This cumulative doctoral dissertation consists of four empirical essays with income taxation as its common element. The focus is the analysis of selected income tax privileges and their effects on taxpayer behaviour. The first article provides new empirical insights on the elasticity of taxable income to the netof- tax rate. Using longitudinal income tax return data, the paper studies the effects of the German income tax reforms of 2004 and 2005 on individual (taxable) income growth, resulting from lower marginal tax rates. Disentangling short-term and long-term responses, the estimates indicate different dimensions of behavioral changes. The preferred specification yields high short-term and only moderate long-term elasticities, implying that the income tax reforms are recognized by taxpayers as an opportunity to saves income taxes without changing their individual reporting behavior persistently. The second paper analyses the tax privilege for charitable giving. From a sample of German income tax returns, the elasticity of charitable giving relative to tax incentives is derived to evaluate its fiscal effectiveness. Controlling for income and government spending effects, we conclude that the current deduction of private charitable giving for tax purposes is eligible to offset foregone tax revenues. From a fiscal point of view, the German system of tax deductibility should be rather maintained than abolished, when crowding-out effects are taken into account. The third article contributes to the empirical tax research literature by identifying tax and nontax characteristics which determine the individual demand for tax preparation services. Restricting the analysis to taxpayers with non-business income, empirical results find a strong and positive effect of tax losses, tax loss offsets and foreign source income. The findings also reveal that capital income and various tax deductions are important factors for the individual need of tax preparation services. Using tax preparation services can be regarded as a tool to become aware and manage income tax complexity. The fourth paper contains a controlled real-effort laboratory experiment to analyze the combined and isolated effects of labor and capital income taxation on individual risk taking. Holding constant the overall strain on the taxpayer´s earnings, the results indicate that taxpayers exhibit a higher propensity to take more risk, when tax incentives are shifted away from the capital income earnings towards labour earnings.
Die vorliegende Arbeit setzt sich aus vier Einzelbeiträgen zusammen. Der gemeinsame Forschungsschwerpunkt ist in der Untersuchung von Wahrnehmung und Wirkung der Ertragsbesteuerung und dem daraus resultierenden einkommensteuerlichen Deklarationsverhalten vereint. Das einführende Exposé nimmt eine Einordnung der Einzelbeiträge in den aktuellen Stand der betriebswirtschaftlichen Steuerforschung vor, indem diese hinsichtlich Thematik, Methodik und Ergebnis kurz beschrieben werden. Im Anschluss daran folgen die vier Einzelbeiträge. Der erste Beitrag untersucht die Verhaltensreaktion der Steuerpflichtigen auf eine Einkommensteuerreform. Die Reaktion wird auf Basis der Daten des German Taxpayer Panels gemessen und analysiert. Die Ergebnisse zeigen, dass die Einkommensteuerreform zu kurzfristigen elastischen Reaktionen bei den Steuerpflichtigen führt und als Steuerplanung interpretiert werden kann. Langfristig lassen sich nur moderate Verhaltensanpassungen beobachten, welche nicht ausreichen, um von einem aufkommensneutralen Charakter der Reform zu sprechen. Der zweite Beitrag zeigt, in welchem Maß die fiskalische Anreize gem. § 10 b EStG dazu beitragen, das in der Steuererklärung beobachtbare Spendenverhalten von Steuerpflichtigen zu erklären und zu beeinflussen. Das Ergebnis zeigt, dass unter Einbeziehung von Spenden- Crowding-Out-Effekten die derzeitige steuerliche Abzugsfähigkeit aus fiskalpolitischer Sicht gerechtfertigt werden kann. Im dritten Beitrag werden die Determinanten der Nachfrage nach Steuerberatungsleistungen analysiert. Da Beratungskosten sowohl als Betriebsausgaben als auch als Werbungskosten deklariert werden konnten, beschränken wir uns Aussagen über Steuerpflichtige, die ausschließlich nichtunternehmerische Einkünfte besitzen. Es zeigen sich positive Effekte von Verlusten und ihrer Verrechnung sowie von ausländischen Einkünften. Korreliert sind ebenfalls steuerliche Abzüge wie z.B. Sonderausgaben und die Nachfrage nach Beratungsleistungen. Der vierte Beitrag basiert auf einem wirtschaftswissenschaftlichen Experiment. Unter Setzung tatsächlicher monetärer Anreize wird untersucht, welche Auswirkungen das Zusammenspiel zweier Besteuerungsdimensionen auf die Bereitschaft zur Risikoübernahme besitzt: die Arbeitseinkommensbesteuerung und die Investitionsbesteuerung. Das Ergebnis dieses Beitrags zeigt, dass das riskante Investitionsverhalten eines Steuerpflichtigen maßgeblich durch die Variation der beiden Besteuerungskomponenten bestimmt werden kann. Dies gilt auch dann, wenn sich lediglich die Darstellung der Besteuerung nicht aber die Gesamtsteuerlast eines Steuersystems ändert. Der Erkenntnisgewinn der vorliegenden Dissertationsschrift ist in den politisch stark umstrittenen und akademisch viel beachteten Bereich des einkommensteuerlichen Deklarationsverhaltens natürlicher Personen einzuordnen. Die Analyse der Einkommensteuerreformen der Jahre 2004 und 2005 zeigen eine elastische kurzfristige Verhaltensanpassung der Steuerpflichtigen als Reaktion auf Einkommensteuertarifsenkungen. Diese impliziert, dass das einkommensteuerliche Deklarationsverhalten maßgeblich durch die Setzung fiskalischer Anreize durch den steuerpolitischer Planer (zumindest) in der kurzen Frist beeinflusst werden kann. Persistente Verhaltensreaktion können hingegen nur beschränkt beobachtet werden. Der Disaggregation des Deklarationsverhaltens in verschiedene Komponenten wird durch die Analyse der einkommensteuerlich relevanten Spendenbeträge als separat betrachtetes Element der Bemessungsgrundlagenermittlung Rechnung getragen. Die Untersuchung zeigt, dass das Spendenverhalten preiselastisch auf fiskalische Anreize reagiert und maßgeblich durch den individuellen Grenzsteuersatz eines Steuerpflichtigen determiniert wird. Die Nachfrage nach Steuerberatungsleistungen stellt einen vor-, gleich-, oder nachgeschalteten Prozess im Deklarationsverhalten dar und kann als wesentliche mitbegründende Komponente dessen angesehen werden. Insbesondere der konstitutive Charakter von Steuerberatungsleistungen prägt die steuerliche Biografie eines Steuerpflichtigen. Ökonomische (und besteuerungsrelevante) Entscheidungen eines Zensiten können sowohl ursächlich für die Nachfrage nach Steuerberatungsleistungen als auch deren Resultat sein. Je vielfältiger die Besteuerungsmerkmale (wie z.B. Spendenbeträge als Sonderausgaben) eines Steuerpflichtigen sind, desto wahrscheinlicher und desto höher ist seine Nachfrage nach Steuerberatungsleistungen. Die regelmäßig in Anspruch genommene einkommensteuerliche Expertise bewirkt wiederum im Gegenzug ein gesteigertes Gewahrsein von entstehenden und/oder entstandenen steuerplanerischer Potenziale in der kurzen Frist. Die experimentell erhobenen Daten belegen zudem, dass die unterschiedliche Darstellung identischer einkommensteuerlicher Belastungen zu signifikanten Abweichungen im Entscheidungsverhalten von Zensiten führen kann. Die systemische Transparenz in der Einkommensbesteuerung prädeterminiert das persönliche Verständnis für das eigene Deklarationsverhalten und somit implizit die individuelle Nachfrage nach Steuerberatungsleistungen. Letztere ist aus steuerpolitischer Sicht ein verlässlicher Indikator für die Beurteilung, welche steuerlichen Anreize als verhaltensmaßgeblich für das Deklarationsverhalten erachtet werden können.