Diese Studie untersucht anhand ausgewählter Werke Benjamin Steins und Navid Kermanis, welche Bedeutung muslimische und jüdische religiöse Elemente in zeitgenössischen deutschsprachigen Erzähltexten haben. Dabei analysiert sie, wie die Werke beider Autoren Wissensbestände religiöser Traditionen reflektieren und inwieweit den Texten selbst religiöse Funktionen zukommen. Die Werke zeichnen sich dadurch aus, dass sich in ihnen jüdische und judaistische bzw. muslimische und islamwissenschaftliche Diskurse bedingen und überlagern. Dabei sind die sehr unterschiedlichen und komplexen Poetiken der Autoren hochgradig intertextuell und autofiktional. Die Arbeit zeigt, dass einige von Navid Kermanis Texten nicht nur Annäherungen an das Numinose beschreiben, sondern diese selbst vollziehen und der Autor seine Kunst als eine Art Gottesdienst verstehen will. Sie weist Benjamin Stein nach, dass er mit seinen Texten versucht, eine Begründung zu liefern für die Notwendigkeit zu glauben. Diese über den Bereich des Literarischen hinausstrebenden Aufgaben der literarischen Werke unterscheiden die Texte beider Autoren von anderen Werken religiös interessierter zeitgenössischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Die Analysen blicken daher im Verlauf der Studie auch auf die literarischen Felder, in denen Benjamin Stein und Navid Kermani verortet werden können, insbesondere auf die deutsch-jüdische Gegenwartsliteratur.
This thesis analyzes selected literary works from German authors Benjamin Stein and Navid Kermani in order to illustrate the meaning and status of Jewish and Muslim religious elements in contemporary German language literature. It analyzes both how the authors reflect upon religious traditions in their work and how their texts tend to fulfil religious purposes themselves. The novels and stories by the authors stand out because of their technique of interrelating meta-reflexive literary discourse with topics and motifs from the Jewish and Muslim traditions as well as from Jewish and Islamic Studies. This interconnectedness of literary and religious discourse leads to a highly intertextual and autobiographical poetics. The study shows that some of Navid Kermani’s texts strive to approximate to the void of mystical encounters. It also discusses how he understands his literary work as a praise of God. Benjamin Stein, however, attempts to prove the necessity of believing in God with his texts. Those elements of the works by both authors set them apart from their respective literary fields.