Die vorliegende Arbeit behandelt die professionelle Kompetenz von Lehrkräften und Lehramtsanwärter(inne)n für die Arbeit mit Schüler(inne)n mit Migrationshintergrund mit einem besonderen Fokus auf den Überzeugungen über kulturelle Heterogenität. Aufbauend auf sozialpsychologischer Forschung und dem Modell interethnischer Ideologien wurden zwei unterschiedliche Überzeugungen über kulturelle Heterogenität untersucht: Multikulturelle und egalitäre Überzeugungen. Beide teilen eine wohlwollend-anerkennende Haltung gegenüber kultureller Vielfalt, unterscheiden sich aber darin, ob kulturelle Unterschiede betont oder vernachlässigt werden sollten. Die Arbeit untersucht die differenziellen Voraussetzungen und Konsequenzen der beiden Überzeugungen für die pädagogische Arbeit in vier Teilstudien. Ausgangspunkt der Arbeit war das Ergebnis der ersten Teilstudie, demnach Lehrkräfte die Leistungen von Schüler(inne)n mit Migrationshintergrund und nichtdeutscher Herkunftssprache bei sprachlich komplexen Aufgaben signifikant stärker überschätzen als die Leistungen von Schüler(inne)n deutscher Herkunftssprache. Für die Analysen wurden die Daten von 305 Lehrkräften und 2088 Schüler(inne)n der nationalen Erweiterungsstichprobe von PISA 2003/2004 herangezogen. In den drei weiteren Teilstudien wurden die egalitären und multikulturellen Überzeugungen auf Grundlage einer Teilstichprobe von COACTIV-R (N = 433 Lehramtsanwärter(innen)) untersucht. Ziel der zweiten Teilstudie war die Entwicklung und Validierung der Teacher Cultural Beliefs Skala (TCBS). Die Ergebnisse zeigen, dass damit die egalitären und multikulturellen Überzeugungen reliabel erfasst werden können und sie bestätigen die theoretisch angenommene zwei-Faktoren-Struktur. In einer Zusatzerhebung mit 340 Lehramtsstudierenden und Studierenden der Erziehungswissenschaft wurde die Faktorenstruktur der TCBS erneut überprüft und die konvergente und divergente Validität der Subskalen getestet. In Teilstudie 3 wurden die multikulturellen und egalitären Überzeugungen in das Rahmenmodell professioneller Kompetenz eingebettet, das spezifisch für das Unterrichten von Schüler(inne)n mit Migrationshintergrund operationalisiert wurde. Es zeigten sich signifikante positive Zusammenhänge von multikulturellen Überzeugungen mit den Selbstwirksamkeitserwartungen und dem Enthusiasmus für das Unterrichten von Schüler(inne)n mit Migrationshintergrund, den integrativen Berufswahlmotiven der Lehramtsanwärter(innen) und der Bereitschaft, den Unterricht auf die kulturell heterogene Schülerschaft anzupassen. Egalitarismus hing dagegen signifikant mit einem geringeren Enthusiasmus und einer geringeren Anpassungsbereitschaft bzgl. des Unterrichts zusammen. Im Rahmen der vierten Teilstudie konnte gezeigt werden, dass den multikulturellen Überzeugungen eine vermittelnde Rolle zwischen eigenem Migrationshintergrund und Teilaspekten der professionellen Kompetenz für das Unterrichten in kulturell heterogenen Klassen zukommt.
The present PhD thesis deals with the professional competence of teachers and teacher candidates for teaching immigrant students with a special focus on cultural beliefs. Based on social-psychological research and the model of interethnic ideologies two different beliefs about cultural diversity were investigated. These two are multicultural and egalitarian beliefs, both of which reflect favorable attitudes toward immigrant students, but differ with regard to how cultural diversity is believed to be best accommodated in schools. In four studies, the thesis examines the differential preconditions and consequences of the two beliefs for working in culturally diverse classrooms. The starting point was the result of the first study showing that teachers overestimate the performance of bilingual immigrant students more than the performance of monolingual immigrant or non-immigrant students on a linguistically complex task. For the analyses, data from 305 teachers and 2088 students were drawn from the German PISA 2003 assessment. Data for the three following studies came from a subsample of the COACTIV-R project (N = 433 teacher candidates). Aim of the second study was the development and validation of the Teacher Cultural Beliefs Scale (TCBS), a questionnaire assessing multicultural and egalitarian beliefs of teachers. The results confirmed the theoretically assumed two-factor-structure and showed that both beliefs can be reliably assessed. The TCBS was validated in an additional sample of 340 students of educational science. Study 3 used the framework of professional competence to investigate the relationship between the two cultural beliefs and different aspects of professional competence for teaching immigrant students. Results from path model analyses showed that participants with multicultural beliefs reported more self-efficacy and enthusiasm for teaching, more integrative career motives, and a willingness to adapt their teaching to culturally diverse students. Egalitarian beliefs were negatively related to enthusiasm and to the willingness to adapt teaching only. Findings suggest that multiculturalism is a more beneficial strategy for teaching in culturally diverse settings than egalitarianism. Moreover, results from study 4 showed that multicultural beliefs can mediate the relationship between immigrant background and different aspects of professional competence for teaching immigrant students: participants with immigrant backgrounds reported higher multicultural beliefs which were in turn associated with higher self- efficacy and enthusiasm and lower levels of prejudice.