Dekubitus sind schwerwiegende Gesundheitsprobleme. Die Braden- und Waterlow- Skala sind verbreitete Instrumente zur standardisierten Einschätzung des Dekubitusrisikos. Beide Instrumente sind unter anderem nur dann für die klinische Praxis geeignet, wenn sie hohe Interrater-Reliabilitäten aufweisen. Die Einschätzung zum Vorhandensein von Dekubitus und die Klassifikation entsprechender Gewebeschädigungen sollten ebenfalls reliabel sein. Mit der vorliegenden Dissertation wurde untersucht, wie hoch die Interrater- Reliabilitäten der Braden- und Waterlow-Skala sind. Es wurde weiterhin untersucht, ob die Anzahl der Pflegekräfte (eins oder zwei), welche Hautinspektionen vornehmen, die Dekubitusprävalenz und die Wahrscheinlichkeit der Dekubitusdiagnose beeinflussen und welche Dekubitusklassifikation die höchste Interrater-Reliabilität aufweist. Die Interrater-Reliabilität der Braden-Skala wurde in zwei Pflegeheimen untersucht. Mit Hilfe eines Systematic Reviews wurden empirische Befunde zur Interrater-Reliabilität der Waterlow- Skala zusammengetragen. Der Einfluss der Anzahl der Pflegekräfte auf die Dekubitusprävalenz und auf die Wahrscheinlichkeit der Dekubitusdiagnose wurde durch sekundäre Datenanalysen von Pflegeheimbewohnern und Krankenhauspatienten untersucht. Um die Dekubitusklassifikation mit der höchsten Interrater- Reliabilität zu identifizieren, wurde ein umfangreiches Systematic Review durchgeführt. Die Interrater-Reliabilität der Braden-Skala im Setting Pflegeheim war hoch. Bis auf Ausnahmen waren die Differenzen zwischen den Pflegekräften gering. Es konnten jedoch deutliche Hinweise gefunden werden, dass bestimmte Items der Braden-Skala einen relativ hohen Fehleranteil aufweisen. Die Waterlow-Skala wurde in der klinischen Praxis bislang in nur vier Studien untersucht. Die Anteile der absoluten Übereinstimmungen und Differenzen sind mit denen der Braden-Skala vergleichbar. Interrater- Reliabilitätskoeffizienten wurden bislang nicht bestimmt. Da über die Interrater-Reliabilität der Waterlow-Skala nichts bekannt ist, sollte die Anwendung unter Vorbehalt erfolgen. Für beide Risiko-Skalen gilt, dass die in der Praxis häufig verwendeten Cut-Off-Punkte eine Genauigkeit vortäuschen, die kaum erreicht wird. Sowohl in Pflegeheimen als auch in Krankenhäusern unterschieden sich die ermittelten Dekubitusprävalenzen zwischen Teams von zwei Pflegekräften gegenüber einer einzelnen Pflegekraft nicht. Die Anzahl der Pflegekräfte, welche eine Hautinspektion vornahmen, hatte ebenfalls keinen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit bei Patienten und Bewohnern einen Dekubitus zu identifizieren. Demzufolge könnte in zukünftigen Studien auf eine zweite Person verzichtet werden. Das würde personelle und zeitliche Ressourcen sparen. Untersuchungen zur Interrater-Reliabilität von Dekubitusklassifikationen sind heterogen und es liegen kaum aussagekräftige Ergebnisse für die klinische Praxis vor. Aufgrund der verfügbaren Evidenz ist es derzeit unmöglich zu entscheiden, welche Dekubitusklassifikation in der Praxis die höchsten Interrater-Reliabilitäten aufweist. Es fehlen Interrater- Reliabilitätsstudien, in denen vergleichbare Rater verschiedene Klassifikationssysteme unter vergleichbaren Bedingungen anwenden. Darüber hinaus sollte untersucht werden, wie die diagnostische Präzision bei der Klassifikation von Dekubitus in der Praxis verbessert werden kann.
Pressure ulcers are serious health problems. The Braden and Waterlow scales are instruments for assessing pressure ulcer risk. High levels of interrater reliability are required before both instruments can be applied in practice. Assessment and classification of pressure ulcers should be reliable as well. This thesis aimed to investigate interrater reliabilities of the Braden and Waterlow scales. Further, it was investigated whether the number of nurse raters (one or two) conducting skin inspection influenced the pressure ulcer prevalence and the probability of detecting pressure ulcers. Finally, it was investigated which pressure ulcer classification has the highest interrater reliability. The interrater reliability of the Braden scale was investigated in two nursing homes. A systematic review was conducted to synthesise empirical evidence about the interrater reliability of the Waterlow scale. The influence of the number of raters on pressure ulcer prevalence was investigated by means of secondary data analysis of nursing home residents and hospital patients. A systematic review was used to identify the pressure ulcer classification with the highest interrater reliability. The interrater reliability in the nursing homes setting was high. Despite a few exceptions differences between nurses were low. However, results suggest that there are some items of the Braden scale containing large amounts of measurement error. In the clinical setting the Waterlow scale was investigated in four studies only. Proportions of agreement and differences are comparable to the Braden scale. Interrater reliability coefficients were not determined yet. As the interrater reliability of the Waterlow scale is unknown this instrument should be applied with caution. The use of cut off points according to both scales in practice is limited. There was no difference in pressure ulcer prevalence rates between groups of one and two nurses in hospitals and nursing homes. The number of nurses conducting skin inspection did not influence the probability of detecting pressure ulcers in nursing home residents and hospital patients. Therefore it seems that two raters are no longer required. This would save personal and financial costs. Studies about interrater reliability of pressure ulcer classifications are heterogenic and there are hardly any relevant results for clinical practice. Based on the available evidence it is impossible to decide which classification has highest interrater reliabilities. There is a need of interrater reliability studies comparing different classifications applied under comparable conditions. Furthermore it should be investigated how diagnostic precision in practice can be enhanced.