dc.contributor.author
Sgherri, Emanuele
dc.date.accessioned
2018-06-07T23:07:03Z
dc.date.available
2005-09-06T00:00:00.649Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/10074
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-14272
dc.description
TITELBLATT u. INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG I
WIE ANTIK SIND DIE MODERNEN BEGRIFFE? III
1\. DIE METHODE DER WAHRSCHEINLICHKEIT IM CORPUS HIPPOCRATICUM 6
1.1. EINLEITUNG 6
1.2. KOMPLEXITÄT UND SIMPLIFIKATION: DER UMGANG MIT DEN VERALLGEMEINUNGEN 6
1.3. STOCHASTIK: DER UMGANG MIT DEM FEHLER 11
1.4. STATISTISCHE VERÄNDERUNG DER GENERALISIERUNGSFORM 13
1.5. AUSWIRKUNG AUF DIAGNOSTIK UND PROGNOSTIK 17
1.6. DER ZUFALL 21
1.7. ERGEBNIS: DER KOMPLEMENTÄRE SPIELRAUM 22
2. DIE HIPPOKRATISCHE METHODE DER WAHRSCHEINLICHKEIT IN DER ARISTOTELISCHEN BIOLOGIE 24
2.1. EINLEITUNG 24
2.2. DIE METHODE DER WAHRSCHEINLICHKEIT 25
2.3. STATISTIK UND URSACHE 33
2.4. STATISTIK, TERATOLOGIE UND NORMALITÄT 38
2.5. WOZU EIN KOMPLEMENTÄRER SPIELRAUM IN DER BIOLOGIE? 48
3. WAHRSCHEINLICHKEIT UND WELTMODELLE 51
3.1. EINLEITUNG 51
3.2. DIE STATISTIK DER IRDISCHEN MIMESIS 51
3.2. STATISTIK UND MODALONTOLOGIE 59
3.3.1. Die Häufigkeit der Verwirklichung 59
3.3.2. Bis zu welchem Punkt sich die Aristotelischen Modalbegriffe temporal
formalisieren lassen: der Grenzfall Wahrscheinlichkeit 66
3.3.3. Weltzeitmodelle 70
3.4. ZUSAMMENFASSUNG 75
4. PLAUSIBILITÄT 76
4.1. EINLEITUNG 76
4.2. EINFÜHRUNG DER BEGRIFFE SUBJEKTIV UND OBJEKTIV 76
4.3. PLAUSIBILITÄT: QUANTITATIVE VERSUS QUALITATIVE FUNDIERUNG DER WAHRHEIT?
77
4.3.1. Epistemische Überprüfung 85
4.3.2. Die éndoxa und die Wahrnehmung 88
4.4. DIE SUMMIERUNGSTHEORIE: EINE ONTOLOGISCHE BASIS FÜR DIE ENDOXALITÄT? 90
4.5. ZUSAMMENFASSUNG 98
5. WAHRHEITSÄHNLICHKEIT 102
5.1. EINLEITUNG 102
5.2. WAHRSCHEINLICHKEIT UND WAHRHEITSÄHNLICHKEIT 102
5.3. DIE WAHRSCHEINLICHKEIT ALS GENERALISIERUNG (kathólou): EINE
VORGESCHICHTE 103
5.4. DIE EPISTEMISCHE REGLEMENTIERUNG DER RHETORISCHEN WAHRSCHEINLICHKEIT UND
DIE RELATIVIERUNG DER ABSOLUTHEIT 107
5.4.1. Statistische Charakterologie 111
5.5. DIE POETISCHE WAHRHEITSÄHNLICHKEIT 114
5.5.1. Antigone und Medea: ein Untersuchungsversuch der Charakter- und der
Konsenswahrscheinlichkeit in der attischen Tragödie 121
5.6. ZUSAMMENFASSUNG 126
6. DIE METHODEN DER WAHRSCHEINLICHKEIT 129
6.1. EINLEITUNG 129
6.2. DIE WISSENSCHAFTLICHE WAHRSCHEINLICHKEIT 129
6.3. DIE ANWENDUNGSORIETIERTE WAHRSCHEINLICHKEIT 144
6.3.1. Hippokratischer und Aristotelischer Essentialismus 149
6.4. METHODOLOGISCHER PLURALISMUS 157
6.5. WIE MODERN IST DIE ARISTOTELISCHE WAHRSCHEINLICHKEIT? 161
7. APPENDIX 167
7.1. DIE LOGISCHEN INSTRUMENTE DER PRAXIS: DIE WAHRSCHEINLICHKEITSSCHLÜSSE
167
8. LITERATURVERZEICHNIS 171
8.1. PRIMÄRLITERATUR 171
8.2. SEKUNDÄRLITERATUR 175
dc.description.abstract
In seiner Studie über die Möglichkeitsschlüsse betrachtet Albrecht Becker die
Interpretation des wichtigsten Begriffs der Aristotelischen Auffassung der
Wahrscheinlichkeit (hos epì tò polý) als einen Fremdkörper in den Analytiken:
Wegen der Inkompatibilität mit der syllogistischen Behandlung der Kontingenz
sei diese Stelle (32b4-22) sicherlich das Produkt "fremder Hände". Sein
entschlossenes Urteil stammt aus einer zwar hervorragenden, dennoch
einseitigen Forschung, denn Becker ist nur an den formalen Strukturen der
Syllogistik interessiert. Die wenigen Beiträge, die bis heute über die
Aristotelische Wahrscheinlichkeit geleistet worden sind, stellen allerdings
Forschungsversuche dar, die in ihrer Einengung der Perspektive - z.B. in der
Reduktion der Frage auf die Philosophie oder auf das hos epì tò polý - das
Thema nicht würdigen können.
In dieser Forschung versuche ich diese Einschränkung aufzuheben. Meine
Ausgangsfrage ist zuerst, warum Aristoteles die epistemische Funktion der
Wahrscheinlichkeit im Gegensatz zu deren Platonischen Entwertung erkennt. Weil
die Wahrscheinlichkeit allerdings keine Schöpfung der Philosophie ist, setzt
die Untersuchung ihrer Entstehung eine unverzichtbare Voraussetzung zur
Klärung ihrer Rezeption seitens des Aristoteles. Ich muss daher zuerst die
Forschungsperspektive durch den Rekurs auf eine andere Disziplin erweitern und
dann wieder in die Philosophie zurückkehren. Ich fange nämlich nicht bei
Aristoteles, sondern bei den hippokratischen Ärzten an, wo die
naturwissenschaftliche Anwendung der Wahrscheinlichkeit zuerst entsteht. Aus
dieser Forschungsperspektive formuliere ich die Thesen, dass die
Wahrscheinlichkeit eine heuristische Methode zur pragmatischen Bewältigung der
Komplexität darstellt und dass sie sich mehrerer Begriffe und nicht nur des
hos epì tò polý bedient.
Erst danach kann ich die Frage beantworten, warum Aristoteles die
Wahrscheinlichkeit aufwertet: Er ist der Sohn des besten Arztes Griechenlands
und - im Gegenteil zu Platon - ein engagierter Naturforscher, der die Hälfte
seines Gesamtwerkes der Untersuchung der Natur widmet. Er ist deshalb in der
Lage, den epistemischen Wert der Errungenschaft einer Disziplin anzuerkennen,
die Untersuchungsbereiche und -prinzipien mit seiner Forschung teilt.
Die hippokratische Wahrscheinlichkeit entspringt aus dem beruflichen Zwang zum
therapeutischen Erfolg: Um die Eigentümlichkeit der Patienten zu erfassen,
muss die hippokratische Medizin zwischen individueller Variation und
allgemeiner Regel unterscheiden können. Sie verzichtet daher nicht auf die
Leistungen der Generalisierungen und verfällt auch nicht auf eine
fragmentierte Kasuistik. Sie bildet hingegen eine anwendungsorientierte
Theorie, die die Fehlbarkeit nicht ablehnt, sondern durch
Annäherungsstrategien (Stochastik) minimiert. Demnach verändert sie nicht nur
die Anwendungsbedingungen, sondern auch die Form der Generalisierungen: Der
Perspektivismus zeigt ihre situative Gültigkeit, die statistischen Begriffe
markieren die Grenzen ihres Spielraums. Während die praxisbedingte Aufnahme
verschiedener Perspektiven die Regeln vervielfältigt, verweisen die
probabilistischen Grenzen auf einen der Regel komplementären Spielraum, in dem
die konkreten Variationen und die therapeutischen Alternativen ihre
Entfaltungsmöglichkeiten finden. Diese Strategien bilden den praktischen
Versuch, die Indetermination der empirischen Komplexität zu bewältigen.
Aus der hippokratischen Heuristik übernimmt Aristoteles die probabilistische
Begrifflichkeit sowie den Perspektivismus und die Sensibilität für die
Variation, demzufolge die Grenzen zwischen Normalität und Anormalität sowie
zwischen Regeln und Begleiterscheinungen labil und perspektivabhängig sind
(Kapitel 2). Dieses hippokratische Erbe entfaltet sich jedoch nicht
gleichmäßig in seinem Werk: Das Prinzip der Beobachtung der höchsten Statistik
zur Erfassung des Naturgemäßen dominiert oft die Forschung, so dass die
niedrigeren Statistiken ausgegrenzt werden. Zur Deutung der theoretischen
Hintergründe, welche dieses Prinzip steuern, habe ich die Verhältnisse
zwischen Himmel und Erde, die Modalontologie und die daraus resultierenden
Weltmodelle analysiert (Kapitel 3).
In den zwischenmenschlichen Disziplinen (Kapitel 4 und 5) bilden die Meinungen
den Fundus für eine epistemisch fundierte Überzeugung, die in politischen,
juristischen oder auch poetischen Sachverhalten wirkt. Dort konkurrieren die
statistischen Werte mit den qualitativen epistemischen Kriterien der
Platonischen Tradition.
Mit einer Rekapitulation der Methoden der Anwendung der Wahrscheinlichkeit
(Kapitel 6) möchte ich die Konsistenz der epistemischen Absichten Aristoteles
prüfen und schließlich einen Vergleich mit den modernen Auffassungen der
Wahrscheinlichkeit versuchen.
de
dc.description.abstract
Albrecht Becker, in his study of Aristotle s modal deductions, regards the
interpretation of the most important concept in the Aristotelian
interpretation of probability (hos epì tò polý) as an entirely incongruous
element in the Analytics: Being incompatible with Aristotle s syllogistic
treatment of contingency, this passage (32b4-22), Becker asserts, is without
doubt the product of a foreign pen . This resolute verdict results from
research which, while excellent, is nevertheless somewhat one-sided, as Becker
concerns himself solely with formal syllogistic structures. And indeed the
relatively small number of investigations that have so far been made into
Aristotelian probability represent an approach to research which, in the
narrowness of its analysis for example, by limiting the question to the
realms of philosophy or to the term hos epì tò polý have likewise failed to
do justice to the subject.
In this study I attempt to do away with these restrictions. I first focus on
the question of why Aristotle recognises the epistemic function of
probability, when Plato discounted. As probability is of course by no means a
pure creation of philosophy, a clarification of Aristotle s approach to it is
essential in any investigation of its emergence. Therefore I find it necessary
to first broaden the horizons of my analysis to encompass a recourse to an
external discipline, before returning to philosophy. My starting point is
namely not Aristotle himself but rather the Hippocratic physicians, with whom
the scientific application of probability originated. This research
perspective enables me to postulate the thesis that probability represents an
heuristic method for pragmatically coming to terms with complexity, and that
it makes use of several different concepts, not only of hos epì tò polý.
Only then can I address the question of why Aristotle appreciates the value of
probability: He is the son of Greece s most eminent physician, and in
contrast to Plato is a keen natural scientist, who dedicates half of his
entire oeuvre to the investigation of natural phenomena. Therefore he is well
able to recognise the epistemic value of the findings of a discipline which
shares areas and principle of investigation with his own research.
Hippocratic probability emanates from the physician s professional efforts to
effect successful therapy: To comprehend the singularity of each individual,
Hippocratic medicine had to be capable of differentiating between individual
variation and the general rules. Thus this practice neither discarded the
benefits of generalisation nor resorted to a fragmented casuistic approach.
Rather, they formed a practically-oriented theory, which did not rule out
fallibility, but attempted to minimise it through the use of strategies of
approximation (stochastics). Accordingly, this approach to medicine altered
not only the requirements for application but also the form of the
generalisations made: Perspectivism demonstrates the situational validity of
the rules, while the statistical terms mark the boundaries of their scope.
While the acceptance of varying perspectives, made necessary by actual
practice, multiplies the rules, the probabilistic limitations point to a range
which is complementary to the rules, and in which the concrete variations and
the various therapeutic options have room to develop their full potential.
These strategies together form the basis for a practical attempt to surmount
the indeterminacy of empirical complexity.
Aristotle adopted from Hippocratic heuristics its probabilistic terminology as
well as its perspectivism and sensitivity to variation, according to which the
boundaries between normality and abnormality, and between precepts and
epiphenomena are varying and dependent upon one s perspective (Chapter 2).
This Hippocratic legacy however is not applied uniformly throughout
Aristotle s work: The principle of observing the highest statistical outcomes
in order to detect what is truly natural often dominates the research, to the
exclusion of lower statistical results. In an effort to interpret the
theoretical framework which shapes this principle, I next analyse Aristotle s
treatment of the relation between Heaven and Earth, as well as modal ontology
and the different models of the world that result from it (Chapter 3).
In the interpersonal disciplines, (Chapters 4 and 5) opinions form the
informational basis for an epistemically based conviction, which shape the
practice of politics, law or even poetry. In these fields, statistical values
must compete with the qualitative epistemic criteria of the Platonic
tradition.
My recapitulation of the methods used in applying probability (Chapter 6) is
intended to test the consistency of Arisotle s epistemic goals, and finally to
attempt a comparison with modern perceptions of probability.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Modal Ontology
dc.subject.ddc
100 Philosophie und Psychologie::100 Philosophie::100 Philosophie und Psychologie
dc.title
Die Wahrscheinlichkeitsfrage bei Aristoteles
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Ursula Wolf
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Wilhelm Schmidt-Biggemann
dc.date.accepted
2003-01-23
dc.date.embargoEnd
2005-09-07
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-2005002489
dc.title.translated
The Question of Probability in Aristotle
en
refubium.affiliation
Philosophie und Geisteswissenschaften
de
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