Einleitung: Das Risiko zu stürzen steigt mit zunehmendem Alter. Gleichzeitig steigen auch das Verletzungs- und Sterberisiko Es stellt sich oft als schwierig heraus, Sturzursachen zu erkennen und das individuelle Sturzrisiko eines Patienten einzuschätzen. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, Sturzgeschehen und deren Risikofaktoren im Alter zu identifizieren. Methoden: Die Analyse erfolgte an dem Sektionsgut des Instituts für Rechtsmedizin der Charité. Betrachtet wurden alle obduzierten Verstorbenen ab dem vollendeten 70. Lebensjahr, bei denen mindestens ein Sturzgeschehen in der Vorgeschichte bekannt war. Zur Untersuchung eines möglichen Medikamenteneinflusses auf das Sturzgeschehen und dessen Folgen wurden Ergebnisse der chemisch- toxikologischen Untersuchungen einbezogen. Ergebnisse: Im Zeitraum vom 01.01.2011 bis 31.12.2012 konnten insgesamt 477 Fälle eingeschlossen wer-den, davon waren 51,8% Männer (n=247) und 48,2% Frauen (n=230). Das durchschnittliche Sterbealter betrug 76 Jahre. Das Sturzrisiko stieg mit zunehmendem Alter signifikant. Insgesamt stürzten 30% des untersuchten Kollektivs (n=141) zeitnah zum Todeseintritt, wobei davon wiederum 30% (n=43) im direkten Zusammenhang mit dem Sturzgeschehen verstarben. 90,8% der Stürze (n=128) ereigneten sich aus geringer Höhe und 9,2% aus großer Höhe (n=13). Die am häufigsten dokumentierte Verletzung nach Sturzereignissen aus geringer Höhe war das Schädel-Hirn-Trauma (34,4%). Weichteilverletzungen ereigneten sich bei 27,3% der Stürze, Frakturen der Extremitäten traten in 19,5% der Fälle auf. Insgesamt konnten bei 54,4% aller Fälle (n=260) Medikamente nachgewiesen werden. Die am häufigsten nachgewiesene Wirkstoffgruppe war die der nicht- steroidalen Antirheumatika (NSAR). 39% der akzidentell gestürzten über 70-jährigen (n=39) standen unter dem Einfluss von zentralnervös wirkenden Medikamenten (ZNM). Der Pearson-Chi-Quadrat Test zeigte, dass es einen scheinbar signifikanten Zusammenhang (p<0,001) zwischen der Einnahme von ZNM und Stürzen geben könnte. Auch die Einnahme von Antihypertensiva zeigte einen scheinbar begünstigenden Einfluss auf das Sturzgeschehen (p<0,013). Des Weiteren steigt scheinbar unter der Therapie mit blutgerinnungshemmenden Medikamenten das Risiko, eine Schädelinnenraumblutung in Folge eines Sturzes zu erleiden (p<0,003). Diskussion: Sturzgeschehen sind in zeitlicher Nähe zum Tod im höheren Lebensalter häufig, daher muss der Sturz im Alter als wichtiges Problem in der Versorgung Älterer betrachtet werden. Die Analyse erfolgte an einem vorselektierten rechtsmedizinischen Sektionsgut. Der Einfluss von Alter, Geschlecht, BMI, Alkoholkonsum oder Medikamenten auf stattgehabte Sturzgeschehen konnte in dieser retrospektiven Studie nur ansatzweise untersucht werden. Die erhobenen Daten dienen als repräsentative Grundlage für weitere prospektive Studienansätze zu diesem Thema. Zusammenfassung: Mit zunehmendem Alter steigt die Gefahr einen Sturz zu erleiden und dadurch immobilisationsbedingte Einschränkungen zu erfahren oder an den Folgen zu versterben. Der Einsatz von zahlreichen Medikamenten kann das Risiko, einen Sturz zu erleiden, erhöhen.
Introduction: The risk to fall increases considerably with age. Simultaneously, the risk of suffering injury or death increases as well. It is often difficult to correctly assess the causes and the individual risk of falling of a patient. The aim of this study is to identify fall events and their risk factors. Methodology: The analysis was performed retrospectively with autopsy results of the Institute of Forensic Medicine, Charité Berlin. The analysis included dead persons aged 70 or higher, for whom a fall incident was documented. In order to investigate a possible drug-misuse on falls results of a chemical-toxicological examination was incorporated. Results: In the period from 01.01.2011 to 31.12.2012 a total number of 477 autopsies were analyzed, of which 51.8% were men (n=247) and 48.2% women (n=230). The average age at the time of death was 76 years. The risk of suffering a fall increases significantly with age. Overall, 30% of all cases fell (n=141), of which in turn 30% (n=43) died directly caused by the fall event. 90.8% of falls (n=128) occurred from a low height and 9.2% from a great height (n=13). The most frequently documented post-fall injury from a low height is the craniocerebral trauma (34.4%). Injuries of soft parts occurred in 27.3% of falls, fractures of the extremities occurred in 19.5% of cases. Overall, in 54.4% of cases (n=260) a use of medication was registered. The most com-monly detected drugs were non-steroidal anti-inflammatory drugs (NSAIDs). About 39% (n=39) of fatal falls aged above 70 were under the influence of drugs affecting the central nervous sys-tem (ZNM). The Pearson chi-square test shows that there is a significant correlation (p<0.001) between the intake of ZNM and the actual fall. Also taking antihypertensives shows a favorable influence on the fall (p<0.013). Furthermore, under anticoagulation therapy (ACT) the risk of suffering an intracranial hemorrhage following a fall increases (p<0.003). Discussion: Fall events in the temporal proximity to death are common amongst the elderly. Therefore, the fall should be considered as an important problem in gerontology. The analysis was performed on a pre-selected number of autopsies in forensic medicine. The influence of age, sex, BMI, alcohol consumption or drug history can only be investigated in a limited way in a retrospective study. The collected data is used as a representative basis for further prospective study approaches on the issue. Summary: With age, the risk increases to suffer a fall and thereby experiencing immobilization or eventually even death. The use of many drugs may increase the risk of suffering a fall.