Mit Inkrafttreten des Notfallsanitätergesetzes (NotSanG) am 22.05.2013 und der damit veränderten theoretisch praktischen Ausbildung des nicht-ärztlichen Rettungsdienstpersonals könnten sich in den kommenden Jahren umfangreiche Veränderungen der Kompetenzen für Notfallsanitäter ergeben. Es stellt sich die Frage, ob sich durch die konsequente Umsetzung des Notfallsanitätergesetzes sowohl in der Ausbildung als auch im Hinblick auf die freigegebenen Kompetenzen ein gezielterer Einsatz des Notarztes umsetzen lässt. Die Daten der vorliegenden retrospektiven Studie wurden im Zeitraum Januar bis Dezember 2014 aus papiergebundenen Notarztprotokollen am Notarztstandort HELIOS Klinikum Emil von Behring in Berlin Zehlendorf erhoben. Es konnten insgesamt 2.205 Patienten eingeschlossen werden. Ausschlusskriterien waren Einsatzabbrüche, der bereits vorliegende Tod bei Eintreffen des Notarztes sowie unlesbare Einsatzprotokolle, die einer Auswertung nicht zugänglich waren. Erfasst wurden unter laufender Dokumentationsnummer Daten zur geografischen Art des Einsatzes (Berlin (Stadt) / Land (Brandenburger Umland)), zum Geburtsjahr, zum Geschlecht, zur Eintreffzeit des Notarzteinsatzfahrzeugs (NEF), zum Alarmierungsstichwort, Verdachtsdiagnose des Notarztes, zur Vollständigkeit des Einsatzprotokolls, zu seitens des Notarztes ergriffenen Maßnahmen, NACA - Score, Einhaltung der Leitlinien bei ausgewählten Krankheitsbildern und dem Vorhandensein einer SOP für Notfallsanitäter. Von insgesamt 2.205 ausgewerteten Notarztprotokollen wurde in 698 Einsätzen ein Patient mit einem NACA Score kleiner als 4 angetroffen. Der NACA-Score beschreibt die Schwere von Verletzungen und Erkrankungen in der Medizin. Von diesen 698 Einsätzen waren nur in 73 Fällen Maßnahmen erforderlich, die nicht durch die aktuell freigegebene Kompetenz eines Notfallsanitäters abgedeckt waren. In insgesamt 602 Einsätzen wurde ein NACA-Score größer/gleich 4 dokumentiert. Die hier initial vorgenommene Alarmierung des Notarztes scheint in Anbetracht der dokumentierten vitalen Bedrohung der Patienten gerechtfertigt. Des Weiteren konnte in dieser Arbeit gezeigt werden, dass bei konsequenter Umsetzung einer entsprechenden SOP, bei 1.749 Einsätzen eigenständig Maßnahmen durch den Notfallsanitäter hätten eingeleitet werden können. Bei einem verzögert eintreffenden Notarzt hätte somit unter Umständen weiterer Schaden vom Patienten abgewendet werden können. Des Weiteren scheint es möglich, dass eine frühere ärztliche Versorgung durch zügigeren Abtransport sichergestellt werden könnte. Bei 905 Protokollen fehlte die Angabe zum NACA Score des Einsatzes. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine Anpassung des Notarztindikationskataloges für Primäralarmierungen erforderlich ist, um die Ressource Notarzt sinnvoll für die Versorgung von Notfallpatienten zu nutzen. Ein gezielterer Einsatz der Notfallsanitäter durch Implementierung und Schulung der entsprechenden SOP durch die ärztlichen Leiter könnte dabei helfen. Vor allem durch eine berufsrechtliche Erlaubnis der medizinischen Erstversorgung am Notfallort durch ausgebildete Notfallsanitäter kann die Ressource Notarzt gestärkt und dessen Verfügbarkeit für schwersterkrankte oder verletzte Patienten gesichert werden.
The newest paramedic law from 22/5/13 changes the theoretical and practical education required for non-medical staff. After consistent implementation of the paramedic law in transforming education, more competent paramedic care may make it possible to use the emergency doctor less frequently and in a more focused way. The data of this present retrospective study is collected from paper-based emergency doctor protocols at the emergency location in „HELIOS Klinikum Emil von Behring“ in Berlin-Zehlendorf from January until December 2014. There are 2.205 patients included. Not included were unfinished commitents, deaths after the emergency doctor arrived, and unreadable protocols. The patients were registered with continous document numbers for data collection representing geographical commitments (Berlin (city)/ surrounding countryside)), year of birth, gender, arrival time of the ambulance, keyword of alarm, suspicion diagnosis from the emergency doctor, completeness of the protocol, procedures from the emergency doctor, NACA- Score, kept guidelines in selected diseases, and the existence of SOP for paramedics. In a total of 2.205 evaluated protocols there have been patients with a NACA score less than 4 in 698 commitments. The NACA score describes the seriousness of injuries and diseases. Of 698 commitments, just 73 commitments required procedures that are currently unapproved for a paramedic to perform. A total of 602 commitments had a NACA score greater than or equal to 4. The patients in these cases were documented as having vital, life-threatening conditions. For these scenarios it is justified that the emergency doctor is alerted. Furthermore this paper shows, that in consistent implementation of an appropriate SOP in 1.749 commitments, the paramedic could have initiated their procedures indepentently. In the cases where the emergency doctor arrived after the paramedics, further damage to the patient could have been averted. In addition it may possible that earlier medical care was ensured, because of a rapid transportation. In 905 protocols of the commitment statements of NACA Score were not present. The result of the study shows that it is necessary to adapt a catalogue of indication for emergency doctors in primary alerts. The medical doctor should help to implement and instruct the SOP for paramedics, which could be then used to target emergency care. With the permission of profession for paramedics in medical first aid at the emergency place, the resource of the emergency doctor can be strengthened and their availability for injured patients or patients with serious illness will be secured.