Einleitung: Die Hyposalivation ist eine chronische Nebenwirkung der Radiatio im Kopf-Hals-Bereich und führt zu einer foudroyanten Kariesinzidenz bei betroffenen Patienten. Die Hyposalivation wird häufig mit Hilfe von Speichelersatzmitteln therapiert, von denen Präparate wie das weit verbreitete Glandosane® in der Vergangenheit demineralisierende Eigenschaften auf die Zahnhartsubstanzen zeigten. In vitro ist es gelungen durch Modifikation des freiverkäuflichen Speichelersatzmittels Saliva natura, neben einem schützenden Effekt auf den Zahnschmelz, einen remineralisierenden Effekt bei bereits künstlich geschaffenen Schmelzläsionen zu erzielen. Diese demineralisationsverhindernden und kurativen Eigenschaften des modifizieren Speichelersatzmittels Saliva natura sollten in der vorliegenden Studie in situ im Vergleich zu Glandosane® überprüft werden. Methodik: Das Speichelersatzmittel Saliva natura wurde durch Zugabe von Kalziumphosphatverbindungen mit einer Sättigung von 1,9 für Oktakalziumphosphat (OKP) und 1,3 für Dikalziumphosphat (DKPD) und durch Zugabe von Fluorid (0,1 mM) modifiziert. Aus Rinderfrontzähnen wurden Schmelzproben präpariert. Nach der Sterilisation und Kontrollfeldgestaltung, wurden, neben gesunden Schmelzproben, bei der Hälfte der Proben in vitro künstliche Schmelzläsionen hergestellt. Je eine gesunde und eine Probe mit künstlichen Schmelzläsionen wurden in einem Versuchszeitraum von 7 Wochen (cross-over Design) in die Prothesen der Probanden (n = 15) eingebracht. Nach jeder Versuchsphase unter dem jeweiligen Speichelersatzmittel, wurden Dünnschliffe von 100 µm aus den Proben angefertigt. Der Effekt auf die Schmelzproben wurde durch die Untersuchungsparameter Mineralverlust (Vol% × µm) und Läsionstiefe (µm) mit Hilfe der transversalen Mikroradiografie (TMR) ausgewertet. Der Speichelersatzmittelverbrauch wurde erfasst. Die statistische Analyse erfolgte mit SPSS unter Anwendung des Wilcoxon-Tests. Das Signifikanzniveau wurde auf 5% festgesetzt, die Ergebnisse der Hauptfragestellung der Bonferroni-Korrektur unterzogen. Ergebnisse: Nach siebenwöchiger Versuchsdauer zeigte sich an gesunden bovinen Schmelzoberflächen unter modifiziertem Saliva natura eine signifikante Demineralisation: eine Vergrößerung des Mineralverlusts (p = 0,012; Wilcoxon- Test) und der Läsionstiefe (p = 0,047; Wilcoxon-Test). Glandosane® verhielt sich über den Versuchszeitraum von 7 Wochen neutral gegenüber den gesunden Schmelzoberflächen. Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied im Mineralverlust (p = 0,570) und der Läsionstiefe (p = 0,910). An den Proben mit künstlichen Schmelzläsionen zeigten sich nach siebenwöchiger Versuchsdauer unter modifiziertem Saliva natura (Mineralverlust p = 0,955; Läsionstiefe p = 0,307; Wilcoxon) und Glandosane® (Mineralverlust p = 0,955; Läsionstiefe p = 0,670, Wilcoxon) keine signifikanten Unterschiede. Schlussfolgerung: Die kurativen Effekte von modifiziertem Saliva natura konnten in situ nicht bestätigt werden. Eine Demineralisation gesunder Schmelzproben wurde durch modifiziertes Saliva natura nicht verhindert. Glandosane® zeigte ein neutrales Verhalten auf gesunde Schmelzproben. Ein Effekt auf künstliche Schmelzläsionen konnte für keines der beiden Speichelersatzmittel gefunden werden.
Statement of problem: Hyposalivation is a chronic side effect of head and neck irradiation and often results in severe caries incidence. Hyposalivation is frequently treated with saliva substitutes. Some of the common prescribed saliva substitutes, such as the widely spread Glandosane®, showed demineralizing properties on enamel in the past. In vitro, it was possible to show a protective effect on sound bovine enamel as well as a curative effect on artificial enamel lesions by modification of the free available saliva substitute Saliva natura. This inhibition of demineralisation and curative effects of modified Saliva natura in comparison to Glandosane® is examined by this in situ investigation. Method: Saliva natura has been modified by addition of fluoride (0,1 mM) and calcium phoshate up to a saturation of octacalcium phosphate (OCP) = 1,9 and dicalcium phosphate dihydrate (DCPD) = 1,3, respectively. Bovine enamel specimens have been prepared. After sterilization and defining of specimens control areas, artificial enamel lesions has been prepared in half of the specimens. One specimen of each group (sound and with artificial enamel lesion) have been integrated into patients (n = 15) dentures for an examination period of 7 weeks (cross-over-design) under exposure to the particular saliva substitute. After both test periods differences in mineral loss (Vol% × µm) and lesion depth (µm), before and after exposure, have been evaluated based on microradiographs (TMR). The saliva substitute comsumption has been measured. Results: After the 7-week- exposure to modified Saliva natura sound bovine enamel specimens have shown a significant demineralization: an increase of mineral loss (p = 0,012; Wilcoxon-Test) and lesion depth (p = 0,047; Wilcoxon). Glandosane® has been neutral towards sound enamel during 7 weeks exposure time: no mineral loss (p = 0,570; Wilcoxon) and lesion depth (p = 0,910; Wilcoxon) have occured. In specimens with artificial enamel lesions exposed to modified Saliva natura (mineral loss p = 0,955; lesion depth p = 0,307; Wilcoxon) and Glandosane® (mineral loss p = 0,955; lesion depth p = 0,670) significant difference has been observed. Conclusions: No curative effects of modified Saliva natura in situ could be confirmed. A demineralizing effect on sound enamel could not be prevented by modified Saliva natura. Glandosane® has shown neutral properties towards sound enamel. Neither modified Saliva natura nor Glandosane® have an effect on artificial enamel lesion.