Die Lebertransplantation stellt heutzutage eine wirksame und anerkannte Therapieoption zur Behandlung terminaler Lebererkrankungen dar, wobei in Folge der Entwicklungen im Bereich der Immunsuppression, der Operationstechnik, der Organkonservierung und des intensivmedizinischen perioperativen Managements inzwischen 1-Jahres-Überlebensraten von über 90% und 5-Jahres-Überlebensraten von ca. 80% erreicht werden. Daher bestimmen inzwischen Komplikationen im Langzeitverlauf nach Lebertransplantation die weitere Prognose der Patienten. Die dauerhaft notwendige Immunsuppression ist für eine Vielzahl der im Langzeitverlauf auftretenden Komplikationen zumindest mitverantwortlich, zu denen neben kardiovaskulären Erkrankungen, metabolischen Störungen, Nierenfunktionseinschränkungen und neurologischen Symptomen auch de novo Tumore gehören. Für die vorliegende retrospektive Analyse wurden die Daten von 1711 Patienten untersucht, welche zwischen September 1988 und April 2006 an der Chirurgischen Klinik der Charité-Campus Virchow Klinikum lebertransplantiert wurden. Der Beobachtungszeitraum lag zwischen 12 und 223 Monaten, durchschnittlich bei 90 Monaten. Ziel der Erhebung waren neben der Erfassung von Art und Häufigkeit der aufgetretenen de novo Tumore auch die Identifikation möglicher Risikofaktoren für die Tumorentwicklung. Zudem wurde der Einfluss von de novo Tumoren auf das Langzeitüberleben untersucht. Von 1711 untersuchten Patienten entwickelten 137 Patienten mindestens einen de novo Tumor im Beobachtungszeitraum, was einer Inzidenz von 8% entspricht. Hauttumore bildeten mit einem Viertel die häufigste Tumorentität, bei knapp 15% der Fälle handelte es sich um PTLDs. 17 der untersuchten Patienten zeigten zwei oder mehr Tumore im Beobachtungszeitraum. Bei Patienten mit einem Mindestüberleben von 60 Monaten stellten de novo Tumore die häufigste Todesursache dar. In der univariaten Analyse der Einflussfaktoren auf das Patientenüberleben nach Kaplan-Meier waren männliches Geschlecht, älteres Patientenalter, primäre Lebertumore und alkoholtoxische Leberzirrhose als Transplantationsindikation sowie die Entwicklung eines de novo Tumors mit einem signifikant schlechteren Überleben assoziiert. In der multivariaten Analyse konnte nur für die Faktoren Entwicklung eines de novo Tumors und Patientenalter ein signifikanter Einfluss auf das Patientenüberleben nachgewiesen werden. Bezüglich der Tumorentwicklung konnte für die Faktoren Patientenalter, Indikation zur Lebertransplantation, primäre Immunsuppression und erlittene Abstoßungen in der univariaten Analyse ein signifikanter Zusammenhang nachgewiesen werden, wobei Cyclosporin A als primäres Immunsuppressivum mit einem höheren Tumorrisiko behaftet war. Abstoßungsepisoden waren nicht mit einem erhöhten Tumorrisiko assoziiert. Aufgrund ihrer Häufigkeit sowie ihrer Einflussnahme auf Langzeitmorbidität und –mortalität kommt der frühzeitigen Erkennung und effektiven Behandlung von de novo Tumoren in der Nachsorge von lebertransplantierten Patienten eine besondere Bedeutung zu. Zudem sollte die immunsuppressive Therapie auf einem möglichst niedrigen, noch tolerablen Level gehalten werden. Möglicherweise kann durch den Einsatz neuerer Immunsuppressiva (mTOR-Inhibitoren) das Tumorrisiko gesenkt werden, hierzu bedarf es jedoch weiterer Studien.
Liver transplantation is nowadays an effective and recognized therapeutic option for end-stage liver disease. As a result of improvements in the fields of immunosuppression, surgical techniques, organ conservation and perioperative intensive care management one-year patient survival rates over 90% and five-year survival rates about 80% are accomplished. Therefore long term complications after liver transplantation these days determine the prognosis. The permanent immunosuppression is at least jointly responsible for numerous complications such as cardiovascular diseases, metabolic disorders, renal impairments, neurological symptoms and de novo tumors. For this retrospective study data of 1711 patients was included, who underwent a liver transplantation between September 1988 and April 2006 at the surgical department of Charité-Campus Virchow Klinikum. The follow-up ranged from 12 to 223 months with a median follow-up of 90 months. Besides the collection of type and frequency of occurred de novo tumors identifying possible risk factors for the tumor development was the aim of this survey. Furthermore the influence of de novo tumors on long term survival was analyzed. Of 1711 analyzed patients 137 (8%) developed at least one de novo tumor during the observation period. Skin tumors were the most frequent tumor entity (a quarter of all de novo tumors) followed by PTLDs with 15%. 17 of the surveyed patients developed more than one tumor during follow-up. Within patients with a minimum survival of 60 months de novo tumors were the most common cause of death. In the Kaplan-Meier survival curves male gender, older age, liver tumors and alcoholic cirrhosis as indication for liver transplantation and the development of de novo tumors were significantly associated with shorter survival. In the multivariate analysis only patient age and development of de novo tumors showed significant influence on patient´s survival. For the risk of tumor development a significant association was shown for patient age, indication for liver transplantation, primary immunosuppression and rejections in the univariate analysis, with Cyclosporin A as the primary immunosuppression being associated with a higher tumor risk. Rejections didn´t lead to a higher tumor risk. Because of their frequency and major influence on long-term morbidity and mortality early diagnosis and effective treatment of de novo tumors are essential in the follow-up of liver transplant patients. Moreover the immunosuppressant therapy should be kept on the lowest tolerable level. The use of new immunosuppressants (mTOR-inhibitors) could possibly lead to a lower tumor risk, however more studies are needed to investigate this further.