aus der Literatur hinreichend bekannt, dass Männer einen höheren Alkohol- und Zigarettenkonsum haben als Frauen, dass sie mehr Dopingmittel nehmen, dass sie eine mehr als das Doppelte so hohe Suizidrate haben als Frauen, und dass nur eine Minderheit von Männern zu Vorsorgeuntersuchungen geht (Sieverding, 2000; Brähler et al., 2001). Fragestellung: Die zentralen Fragen der vorliegenden Arbeit betreffen die Identifikation dysfunktionaler Anteile des männlichen Selbstkonzeptes und ihre möglichen Assoziationen mit gesundheitsgefährdendem Verhalten von Männern verschiedener Altersstufen. Eine mögliche Erklärung für die risikoreichen Verhaltensweisen könnte im männlichen Geschlechtsrollenstress liegen. Zudem drängte sich die Frage auf, ob der männliche Geschlechtsrollenstress das Risikoverhalten moderiert und inwiefern die intendierte Selbstdarstellung und die Einstellung zum eigenen Altern mit diesen Variablen assoziiert sind. Methode: Eine mehrschichtige Pilotstudie (N = 52) diente der Hypothesengenerierung und Absicherung der zu verwendenden Operationalisierungen. Im Allgemeinen erzielten die Instrumente gute Kennwerte. Instabile Skalen wurden für die Hauptstudie modifiziert. Bei der Hauptstudie handelte es sich um eine querschnittliche, nicht repräsentative Fragebogenerhebung an 491 Männern im Alter zwischen 18-88 Jahren. Es wurden das Selbstkonzept, Körperbild, der Geschlechtsrollenstress, der intendierte Selbstdarstellungswunsch, die Einstellung zum Altern, die Lebenszufriedenheit, die empfundene Leistungsanforderung und u.a. Risikoverhaltensweisen sowie deren Intention erhoben. Ergebnisse: Für eine bessere Veranschaulichung möglicher Altersgruppenunterschiede wurde die Stichprobe für die Analysen in fünf annähernd gleich große Gruppen eingeteilt. Für nahezu alle oben genannten Dimensionen bestanden signifikante Unterschiede in den Altersgruppen. Der männliche Geschlechtsrollenstress sowie die empfundene Leistungsanforderung waren bei jungen Probanden (18-21 Jahre) am höchsten ausgeprägt. Es zeigte sich, dass der Geschlechtsrollenstress eng mit Aspekten eines defizitären Selbstkonzeptes zusammenhing. Bezugnehmend auf das Risikoverhalten zeigten Männer im mittleren Erwachsenenalter die höchsten Ausprägungen. Überdies bestätigte sich die Annahme, dass der Geschlechtsrollenstress das Risikoverhalten von Männern moderiert. Junge wie ältere Männer mit niedrigem Geschlechtsrollenstress unterschieden sich kaum in ihrem Risikoverhalten. Hingegen zeigten junge Männer mit hohem Geschlechtsrollenstress deutlich mehr Risikoverhalten als ältere Männer. Diskussion: Die Arbeit leistet einen Beitrag zu der in Deutschland sich erst entwickelnden Männergesundheitsforschung und analysiert männliches Erleben wie etwa das Selbstwertgefühl und Körpererleben und Risikoverhalten aus sozialkonstruktivistischer Perspektive. Die Ergebnisse wurden vor dem Hintergrund einer sozioökonomischen sowie entwicklungspsychologischen Perspektive diskutiert.
Background: Men have a higher alcohol and cigarette consumption than women, they use more drugs, they have twice as high a suicide rate and only a minority of men attend on preventive medical checkups. Hypotheses: The central questions of the present study pertained to the identification of dysfunctional aspects of a male self concept and the possible correlations with risk behaviour of men in different age stages. One possible explanation for this high risk behaviour may be higher masculine gender-role stress. Also male gender-role stress was hypothesized to moderate the relationship between age and risk behaviour. Moreover, relationships between impression management and attitude towards own aging, with gender-role stress and risk behaviour were investigated. Method: A pilot study provided the basis for the generation of hypotheses and operationalizations. The main study was a non representative, cross-sectional questionnaire study. A total of 491 men in the age range between 18 and 88 years participated in the study. The following constructs were assessed: self concept, body image, male gender-role stress, impression management, attitude towards own aging, life satisfaction, performance requirements and among others risk behaviour. Results: The sample was divided in five age groups. For almost every of the above mentioned dimension there were significant age group differences. The male gender role stress and the performance requirements were highest in young men (18-21 yrs.). In addition the results showed that the male gender-role stress was correlated with some aspects of a deficient self concept. Middle-aged men reported the highest amounts of risk behaviour. Moreover, the hypothesized interaction between male gender-role stress and risk behaviour was confirmed. Younger and older men showed no difference in the risk behaviour at low levels of gender-role stress. However, young men with high male gender-role stress demonstrated significantly more risk behaviour than older men. Discussion: The study contributes to the developing field of men s studies in Germany and analysed male experience like self esteem or body image and risk behaviour. Results are discussed in accordance with socio-economic and developmental perspectives such as tenacious goal pursuit and flexible goal adjustment.