In der vorliegenden Untersuchung wurden 17 Pferde, die stereotypes Laufen zeigen, jeweils eine Woche von morgens kurz vor der Fütterung bis abends Ruhe im Stall einkehrt im Sommer und Winter direkt beobachtet. Daneben wurden von insgesamt 61 Pferden Daten per Fragebogen erhoben. Ziel der Arbeit war, das Verhalten zu beschreiben und Hinweise auf direkte Auslöser sowie Ursachen der Stereotypie zu erhalten. Der zu Beginn der Studie versendete Fragebogen an Reit-, Zucht-, Renn- und Fahrbetriebe in der Region Berlin-Brandenburg erzielte eine Resonanz von 41,2%. Zusätzlich meldeten sich Besitzer betroffener Pferde auf die beiden veröffentlichen Zeitschriftenartikel oder auf die Vorstellung des Projektes im Internet. Insgesamt konnte für das stereotype Laufen eine Prävalenz von 1,3% ermittelt werden. Das stereotype Laufen erfolgt auf einer geraden Strecke oder als Kreislaufen, wobei ersteres häufiger beobachtet werden kann. Die Wendung erfolgt in der Regel zum Zaun hin, der Kopf ist mehr oder weniger in Richtung Zaun gewendet. In der Box winden die Pferde sich gewissermaßen hin und her. Das Kreislaufen erfolgte bei den beobachteten Pferden überwiegend im Uhrzeigersinn. Die Tiere können während der Ausführung der Stereotypie sowohl völlig ruhig und gelassen wirken, als auch nervös und aufgeregt. Eine, wenn auch kurzzeitige, Ablenkung durch Außenreize während der Ausführung der Stereotypie konnte beobachtet werden. Nur bei 41,2% der Pferde kann das stereotype Laufen tatsächlich lediglich in der Box beobachtet werden. Daher wird der Begriff `Boxenlaufen´ für die Verhaltensstörung als ungeeignet angesehen und statt dessen die Bezeichnung `stereotypes Laufen´ vorgeschlagen. Der Anteil der Verhaltensstörung an der insgesamt beobachteten Zeit unterscheidet sich für alle Pferde während der Winter- und der Sommerbeobachtungsphase kaum. Dabei war der Anteil der Stereotypie am Zeitbudget bei einigen Tieren während der Sommerbeobachtung höher, bei anderen während der Winterbeobachtung. Ein Maximum der stereotypen Aktivität ist im Winter am Nachmittag zu verzeichnen, wenn die meiste Aktivität im Stall herrscht. Ein zweiter Peak liegt am Vormittag zu der Zeit, zu der die Pferde auf den Paddock oder die Weide gebracht werden und die Stallarbeiten erfolgen. Während der Sommerbeobachtung liegt das Maximum vormittags. Nachmittags ist ebenfalls ein Anstieg zu verzeichnen, der allerdings niedriger ist, als im Winter. Anhand der Daten konnte ein Zusammenhang zwischen der Rasse der Tiere und dem Auftreten der Stereotypie nachgewiesen werden. Dabei ist der Anteil betroffener Vollblüter besonders hoch, der Anteil der Kleinpferde und Ponys ist vergleichsweise gering. Fragen nach dem Charakter und Temperament der Tiere ergaben allerdings keinen Hinweis auf eine Prädisposition für die Ausbildung der Stereotypie. Der Anteil der Hengste an den betroffenen Tieren erscheint sehr hoch. Ein gehäuftes Auftreten des stereotypen Laufens bei bestimmten Nutzungsrichtungen der Pferde konnte nicht festgestellt werden. Ebenso konnte keine Häufung in einem bestimmten Altersbereich ermittelt werden. Auch die Bestandsgröße sowie die verfütterte Heumenge stehen in keinem Zusammenhang zum Auftreten der Stereotypie. Die betroffenen Pferde haben ganz überwiegend Zugang zu einem Paddock und/oder einer Weide. Bei über 60% der Pferde konnte der Beginn des stereotypen Laufens nicht ermittelt werden. Bei den übrigen Tieren wurden die erste Aufstallung, das Absetzen von Mutterstute, der Beginn der Ausbildung, die Trennung von Weidekumpanen oder ein Stallwechsel als Ursache angegeben. Daneben begann die Stereotypie bei mehreren Pferden während einer längeren Boxenruhe. Insgesamt waren 24% der registrierten stereotypen Aktivitäten (stereotypes Laufen bzw. Weben) direkt mit einem Umweltereignis in Verbindung zu bringen. In den übrigen Fällen war ein Zusammenhang lediglich zu vermuten. Ein Auslöser, der bei allen Pferden wirksam ist, konnte nicht gefunden werden. Stereotypes Laufen trat vor allem in Situationen auf, die für das Pferd mit Erregung verbunden sind, wie dem Erscheinen des Besitzers sowie allgemeiner Unruhe im Stall, Fütterung oder dem Herausbringen von Pferden aus dem Stall. Die Effektivität von Veränderungen im Management zur Therapie der Verhaltensstörung war nicht eindeutig zu beurteilen. Eine medikamentelle Therapie wurde bei keinem der Tiere vorgenommen. Das Unterbinden der Bewegung durch Anbinden hat lediglich bei einem Pferd zu einer Reduzierung der Stereotypie geführt, kein Pferd begann mit dem Weben. Bei allen Pferde war die Stereotypie generell nur sehr schwer oder gar nicht beeinflußbar. Bei den acht Tieren, bei denen die Verhaltensstörung nach Aussage der Besitzer zu Schäden am Tier geführt hat, muß von einem gestörten Wohlbefinden der Tiere ausgegangen werden. Im übrigen kann die Stereotypie als Weg gesehen werden, der dem Tier hilft, mit der Umwelt, die für das Tier nicht optimal ist oder war, zurechtzukommen. Daher sollte ein Tier nicht an der Ausführung der Stereotypie gehindert werden, sofern keine Schäden entstehen, um weitere Motivationskonflikte zu vermeiden. Allerdings sollte durch eine, individuell auf die ermittelten Auslöser abgestimmte Veränderung im Management, versucht werden, die Stereotypie zu reduzieren.
In this investigation 17 horses which show stereotypic walking, were observed directly during one week in summer and one week in winter. The daily observation started just before feeding in the morning and ended when there was no activity in the stable in the evening. Additional data from altogether 61 horses were raised by questionnaire. The aim of the study was to describe the stereotypic behaviour and to receive indications about environmental factors effecting the behaviour as well as causes of the stereotypy. The postal questionnaire that was sent to riding-, breeding- and racing- stables in the region Berlin-Brandenburg at the beginning of the study obtained a resonance of 41,2%. Additionally owners of box-walking horses contacted the author after the publication of two magazine articles and the presentation of the project in the Internet. Altogether a prevalence of 1,3% could be determined for stereotypic walking. Stereotypic walking takes place along a straight or circular route, the former being observed more frequently. Usually the horses turn to the fence when changing the walking direction, the head being more or less turned toward the fence. In the box the horses wind themselves to a certain extent back and forth. The observed horses showed stall-circling predominantly in clockwise direction. Completely calm walking could be observed as well as nervous and excited pacing. A diversion, although brief, by external attractions during the execution of the stereotypy could be observed. Only with 41,2% of the horses stereotypic walking actually takes place only in the box. Therefore the term `box-walking´ is regarded as unsuitable for the behaviour disturbance. Instead the term `stereotypic walking´ is proposed. For all horses the portion of the behaviour disturbance of the total observed time hardly differs between the winter and the summer observation period. In some cases the portion of the stereotypy of the time budget was higher in summer, in others during the winter observation. A maximum of the stereotypic activity is registered in winter in the afternoon, when most activity in the stable prevails. A second peak can be observed in the morning, at the time when the horses are brought on the paddock or the pasture and when stable work takes place. During the summer observation the maximum of stereotypic activity is in the morning. There is another rise in the afternoon which is lower, however, than in winter. In this study a correlation between the occurrence of stereotypy and the race of the horses could be shown. The prevalence of stereotypic walking was higher in Thoroughbred horses than in ponies. Questions about the character and temperament of the animals resulted, however, in no indication for a predisposition for the development of stereotypy. The portion of stallions among the stereotypic animals appears very high. An increased occurrence of stereotypic walking for specific utilizations of the horses could not be determined. Likewise no accumulation within a certain age range could be found. The number of horses on the yard as well as the quantity of fed hay had no effect on the incidence of the abnormal behaviour, either. A vast majority of the affected horses has access to a paddock and/or a pasture. With over 60% of the horses the beginning of stereotypic walking could not be determined. For the remaining animals the first time in stable, weaning, the beginning of the training, the separation from grazing pals or a stable change were indicated as a cause. Beside this in several horses the stereotypy started during a longer period when the horse had to stay in the box. Altogether 24% of the registered stereotypic activities (stereotypic walking and/or weaving) were related to an environmental event. In the remaining cases a connection was only to be assumed. A factor related to the prevalence of abnormal behaviour in all horses could not be found. Stereotypic walking arose particularly in situations that are connected with a high level of arousal for the horse, like the appearance of the owner, general unrest in the stable, feeding or taking horses out of the stable. The effectiveness of changes in the management for the therapy of the behaviour disturbance could not be judged clearly. A medicinal therapy was conducted with none of the animals. Preventing the movement by tying up led only in one case to a reduction of the stereotypy, no horse began to weave. In all horses the stereotypy was generally very hard or impossible to influence. With the eight animals whose behaviour disturbance, according to statements of the owners, led to damage to the animal, one must assume a disturbed well- being of the animals. In all other respects the stereotypy can be seen as a pattern which helps the animal to cope with an environment which is or was not optimal for the animal. Therefore an animal should not be prevented from the execution of the stereotypy as long as no damage develops, in order to avoid further motivation conflicts. One should try, however, to reduce stereotypy by changes in the management that are individually matched to causes that have been determined.