dc.contributor.author
Woitzik, Johannes
dc.date.accessioned
2018-06-07T23:22:37Z
dc.date.available
2008-12-08T08:33:21.741Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/10406
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-14604
dc.description.abstract
Die cerebrale Ischämie stellt mit ihrer hohen Morbidität und Mortalität eine
hohe Herausforderung an behandelnde Ärzte, die sozialen Strukturen, aber auch
an die Erforschung zugrunde liegender Pathomechanismen und neuer
Therapieoptionen. Definitionsgemäß liegt allen Formen der cerebralen Ischämie
eine Gefäßstenose oder Okklusion mit daraus resultierender Minderperfusion im
Hirngewebe zugrunde. In verschiedenen Studien wurden daher vaskuläre
pathophysiologische Aspekte und eventuell daraus resultierende
Therapieoptionen untersucht. Für die akute, meist thrombembolisch bedingte,
cerebrale Ischämie zeigen Blutflussmessungen mittels PET und Xenon-
Computertomographie bislang widersprüchliche Ergebnisse, ob eine
hämodynamische Penumbra einige Stunden nach der Entstehung des Schlaganfalls
vorhanden ist. Problematisch bei diesen Untersuchungsmethoden ist die moderat
gute räumliche Auflösung. Mittels der Indocyaningrün-Videoangiographie mit
nachgeschalteter Berechnung relativer Blutfluss-Indizes und Erstellung einer
Blutflußkartierung konnten wir bei Patienten mit dekompressiver
Entlastungstrepanation aufgrund eines malignen Mediainfarkts die Penumbra
hochauflösend nachweisen. 15-37% der freigelegten Hemisphäre zeigten typische
Penumbra-Blutflusswerte. Diese Methode eignet sich weiterhin dazu, um direkt
intraoperativ kritisch perfundiertes Gewebe zu identifizieren, um dieses
spezifisch mittels verschiedener Verfahren (Sauerstoffpartialdruckmessung,
Mikrodialyse, Blutflussmessung) kontinuierlich zu überwachen und um somit die
nachfolgende Therapie zu optimieren. Die Induktion einer fokalen cerebralen
Ischämie mittels der Fadenokklusionsmethode geht mit einem 10-40%igem Risiko
für eine ungewollte Induktion einer Subarachnoidalblutung einher. Mittels
Online-Erfassung des regionalen cerebralen Blutflusses durch Laser-Doppler-
Flussmessung konnten wir über einen weiteren Abfall des cerebralen Blutflusses
eine ungewollte Subarachnoidalblutung frühzeitig mit hoher Zuverlässigkeit
detektieren. Dies ermöglicht für Therapiestudien das Protokoll frühzeitig
abzubrechen. Weiterhin wurden drei verschiedene Okklusionsmodelle mit (I)
Tandem-Okklusion der Arteria cerebri media, Arteria communicans posterior und
Arteria carotis communis sowie (II) Tandem-Okklusion der Arteria cerebri media
und Arteria carotis communis und schließlich (III) selektive Okklusion der
Arteria cerebri media verglichen. Wir fanden in allen drei Modellen eine hohe
Reproduzierbarkeit. Der Abfall des regionalen cerebralen Blutflusses war bei
Tieren mit selektiver Okklusion der Arteria cerebri media in peripheren
Regionen jedoch weniger ausgeprägt, was eine geringere Ischämieentwicklung bei
diesen Tieren zur Folge hatte. Da eine Perfusionsverbesserung durch Anhebung
des arteriellen Drucks oder durch Verbesserung der Hämodynamik bislang keine
vielversprechenden Ergebnisse für die Behandlung der fokalen Ischämie zeigte
und eine Stimulation des Kollateralwachstums aufgrund der zeitlichen
Limitierung nicht erfolgversprechend erschien, wurde untersucht, inwiefern
eine Erhöhung der intravasalen Sauerstofftransportkapazität zu einer Reduktion
des Ischämievolumens führt. Hierzu verwendeten wir eine neue sogenannte 2.
Generation Perfuorocarbon-Emulsion, welche eine sehr hohe
Sauerstofftransportkapazität aufweist. Nach Behandlung mit 1 ml/100 g
Körpergewicht zeigten die Tiere eine ca. 15%ige Reduktion ihres Schlaganfalls
nach permanenter fokaler Ischämie. Im Gegensatz zu den akuten
thrombembolischen Ischämien kann bei chronischen Verlaufsformen oder bei
geplanten Ischämien im Rahmen von bevorstehenden operativen oder
interventionellen Eingriffen das Kollateralnetzwerk stimuliert werden, um so
die hämodynamische Situation zu verbessern. Die derzeit einzig zur Verfügung
stehende Technik zur Induktion eines Kollateralkreislaufes ist die
chirurgische Anlage eines extra-/intrakraniellen Bypasses. Die konventionelle
Offenheitsrate wird für einen Standard extra-/intrakraniellen Bypass zwischen
90% und 96% beschrieben. Mit Hilfe der Indocyaningrün-Videoangiographie
etablierten wir eine kosteneffektive und einfach zu handhabende Methodik, um
die Funktion eines extra-/intrakraniellen Bypasses bereits intraoperativ
präzise zu überprüfen. Durch die Möglichkeit einer direkten chirurgischen
Revision erreichten wir bei insgesamt 45 durchgeführten Bypass-Prozeduren eine
Offenheitsrate von 100%. Nebenwirkungen – wie allergische Reaktionen – wurden
nicht beobachtet, so dass die Methodik zur erfolgreichen chirurgischen
Revaskularisierung und zur Vorbeugung von operationsassoziierten Ischämien
hilfreich erscheint. Alternativ zum chirurgischen Vorgehen kann endogen das
Wachstum eines Kollateralgefäßnetzes stimuliert werden. Für Patienten mit
einem vorbestehenden Eingriff, welcher eine temporäre Ausschaltung der
cerebralen Perfusion beinhaltet, ist seit langem experimentell der protektive
Effekt eines Preconditionings beschrieben. Hierbei wird das cerebrale Gewebe
einem Stimulus unterhalb der schädigenden Schwelle – wie Ischämie oder Hypoxie
– ausgesetzt, welcher anschließend vor einem nachfolgenden Schaden schützt.
Der primäre protektive Mechanismus wird bislang metabolischen Prozessen auf
neuronaler und glialer Ebene zugeschrieben. Einige neuere Arbeiten konnten
jedoch auch einen Effekt auf hämodynamischer Ebene zeigen. Daher untersuchten
wir, inwiefern nach einem hypoxischen Preconditioning die leptomeningealen
Anastomosen, welche die Hauptkollateralversorgung nach Okklusion einer Arterie
distal des Circulus arteriosus Willisii darstellen, beeinflusst werden und
fanden eine deutliche Zunahme der Gefäßdurchmesser, ohne dass hierbei die
Gefäßwand strukturelle Veränderungen aufwies. Die gefundenen strukturellen
Veränderungen mit Zunahme der Gefäßdurchmesser der leptomeningealen
Anastomosen mögen zur Kollateralisierung und damit zur besseren Perfusion,
welche nach Preconditioning bei der fokalen Ischämie beschrieben wird,
beitragen. Bei der meist arteriosklerotisch bedingten stenookklusiven
cerebrovaskulären Erkrankung unterliegt das cerebrale Gefäßnetz einer
ständigen Adaptation, um sich dem benötigten Blutbedarf anzupassen. Einer der
hier entscheidenden Mechanismen ist neben der Angio- und Vaskulogenese die
Arteriogenese, welche die Ausbildung eines Kollateralnetzwerkes auf dem Boden
von vorbestehenden Mikrogefäßen beschreibt. Das strukturelle Remodellieren der
Gefäße wird hierbei vornehmlich durch Veränderungen des Shear-Stresses und
einer Hochregulation von Adhäsionsmolekülen induziert. Eine bislang
identifizierte Schlüsselrolle wird hierbei den Makrophagen, welche im
perivaskulären Raum vaskulotrophe Faktoren sezernieren, zugeschrieben. An
einem Zweigefäß-Okklusionsmodell zur chronischen Ischämie konnten wir zeigen,
dass sich durch Stimulation der Anzahl von zirkulierenden Monozyten mittels
GM-CSF die chronisch eingeschränkte cerebrovaskuläre Reservekapazität komplett
erholte. Diese funktionellen Veränderungen gingen mit einer Zunahme der
basalen Gefäße des Circulus arteriosus Willisii, aber vor allem auch der
leptomeningealen und intraparenchymalen Mikrogefäße, einher. Diese
präkapillären Gefäßsegmente machen mehr als 50% des gesamt-peripheren
Widerstands aus. Damit scheint für die Wiederherstellung der Hämodynamik eine
Zunahme des Kollateralnetzwerks und eine Senkung des gesamtperipheren
Widerstands nach Behandlung mit GM-CSF verantwortlich zu sein. Eine weitere
Sonderform der cerebralen ischämischen Läsionen betrifft das Auftreten von
verzögerten ischämischen Defiziten nach Subarachnoidalblutung. Bislang wurde
das Auftreten dieser verzögerten ischämischen Defizite ausschließlich dem
Auftreten eines proximalen Vasospasmus zugeschrieben. Tierexperimentelle
Studien konnten jedoch zeigen, dass spontan auftretende Spreading
Depolarizations in Verbindung mit Blutabbauprodukten im Subarachnoidalraum
einen ausgeprägten und anhaltenden Spasmus der Mikrogefäße induzieren können.
Mittels subduraler 6-Kontakt-Streifenelektroden konnten wir bei 13 von 18
untersuchten Patienten (27%) ein spontanes Auftreten von Spreading
Depolarizations nach stattgehabter Subarachnoidalblutung finden. Häufig
auftretende Spreading Depolarizations und vor allem eine anhaltende
Auslöschung der elektrokortikographischen Aktivität waren hierbei mit einer
klinischen Verschlechterung und dem Auftreten von verzögerten Ischämien
assoziiert. Der positive prädiktive Wert von Spreading Depolarizations für das
Auftreten eines verzögerten ischämischen Defizits lag bei 85%, was damit
deutlich über dem Aussagewert der transkraniellen Doppler-Sonographie oder
einer digitalen Subtraktionsangiographie liegt. Somit mag das Auftreten von
Spreading Depolarizations nach Subarachnoidalblutung neben dem proximalen
Vasospasmus ein wichtiger Pathomechanismus für das Auftreten von verzögerten
ischämischen Defiziten sein.
de
dc.description.abstract
Cerebral ischemia has a high morbidity and mortality. It is thus a major
challenge for physicians, society, and also for the research of underlying
pathomechanisms and new therapy options. By definition, the cause of all forms
of cerebral ischemia is a vessel stenosis or occlusion resulting in reduced
perfusion of brain tissue. So vascular pathophysiological aspects and possible
related therapy options have been investigated in various studies. For acute
cerebral ischemia, which is mostly thrombembolic, cerebral blood flow
measurements by PET and xenon computer tomography have long shown
contradictory results about whether a hemodynamic penumbra is present a few
hours after the occurrence of the stroke. The moderate spatial resolution of
these investigative methods is problematic. Using indocyan-green video
angiography with downstream calculation of relative cerebral blood flow
indices and compilation of a blood flow mapping, we were able to demonstrate
the penumbra with high-resolution in patients with decompressive craniectomy.
Typical penumbra blood flow values were seen in 15-37% of the exposed
hemisphere. This method is also suitable for directly identifying critically
perfused tissue intraoperatively, in order to monitor them specifically by
means of various procedures (oxygen partial pressure measurement,
microdialysis, cerebral blood flow measurement), and then to optimize the
subsequent therapy. The induction of a focal cerebral ischemia by means of the
thread occlusion method carries a 10-40% risk for an undesired induction of a
subarachnoid bleeding. By means of online recording of the regional cerebral
blood flow by laser doppler flow measurement, we were able to detect an
undesired subarachnoid bleeding (via a further drop of the cerebral blood
flow) with high reliability. This enables early discontinuation of the
protocol in therapy studies. Furthermore, three different occlusion models
were compared: 1) tandem-occlusion of the Arteria cerebri media, Arteria
communicans posterior, and Arteria carotis communis; 2) tandem-occlusion of
the Arteria cerebri media and Arteria carotis communis; 3) selective occlusion
of the Arteria cerebri media. We found high reproducability in all three
models. The drop of regional cerebral bloodflow was less pronounced though in
animals with selective occlusion of the Arteria cerebri media in peripheral
regions, which led to a lesser development of ischemia in these animals.
Improvement of perfusion by increasing arterial pressure or by improving the
hemodynamics has never shown very promising results for treatment of focal
ischemia. Stimulation of the collateral vessel growth also does not seem
promising, due to the temporal limitation. So we investigated how much an
increase of the intravasal oxygen transport capacity leads to a reduction of
the ischemia volume. For this, we used a new, so-called 2nd generation,
perfuorocarbon emulsion that has a very high oxygen transport capacity. After
treatment with 1ml / 100g body weight, the animals showed a ca. 15% reduction
of their stroke after permanent focal ischemia. In contrast to acute
thrombembolic ischemias, the collateral network can be stimulated in chronic
forms or in planned ischemias in the context of immanent operative or
interventional invasions, in order to improve the hemodynamic situation. The
only currently available technique for the induction of a collateral
circulation is the surgical installation of an extracranial / intracranial
bypass. The postoperative patency rate for a standard extracranial /
intracranial bypass is reported between 90% and 96%. With the aid of the
indocyan-green video angiography, we established a method that is cost-
effective and simple to operate to precisely check the functioning of an
extracranial / intracranial bypass intraoperatively. Through the possibility
of a direct surgical revision, we attained an patency rate of 100% in a total
of 45 bypass procedures. Side-effects – such as allergic reactions – were not
observed, so the method appears helpful for successful surgical
revascularization for prevention of ischemia associated with the operation. As
an alternative to the surgical procedure, the growth of a collateral vascular
network can be endogenously stimulated. The protective effect of
preconditioning has long been reported experimentally for patients with an
immanent intervention that includes a temporal elimination of cerebral
perfusion. In this, the cerebral tissue is exposed to a stimulus below the
threshold for damage such as ischemia or hypoxia, and this then provides
protection against subsequent damage. The primary protective mechanism has
been ascribed to metabolic processes on the neuronal and glial level. Some
more recent studies though were able to also show an effect on the hemodynamic
level. So we investigated how much, after a hypoxic preconditioning, the
leptomeningeal anastomoses are influenced, as they represent the main
collateral supply after occlusion of an artery distal of the Circulus
arteriosus Willisii. We found a clear increase of the vessel diameter yet
without showing structural changes of the vessel wall. The structural changes
found with increase of the vessel diameter of the leptomeningeal anastomoses
tends toward collateralization and thereby contributes to better perfusion, as
described after preconditions for focal ischemia. In the steno-occlusive
cerebrovascular diseases, which are mostly arteriosclerotic, the cerebral
vascular network undergoes constant adaptation, in order to adapt itself to
the necessary blood demand. Besides angiogenesis and vasculogenesis, one of
the decisive mechanisms here is arteriogenesis, which refers to the formation
of a collateral network on the base of the pre-existing microvessels. The
structural remodelling of the vessels here is induced primarily through
changes of the shear-stress and an up-regulation of adhesion molecules. A key
role in this has long been ascribed to macrophages, which secrete
vasculotropic factors in the perivascular space. In a two-vessel occlusion
model of chronic ischemia, we were able to show that the chronically reduced
cerebrovascular reserve capacity completely recovers through stimulation of
the number of circulating monocytes by means of granulocyte-macrophage colony-
stimulating factor. These functional changes accompany an increase of the
basal vessels of the Circulus arteriosus Willisii but above all also an
increase of the leptomenigeal and intraparenchymal microvessels. These
precapillary vessel segments constitute more than 50% of the total peripheral
resistance. Thus an increase of the collateral network and a decrease of the
total peripheral resistance after treatment with granulocyte-macrophage
colony-stimulating factor appears to be responsible for the restoration of the
hemodynamic. A further special form of the cerebral ischemic lesions is
related to the appearance of delayed ischemic deficits after subarachnoid
bleeding. To date the appearance of these delayed ischemic deficits have been
ascribed exclusively to the occurrence of a proximal vasospasm. Animal
experiments have shown though that spontaneously occurring spreading
depolarizations in connection with blood decomposition products in the
subarachnoid space can induce a pronounced and lasting spasm of the
microvessels. Using subdural 6-contact stripe-electrodes, we were able to find
a spontaneous occurrence of spreading depolarization after subarachnoid
bleeding in 13 of 18 (72%) patients examined. Frequently arising spreading
depolarizations and above all a persistent extinction of electrocorticographic
activity were associated here with clinical deterioration and the occurrence
of delayed ischemia. The positive predictive value of spreading
depolarizations for the occurrence of a delayed ischemic deficit was 85%,
which is clearly higher than the predictive value of transcranial doppler
sonography or a digital subtraction angiography. So the occurrence of
spreading depolarization after subarachnoid bleeding may, along with proximal
vasospasm, very well be an important pathomechanism for the occurrence of
delayed ischemic deficits.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Untersuchungen zur vaskulären Pathophysiologie bei cerebraler Ischämie
dc.contributor.contact
johannes.woitzik@charite.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. W. Wick
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. H. W. S. Schroeder
dc.date.accepted
2008-07-01
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000005797-2
dc.title.translated
Investigation of vascular pathophysiology during cerebral ischemia
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
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