dc.contributor.author
Ladwig, Mechthild
dc.date.accessioned
2018-06-07T23:37:16Z
dc.date.available
2017-01-17T13:23:31.719Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/10731
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-14929
dc.description.abstract
Obwohl Kontrastmittel (KM) bei intravasaler Anwendung in der Regel gut
vertragen werden, besteht das Risiko einer KM-induzierten akuten
Nierenschädigung (contrast medium induced acute kidney injury, CIAKI), als
schwerwiegende unerwünschte KM-Nebenwirkung. Präklinische Studien trugen in
den letzten Jahren zu einem recht umfassenden Verständnis der
pathophysiologischen Mechanismen der CIAKI bei. Kernelement ist eine
Minderdurchblutung und Hypoxie des Nierenmarks, die durch das Zusammenwirken
von rheologischen KM-Effekten mit einer Vasokonstriktion entsteht, die u.a.
durch zytotoxische KM-Effekte induziert wird. Die KM werden nach der
Osmolalität ihrer Lösungen in Klassen eingeteilt: sogenannte hoch-, niedrig-
und isoosmolare KM (mit Osmolalitäten von jeweils ~1000-2500, ~400-800, und
290 mosmol/kg). Präklinische Studien wiesen jedoch darauf hin, dass die
Viskosität der KM-Lösungen eine wesentliche Rolle in der Pathophysiologie der
CIAKI spielt; insbesondere durch eine ausgeprägte Hypoxie des Nierengewebes
nach Gabe von hochviskösen, isoosmolaren KM. Jedoch konnten Metaanalysen aus
einer Vielzahl prospektiver klinischer Studien keine Unterschiede in der
CIAKI-Inzidenz nach isoosmolaren versus niedrigosmolaren KM ermitteln. Als
Ursache hierfür ist neben der diagnostischen Unzulänglichkeit des GFR-
Surrogatmarkers Serum-Kreatinin-Konzentration (SCrea), vor allem ein
unterschiedlicher Hydrierungsgrad der Patienten denkbar. Da aus ethischen
Gründen prospektive Untersuchungen zur CIAKI-Inzidenz nach KM-Gabe bei nicht
ausreichend hydrierten Patienten nicht vertretbar sind, wurden die
vorliegenden Untersuchungen im Tierexperiment durchgeführt. Als Modell für
hydropenische Menschen wurden gesunde Ratten gewählt. Gemessen wurden das
Urinzeitvolumen, die GFR (mittels Kreatinin-Clearance) und die Urinviskosität.
Da KM einer Klasse sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Seitenkettenstruktur
in ihren physikochemischen Eigenschaften unterscheiden können, wurde in zwei
getrennten Studien das isoosmolare Iodixanol erst mit dem niedrigosmolaren
Iopromid verglichen, und später mit dem ebenfalls niedrigosmolaren Iopamidol.
Die KM wurden als Bolus von je 1,5 mL in die thorakale Aorta injiziert, um die
klinische Situation perkutaner kardialer Interventionen nachzubilden. Nach
Iodixanol stieg die Urinviskosität sehr stark an und die GFR fiel
vorübergehend um über 50% ab. Nach Iopromid und Iopamidol stieg die
Urinviskosität wesentlich geringer an und die GFR blieb unverändert. Die
Zunahme des Urinzeitvolumens war nach dem isoosmolaren Iodixanol wesentlich
geringer als nach den beiden niedrigosmolaren KM. Hier spielt die
unterschiedliche Osmolalität der Lösungen eine Rolle: eine höhere Osmolalität
der KM enthaltenden Tubulusflüssigkeit führt wegen geringerer
Flüssigkeitsresorption, zu geringerer KM-Konzentrierung in der
Tubulusflüssigkeit. Wegen der exponentiellen Konzentrations-Viskositäts-
Beziehung wird damit nach niedrigosmolaren KM ein exzessiver Anstieg der
Viskosität der Tubulusflüssigkeit und der daraus resultierende Abfall der GFR
vermieden. Der gesteigerte Urinfluss führt zudem zu einer schnelleren KM-
Ausscheidung und verkürzt so die Zeitspanne, in der die Niere den
zytotoxischen KM-Effekten ausgesetzt ist. Diese Befunde bestätigen die
Schlussfolgerung früherer Studien, dass niedrigosmolare, weniger visköse KM
hinsichtlich der CIAKI ein besseres Sicherheitsprofil haben als das
isoosmolare, hochvisköse Iodixanol. Als zweite Aufgabe der vorgestellten
Studien wurden die Wirkungen einer Hydrierung mittels Infusion von isotoner
NaCl-Lösung (4 ml/kg pro h) auf die KM-induzierten Änderungen von
Urinzeitvolumen, GFR und Urinviskosität untersucht. Dabei sollte die Hypothese
überprüft werden, ob der vor Nierenschäden schützende Effekt einer Hydrierung
nach Gabe des isoosmolaren Iodixanol größer ist als nach Gabe der beiden
niedrigosmolaren KM Iopromid und Iopamidol. Die Hydrierung mittels NaCl-
Infusion milderte den Anstieg der Urinviskosität nach Iodixanol deutlich ab
und verringerte die Dauer des GFR-Abfalls. Wie erwartet, führte auch die
Halbierung der Iodixanol-Dosis zu einer Verringerung der tubulären Viskosität
und u.a. dadurch auch zu einer Minimierung der Nieren-schädigenden Effekte.
Mechanistisch lässt sich der renoprotektive Effekt der Hydrierung durch die
geringere Aufkonzentration des KM im Tubulus erklären. Diese resultiert in
einer starken Senkung der Viskosität der Tubulusflüssigkeit, so dass die GFR
weniger sinkt, der Urinfluss steigt, und das KM schneller ausgeschieden wird.
Wie vermutet, waren die Effekte nach Iopromid und Iopamidol aufgrund der
stärkeren eigenen diuretischen Wirkung deutlich schwächer ausgeprägt als nach
Iodixanol. Demnach würden Patienten, die das isoosmolare Iodixanol verabreicht
bekommen, am stärksten von guter Hydrierung profitieren. Eine weitere Aufgabe
der vorliegenden Untersuchungen bestand darin, zu prüfen, ob die Hydrierung
mit isotoner NaHCO3-Lösung gegenüber NaCl-Lösung (jeweils 4 mL/kg pro h)
Vorteile bietet. Wiederum wurden Urinzeitvolumen, GFR und Urinviskosität
gemessen und Iodixanol- und Iopromid-Effekte untersucht. Die beiden
Infusionslösungen NaHCO3 und NaCl erwiesen sich sowohl nach Iodixanol- als
auch nach Iopromid-Gabe als gleichermaßen effektiv. Diese Daten belegen, dass
in erster Linie die isotone Volumenexpansion per se einen schützenden Effekt
gegenüber KM-induziertem Anstieg der Viskosität und Abfall der GFR hat. Ein
zusätzlich positiver Effekt einer Harnalkalisierung konnte nicht nachgewiesen
werden. Osmodiuretika wirken stärker diuretisch als pure Volumenexpansion.
Allerdings können sie durch massive Diurese zu einer Volumenkontraktion
führen. Als letzte Aufgabe der vorliegenden Studien wurde die Hypothese
geprüft, ob eine Kombination aus forcierter Diurese und nachhaltiger
Volumenexpansion einen stärkeren renoprotektiven Effekt hat als alleinige
Volumenexpansion. Durch Infusion einer nicht hypertonen Glukose-Mannitol-
Lösung (12 mL/kg pro h; deutlich höhere Infusionsrate als bei NaCl nötig wegen
des massiven osmodiuretischen Effekts von Mannitol) war der Anstieg der
Urinviskosität nach Iodixanol stärker abgeschwächt als bei NaCl-Infusion und
der Abfall der GFR wurde vollständig verhindert. Bei deutlich höherem
Urinzeitvolumen war gleichzeitig unter der Glukose-Mannitol-Infusion eine
stabile Volumenexpansion gegeben. Forcierte Diurese hat demnach eine gute
renoprotektive Wirkung gegen CIAKI, solange für ausreichende Volumenexpansion
gesorgt wird. Zusammengenommen zeigen diese unter standardisierten Bedingungen
an Ratten durchgeführten präklinischen Studien zur CIAKI, 1) dass
niedrigosmolare, weniger visköse KM gegenüber dem hochviskösen, isoosmolaren
Iodixanol von Vorteil sind, 2) dass die prophylaktische Wirkung der in den
Leitlinien empfohlenen guten Hydrierung über die geringere tubuläre
Aufkonzentrierung der KM und die daraus resultierende überproportionale
Abnahme der Viskosität der Tubulusflüssigkeit vermittelt ist, 3) dass
insbesondere Patienten, die isoosmolares Iodixanol erhalten, durch gute
Hydrierung profitieren müssten, 4) dass Volumenexpansion mittels isotoner
NaCl-Lösung und isotoner NaHCO3-Lösung als CIAKI-Prophylaxe gleichwertig sind,
und 5) dass eine Kombination aus forcierter (Osmo-)Diurese und stabiler
Volumenexpansion ein noch größeres renoprotektives Potenzial hat als
Volumenexpansion allein.
de
dc.description.abstract
Although X-ray contrast media (CM) are generally well tolerated, there is a
risk of a CMinduced acute kidney injury (contrast medium induced acute kidney
injury, CIAKI), a serious adverse CM side effect. Preclinical studies
contributed to a fairly comprehensive understanding of the pathophysiological
mechanisms of CIAKI in recent years. Core element is a hypoperfusion and
hypoxia of the renal medulla, which is caused by the combined action of
rheological CM effects and vasoconstriction, which among others is induced by
cytotoxic CM effects. According to the osmolality of their solutions, CM are
divided into classes: so-called high-, low- and isoosmolar CM (with
osmolalities of each of ~ 1000-2500, ~ 400-800, and 290 mosmol/kg).
Preclinical studies pointed out, however, that the viscosity of CM solutions
plays an important role in the pathophysiology of CIAKI; in particular, renal
hypoxia was stronger after administration of high viscous, iso-osmolar CM.
Nevertheless, meta-analyzes of a variety of prospective clinical trials could
not determine any differences in the incidence of CIAKI after iso-osmolar
versus low-osmolar CM. As an explanation two causes are conceivable, first the
inadequacy of the GFR surrogate marker serum creatinine concentration (SCrea),
and second the different degrees of the patients’ hydration. As for ethical
reasons prospective trials concerning CIAKI incidence following CM
administration are unjustifiable with insufficiently hydrated patients, the
present studies were performed in animal experiments. As a model for
hydropenic humans, healthy rats were chosen. Urine volume was measured, GFR
was estimated by creatinine clearance and urine viscosity was determined. As
CM of one class may exert different physico-chemical properties, iso-osmolar
iodixanol was first compared to the low-osmolar CM iopromide and in a second
trial it was compared to another low-osmolar CM, iopamidol. The CM were
injected as a bolus of 1.5 mL into the thoracic aorta in order to mimic the
clinical situation of percutaneous cardiac interventions. Following iodixanol
urine viscosity increased strongly, temporarily even exceeding the viscosity
of the injected iodixanol solution, and GFR declined transiently by more than
50%. After iopromide and iopamidol the increase in urine viscosity was
significantly lower and GFR remained unchanged. The increase in urine volume
was essentially lower after isoosmolar iodixanol than after either of the two
low-osmolar CM. Here the different osmolality of the solutions plays an
important role: higher osmolality of CM containing tubular fluid leads to a
lower fluid absorption so that the CM remains less concentrated. Because of
the exponential concentration-viscosity relationship an excessive increase in
the viscosity of the tubular fluid and the resulting decrease in GFR is
avoided by low-osmolar CM. Furthermore, increased urine flow leads to a faster
elimination of CM and thus, shortens the time period in which the kidney is
exposed to the cytotoxic effects of CM. These findings confirm the conclusions
of earlier preclinical studies, that low-osmolar, less viscous CM have a
better safety profile regarding CIAKI than the iso-osmolar, highly viscous
iodixanol. The second subject of the studies presented here was to examine the
effects of hydration by infusion of isotonic NaCl solution (4 ml / kg per
hour) on CM-induced changes of urine flow, GFR and urine viscosity. Hereby the
hypothesis was tested, if the renoprotective effect of hydration is greater
after administration of iso-osmolar iodixanol than after administration of the
two low-osmolar and therefore per se stronger diuretic CM, iopromide and
iopamidol. Hydration using NaCl infusion mitigated the increase in urine
viscosity after iodixanol significantly and reduced the duration of GFR
decline. As expected, reduction of the iodixanol-dose by half lead to a
reduction in tubular viscosity and resulted inter alia thereby in minimizing
the kidney damaging effects. A mechanistic explanation for the renoprotective
effect of hydration could be derived from the lower concentration of CM in the
tubules. This results in a strong reduction of tubular fluid viscosity, so
that GFR decreases less, the urine flow increases, and CM is excreted rapidly.
As assumed, the effects after iopromide and iopamidol were, due to the
stronger inherent diuretic effects, significantly weaker as after iodixanol.
Accordingly, patients who receive the iso-osmolar iodixanol, might benefit
most from good hydration. Another subject of the present investigation was to
examine whether the hydration with isotonic NaHCO3 solution provides benefits
compared with NaCl solution (4 ml / kg per hour each). Again, urine output,
GFR and urine viscosity were measured and iodixanol and iopromide effects
examined. The two infusion protocols, NaHCO3 and NaCl, proved equally
effective both after iodixanol and after iopromide administration. These data
demonstrate that primarily isotonic volume expansion per se has a protective
effect against CM-induced increase in viscosity and decrease in GFR. An
additional positive effect by the alkalinization of urine could not be
detected. Osmodiuretics have a stronger diuretic effect as pure volume
expansion. However, since they can result in volume contraction due to massive
diuresis, the current guidelines speak against their use for CIAKI prevention.
As the last subject of the presented studies, the hypothesis was tested, if a
combination of forced diuresis and simultaneous sustainable volume expansion
has a stronger renoprotective effect than sole volume expansion. By infusion
of a glucose-mannitol solution (12 mL/kg per hour; significantly higher
infusion rate than NaCl needed, because of the massive osmodiuretic effect of
mannitol) the increase in urine viscosity after iodixanol administration was
greatly attenuated compared to the NaCl-infusion and GFR decline was
completely prevented. While urine volume was increased, a stable volume
expansion was simultaneously achieved due to the glucose-mannitol infusion.
Forced diuresis has therefore a good renoprotective effect against CIAKI as
long as an adequate volume expansion is provided. Taken together, these pre-
clinical studies concerning CIAKI carried out under standardized conditions,
demonstrate that 1) low-osmolar, less viscous CM are beneficial compared to
the highly viscous iso-osmolar iodixanol, 2) that the prophylactic effect of
good hydration according to the current guidelines is mediated by the lower
tubular concentration of CM and the resulting overproportionate decrease in
the viscosity of the tubular fluid, 3) that in particular patients receiving
iso-osmolar iodixanol might benefit from good hydration, 4) that volume
expansion by means of isotonic NaCl solution and isotonic NaHCO3 solution are
equally effective as CIAKI prophylaxis means, and 5) that a combination of
forced (osmotic) diuresis and stable volume expansion has an even greater
renoprotective potential than volume expansion alone.
en
dc.format.extent
III, 88 Seiten
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
renal function
dc.subject
contrast media
dc.subject
glomerular filtration rate
dc.subject
kidney diseases
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Tierexperimentelle Untersuchungen zur Pathophysiologie und zu
Präventionsstrategien von durch Röntgenkontrastmittel induzierten, akuten
Nierenschäden bei Ratten
dc.contributor.firstReferee
Univ.-Prof. Dr. med. vet. Jörg R. Aschenbach
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. med. Holger Scholz
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. med. vet. Christa Thöne-Reineke
dc.date.accepted
2015-11-03
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000103755-4
dc.title.translated
Animal studies on the pathophysiology and prevention strategies of contrast
media induced acute kidney injuries in rats
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000103755
refubium.note.author
Mensch und Buch Verlag
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000020632
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access