Als Ende der 1960er Jahre die ersten Herztransplantationen durchgeführt wurden, lag die obere Altersgrenze für Herzspender bei 35 Jahren, und der typische Spender war ein durch Unfall zu Tode gekommener, gesunder Mensch. Aufgrund des zunehmenden Mangels an geeigneten Organspendern sind die Akzeptanzkriterien für Spenderherzen in den letzten 20 Jahren erheblich erweitert worden. Dies betraf insbesondere das Alter des Spenders und mittlerweile ist europaweit fast jedes vierte Spenderherz über 50 Jahre alt und der Spender typischerweise ein an einer spontanen intrakraniellen Blutung verstorbener Mensch. Auch wenn die guten Ergebnisse der Transplantation durch Verbesserungen in Operationstechnik und Nachsorge gehalten werden konnten, ändert dies nichts an der Tatsache, dass das atherosklerotische Risikoprofil im Spenderpool erheblich gestiegen ist. Erstaunlicherweise wird aber bis heute bei weniger als 5% der Spender im Eurotransplantbereich angiografisch eine Koronarsklerose ausgeschlossen und dies, obwohl nachgewiesenermaßen die versehentlich übertragene Koronarsklerose ein hohes perioperatives Risiko bedeutet. Neben der inzwischen widerlegten Behauptung, eine routinemäßige Koronarangiografie sei bei Herzspendern aus logistischen und/oder finanziellen Gründen nicht durchführbar, stand einem flächendeckenden Koronarscreening bisher wohl vor allem auch die Befürchtung der Nierentransplanteure entgegen, die Kontrastmittelgabe im Rahmen dieser Untersuchung könnte einen negativen Effekt auf die Spenderniere haben. Die Fragestellung dieser Arbeit war daher, ob die bei einem Multiorganspender durchgeführte Koronarangiografie einen negativen Einfluss auf die Funktion der Nieren des selben Organspenders nach erfolgter Transplantation hat oder ob sich kein negativer Effekt nachweisen lässt. Um diese Fragestellung zu beantworten, wurden retrospektiv alle Organspender analysiert, die im Zeitraum von 1/98 bis 12/02 der Organisationszentrale der DSO-Region Nordost, der Region mit dem höchsten Spenderaufkommen in Deutschland, gemeldet wurden. Dabei konnten zwei Gruppen von Multiorganspendern (mindestens Herz- und Nierenspender) gebildet werden, wobei in einer Gruppe (n=36) das Spenderherz im Rahmen der Voruntersuchungen mittels Koronarangiografie untersucht wurde (Angiografiegruppe), während in der anderen Gruppe (n=36) keine Koronarangiografie vor Organentnahme durchgeführt wurde (Kontrollgruppe). Angiografie- und Kontrollgruppe wurden dabei bezüglich der wichtigsten Parameter (Spender- und Empfängeralter, kalter Ischämiezeit und Zeitraums der Organentnahme) gematcht. Anschließend wurden weitere, für die Nierenfunktion bzw. den Transplantationserfolg relevante Parameter vor, während und nach Transplantation (s.a. Punkt 3.3) in beiden Gruppen erhoben und letztlich die Zielgröße der Untersuchung, die postoperative Funktion der transplantierten Nieren, verglichen. Dabei zeigte sich, dass bei nicht signifikanten Unterschieden aller Parameter auch die Zielgröße, der Transplantationserfolg gemessen an der Funktion des Nierengrafts nach Transplantation, in beiden Gruppen identisch war. Somit konnte durch die vorliegende Arbeit ein oft genanntes Argument gegen eine routinemäßig durchgeführte Koronarangiografie des Spenderherzens entkräftet werden.
At the beginning of clinical heart transplantation the upper age limit of heart donors was 35 years and the typical donor was a young and healthy trauma victim. Due to the increasing shortage of donor organs the donor criteria have been increasingly liberalized during the last 20 years. This is especially true for donor age and meanwhile every fourth heart donor in Europe is over 50 years old and suffered from spontaneous intracranial bleeding. Therefore the atherosclerotic risk profile in the donor pool has seriously increased. Nevertheless, within the Eurotransplant area donor coronary atherosclerosis is excluded by angiography in less than 5% of the donors despite the fact that transmitted coronary atherosclerosis represents a serious perioperative risk. This can probably be traced back to the statement, meanwhile disproved, that donor screening by coronary angiography is not feasible for logistic and economic reasons; further, nephrologists fear that the contrast medium used for coronary angiography may impair the donor kidney function. Therefore, the purpose of this study was to evaluate whether coronary angiography in the multi-organ donor may have a negative impact on the post-transplant function of the kidney or whether no negative effect is provable. To answer this question, all organ donors were analyzed who were registered within the north- east region of the Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) - which is the region with the highest number of donors in Germany - between January 1998 and December 2002. Two groups of multi-organ donors (at least heart and kidney) were compared: in one group the donor heart was screened by coronary angiography (n=36) whereas in the other group no coronary angiography was performed (n=36). The angiography group and the control group were matched in terms of donor and recipient age, cold ischemic time and time point of organ harvest. Parameters of kidney function or post-transplant course, respectively, were documented prior to, during and after transplantation and, finally, postoperative graft function was compared in the two groups. No significant difference between the groups could be found for any parameter. We conclude that in the multi-organ donor coronary screening by angiography has no negative impact on the post-transplant function of the kidney.