Der Magdeburger Lettner ist einer der wenigen nahezu unverändert erhaltenen gotischen Chorschranken in Deutschland. Dennoch ist er in der Literatur – bis auf einige kurze Hinweise in den letzten Jahren - nicht beachtet worden, sodass insbesondere eine wissenschaftliche Bearbeitung fehlt. Diese Lücke möchte die vorliegende Arbeit schließen. Der U-förmige Lettner hat einen dreiteiligen Wandaufriss aus Mauer, Brüstung und Fialenzone; die westliche Schauwand ist durch Kielbögen gegliedert. Vor den Außenseiten der Wände stehen 12 hierarchisch geordnete Figuren, die anhand ihrer Attribute identifiziert und einem Figurenprogramm zu geschrieben wurden. Wegen der starken Betonung der Mauer, dem integriertem Passionsbild und der Reihung lebensgroßer Heiligenfiguren, kann die Westwand als Passionsretabel aus Stein interpretiert werden. Da kaum Quellen zur Bauzeit des Lettners überliefert sind, wurde eine Datierung durch Stilanalysen der einzelnen Zierelemente und der Figuren angestrebt. Voraussetzung dafür waren detaillierte photographische Dokumentationen. Die Ergebnisse lassen auf eine Bauzeit von etwa 1446 bis in die Mitte der 1460er Jahre und auf eine mehrjährige Bauunterbrechung schließen. Im Rahmen der Dokumentationen wurde auch ein sehr seltenes Rutenmaßwerk als Schmuckelement des Lettners erstmalig erkannt. Ein umfangreicher Teil der Arbeit betraf die Beschreibung und Interpretation des Kreuzaltars. Hier führten Überlegungen und Vergleiche zu dem Schluss, dass die Kreuzigungsszene mehrdeutig ist und mehrere mögliche Bildaussagen enthält. Bei der Bearbeitung dieses Themenkreises wurde jedoch auch die unvermeidbar subjektiv geprägte Interpretation solcher Bildwerke deutlich. In einem Exkurs wurde der im 13. Jahrhundert einsetzende Ablösung von Ecclesia durch Engel bei Darstellungen der soteriologischen Analogie nachgegangen und eine mögliche Erklärung dafür in der Dogmengeschichte der Engel aufgedeckt.
Although the Magdeburg cathedral owes one of the few rood screens that have overcome from middle ages, there has been no scientific investigation so far. This work intends to close this gap. The U-shaped rood screen has a threefold elevation containing wall, balustrade and a zone of pinnacles, the western wall being structured by five ogee arches. On their front sides the walls are decorated by 12 sculptures of saints that are organized according to their importance and have been identified by their attributes. Due to the emphasis of the wall, the integrated image of Christ’s passion and the sequence of saints, the western wall can be interpreted as a retable in stone. Due to the lack of references the rood screen had to be dated by stylistic analysis of its decoration elements and the figures, performing a detailed photographic documentation. As a result a building time lasting from 1446 to the middle of the 1460 years was deduced, including an interruption that lasted for some years. In the course of documentations a tracery invented by Madern Gerthener in Frankfurt/Main called Rutenmaßwerk was detected. A great part of the investigations focused on the altar of the holy cross, which is integrated into the western wall of the rood screen. Considerations and comparison with passion images showed that the message of the image is not clear cut but allows several interpretations that superpose each other. On the other side it is quite clear that interpretations of this type of images are necessarily very subjective. In order to understand the change from Ecclesia to angels collecting Christ’s blood, starting in the 13. Century, an excursus into the history of angel dogmas was performed.