In dieser Dissertation wird ein Modell der bilingualen grammatischen Enkodierung vorgeschlagen, das als zentrale sprachliche Einheit komplexe Zeichen (Konstruktionen) annimmt und mit allgemeinen kognitiven Prozessen die Entstehung der wichtigsten synchronen Sprachkontaktphänomene erklärt. Dazu werden zunächst die theoretischen Grundlagen der Konstruktionsgrammatik und der empirische Stand der Sprachproduktionsforschung eingeführt und zusammengebracht. Es wird argumentiert, dass der Prozess der grammatischen Enkodierung auf rein konstruktioneller Grundlage funktioniert. Sprachproduktion wird als motivierte Handlung verstanden, deren Ziel der Austausch von Informationen ist und eine implikative Hierarchie von Interaktionsmaximen beinhaltet, nach der sich Sprecher auch bei sprachübergreifenden Verwendungen richten. Die Modellierung der Sprachkontaktphänomene erfolgt anhand der Struktur des sprachlichen Zeichens bzw. der Konstruktion auf der Grundlage eines gebrauchsgestützten Verständnisses von Sprache. Es werden vier grundlegende Strategien vorgestellt, wie Sprecher die Elemente des Zeichens (Form, Bedeutung, Symbolische Verbindung) sprachübergreifend verwenden können: Insertion, Übersetzung, Imitation, Analogie. Die zentrale Strategie ist die Insertion bzw. die Kombination vollständiger, pragmatisch angemessener Zeichen. Daneben wird der Prozess der Übersetzung angenommen, bei dem die Wiedergabe der Konstruktionsbedeutung im Mittelpunkt steht. Außerdem werden zwei Strategien neu in die Kontaktlinguistik eingeführt, die auf allgemeinen kognitiven Prozessen beruhen. Die erste ist die Imitation semantischer Konfigurationen, die zweite die logische Schlussfolgerung oder Analogie aufgrund vorhandener Ähnlichkeiten innerhalb symbolischer Verknüpfungen. Alle vier Strategien können miteinander kombiniert und durch frequente Anwendung konventionalisiert werden. Die Varianz von Sprachkontaktphänomenen wird mit den Eigenschaften der betroffenen Konstruktionen erklärt. Die vier Strategien werden durch korpuslinguistische sowie traditionelle Analysen eines eigenen serbisch- ungarischen Korpus erklärt und ihre Vorhersagen bestätigt.
In this thesis, I propose a model of grammatical encoding in bilinguals, which assumes complex signs (constructions) to be the central unit in language processing and which attempts to explain the emergence of on-line language contact phenomena with general cognitive processes. To this effect, an introduction into the theoretical foundations of construction grammar and the empirical state of knowledge in the research on speech production is given and possible connections between both fields are highlighted. I argue that the process of grammatical encoding can be modeled on a constructional basis. Speech production is regarded as motivated action whose aim is the exchange of information and which involves an implicational hierarchy of interactional maxims the speaker complies to even in bilingual production. Language contact phenomena are then modeled using the structure of the linguistic sign (construction) and a usage-based understanding of language. I propose four strategies bilinguals can employ in order use the parts of the linguistic sign (form, meaning, symbolic link) across languages: insertion, translation, imitation, and analogy. Insertion is the central strategy and involves the selection and combination of complete and pragmatically appropriate signs. Another process is translation, which focuses on the reproduction of the constructional meaning. I also introduce two new processes to bilingual research, which themselves are based on general cognitive strategies. The first strategy is the imitation of semantic configurations, the second refers to logical inference on the basis of existing similarities between symbolic assemblies. All four strategies can be combined with each other and can become conventionalized through frequent usage. The attested variability of language contact phenomena is explained by means of the constructions' properties. The four strategies are explained and substantiated with the help of corpus linguistic as well as traditional syntactic analyses of my own corpus of Serbian-Hungarian bilingual interaction.