Zusammenfassung Depressionen wirken sich in verschiedensten Bereichen auf den menschlichen Organismus aus. Neben den klassischen psychopathologischen Symptomen lassen sich auch mannigfaltige andere kurz- und langfristige Auswirkungen identifizieren. Die vorliegende Arbeit versucht einen Beitrag zu leisten, einige dieser Bereiche besser zu untersuchen und die Relevanz und die Folgen für die betroffenen Patienten zu bewerten. Hierbei handelt es sich um die kognitiven Störungen bei Depressionen und die cerebrale Reaktivität. Kognitive Störungen sind ein häufiges Phänomen, welches mit der Depression assoziiert ist. Es handelt sich um Einschränkungen u.a. in den Bereichen der Orientierung, des verbalen und visuellen Gedächtnisses, des semantischen Gedächtnisses und der psychomotorischen Schnelligkeit. Diese Symptome treten häufig mit Erkrankung an einer Depression auf und bedeuten für den Patienten eine massive Einschränkung in Alltags- und Berufsfunktionen. Wir wollten insbesondere den Verlauf kognitiver Störungen untersuchen, weil bisher nicht klar ist, ob diese für einen Patienten auch nach Abklingen der depressiven Krankheitsphase noch eine Relevanz hat. Ferner wollten wir Faktoren identifizieren, die möglicherweise für das Auftreten und den Verlauf kognitiver Störungen mitbestimmend sein könnten. Hier untersuchen wir den Einfluss der Subdiagnose der depressiven Störung und den Einfluss des Vorhandensein hirnstruktureller Läsionen. Wir fanden in unseren Studien signifikant schlechtere kognitive Leistungen bei akut erkrankten depressiven Patienten im Vergleich zu Gesunden. Wir fanden ferner, dass die kognitiven Symptome trotz Remission der depressiven Episode persistierten, dies war sogar noch 6 Monate nach Abklingen der Krankheitsepisode der Fall. Weder in Ausprägung, noch Muster oder Verlauf kognitiver Störungen fanden sich signifikante Unterschiede bei verschiedenen depressiven Subdiagnosegruppen. Wir konnten ferner keinen signifikanten Zusammenhang zwischen kognitiven Defiziten und Vorhandensein von Hyperintensitäten im Kernspintomogramm feststellen. Wir diskutierten die Studienergebnisse dahingehend, dass während depressiver Phasen auftretende kognitive Störungen offensichtlich nicht zeitlich mit der depressiven Psychopathologie parallel verlaufen, sondern trotz Verschwinden der depressiven Symptomatik persistieren. Die Faktoren, die ein Auftreten kognitiver Störungen bestimmen, gilt es noch zu identifizieren. Die von uns untersuchten Einflussfaktoren scheinen zumindest nicht allein das Auftreten kognitiver Störungen zu bestimmen. Möglicherweise kommt es auf die Koinzidenz mehrerer Faktoren an, um kognitive Störungen manifest werden zu lassen. Zahlreiche prospektive epidemiologische Studien fanden bei Personen, die an Depressionen erkrankten eine signifikant erhöhtes Risiko, an einem späteren cerebralen Infarkt zu erkranken. Dieses statistische Risiko blieb auch nach Kontrolle anderer bekannter Risikofaktoren signifikant. Eine Depression scheint also ein unabhängiger Risikofaktor für spätere cerebrovaskuläre Erkrankungen zu sein. Die hierzu führenden pathophysiologischen Mechanismen sind jedoch nicht bekannt. Wir hypothetisierten, dass die sogenannte cerebrovaskuläre (CVR) Reaktivität in der Depression beeinträchtigt sein und zu einem erhöhten Schlaganfallsrisiko beitragen könnte. Bei der CVR handelt es sich um die Fähigkeit des Gehirns auf einen entsprechenden Stimulus mit kompensatorischer Gefäßdilatation zu reagieren und so den Blutfluss konstant zu halten bzw. an einen veränderten Bedarf anzupassen. Die CVR stellt somit für die cerebrale Blutflussregulation einen wichtigen Mechanismus dar. Eine eingeschränkte CVR wurde bisher bei verschiedenen pathologischen Zuständen wie Hypertonus, Diabetes, Nikotinabusus und systemischer Lupus erythematodes. gefunden. Eine verminderte CVR konnte unabhängig vom Entstehungsmechanismus als ein Risikofaktor für das erstmalige Auftreten eines cerebralen Infarktes identifiziert werden. Die CVR wird mittels einer standardisierten Doppler-Stimulationsuntersuchung mit guter Validität und Reliabilität bestimmt. Wir untersuchten die CVR bei akut an einer Depression Erkrankten und einer Gruppe gesunder Kontrollen. Um alle anderen Faktoren zu kontrollieren, die bekanntermaßen zu einer veränderten CVR führen können, schlossen wir Personen mit jeglichen vaskulären Risikofaktoren aus. Zusätzlich durften die Patienten keine anderen Erkrankungen außer der Depression aufweisen. Wir fanden eine signifikant erniedrigte CVR bei den Depressiven im Vergleich zu den Gesunden, auch ohne das Vorhandensein klassischer vaskulärer Risikofaktoren. In der Folge versuchten wir andere Einflüsse auf die CVR jenseits von vaskulären Risikofaktoren zu finden. Um den Einfluss von Antidepressiva auf die CVR zu erhellen, untersuchten wir bei Gesunden in einer randomisierten, plazebo-kontrollierten doppelblinden Studie den Einfluss des Antidepressivums Mirtazapin auf die CVR, fanden jedoch keine Veränderung der CVR unter Mirtazapingabe. Wir beschäftigten uns ferner mit der Frage der Veränderung des cerebralen Blutflusses unter Vagusnerv-Stimulation (VNS). Die VNS ist eine inzwischen zugelassene Therapie der Depression. Unbeachtet der Wirksamkeit für verschiedene Krankheitsbilder bietet die Vagusnerv-Stimulation aber eine weitere Besonderheit, die wissenschaftlich von großem Interesse ist: es kommt durch die VNS zu einer direkten, kontrollierbaren, titrier- und messbaren Einflußnahme auf das zentrale Nervensystem. Physiologische Effekte, die in enger zeitlicher Korrelation entstehen, können sofort gemessen werden. Wir untersuchten daher den cerebralen Blutfluss von 10 depressiven Patienten, denen ein Stimulator implantiert worden war, mittels Doppler Sonographie vor dem erstmaligen Anstellen und während und Stimulation in drei verschiedenen Intensitäten in einer randomisierten Reihenfolge. Es zeigte sich jedoch, dass es zu keiner signifikanten akuten Veränderung des cerebralen Blutflusses gegenüber dem Basalwert kam. Eine verminderte CVR wird einen Schlaganfall um so eher begünstigen, desto länger sie besteht. Um pathophysiologische Zustände charakterisieren zu können, muss jedoch der Verlauf der CVR unter physiologischen Bedingungen bekannt sein. Wir untersuchten daher erstmalig den intra-individuellen Verlauf der CVR bei einer Gruppe von 33 gesunden Personen über einen Zeitraum von ein bis drei Jahren. Wir fanden bei unserem Probandenkollektiv beim follow-up keine signifikant veränderten Werte gegenüber der Baseline-Untersuchung. In Zukunft muss nun auch der Verlauf der CVR bei Patienten untersucht werden, um beurteilen zu können, ob die gefundene erniedrigte CVR bei Depressiven nur innerhalb der depressiven Episode besteht, oder darüber hinaus bestehen bleibt und damit zum berichteten erhöhten Schlaganfallsrisiko bei Depressiven beiträgt.
Abstract Depression has a deep impact on the ability of the human organism. By depression different kinds of normal functioning can be impaired. This work tries to make a contribution to elucidate some of these impaired functioning. We focused on cognitive functions and cerebrovascular reactivity as a part of cerebrovascular autoregulation. Cognitive deficits are a common phenomenon during depressive episodes and always have been the object of considerable research interest. it has traditionally been accepted that cognitive deficits in mood disorders are related to the acute state of illness; but this point is discussed controversially since some authors found cognitive disabilities in euthymic former depressive patients which led to the hypothesis that cognitive deficits might persist longer than the period of illness. Further it would appear to be reasonable to assume that there may be differences in cognitive functioning which could be used for differentiating between depressive subdiagnoses. Therefore in a couple of studies, we tried to find out whether there is a difference of cognitive impairment in time-course between different types of depression. In order to verify this hypothesis, a sample of depressive patients suffering from different subdiagnoses was neuropsychologically tested at the beginning and at the end of clinical treatment. We further investigated whether so called white matter hyperintensities might predict cognitive dysfunction. Our findings demonstrated that depressive patients perform worse than healthy controls on different cognitive tasks in the acute phase of the depressive episode; although depressive patients improved in all tests, they still performed significantly worse in verbal memory and verbal fluency compared to controls even after being in a euthymic state for at least six months and cognitive performance did not show a significant correlation with status of depression, or the presence of vascular risk factors or signal hyperintensities on MRI. Furthermore we did not find any differences between different depressive subdiagnoses. Therefore cognitive malfunction may last longer than the episode of illness itself. We could not however identify variables which cause this phenomenon. There are a growing number of reports that depression might increase the risk of stroke. Little is known, however, about the pathophysiologic links leading to this association. Cerebrovascular reactivity (CVR) reflects the compensatory dilatory capacity of cerebral arterioles to a dilatory stimulus and is an important mechanism to provide constant cerebral blood flow. We hypothesized that CVR might be reduced in patients with major depression thus contributing to the association between depression and stroke. We therefore investigated CVR under various study designs. We found that CVR is significantly reduced in depressed patients. Smoking is also associated with a significant reduction in CVR, while age and gender and antidepressive medication seem to have no significant influence. For the future it would be of high interest to evaluate CVR in time-course since an impaired CVR might contribute to cerebrovascular disease only if it last for a longer period of time. It would further be necessary to identify variables that influence CVR.