Bei Kindern mit durch auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) bedingten Sprachentwicklungsstörungen ist ein wesentliches Problem die mangelnde zeitliche Auflösung. Die Bestimmung der Ordnungsschwelle (OS) gilt als ein mögliches Verfahren zur Diagnose der AVWS. Die OS ist definiert als der minimale zeitliche Abstand zweier Ereignisse, die noch getrennt wahrgenommen werden können. Üblicherweise wird die OS subjektiv ermittelt, indem zwei Töne mit randomisierten Zeitdifferenzen im Bereich mehrerer Millisekunden getrennt rechts und links vorgespielt werden. Der Proband muss angeben, von welcher Seite der erste Ton kommt. Dabei nehmen die Ordnungsschwellenwerte mit zunehmenden Alter ab. Kinder mit AVWS zeigen höhere OS-Werte. Von Vorteil wäre ein objektives Untersuchungsverfahren zur Bestimmung der OS, denn eine Objektivierung und mögliche Frühdiagnostik von zeitlichen Verarbeitungsstörungen könnte einen Ausgangspunkt für eine Frühintervention bei Sprachentwicklungsstörungen darstellen. Die Messung der akustisch ereigniskorrelierten Potentiale (EKP) und einer ihrer Teilkomponenten, der MMN, stellen ein Verfahren zur Objektivierung des Diskriminationsvermögens auditiver Ereignisse dar. Die MMN tritt auf, wenn in einer homogenen Sequenz von auditorischen Standardreizen („Standard“) ein Reiz dargeboten wird, der sich in mindestens einer Reizeigenschaft vom Standard unterscheidet („Deviant“). An 62 normal entwickelten Kindern der 2. und 3. Schulklasse, 20 Kindern mit in der Klinik diagnostizierter AVWS sowie 16 unauffälligen Erwachsenen wurden die EKP und die MMN mit zwei Reizen gemessen. Die Reize bestanden aus binaural zeitlich versetzt beginnenden Sinustönen (200 ms bzw. 80 ms Differenz). Mit dem gewählten Messverfahren lassen sich akustisch evorzierte Potentiale sowie Differenzkurven (MMN) bei den Probanden darstellen. Die Kinder weisen jedoch einen anderen Potentialverlauf als die Erwachsenen auf, da sie den zusammengesetzten Reiz als Einheit wahrnehmen und verarbeiten. Bei den Erwachsenen lassen sich deutlich mehr signifikante Differenzkurven nachweisen als bei den Kindern. Die Kinder zeigen eine breitere Streuung der Latenzen als die Erwachsenen. Die Latenz der MMN I ist bei beiden Reizen bei den Kindern signifikant länger als bei den Erwachsenen. Die Latenz der MMN II dagegen ist bei den Erwachsenen länger. Die Amplituden sind auf beide Reize bei den Erwachsenen geringer. Geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen sich keine. Signifikante Unterschiede der Differenzkurven auf die zwei Reize finden sich weder bei den normal entwickelten Kindern noch bei den Erwachsenen. Es finden sich keine Unterschiede bei den Amplituden und Latenzen der EKP und der MMN zwischen den normal entwickelten und den auffälligen Kindern. Es fällt auf, dass die Kinder mit AVWS deutlich mehr signifikante Differenzkurven aufweisen als die unauffälligen Kinder, was an dem höheren Alter der Kinder liegen könnte. Es besteht keine Korrelation zwischen der subjektiven OS und der MMN. Insgesamt ist die MMN-Messung als Instrument zur Darstellung der zeitlichen Verarbeitung der subjektiven Messung vorzuziehen.
Children with specific language impairment caused by auditory processing disorder have problems with the cerebral processing of time. Measurement of the temporal order threshold can be considered as a possible tool for diagnosing auditory processing disorder. The temporal order threshold is defined as the minimal time distance between two signals that can be perceived separately. Usually the temporal order threshold is measured in a subjective test situation by presenting two tones with randomized time lags in the range of milliseconds. The tones are presented either on the right or left ear. The task for the proband is to name the correct side of the first stimulus. With increasing age individuals demonstrate better results with a smaller threshold. Children with language impairment show higher intervals. An objectification and possible early diagnostics of dysfunction in the cerebral processing of time could present a source for early intervention with children with specific language impairment. Therefore an objective test for identifying the temporal order threshold would be of great advantage. Measurement of event-related potentials and one of it`s subcomponents, the MMN, present an objective method to reflect discriminative ability of auditory information. The MMN is obtained when in a sequence of physically constant standard stimuli („standard“) a stimulus is presented that varies in at least one feature („deviant“). For this study event-related potentials and the MMN were measured with 62 normally developed children of second and third grade of school, 20 children with auditory processing disorder and 16 healthy adults. The stimuli consisted of temporally shifted sinusoidal tones (200 ms or 80 ms difference). Event-related potentials and difference waveforms (MMN) are obtained by the participants. Children show another potential progression than adults because they perceive and process the stimulus consisting of two tones as one unit. Adults have more significant difference waveforms (MMN) than children. Children have more variation in the latencies of the MMN than adults. The latency of the MMN I is significantly longer with children than with adults. In contrast the latency of the MMN II is longer with adults. The amplitudes are smaller with adults on both stimuli. No gender-related differences are found. There are no significant differences in the MMN on the two stimuli neither with normally developed children nor with adults. No differences in the amplitudes and latencies of the event-related potentials and the MMN between normally developed children and those with auditory processing disorder are found. Interestingly children with auditory processing disorder have more significant difference waveforms than other children. The reason for this could be the higher age of the children. There is no correlation between the subjective temporal order threshold and the MMN. Altogether the measurement of the MMN to demonstrate temporal processing should be preferred to subjective methods.