Infektionen, die im Verlauf einer Krankenhausbehandlung auftreten (nosokomiale Infektionen (NI) oder Healthcare-associated Infections (HCAI)) haben eine große Bedeutung für betroffene Patienten und das Gesundheitssystem. Die Anwendung invasiver diagnostischer und therapeutischer Verfahren begünstigt die Entstehung der häufigsten NI wie katheterassoziierter Blutstrominfektionen (BSI) und Harnweginfektionen, beatmungsassoziierter Infektionen der unteren Atemwege, postoperativer Wundinfektionen und mit dem Bakterium Clostridium difficile-assoziierter Gastroenteritiden. Die weltweit zunehmenden Antibiotikaresistenzen bei nosokomialen Infektionserregern verstärken die Problematik der NI, da sie die Therapieoptionen reduzieren und Morbidität, Mortalität und Kosten weiter erhöhen. Für eine Reduktion der jährlich ungefähr 2,6 Millionen NI Fälle in Europa und 400 000 bis 600 000 NI Fälle in deutschen Krankenhäusern ist die Umsetzung von Hygienemaßnahmen von hoher Bedeutung. Neben unterschiedlichen bereichs- und infektionsspezifischen Empfehlungen gibt es eine Vielzahl von allgemeinen Maßnahmen, durch die Erregerübertragungen und NI vermieden werden können. Hierzu zählen z.B. Mitarbeiterschulungen, eine konsequente Händehygiene, der kritische Einsatz von Antibiotika und eine strenge Indikationsstellung für Devices sowie die Durchführung einer Surveillance, durch die Lücken in der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen erkannt und behoben werden können. Insbesondere der Vergleich mit den Daten anderer Teilnehmer hilft, mögliche Problembereiche zu identifizieren, die im alleinigen zeitlichen Vergleich eigener Daten nicht erkennbar gewesen wären. Die seit Ende der 1980er Jahre in Europa etablierten nationalen Surveillancesysteme bieten die Möglichkeit, Infektionsraten und Daten zur Struktur- und Prozessqualität auf nationaler und internationaler Ebene zu analysieren und wissenschaftlich darzustellen. Besonders die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Infektionsprävention ist hilfreich, um mögliche regionale Unterschiede der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen, von NI und Resistenzen in Europa standardisiert zu erfassen und auf dieser Basis Empfehlungen für die Prävention von NI und AB-Resistenzen formulieren zu können. Mit Hilfe verschiedener Studien im Rahmen des deutschen Netzwerkes KISS sowie anderer europäischer Netzwerke konnten Daten zu europäischen Unterschieden in der Häufigkeit von NI und der Anwendung von Antibiotika sowie in der Prozess- und Strukturqualität und zur Wirksamkeit von Interventionen zur Reduktion von NI erhoben und analysiert werden. Für den intensivmedizinischen Bereich konnten neben signifikant unterschiedlichen Raten der zentralvenösen Katheter (ZVK)-assoziierten BSI eine große Varianz der durchgeführten Blutkulturen (BK) und Unterschiede in der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen gezeigt werden. Auch für die deutschen Intensivstationen zeigten sich Defizite in der Prävention der ZVK-assoziierten BSI. Für die Anwendung von Antibiotika wurden in deutschen Krankenhäuser Aspekte nachgewiesen, die ebenfalls weiter verbessert werden können. Dass Verbesserungen in der Prävention möglich sind, konnte im Rahmen der multizentrischen Intervention Sepsis (ISEP) Studie gezeigt werden. Wichtige kulturelle Faktoren, die die Durchführung von Hygienemaßnahmen auf Dauer begünstigen -wie zum Beispiel ein unterstützendes Arbeitsumfeld und eine offene Fehler- und Lernkultur- sind jedoch nicht in allen Krankenhäusern vorhanden. Nur selten werden Hygieneziele auf Krankenhausebene formuliert und erkennbar kommuniziert. Die hohe Teilnahme an den unterschiedlichen Erhebungen zeigt jedoch, dass viele Krankenhäuser an einer weiteren Verbesserung der Infektionsprävention interessiert sind. Hierfür sollten neben allgemeineren hygienerelevanten Themen auch Maßnahmen zur Prävention spezifischer NI und zu ABS-Programmen in die Hygienerichtlinien aufgenommen werden. Zusätzlich sollte das pflegerische und ärztliche Personal stärker in die Implementierung der Empfehlungen eingebunden werden. Krankenhausleitungen sollten konkrete Hygieneziele verstärkt formulieren, diese Ziele effektiv in den Krankenhäusern kommunizieren und das Erreichen der Ziele in den klinischen Bereichen fördern.
Infections that occur during hospital treatment (nosocomial infections (NI) or healthcare-associated infections (HCAIs)) are of great importance to affected patients and the healthcare system. The use of invasive diagnostic and therapeutic techniques favors the development of most common NI such as catheter-associated bloodstream infections (BSI) and urinary tract infections, ventilator-associated lower respiratory tract infections, postoperative surgical site infections, and Clostridium difficile-associated gastroenteritis. Increasing antimicrobial resistance worldwide is compounding NI's problems by reducing treatment options and further increasing morbidity, mortality and costs. The implementation of infection prevention measures is of great importance for a reduction of approximately 2.6 million NI cases annually in Europe and 400 000 to 600 000 NI cases in German hospitals. In addition to different area and infection-specific recommendations, there are a variety of general measures that can be taken to avoid pathogen transmission and NI. These include e.g. healthcare worker (HCW) training, consistent hand hygiene, the critical use of antibiotics and a strict indication for devices as well as the implementation of a surveillance, which particularly helps to identify possible problem areas.The national surveillance systems established in Europe since the late 1980s offer the opportunity to analyze and scientifically present infection rates and structural and process quality data at national and international level. In particular, international cooperation in the field of infection prevention is helpful in order to standardize possible regional differences in the implementation of preventive measures in Europe and to formulate recommendations for the prevention of NI and AB resistance. Various studies within the German KISS network and other European networks have been used to collect and analyze data on European differences in the frequency of NI and the use of antibiotics, process and structural quality, and the effectiveness of NI reduction interventions. In addition to significantly different rates of central venous catheter (CVC) -associated BSI, a large variance of blood cultures (BC) and differences in the implementation of preventive measures could be shown for intensive care. Deficits in the prevention of CVC-associated BSI were also evident in German intensive care units. For the use of antibiotics aspects have been proven in German hospitals, which can also be further improved. Improvements in the prevention of BSI could be demonstrated in the multi-center intervention sepsis (ISEP) study. However, important cultural factors that permanently facilitate the implementation of hygiene measures, such as a supportive working environment and an open culture of learning, are not available in all hospitals. The high participation in the different surveys, however, shows that many hospitals are interested in further improving infection prevention. HCWs should be more involved in the implementation of infection prevention recommendations. Hospital administrators should increasingly formulate concrete infection prevention goals, communicate these goals effectively in hospitals, and promote the achievement of goals in clinical settings.