Einleitung: Das Ziel der vorliegenden Studie war, Gedächtnisbildung während einer Totalen intravenösen Anästhesie (TIVA) mit Propofol und Remifentanil in verschiedenen Narkosestadien unter Einbeziehung eines EEG-basierten Monitors der Narkosetiefe zu überprüfen. Die erste Hypothese prüfte, ob die Häufigkeit impliziter Gedächtnisbildung durch Kontrolle der Narkosetiefe mittels der Anwendung des Monitors reduziert werden kann. Die zweite Hypothese untersuchte, ob bei adäquater Narkosetiefe die Häufigkeit impliziter Gedächtnisbildung höher ist als bei tiefer Anästhesie. Die dritte Fragestellung prüfte, ob implizite Gedächtnisbildung durch den chirurgischen Stimulus verstärkt wird. Methodik: 160 Patienten wurden randomisiert der Studien- und Kontrollgruppe zugeordnet und unterzogen sich einem chirurgischen Eingriff. In der Kontrollgruppe wurde die Narkosetiefe allein anhand klinischer Kriterien ohne Anwendung des Cerebral State Monitors (CSM®) gemessen. In der Studiengruppe erfolgte die Messung der Narkosetiefe mittels CSM® anhand des Cerebral State Index, CSI. Postoperativ wurden die Patienten der Studien- und Kontrollgruppe in tiefe (CSI ≤ 39.4) und die empfohlene adäquate Narkosetiefe (CSI ≥ 39.5) unterteilt. Intraoperativ wurde eine standardisierte randomisierte Wortliste vorgespielt, um postoperativ die Fragestellung zur expliziten und impliziten Gedächtnisbildung zu beantworten. Postoperativ erfolgte ein strukturiertes Interviews nach Brice sowie der Wortstammbeendigungstestes kombiniert mit der Prozessdissoziationsprozedur (PDP) nach Jacoby. Ergebnisse: Das gesamte Patientenkollektiv betrachtend trat weder explizite noch implizite Gedächtnisbildung auf. Die Werte für implizites Gedächtnis (Score A, automatic, 0.09±0.09) und für explizites Gedächtnis (Score C, conscious, 0.05±0.15) zeigten keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen Patienten mit tiefer und adäquater Narkosetiefe. Im Gegensatz dazu zeigten die memory scores der PDP nach Jacoby unter Einbeziehung des erweiterten multinomialen Modells (EMM) nach Buchner Hinweise für explizite (Score C 0.05 [CI 0.02-0.08]) und implizite (Score A= 0.11 [0.09-0.12]) Gedächtnisbildung (p<0.01). Das EMM nach Buchner bezieht eine Ratevariable und die spontane Ergänzungshäufigkeit in die Auswertung ein. Schlussfolgerungen: Es gab keinen Nachweis für implizite oder explizite Gedächtnisbildung bei Patienten mit einer TIVA mit Popofol und Remifentanil. Keine statistisch signifikanten Differenzen gab es bezüglich der Gedächtnisbildung bei Patienten mit adäquater und tiefer Narkose. Dennoch zeigen die Ergebnisse nach Auswertung der PDP nach Jacoby Hinweise für Gedächtnisbildung. Die Auswertung mit dem EMM nach Buchner zeigte, das das Antwortverhalten allein auf Raten beruhte und weder implizites noch explizites Gedächtnis vorlag.
Background: There have been reports of memory formation during general anesthesia. The process-dissociation procedure has been used to determine if these are controlled (explicit/conscious) or automatic (implict/unconscious) memories. This study used the process-dissociation procedure with the original measurement model and one which corrected for guessing to determine if more accurate results were obtained in this setting. Methods: A total of 160 patients scheduled for elective surgery were enrolled. Memory for words presented during propofol and remifentanil general anesthesia was tested postoperatively by using a word-stem completion task in a process-dissociation procedure. To assign possible memory effects to different levels of anesthetic depth, the authors measured depth of anesthesia using the Cerebral State Index (CSI) with the help of the the Cerebral State monitor (CSM®). Results: Word- stem completion performance showed no evidence of memory for intraoperatively presented words. Nevertheless, an evaluation of these data using the original measurement model for process-dissociation data suggested an evidence of controlled (C 0.05; 95% confidence interval [CI] 0.02– 0.08) and automatic (A 0.11; 95% CI 0.09 – 0.12) memory processes (P < 0.01). However, when the data were evaluated with an extended measurement model taking base rates into account adequately, no evidence for controlled (C ﰀ 0.00; 95% CI – 0.04 to 0.04) or automatic (A ﰀ 0.00; 95% CI – 0.02 to 0.02) memory processes was obtained. Conclusion: Patients had no memories for auditory information presented during propofol/remifentanil anesthesia after midazolam premedication. The use of the process-dissociation procedure with the original measurement model erroneouslydetected memories, whereas the extended model, corrected for guessing, correctly revealed no memory.