Archäologie im Scheinwerferlicht. Die Visualisierung der Prähistorie im Film 1895-1930 ist eine wissenschaftshistorische Untersuchung. Schon früh ist eine Popularisierung der Archäologischen Wissenschaften fassbar. Dabei beschränkt diese sich nicht, wie zu vermuten, nur auf den Film als visuelles Massenmedium, sondern ist geprägt von Plurimedialität und ihrer Interaktion. Dabei stehen die unterschiedliche Medien nicht allein, sondern beeinflussen sich gegenseitig. Die vorliegende Untersuchung zur Darstellung im Film dient in erster Linie dem Versuch die Einflüsse auf die Genese der Prähistorischen Archäologie durch ihre öffentliche Darstellung nachzuzeichnen. So fällt die wissenschaftliche Etablierung der Prähistorie zum Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1920er Jahre mit der Erfindung und der Erfolgsgeschichte des Films seit 1895 zeitlich zusammen. Der Blick auf die Frühzeit war darüber hinaus dadurch motiviert, die Anfänge spezifischer Darstellung zu fassen, und damit Motivation und Ursprung bestimmter Klischees einordnen zu können. In diesem Zusammenhang wurden verschiedene Thesen zugrunde gelegt, die an ausgewählten Filmen exemplarisch überprüft wurden. So ist die Autorin zunächst davon ausgegangen, daß das Selbstbild der Prähistorischen Archäologie sich von ihrem öffentlichen Bild maßgeblich unterscheidet. Der erste Teil der Arbeit ist demnach einer Übersicht zur Genese der Prähistorischen Archäologie unter besonderer Berücksichtigung des dahinter stehenden Selbstbildes gewidmet. Aus dieser Betrachtung ergab sich, daß Fachvertreter und damit auch die öffentliche Darstellung des Faches um eine Abgrenzung von anderen archäologischen Wissenschaften bemüht sind. Ihre Autarkie wird dabei in erster Linie durch den Hinweis auf die Methode (i.e. Grabung) begründet. In der Öffentlichkeit hingegen werden die Archäologischen Wissenschaften als beliebig austauschbar wahrgenommen. Ägyptologie und Klassische Archäologie sind quasi identisch. Doch wie ist dieses Bild entstanden? Die These, daß öffentliche Prähistorie als Stellvertreterarchäologie bezeichnet werden kann, lag der Überprüfung dieser Frage zugrunde. Archäologie in der Öffentlichkeit entspricht keineswegs dem zuerst geschilderten Selbstbild. Dabei ist die Verwendung von Stereotypen und Klischees in der populären Darstellung ein Allgemeinplatz. Es handelt sich jedoch - wie die Untersuchung zeigte - um wenige Stereotype, die immer wiederkehrend in der Öffentlichkeit sozusagen als pars pro toto eine bestimmte Epoche oder Kulturträger repräsentieren. Dabei sind sie, wie im Rahmen dieser Arbeit nicht nur für die filmische Darstellung gezeigt werden konnte, ausserordentlich konstant und deutlich älter als ihre filmische Verwendung. So wurden sie beispielsweise auch durch eine Vielzahl an Beschreibungen mitgeprägt. Zu großen Teilen sind sie bis heute in Gebrauch und akzeptiert. Jedoch werden sie mit veränderten Bedeutungsinhalten versehen, die sich am jeweiligen geistigen Klima der produzierenden Zeit orientieren. Erstmals wurde in der vorliegenden Arbeit auch die Beteiligung der Fachwissenschaft selbst am öffentlichen Bild der Prähistorie untersucht. Dabei wurde davon ausgegangen, daß die Art der Darstellung in der Öffentlichkeit nicht nur von Laien gestaltet wurde, sondern darüber hinaus von Wissenschaftlern, die bewußt die Bedürfnisse des Publikums nach einer bestimmten Art von archäologischer Präsentation bedienten. In der Folge ergibt sich daraus auch eine Rückwirkung auf das Fach selbst. Wie etwa, daß bestimmte Teilbereiche der Wissenschaft aufgrund ihrer häufigen Präsentation in den Medien große Akzeptanz genossen und damit beispielsweise bereitwilliger finanziell unterstützt wurden. Und wiederum in der Folge wissenschaftsgeschichtlich schnellere Fortschritte erzielten als andere Teilbereiche des Faches.
Since the earliest history of archaeology it has been subject of public presentation in diverse media. These are presentations in literatur, on paintings, through newspapers and magazines and last but not least on film. Today archaeology on film is something unique which unsually has nothing to do with the scientific archaeology. Several stereotypes and cliches are presenting only a few of the archaeological fields, for example the stone ages or ethnic groups like the celts. More seldom , not by archaeological proof, but in public use are for example the early middle ages. When prehistoric archaeology became a science at the end of the 19. century it was already part of a film in 1897, so these two namely film and archaeology came so to say together very soon. But what is the reason for this early alliance, how came that older stereotypes where taken over by film, and last but not least is there proof for influence by other media on the development of prehistory as science only in one direction or vice versa also. Did the kind of presentation of prehistoric archaeology in public also influence the development of the science of prehistoric archaeology? Subject of this dissertation are the films which deal with prehistoric, not antique topics, in the early time of film. To see, if the history of archaeological science was influenced by public presentation, the author divided her work into two parts. The first part shows how the „Selbstbild“ of prehistory was invented in close connection to the specific development of this archaeological subject beside the already existing classical archaeology. Between 1895 and until 1930, when tone on film was invented, several productions dealt whith prehistoric archaeology as sujet. In three main chapters, about bronceage archaeology in south-west Germany in film, about the film „Die Hermannsschlacht“ and about Stone Age comedys for example by Buster Keaton, the author shows how stereotypes were invented, if they are lasting, what kind of media did influence them and how the history of science was influenced by them. To integrate political and social surroundings in Germany during the Wilhelminian and Weimar epoc, only filmes which where screened in Germany are part of the examination.