dc.contributor.author
Rieckmann, Nina
dc.date.accessioned
2018-06-07T23:29:01Z
dc.date.available
2013-11-08T08:08:02.570Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/10544
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-14742
dc.description.abstract
Bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) ist eine Depression im Sinne
einer unipolaren depressiven Störung oder klinisch unterschwelligen, aber
anhaltenden depressiven Symptomen zwei bis dreimal häufiger als in der
Allgemeinbevölkerung. Innerhalb der ersten 12 Monate nach einem akuten
Myokardinfarkt haben fast 20% der Patienten eine Major Depression (moderate
bis schwere depressive Episode). Depressive Symptome beeinträchtigen die
Lebensqualität der Patienten über die zu erwartenden Funktionseinschränkungen
durch die KHK-Grunderkrankung hinaus, erhöhen die Inanspruchnahme
medizinischer Leistungen, komplizieren die Behandlung durch geringere
Therapieadhärenz der Patienten und sind darüber hinaus mit einer schlechteren
medizinischen Prognose (kardiale Ereignisse und Mortalität) assoziiert. In den
vorliegenden Arbeiten konnte gezeigt werden, dass dieses prognostische Risiko
unabhängig von somatischen Komorbiditäten, etablierten prognostischen Faktoren
bei KHK (beispielsweise Alter, Hypertonie), von Markern, die den Schweregrad
einer KHK abbilden (zum Beispiel linksventrikuläre Ejektionsfraktion) und von
der Einnahme von Antidepressiva ist. Aufgrund der großen Heterogenität
depressiver Störungen bezüglich Schweregrad, Symptomatik und Verlauf wurde
versucht, innerhalb des breiten Phänotyps „Depression“ Subtypen zu
identifizieren, die eine verbesserte Risikostratifizierung bei KHK-Patienten
erlauben. So konnte gezeigt werden, dass von den beiden Leitsymptomen einer
Depression lediglich Anhedonie (Freudlosigkeit, vermindertes Interesse), nicht
aber depressive Verstimmung mit einem erhöhten Risiko für kardiale Ereignisse
und Mortalität nach einem AKS (Myokardinfarkt oder instabile Angina)
assoziiert war. Dieser Befund wurde mittlerweile in verschiedenen Kohorten
repliziert. Dennoch muss die epidemiologische Datenbasis zur prognostischen
Bedeutung von Depression und ihren Subtypen bei etablierter KHK weiterhin
kontinuierlich ausgebaut werden. Erstmals wurde an einer Kohorte von Patienten
mit AKS gezeigt, dass eingeschränkte Medikamentenadhärenz einen Teil der
verschlechterten Prognose depressiver Patienten erklären kann. Darüber
hinausging eine Verbesserung depressiver Symptomatik einer Verbesserung in der
Medikamentenadhärenz zeitlich voraus. Daraus ergibt sich ein konkreter
Ansatzpunkt für präventive Maßnahmen zur Verbesserung der Therapieadhärenz,
die unter Umständen durch gezielte Depressions-Screenings und –Behandlung
effektiver gestaltet werden können. Zur Behandlung depressiver Störungen bei
KHK-Patienten steht eine Vielzahl von pharmakologischen und nicht-
pharmakologischen Therapien zur Verfügung. Selektive Serotonin-
Wiederaufnahmehemmer gelten bislang als sichere Antidepressiva für diese
Patientengruppe, allerdings ist die Datenlage diesbezüglich ungenügend.
Weiterhin sind Depressions-Monotherapien bei KHK-Patienten nur moderat wirksam
in der Reduktion depressiver Symptomatik, und bislang wurde keine Verbesserung
der kardialen Prognose der Patienten erzielt. Ein „Enhanced Depression Care“
Ansatz hingegen, bei dem ein gestuftes Behandlungsmodell mit Teamsupervision
und Berücksichtigung von Patientenpräferenzen bezüglich pharmakologischer
versus nicht-pharmakologischer Therapie kombiniert wurde, führte zu einer
signifikanten Verbesserung der Behandlungszufriedenheit bei Männern und
Frauen, einer größeren Effektstärke in der Reduktion der depressiven
Symptomatik als in bisherigen Studien erzielt, sowie einer signifikanten
Reduktion kardialer Ereignisse über sechs Monate. Empirische Belege für die
(Kosten-) Effektivität eines systematischen Depressions-Screenings bei KHK-
Patienten fehlen noch, und so bleiben Forderungen nach der Einführung eines
solchen Screenings in der Praxis umstritten. Benötigt werden weiterhin
Studien, die eine gezielte Abschätzung des Versorgungsaufwandes, der mit einem
systematischen Depressions-Screening bei KHK-Patienten und daran
anschließenden Interventionen (von einer ausführlichen Diagnostik über ein
Monitoring der Symptomatik bis hin zum Einsatz verschiedener therapeutischer
Maßnahmen) verbunden ist, ermöglichen. Ohne die Etablierung von Ressourcen für
diese Behandlungsangebote ist ein Screening ethisch nicht vertretbar. Auf der
anderen Seite ist auch eine Nicht-Erkennung und Nicht-Behandlung depressiver
Störungen und anhaltender klinisch-unterschwelliger depressiver Symptomatik
problematisch. Aktuell gilt es, praxistaugliche und kostengünstige
Therapieangebote für KHK-Patienten weiterzuentwickeln. Möglichkeiten für eine
koordinierte, idealerweise integrierte Versorgung von KHK-Patienten mit
komorbider Depression in stationären und ambulanten Settings sollten
untersucht und ihre Akzeptanz bei Patienten, die längerfristige Sicherheit und
(Kosten-) Effektivität evaluiert werden.
de
dc.description.abstract
Depression is a common comorbid condition in patients with coronary heart
disease (CHD) which causes substantial burden of disease. Furthermore,
depression negatively impacts the medical prognosis of CHD patients. After an
acute coronary syndrome (acute myocardial infarction or unstable angina),
patients with a major depressive episode as well as patients with subthreshold
depression symptoms are at increased risk for re-hospitalization for a major
adverse cardiac event and mortality. This increased risk is independent of the
presence of medical comorbidities, the severity of the CHD and known
prognostic risk factors such as age, hypertension, hypercholesterolemia and
diabetes, and independent of the intake of antidepressant medication. Of the
two core depression symptoms, anhedonia (the loss of ability to experience
pleasure), but not depressed mood (marked by sadness, tearfulness and
distress), marks this increased prognostic risk. After an acute coronary
syndrome, patients with depression are three times more likely to poorly
adhere to cardioprotective medication than patients without depression, and
this poorer adherence in part explains their increased prognostic risk. When
depressive symptoms decrease, medication adherence increases subsequently, and
vice versa, suggesting that interventions to improve medication adherence
should take into account depression as a possible barrier. Several
intervention studies have shown that depression can be effectively treated
with pharmacotherapy in CHD patients. However, treatment effects of mono-
therapeutic approaches are modest at best and have not resulted in
improvements in patients’ cardiac prognosis. An “Enhanced Depression Care”
approach, with a stepped treatment algorithm, close depression care
supervision, and initial patient preference for problem-solving therapy and/or
pharmacotherapy resulted in a significant improvement in satisfaction with
care in both men and women, a greater reduction in depression symptoms than
was achieved in previous intervention studies, and a significant reduction in
major cardiac events across the intervention period. This approach awaits
further evaluation in multicenter studies with larger sample sizes. Further
research should assess the feasibility, acceptability, safety and cost-
effectiveness of integrating collaborative models of depression care for CHD
patients into existing health care services.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
coronary heart disease
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Depression bei Koronarer Herzerkrankung
dc.contributor.contact
nina.rieckmann@charite.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Alexander Krämer
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Henry Völzke
dc.date.accepted
2013-10-14
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000095374-3
dc.title.subtitle
von der Epidemiologie zur Versorgung
dc.title.translated
Depression and coronary heart disease
en
dc.title.translatedsubtitle
from epidemiology to healthcare
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000095374
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open access