dc.contributor.author
Kensche, Maria
dc.date.accessioned
2018-06-07T21:36:38Z
dc.date.available
2010-09-01T09:14:58.159Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/8173
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-12372
dc.description.abstract
Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist es, zwei medizintheoretische Konzepte
auf ihre jeweiligen Anwendungsmöglichkeiten im Bereich der Psychiatrie und
Psychosomatik hin zu untersuchen. Ausgewählt wurden der salutogenetische
Ansatz des Soziologen Aaron Antonovsky und das phänomenologisch-
anthropologische Konzept des Psychiaters Erwin Walter Maximilian Straus.
Sowohl Antonovsky als auch Straus haben für die Psychiatrie und Psychosomatik
wichtige Arbeit geleistet: Erstens, da sie begriffliche Grundlagen, Methoden
und Arbeitsweisen der Fächer aus unterschiedlichen theoretischen Perspektiven
beleuchteten und kritisch hinterfragten. Zweitens, da ihr therapeutisches
Herangehen auch heute noch überall dort eine Leitorientierung bietet, wo
Krankheit bekämpft und Gesundheit gefördert werden soll. In der vorliegenden
Arbeit wurden ihre Konzepte eingehend untersucht und vor dem Hintergrund ihres
Krankheits- und Gesundheitsbegriffes diskutiert. Die Analyse gliedert sich in
drei Teile: Nach der Einleitung (Kapitel 1) und der Vorstellung der Methodik
(Kapitel 2) werden im ersten Teil (Kapitel 3 und 4) die zwei Theorien
deskriptiv dargestellt. Überdies wird Bezug genommen auf die lebens- und
zeitgeschichtlichen Verflechtungen beider Wissenschaftler. Bei Straus ist
dieser Blick intensiver als bei Antonovsky, da das Leben und Werk des
Psychiaters in der heutigen Psychiatrie und Psychosomatik weitaus weniger
bekannt ist als das des Soziologen. Die biographische Darstellung seiner
Person und die kritische Analyse seiner wissenschaftlichen Texte sind ein
wesentlicher Schwerpunkt dieser Arbeit. Im Vorfeld wurden sowohl schriftliche
Dokumente und Bildmaterial als auch mündliche Berichte aus 15
Interviewgesprächen mit Medizinern, Psychologen, Philosophen, Soziologen und
Historikern aus Europa und Nordamerika untersucht und aufeinander bezogen, so
dass auf diese Weise ein umfassender Einblick in das Leben und Werk von Straus
gewonnen werden konnte. Im zweiten Teil der Analyse (Kapitel 5) werden
wesentliche Prinzipien beider Konzepte auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede
hin untersucht. Ihre Kernaussagen können aufgrund disziplinär bedingter
Differenzen in Methodik und sachlicher Fragestellung nach Ansicht d. Verf. nur
teilweise in Übereinstimmung gebracht werden. Dennoch konvergieren sie in dem
Bemühen, Gesundheit und Krankheit in Abhängigkeit von biologischen,
körperlichen und psychischen Voraussetzungen sowie von sozialen und
gesellschaftlichen Einflüssen zu betrachten. Weder Antonovsky noch Straus
geben in ihren Werken eine explizite Definition von Gesundheit. Beide
Wissenschaftler favorisieren ein mehrdimensionales Gesundheitsverständnis, das
neben einem Freisein von körperlichen Beschwerden auch Leistungsfähigkeit,
Selbstentfaltung, Selbstverwirklichung und Sinnfindung berücksichtigt.
Gesundheit ist für sie abhängig vom individuellen Umgang mit Belastungen,
Risiken und Gefahren im sozialen Kontext. Antonovsky wagt sich dabei noch
etwas weiter vor als Straus: Auf der Basis eines systemtheoretischen Ansatzes
geht er nicht nur von einer multifaktoriellen Ätiologie, sondern von multiplen
Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Determinanten aus. Mit seiner These
von einem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum belebt er die Diskussion um den
Krankheits- und Gesundheitsbegriff maßgeblich. Durch seine starke
Ressourcenorientierung hebt er sich wesentlich von der kurativen Medizin ab
und stärkt sowohl die verhaltens- als auch die verhältnisorientierte
Prävention. Stattdessen bleibt Straus vorwiegend dem pathogenetischen
Gesundheitsverständnis verpflichtet und konzentriert sich vornehmlich auf die
Entwicklung von kurativen Behandlungsansätzen. Im dritten Teil der Arbeit
(Kapitel 6 und 7) wird der Frage nachgegangen, welche Folgerungen sich aus den
Erkenntnissen von Antonovsky und Straus für die klinische und
wissenschaftliche Arbeit eines Psychiaters und Psychosomatikers ableiten
lassen. Das Fazit lautet: Beiden Modellen wird in der Prävention und
Bewältigung von Krankheiten ein hoher Stellenwert zuerkannt. Sie beinhalten
gegenüber einem rein empirisch-kausalanalytischen Vorgehen wesentliche
Fortschritte. Die phänomenologisch-anthropologische Arbeit von Straus führt in
erster Linie zu einem besseren Verständnis der subjektiven Erlebensweise des
Patienten. Antonovsky liefert wiederum wertvolle Ansätze zur
Gesundheitsförderung und Prävention. Hier liegt der Gewinn vor allem in der
Identifikation und Stärkung von gesunden Anteilen und Selbstheilungskräften
des Patienten. Aus der Analyse ergeben sich zwei wesentliche
Schlussfolgerungen: \- Die relevanten Determinanten von Gesundheit und
Krankheit lassen sich nicht allein durch quantitative Forschung beantworten.
Zu den genuinen Aufgaben psychiatrischer und psychosomatischer Wissenschaft
gehören auch problemgeschichtliche und ideologiekritische Untersuchungen, wie
sie Antonovsky und Straus beispielhaft vorgenommen haben. Für diesen
Wissenschaftszweig resultiert hieraus der klare Auftrag zu einer stärkeren
Integration von qualitativer Forschung. \- Psychiatrie und Psychosomatik sind
heute in viele verschiedene Einzeldisziplinen aufgefächert, die sich
hauptsächlich auf die Entwicklung konkret umsetzbarer neuer
Behandlungsmöglichkeiten konzentrieren. Die Vehemenz, mit der diese
Entwicklung in der Öffentlichkeit diskutiert wird, zeigt, wie wichtig es ist,
hier einen allgemeinen Handlungsrahmen zu schaffen, innerhalb dessen sich
Kliniker und Wissenschaftler orientieren können. Hierfür geben Antonovsky und
Straus viele nützliche Anregungen.
de
dc.description.abstract
This dissertation examines two medical-theoretical concepts and their
practical uses in psychiatry and psychosomatics. The two concepts selected for
this study are: the salutogenetic approach by Aaron Antonovsky, and the
phenomenological anthropology concept of Erwin Straus. The author thinks that
both models can complement currently dominating empirical and causal-
analytical research by important anthropological and resource-oriented
assumptions. Both Antonovsky and Straus have had a significant impact on
psychiatry and psychosomatic medicine: Firstly, because they examined and
challenged conceptual basics and methods of the two fields by looking at them
from different theoretical perspectives. Secondly, because even today their
therapeutic approach is still widely accepted as an orientation to where
diseases should be fought and health should be enhanced. In this thesis the
above concepts are examined in detail and discussed with regard to their
definitions of disease and health. The analysis consists of three parts: The
first part introduces the two theories from a descriptive perspective. Their
scientific-theoretical background is clarified, and the individual
propositions and the terminology used are described and explained.
Furthermore, the author takes a look at the biographical and historical
connections between the two scientists. In this connection, Straus is examined
more thoroughly than Antonovsky. In today’s psychiatry and psychosomatics much
less is known about Straus' life and achievements than about those of the
sociologist Antonovsky. The author considers this a disadvantage for this
scientific field, as Straus' works contain comprehensive material that can be
used to clarify terms like ‚norm’, ‚pathology’, ‚disease’, and ‚health’. His
biographical profile and an analysis of his scientific literature form the
basis of this thesis. The second part outlines key principles of both concepts
and compares their similarities and differences. It is demonstrated that their
core conclusions match only partially, which is due to the two scientists’
differing methodologies and approaches and their different academic
backgrounds. Despite many differences both of them tend to look at ‚health’
and ‚disease’ in dependence of biological, physical and psychological
preconditions and to take social and societal influences into consideration.
An analysis of their scientific works reveals that neither Antonovsky nor
Straus provide an explicit definition of ‚health’, but instead tend to
circumscribe the term. Both scientists preferred a multi-dimensional
conception of ‚health’, which, apart from the absence of physical problems,
comprises performance, self-development, self-realization, and finding a
meaning or purpose. According to them health depends on how people cope with
stress, risks and hazards within their social contexts. In this connection,
Antonovsky goes a step further than Straus: based on a system-theoretical
approach he assumes that there is not only a multi-factorial etiology but that
there are multiple interactions between the individual determinants. His
theory of a health-disease continuum meant a considerable stimulation of the
scientific discussion about the definition of ‚health’ and ‚disease’. His
strong resource-oriented approach stands out from established curative
medicine and supports both behavior and relation-oriented prevention. Instead,
Straus keeps following a definition of ‚health’ that is based on a
pathogenetic concept and mainly focuses on the development of curative therapy
approaches. The third part of the thesis examines which conclusions can be
drawn from Antonovskys and Straus’ findings, and what impact they may have on
the scientific work of psychiatrists and practitioners of psychosomatic
medicine. The result of this discourse is: both models are equally important
for preventing and coping with diseases. They are a considerable progress
compared with a purely empirical and causal-analytical concept. Straus’
phenomenological anthropology work primarily helps gain a better understanding
of a patient’s subjective experiencing. Antonovsky, on the other hand,
provides important approaches towards health promotion and prevention. The
main benefit lies in the identification and stabilization of healthy parts and
the patient’s self-healing power. The author concludes as follows: \- When the
terms ‚health’ and ‚disease’ are discussed on a scientific-theoretical and
practical basis, it soon becomes obvious that the relevant determinants cannot
be answered by quantitative research alone. The genuine responsibilities of
psychiatric and psychosomatic science therefore include problem-historical and
ideology-critical research, as done exemplarily by Antonovsky and Straus. This
branch of science clearly needs a stronger orientation towards qualitative
research. \- Today, psychiatry and psychosomatic medicine are divided into a
number of individual disciplines, which mainly focus on the development of new
and practical treatment methods. The intensity of public debates about this
development illustrates how necessary it is to create a framework of general
guidelines for clinicians and scientists. Therefore Antonovsky and Straus
provide a great deal of useful suggestions.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
Aaron Antonovsky
dc.subject
phenomenological psychiatry
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
„Phänomenologie“ von Erwin Straus und „Salutogenese“ von Aaron Antonovsky
dc.contributor.contact
maria.kensche@charite.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. et phil. G. Danzer
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. R. Hellweg, Prof. Dr. Dr. T. Fuchs, Prof. Dr. G. Baader, Prof.
Dr. med. H.-C. Deter, PD Dr. phil. N. Knoll
dc.date.accepted
2010-05-16
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000016690-2
dc.title.subtitle
Vergleich zweier konstruktiver Konzepte zur Gesundheit und ihrer Bedeutung für
die heutige Psychiatrie und Psychosomatik
dc.title.translated
"Phenomenology" by Erwin Straus and "Salutogenesis" by Aaron Antonovksy
en
dc.title.translatedsubtitle
Examination of two medical-theoretical concepts and their practical uses in
psychiatry and psychosomatics
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000016690
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000007305
dcterms.accessRights.dnb
free
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open access