In close readings of different key texts by Henry James this dissertation explores the relations between tourism/travel and literature, considering different genres as well as different stages of writerly development.
In taking up the semiotic relation of the text marking the sight, this study advances beyond the structuralist underpinnings in MacCannell's conception to point to the intertextual dynamics of the touristic desire. In close readings of James's travel writings and fictions the texts offer configurations of place that activate the reader's desire to complement the text by reality. What is at stake in tourism, then, is how the reader is constructed (as tourist) by the supplements the text requires. The relation between literature and tourism depends on their functional capacity in a functionally differentiated society: the constitution of individuality.
The first chapter about James's story The Birthplace traces the creation of touristic meaning in the theatrical or fictional performance by the Shakespeare House's guide.
The ways in which touristic meaning is established in James's travel literature is the concern of the second chapter. The author turns himself into a fictional persona that experiences a place and thus creates a second level observer position for the reader with the poles of the place represented and the qualities of literary execution.
The second part of the dissertation examines the role of the place in the semantic configuration of selected fictional texts. The story Travelling Companions the value of place functions as a sign of unity among the lovers and of their difference to their ordinary world. In the novel Confidence the place turns into an emblem of love's unconsious dimension. The mature novel The Ambassadors emphasizes the autobiographical impact of the aesthetic- touristic experience on the protagonist.
In the conclusion, a reassessment of the interpretations systematizes the ontological, phenomenological and functional-systems-theoretical dimensions of the relationship between tourism and literature.
Die Arbeit möchte in der interpretativen Auseinandersetzung mit Texten von Henry James, die sowohl verschiedenen Gattungen und Genres als auch unterschiedlichen Schaffensphasen des Autors entstammen, das Verhältnis von Literatur und Reisen als das Verhältnis von Textrezeption und dem Text supplementärer kultureller Aktion (Reisen, Tourismus, Besuch des anderen Ortes) ins kulturwissenschaftliche Blickfeld rücken und Ansätze zu einer möglichen Konzeption dieses Verhältnisses aufzeigen. Die Herausarbeitung der Inszenierung des Ortes, in Verbindung mit dem Fokus auf der individualitätskonstituierenden Funktion der Literatur, suggeriert ein supplementäres Verhältnis von Literatur und Reisen.
Ausgehend von der zeichentheoretischen Formulierung des Tourismus bei MacCannell, in der die Sehenswürdigkeit (sight) durch einen marker, einen Verweis auf sie, konstituiert wird, stellt sich die Arbeit die Frage nach der Konstituierung der Attraktivität des touristischen Ortes in der Narration, also in der Konfiguration des Sight im Marker.
In einer gewissermaßen tourismus-prodädeutischen Interpretation von James' Erzählung The Birthplace erweist sich die Performanz des Protagonisten, Führer in Shakespeares Geburtshaus, als eine ausgesprochene Vermittlungsleistung: er vermittelt nicht die am Ort selbst fehlende Evidenz für die Diskurse über Shakespeare mit dem Bedürfnis nach Erzählung im Überschuß an fiktionaler Wahrheit, sondern den Sinn der touristischen Attraktion mittels fiktiver Narration.
Diesem Sinn der Narration wird in den Strategien der Jamesschen Reiseessays nachgespürt, wobei sich der Autor solcher Essays in der Selbstfiktionalisierung in einer Beobachterposition zweiter Ordnung installiert, die dem Leser eine Projektion sowohl an den repräsentierten Ort als auch in die Subjektivität anbietet, die in der Literarizität der Schilderung zum Ausdruck kommt.
In den folgenden Kapiteln wird in Interpretationen fiktionaler Werke die Rolle des Ortes in der semantischen Konfiguration der Narration untersucht. In den Liebeserzählung Travelling Companions fungiert der Wert des Ortes als Differenzzeichen der Liebenden gegenüber der Umwelt. Im Roman Confidence wird der Ort zum Emblem der un(ter)bewußten Dimension der Liebe. Im späten Roman The Ambassadors reflektiert sich die autobiographische Aufhebung der ästhetisch-touristischen Erfahrung des Ortes in der biographischen Sorge um sich selbst des Protagonisten.
Zusammenfassend systematisiert der Schluß das Verhältnis von Literatur und Tourismus in ontologischer, phänomenologischer und funktional- systemtheoretischer Hinsicht.